Samstag, 2. Februar 2008

Findlay Brown, Paris, 01.02.08


Konzert: Findlay Brown
Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 01.02.2008
Zuschauer: gab es leider nicht sehr viele



Am 12. September vergangenen Jahres feierte meine Frau Geburtstag. Auch Philippe, der Konzert-Junkie war geladen. Er war nicht der einzige Musiknarr, der auf der Gästeliste stand, es gab auch noch eine ganze Reihe ähnlich süchtiger Menschen, die aber fast alle erschienen. Nur Philippe kam in Kalamitäten: "Ähh, Cécile, ich würde ja gerne kommen, aber Findlay Brown spielt heute abend im Divan Du Monde, das bringt mich in eine Konfliktsituation", ließ er per e-mail wissen. - "Na dann geh' halt eben zu dem Konzert, wenn Du hinterher noch Lust hast, kannst Du ja immer noch vorbeischauen", richteten wir ihm aus. Und so geschah es dann auch, die wandelnde Musik-Enzyklopädie tigerte zu Findlay, ließ sich aber tatsächlich im Anschluß noch bei uns blicken. Fein, fein, so war jeder zufrieden...


"Ich verehre Findlay Brown, aber wie Du ja weißt, habe ich den schon letztes Jahr im Divan Du Monde gesehen, also gehe ich heute zu dem gleichzeitig in der Flèche d'or spielenden Levy, wir sehen uns dann wohl nicht". Schade, Philippe hatte mir schriftlich einen Korb gegeben, jetzt wo ich endlich auch mal zu Herrn Brown wollte! Umso größer war meine Überraschung den Mitvierziger in der Maroquinerie anzutreffen. Der Terminplan wurde geändert, Levy trat in der Flèche d'or erst später auf und mein Freund hatte plötzlich auch wieder Zeit für den englischen Singer/Songwriter. Wie so oft war er wieder früher erschienen und bekam im Gegensatz zu mir noch das gesamte Set der Franzosen von Revolver mit. "Wie die Zombies und die waren großartig schwärmte er". Stimmt, das was ich noch gehört hatte, klang wirklich ein wenig nach der stets unterschätzten Kappelle aus den 60-70er Jahren. Die drei Jungs von Revolver boten wunderbar harmonische Chorgesänge und erfreuten damit die Herzen der samt und sonders auf dem Boden sitzenden Pariser. Aber auch was danach kam, war stark. This Is The Kit ist das Pseudonym, das sich die niedliche Engländerin Kate Stables gegeben hat. Die leicht hippiesk gekleidete junge Frau, die momentan in Paris lebt, erschien aber nicht alleine. Mitgebracht hatte sie Jeese D Vernon, einen schüchtern wirkenden jungen Mann, der Kopf der Band Morningstar ist. Die Beiden harmonierten gut zusammen, sie spielte Gitarre, oder Banjo, er ebenfalls Gitarre und oft die Percussions. Besonders die Stimme von Kate hatte es mir angetan, sie erinnerte ein wenig an Dawn Mc Carthy von den Faun Faibles, die zusammen mit Bonnie Prince Billy 2006 ein wundervolles Album eingespielt hatte. Dem Set wirkte auch manchmal etwas Experimentelles an, es wurde aber nie schwer verdaulich. Im Genteil, der Charme und die Wärme der hübschen Lieder verzauberte mich auf Anhieb. This Is The Kit muß ich unbedingt im Auge behalten, bald soll auch das erste Album erscheinen.

Setlist This Is The Kit, La Maroquinerie, Paris:

01: She Does
02: One Of These Socks
03: Birchwood Beaker
04: We Need Our Knees
05: Krülle Bol
06: Two Wooden Spoons
07: With Her Wheels Again
08: In The Pines
09: Creeping Up Our Shins

Mehr Fotos von This Is The Kit

Es war schon gegen 22 Uhr (spät für Pariser Verhältniss, wo es normalerweise um 21 Uhr mit der Hauptgruppe losgeht), als sich ein großgewachsener, junger Mann in schwarzen Skinny-Jeans dem Publikum vorstellte. Es handelte sich um Findlay Brown, einen Burschen, der verblüffende Ähnlichkeit mit dem jungen Elvis Presley (als er noch schlank war) hatte. Diese Gesichtsform und die nach hinten gekämmten Haare, Wahnsinn, als stünde der Sohn des King vor einem! Musikalisch war das aber zum Glück näher an Nick Drake, als an der Legende aus Memphis dran, vor allem zu Beginn, als der Sänger einige Lieder ganz alleine an der Gitarre vortrug. Andächtig schaute das nach wie vor auf den Stufen und dem Boden sitzende Publikum Richtung Bühne und schmachtete vor sich hin. Ein durchgängig ruhiger Liederabend wurde es aber dennoch nicht. Dafür sorgte die vierköpfige Band, die nach drei Liedern erschien und die Lautstärke deutlich erhöhte. Darunter war auch eine blonde Keyboarderin, die Findlay auf amüsante Weise vorstellte. "Sie ist Serbin, zumindest zum Teil. Zum anderen Teil ist sie Kroatin und das ist ihre bessere Hälfte!" Der melancholische Kerl hatte also auch Humor und schüchtern wie ein Nick Drake wirkte er schon gar nicht. Einmal forderte er sogar die Leute auf, ein bißchen mehr mitzugehen. "Hey, come on, I know you can to this better than that". Vielleicht lag die Zurückhaltung bei den Besuchern daran, daß so einige neue Titel gespielt wurden, die dann auf der zweiten CD des Engländers zu finden sein werden. "In meiner Heimat bringe ich die neuen Sachen schon eine ganze Weile, ich hoffe ich überfordere Euch nicht damit", schilderte der Crooner fast entschuldigend. Das war allerdings wirklich nicht das Problem, denn die unveröffentlichten Stücke schienen mir auch überwiegend sehr gelungen. Natürlich aber waren "alte" Perlen wie "Separated By The Sea", "I Will" und "Come Home", die allesamt am Anfang gebracht wurden, vertrauter und eingängiger. Vom Debüt stammte auch eines der Highlights des Abends nämlich das entfernt an The Coral erinnernde "Losing The Will To Survive". Ganz egal, ob neue oder alte Lieder, eins wurde jedenfalls deutlich: Der Mann hat jede Menge Talent! Seine psychedelischen, klassisch arrangierten Kompositionen wirkten zeitlos und bestens gewappnet, den Hörer auch noch in etlichen Jahren zu erfreuen, dann wenn schon andere gehypte Bands längst in der Versenkung verschwunden sind. Deshalb war es auch kein Problem, daß ich persönlich Findlay erst später als Philippe erlebt habe. Der Künstler, der am Ende zur Überraschung aller auch noch eine Zugabe mitten im Publikum gab, wird uns zum Glück noch eine ganze Weile erhalten bleiben, da bin ich mir sicher!

Setlist Findlay Brown, Maroquinerie, Paris:

01: Separated By The Sea
02: Come Home
03: I Will
04: Love Will Find You
05: All That I Have
06: That's Right
07: Nobody Cared
08: I Had A Dream
09: Losing The Will To Survive
10: Don't You Know I Love You

11: Mystery Train
12: Down Among The Dead Men





 

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