Soundcheck: Noel Gallager
Ort: Palladium zu Köln
Datum: 04.12.2011
Dauer: etwa eine halbe Stunde
Von Ursula von Neulich-als-ich-dachte, vielen Dank!
Es begann mit der Aufforderung meines Freundes, doch bitte bei einem Gewinnspiel der Musikdatenbank Simfy mitzumachen. Der Preis: Zwei Karten für das ausverkaufte Konzert von Noel Gallagher in Köln, mit zusätzlichem Besuch des Soundchecks. Warum er sich als riesiger Oasis-Fan nicht einfach selbst angemeldet hat, weiß ich nicht (ich bin nämlich anders als er Simfy-Nutzerin, doch eine Registrierung dort ist nicht gerade kompliziert), aber ich erfüllte meinen Auftrag, stellte die wahrscheinlich langweiligste denkbare Oasis-Top-10-Liste zusammen und nahm so am Gewinnspiel teil. Und bekam wenige Wochen später eine Mail mit der Gewinnnachricht!
So ganz fair erschien es mir ja nicht, dass ausgerechnet ich, die Oasis ganz nett fand, aber mehr auch nicht, diesen Preis gewonnen hatte. Ich habe aber eine Theorie dazu: Richtige Fans, am besten noch solche aus der High Fidelity-Liga, hatten sicherlich furchtbare Schwierigkeiten damit, ihre Top 10 auszuwählen. Viele Listen wurden wahrscheinlich niemals eingesandt, oder sie enthielten die Top 2000, oder Simfy erhielt Beschwerdemails der potenziellen Teilnehmer, warum diese oder jene B-Seite nicht in der Datenbank verfügbar sei ... und so blieb dann eben nur ich Absahnerin übrig.
Im Vorfeld bekam ich einige E-Mails von der Eventmanagerin, die den genaueren Ablauf erklärten, doch viele Fragen blieben für mich offen. Vor allem diese: So richtig spannend ist so ein Soundcheck ja normalerweise nicht. Hatte ich etwa gewonnen, dabei zuzusehen, wie Herr Gallagher seine Gitarre stimmt, kurz "one two one two" sagt und dann wieder abhaut?
Gespannt fanden wir uns dann am Sonntagnachmittag vor dem Kölner Palladium ein und waren bei weitem nicht die ersten: Eine ganze Schar Oasis-Ultras mit Bannern, Fotoalben, dekorierten Autos, Klappstühlen und einem Kasten Kölsch hatten es sich in der Einlass-Schlange schon einmal wohnlich eingerichtet. Nachdem ich auch nicht wusste, wie exklusiv diese Soundchecksache nun eigentlich sein sollte, nahm ich zunächst an, dass wir nun alle in die Halle gehen würden, in der man Noel schon "Mucky Fingers" spielen hören konnte.
Aber weit gefehlt: Die Eventmanagerin traf ein und nahm neben uns nur noch vier weitere Personen (ebenfalls Gewinnspielteilnehmer anderer Medien) mit ins Palladium - die Ultras mussten auf das "richtige" Konzert am Abend warten. Unser Preis war also tatsächlich ziemlich exklusiv: Sowohl auf dem Weg in die Halle als auch später wurden wir ständig von Bediensteten angesprochen und gefragt, wo wir denn hin wollten. Offensichtlich ist die Anwesenheit Außenstehender bei Soundchecks im Team Gallagher definitiv kein alltägliches Ereignis.
Man hatte uns auch vorab nicht weniger als dreimal eingeschärft, dass wir
a) keinesfalls klatschen dürften, um die Konzentration des Sängers nicht zu stören, und b) mit dem Handy Fotos machen dürften, aber keineswegs mit einer Kamera. Der unserem Grüppchen zugewiesene Stehbereich im riesigen Palladium befand sich neben dem mit einem Manchester City-Trikot dekorierten Mischpult und war ein ganzes Stück von der Bühne entfernt. Da auf dieser außerdem ziemliche Dunkelheit herrschte (die Lampen wurden erst etwas später getestet), griff ich eher lustlos zum Handy, um ein Bild von Herr Gallagher zu machen, auf dem man sicher so oder so nichts erkennen können würde. Aber sobald ich den Auslöser drückte, erschien aus dem Nichts ein Bühnenhelfer neben mir und erklärte streng, Handyfotos seien verboten. Hä? Es stellte sich heraus, dass uns die Regelung falsch herum mitgeteilt worden war: Kameras waren erlaubt, Handys aber nicht. Was mag wohl der Sinn dieser komischen Vorschrift sein? Egal, mit der Kamera konnte man immerhin zoomen (bekam aber, sobald man sie auspackte, eingeschärft, dass nicht gefilmt werden dürfe).
a) keinesfalls klatschen dürften, um die Konzentration des Sängers nicht zu stören, und b) mit dem Handy Fotos machen dürften, aber keineswegs mit einer Kamera. Der unserem Grüppchen zugewiesene Stehbereich im riesigen Palladium befand sich neben dem mit einem Manchester City-Trikot dekorierten Mischpult und war ein ganzes Stück von der Bühne entfernt. Da auf dieser außerdem ziemliche Dunkelheit herrschte (die Lampen wurden erst etwas später getestet), griff ich eher lustlos zum Handy, um ein Bild von Herr Gallagher zu machen, auf dem man sicher so oder so nichts erkennen können würde. Aber sobald ich den Auslöser drückte, erschien aus dem Nichts ein Bühnenhelfer neben mir und erklärte streng, Handyfotos seien verboten. Hä? Es stellte sich heraus, dass uns die Regelung falsch herum mitgeteilt worden war: Kameras waren erlaubt, Handys aber nicht. Was mag wohl der Sinn dieser komischen Vorschrift sein? Egal, mit der Kamera konnte man immerhin zoomen (bekam aber, sobald man sie auspackte, eingeschärft, dass nicht gefilmt werden dürfe).
Der Aufenthalt in der Halle entpuppte sich somit als ziemlich stressig: Ständig machte man etwas falsch oder bekam finstere Blicke ab. Langsam gelang es uns aber dennoch, uns auf das Musikgeschehen zu konzentrieren, denn Herr Gallagher und seine Band hatten ja bereits auf der Bühne gestanden, als wir herein kamen. Und was dort stattfand, war ziemlich gut. Es gab kein "check check one two three", sondern es wurden einfach komplette Lieder gespielt. Und zwar:
Mucky Fingers (von draußen gehört)
Freaky Teeth
If I had a Gun ...
(Stranded on) The Wrong Beach
Don't look Back in Anger
It's Good to be Free
Don't think twice it's all right (Bob Dylan Cover)
Wonderwall
Supersonic
Und ich muss sagen, ich war überraschend angetan. Das Noel Gallagher-Soloalbum ist sowieso ziemlich gut, aber gerade die alten, im Grunde totgespielten und -gehörten Oasis-Songs erhielten in ihren zum Teil akustischen Versionen in der leeren Halle wieder ihren alten Zauber. Dass er vor einem praktisch leeren Raum auftrat, schien auf Gallaghers Motivation als Performer keinen Einfluss zu haben - immerhin spielte er mit dem Bob Dylan-Cover sogar ein Lied, das im abendlichen Set gar nicht auftauchte. Und so war es geradezu schwierig, sich zu beherrschen und am Ende nicht doch ein wenig zu klatschen - oder gar bei "Don't look back in anger" mitzusingen, was, obwohl nicht verboten, sicherlich einen sofortigen Rausschmiss bedeutet hätte.
Der ganze Spaß dauerte nur eine halbe Stunde, dann verließ Noel die Bühne und wir mussten wieder nach draußen. Ein etwas bizarres, aber in jedem Fall einmaliges und auch schönes Erlebnis.
1 Kommentare :
Super, ich freu' mich fuer euch!
Ich hatte im April die Gelegenheit, beim J Mascis-Soundcheck dabei zu sein. Die Band eines Freundes hat als Vorgruppe gespielt, und die Jungs und ich konnten ganz ungezwungen in der Konzerthalle in einer Ecken auf Sofas sitzen.
Das wir mucksmaeuschen still waren, versteht sich ja wohl von selbt, vor allem bei einem so scheuen Reh wie J es ist.
Es war sehr interessant, dabei zu sein. Ich hab' auch gefilmt und die Aufnahmen zwei riesigen Mascis-Fans geschickt.
Uschi aus P.
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