Montag, 1. August 2011

The Notwist, Dortmund, 30.07.11




Konzert: The Notwist (Juicy Beats Festival)
Ort: Westfalenpark, Dortmund
Datum: 30.07.2011
Dauer: gut 50 min


Nach den wundervollen Thermals spielten auf der FZW Bühne der Juicy Beats Bonaparte. Auch ohne zu wissen, woher die Gruppe stammt, war sofort klar, daß eine solche Band nur aus Berlin kommen kann. Sonst stellt sich niemand Badewannen auf die Bühne. Der Kopf hinter Bonaparte ist zwar Schweizer (Tobias Jundt), das Konzept war aber "Hauptstadt". In ihrer knappen Stunde überzeugten mich Bonaparte musikalisch nicht, sie waren aber auch nicht langweilig, es war also erträglich. Die Show allerdings konnte viel und unterhielt mich gut, auch wenn ich solches Gedöns eigentlich nicht brauche. Die beteiligten Künstler trugen mal Computermonitore auf dem Kopf, mal lief ein Pferd über die Bühne, jemand verkleidete sich als Mumie, eine Nackte kletterte am Bühnenpfosten rum, es wurde Kram ins Publikum geschmissen; das Konzert war so, wie ich mir die Flaming Lips vorstelle, nur ohne die Plastikkugel.

Nach diesem Spektakel machte das hippe U20
Publikum Platz für die doppelt so alten Leute, die wegen Notwist da waren und bei Bonaparte noch Respektabstand gehalten hatten.

Natürlich reichte eine halbe Stunde Umbaupause nicht aus, die Weilheimer Soundfrickler zufrieden zu stimmen, das Konzert begann mit einer Viertelstunde Verspätung.

Auffällig neu war der feuerrote Räuberbart des Elektronik-Manns Martin Gretschmann (Console). Damit hatte es sich aber auch schon mit den Veränderungen, die Musik der Bayern ist schließlich experimentell genug, um auf neue Arrangements oder Gimmicks
verzichten zu können. Daß die Weilheimer keine neuen Stücke dabei haben würden, war ohnehin klar, hält man sich vor Augen, daß die letzte Platte The Devil, You + Me sechs Jahre nach dem Vorgänger Neon Golden veröffentlich worden ist.

Von diesen beiden Platten stammten auch fast alle Songs des frühen Sommerabends. Nur Puzzle, der Abschlußsong, war ein Ausflug in die tiefe Bandgeschichte (von 12, von 1995).

Natürlich waren Notwist herausragend, wie eh und je. Würde man bei einem
Buchmacher auf ein mittelmäßiges Konzert der Band wetten, gäbe das sicher wundervolle Quoten - aber kein Geld.

Es gab aber bei aller Perfektion eine schöne kleine Panne (es menschelte also quasi): Gloomy planets funktionierte nämlich so gar nicht. Markus Acher brach das Lied ab. "Das Stück heißt 'Gloomy planets' und geht eigentlich so."

Musikalisch am schönsten war ein hoffentlich bald neuer Trend: ein Postrock-Vibraphon bei Pilot. Großartiger Höhepunkt eines tollen Konzerts! Eigentlich müssen The Notwist keine neuen Platten machen, die alten Songs bieten genug für jahrzehntelanges Touren!

Setlist The Notwist, Juicy Beats, Dortmund:

01: Boneless
02: Pick up the phone
03: Where in this world
04: One with the freaks
05: Gloomy planets
06: Neon golden
07: Different cars and trains
08: Pilot
09: This room
10: Puzzle

Links:

- aus unserem Archiv:
- The Notwist, Köln, 14.04.09
- The Notwist, Hamburg, 23.08.08
- The Notwist, Melt!, 19.07.08



 

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