Sonntag, 21. August 2011

James Vincent Mc Morrow, Alexi Murdoch, Josh T. Pearson, u.a., Haldern Pop Festival 11-13.08.11


James Vincent Mc Morrow, Alexi Murdoch, Josh T. Pearson, u.a., Haldern Pop Festival 11-13.08.11

Orte: Haldern Pop Bar und Spiegelzelt
Datum: 12.08.2011
Zuschauer: jeweils viele


Man soll ja bekanntlich nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, das sagt uns schon ein Sprichwort. Bezogen auf Haldern Pop 2011 will das heißen: ich vergleiche am besten die Akteure innerhalb eines Genres. Macht doch auch Sinn. Wie will man denn bitte schön beurteilen, wer besser war, Josh T. Pearson oder Explosions In The Sky? Ein Mann ganz alleine mit Akustikklampfe gegen drei höllisch laute Gitarren, einen scharfen Bass und ein wahnsinnig wuchtiges Schlagzeug. Da herrscht einfach keine Waffengleichheit! Letztendlich waren ohnehin beide überragend.

Aber es gab noch andere mutige Männer, die sich alleine mit ihrer Stimme und ihrer Akustikgitarre in Szene setzten. Alle konnte ich leider nicht sehen, aber bei Johnny Flynn, Alexi Murdoch und James Vincent Mc Morrow war ich zumindest bei einigen Stücken dabei, im Falle von James Vincent hatte ich sogar das Glück, das ganze Konzert mitverfolgen zu können.

Ganz beachtlich, wie sich der Ire schlug, vor allem wenn man bedenkt, daß er gegen die wesentlich lauteren Wombats anspielen musste, die auf der Hauptbühne rockten, während er die Leute im intimen Spiegelzelt bei Laune hielt. Dabei war ich sehr skeptisch in dieses Konzert gegangen. Noch vor ein paar Wochen hatte ich kein gutes Haar an Mc Morrow gelassen, nachdem ich ihn bei einem Showcase in Paris gesehen hatte. Seine Kunst wirkte auf mich wie ein Plagiat von Bon Iver und den Fleet Foxes und die Story, daß er die Lieder in einer Fischerhütte geschrieben haben soll, erinnerte mich so dermaßen an die Entstehungsgeschichte von Emma, Forever Ago, (dem Erstling von Bon Iver) daß ich mich angewidert abwendete. Alles nur geklaut, so mein vernichtendes Urteil. Dies muss ich nach Haldern zumidest zum Teil revidieren getreu dem Motto von Konrad Adenauer: "was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern?". Die Stimme des Iren nämlich ist einfach zu stark, um an ihr vorbeizukommen. Ein markantes, äußerst kräftiges, souliges Kehlchen darf er sein Eigen nennen und die Kompositionen sind letztlich auch nicht übel, trotz der offensichtlichen Ähnlichkeiten zu den Fleet Foxes und Bon Iver. Opener We Are Ghosts und We Don't Eat gefielen mir sogar ausnehmend gut. Dem bärtigen Mann mit dem ansetzenden Haarausfall gelang es, das Publikum rund 40 Minuten lang zu fesseln und auch ohne Begleitband keinerlei Langeweile aufkommen zu lassen. Eine Kunst, die nicht jeder Singer/Songwriter beherrscht und ein Zeichen dafür, daß die Lieder stark genug sind, um auch akustisch zu bestehen. Oft genug geprobt hat er sie ja, dieser urige Bursche, der nach eigener Aussage dieses Jahr schon etwa 100 Konzerte gespielt hat. Die Songs hätten sich im Laufe der Zeit gewandelt, eine Entwicklung die man nicht selten sieht. So hörte man dann im Spiegelzelt auch Versionen, die ziemlich anders klangen als auf dem Studioalbum Early In The Morning (eine Nummer eins in Irland). Noch mehr Soul, noch mehr Power legte er in die Stimme und so war er zumindest in Haldern stimmlich eher mit Ray La Montagne als mit Bon Iver zu vergleichen. Auch textlich ließ er mich aufhorchen (vor allem bei We Don't Eat: "I'd rember all the things my mother wrote that we don't eat until your father's at the table, we don't drink until the devil's turned to dust", das kam mir irgendwie bekannt vor) und so musste ich schließlich anerkennen, daß James Vincent Mc Morrow kein Schlechter ist. Selbst wenn er bei der Zugabe mit Wicked Game eine Coverversion von Chris Isaak präentierte, die ich eigentlich längst verdrängt hatte. Chris Isaak, brr!



Vor James Vincent hatte der Brite Alexi Murdoch im Spiegelzelt gespielt. Bei ihm ging es wesentlich sanftmütiger und fragiler zu als bei seinem temperamentvollen irischen Kollegen. Er zelebrierte feinfühligen Folk in der Tadition von Nick Drake und war stimmlich mit Sam Amidon vergleichbar. Innerhalb weniger Minuten hatte er mich verzaubert und ich hätte ihm noch stundenlang zuhören könne, seinen Songs wohnte eine ungemeine Ruhe inne und es war, als erzählte ein guter Freund Geschichten aus seinem Leben.



Allerdings war ich erst spät ins Zelt gekommen und erlebte lediglich drei Lieder mit. Definitiv zu wenig, so daß ich mir fest vorgenommenn habe, Alexi Murdoch in Zukunft mal in einem Solokonzert zu genießen. Von dem Auftritt des jungen Briten Johnny Flynn (Foto) bekam ich sogar noch weniger mit, vieleicht zwei Lieder. Aber ich wusste ja schon, daß der Blondschopf riesiges Talen hat und auch live absolut überzeugend ist. Ihm gehört sicherlich die Zukunft.

Bester Singer/Songwriter in Haldern war aber für mich Josh T. Pearson. Über dessen bewegendes Konzert in der Haldern Pop Bar hatte ich ja umfangreich berichtet!

Setlist James Vincent Mc Morrow, Haldern Pop Festival 2011:

01: We Are Ghosts

02: This Old Dark Machine
03: Follow You Down To The Red Oak Tree
04: Sparrow And The Wolf
05: Hear The Noise That Moves So Soft & Low
06: Down The Burning Ropes
07: We Don'Eat
08: If I Had A Boat
09: Red Dust

10: Wicked Game (Chris Isaak Cover)



1 Kommentare :

E. hat gesagt…

auch das eine schöne, anspruchsvolle runde. bezüglich der präferenzen würde ich dir folgen, oliver, josh t- pearson hat sich einen platz erobert im jahre 2011.

 

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