Samstag, 10. Januar 2009

Hjaltalín, Köln, 09.01.09


Konzert: Hjaltalín
Ort: Werkstatt, Köln
Datum: 09.01.2009
Zuschauer: ganz gut gefüllt, vielleicht 200
Dauer: 60 min.


"Wir heißen Hjaltalín. Hjaltalín mit einem H-J-A-Laut am Anfang", stellte der weißblonde isländische Sänger Högni Egilsson seine Band vor. Ich hielt das für eine nützliche Information, weil ich sicher bin, daß die wundervoll instrumentierte Band bald in Indie-Kreisen allgemein bekannt sein wird. Sucht man jetzt bei den üblichen Verdächtigen findet man bisher nichts. Das wird sich ändern. Die rheinischen Herzen werden die Isländer spätestens in Haldern im Sommer erobern.

Bevor ich mich spontan nach Köln aufgemacht hatte, hatte ich auf der Seite der Werkstatt hatte gelesen, daß das Konzert um 22.30 Uhr beginnen sollte. Weil ich nicht lange in dem sicher kalten Saal stehen wollte, kam ich recht spät an, um kurz
nach zehn. Da war allerdings absolut niemand auf dem Grundstück, das sich der Club mit einem Getränkehandel teilt. Verdammt, fällt es aus oder habe ich mich im Datum geirrt? Nach so vielen Monaten (gef.) Konzertpause war ich vielleicht einfach verpeilt? Glücklicherweise ging es anderen auch so, die es vergeblich an der kurz geöffneten Tür versucht hatten und die ich dann fragen konnte. "Fängt um 23.30 Uhr an!" Puh, als nicht umsonst da (das Arbeiten heute morgen konnte ich da noch verdrängen).

Während der Einlaßprozedur verteilten Werkstatt-Leute Jägermeister an die durchgefrorenen Konzertgänger.
Hjaltalín machte in der Zwischenzeit Bandfotos auf und in einem Einkaufswagen, dem Tourbüschen und einem Schneehaufen. Solche knackigen Temperaturen wie zur Zeit sind sie von Island sicher auch nicht gewohnt.

Kurz nach halb zwölf ging es dann ohne Vorgruppe los. Ich hatte gelesen,
Hjaltalín bestehe aus acht (oder neun, es gab beide Versionen) Mitgliedern. Heute waren sie aber bloß sieben. Es fehlte wohl der Klarinetten-Spieler. Die Instrumente, die besetzt wurden, reichten mir aber vollkommen aus, denn Gitarre, Schlagzeug, Bass, Geige, Keyboard und Fagott (!) versprachen viel! Vor allem mein Lieblingsblasinstrument verzückte mich vollkommen. Vor nicht einmal einer Woche hatte ich mir überlegt, daß ich noch nie eine Band mit Fagott erlebt habe, und daß das einmal wahnsinnig toll wäre! Und schwupps! Da war es!

Den Haupt-Gesangspart übernimmt der blonde Frontmann. Neben ihm singt Sigrídur Thorlacius wichtige Teile. Die Sängerin spielt sonst kein weiteres Instrument. Dritter Sänger ist Bassist Gudmundur Óskar Gudmundssson. Komplettiert wird die Band durch Schlagzeuger Axel Haraldsson, Keyboarder Hjörtur Ingvi Jóhansson und Fagottistin Rebekka Bryndís Björnsdóttir.

Hjaltalín veröffentlichen beim Haldern-Label. Die Leute vom Niederrhein haben dabei wieder ein gutes Händchen bewiesen. Ich kannte vorher nur die paar Myspace-Lieder. Die ersten vier Stücke gehörten nicht dazu, waren aber bereits sehr hörenswert. Man hört den Musikern schon ihre isländische Heimat an, manches erinnerte mich aber auch an Beirut. Der ganz große Hit The trees don't like the smoke dagegen ist nicht so weit von Noah And The Whale entfernt.

Neben der wundervollen Intrumentierung ist vor allem
Högnis Stimme prägnant. Sie ist hoch (aber nicht sehr hoch) und hat einen echten Wiedererkennungswert. Sigrídurs Stimme klingt fast schon nach der einer klassischen Sängerin. Goodbye July/Margt Ad Ugga ist ein Lied, das aus drei Teilen besteht, am Anfang und Ende ein pompös arrangierter von Högni gesungener Part, dann ein an ein Kunstlied erinnerndes Stück, das Sigrídur begleitet von Streichern singt. Sehr sehr schön!

Andere Höhepunkte i
n dem einstündigen Set waren für mich Debussy (ohne echten Gesang, zumindest scheint es nur eine isländische Version eines Lalala-Textes zu sein) und Traffic music. Eine echte Perle war aber das Cover des isländischen Sängers Páll Óskar Hjálmtýsson, Þú Komst Við Hjartað Í Mér, ein unglaublich eingängiger Popsong, vielleicht ein wenig kitschig... Aber wunderbar!

Sprich, es war ein wirklich schönes, hörenswertes Konzert. Und ich freue mich darauf, die Band in Haldern wiederzusehen! Es gibt aber auch vorher schon eine Gelegenheit,
Hjaltalín kommen nämlich in gut einer Woche wieder nach Köln, dann spielen sie im Rahmen der Cologne Music Week im Stadtgarten.

Setlist Hjaltalín, Werkstatt, Köln:

01: I lie
02: Selur
03: The boy next door
04: Sweet impression
05: Goodbye July/Margt Ad Ugga
06: The trees don't like the smoke
07: Debussy
08: Radiohead ? (neu)
09: Þú Komst Við Hjartað Í Mér (Páll Óskar Cover)
10: Traffic music

11: Trailer music (Z)

Links:

- mehr Fotos von
Hjaltalín


Tour-Termine Hjaltalín:

10.01.09 Atomic Café, Munchen
11.01.09 B72, Wien
12.01.09 Weekender, Innsbruck
13.01.09 Kulturwerk 118, Sursee
14.01.09 Exit 07, Luxemburg
15.01.09 Eurosonic - Schouwburg, Groningen, Niederlande
16.01.09 Platosonic Instore Festival
, Groningen, Niederlande
16.01.09 Eurosonic - Magic Mirror Tent, Groningen, Niederlande
17.01.09 Cafe Maison, Maldegem, Belgien
18.01.09 Rotonde @ Botanique, Brüssel
19.01.09 Cologne Music Week, Stadtgarten, Köln
20.01.09 Cafe de la Danse, Paris



3 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Hast Du auch einen Jägermeister getrunken, Christoph?

Ich persönlich fand das Zeug ja schon immer fies...

Ryka_ hat gesagt…

Christoph, du bist mir mal wieder einen Schritt bzw. einen Tag voraus! Aber gut so, nach dem lesen deines Berichts war mein, wegen akuter Müdigkeit bereits ins Wanken geratener, Entschluss zum Konzertbesuch doch wieder da und ich hab's kein bisschen bereut. Außerdem musste ich ja meiner Bestimmung als dein süddeutsches Konzertpendant gerecht werden!:D Eine sehr charmante Band mit wirklich toller Instrumentierung, eine Fagott-Spielerin hab ich tatsächlich noch nicht außerhalb eines Orchesters gesehen, außerdem fand ich's toll dass die Geige eine so tragende Rolle spielte. Der Keyboarder hat mich irgendwie total an Teitur erinnert und mann, der hatte flinke Finger! Bei uns gab's als Zugabe ein französisches Lied, bei dem nur die Sängerin sang. Trés chic! Außerdem bestes Anti-Raucher-Lied: "The trees don't like the smoke, the trees don't like to choke, come on you too, put that cigarette out - FOR THE TREES!" :D
Oh, und ich hätte auch gern nen Jägermeister gehabt! :D

E. hat gesagt…

sehr schön. gefällt mir ausgesprochen gut. hat mich hingerissen, einen kleinen artikel zu produzieren: heute abend im klienicum. danke, christoph!

 

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