Freitag, 17. Oktober 2008

Islands, Paris, 16.10.08


Konzert: Islands (Alphabeat)

Ort: La Maroquinerie, Paris (Inrocks Indie Club)
Datum: 16.10.2008
Zuschauer: bei weitem nicht ausverkauft
Konzertdauer: Alphabeat: 43 Minuten, Islands: 80 Minuten



Wenn eine Band einen eingängigen Hit landet, macht immer schnell der Spruch von dem sogenannten Ohrwurm die Runde. Dabei ist es mit diesem Ohrwurm ja so eine Sache. Meistens will man den oft unsäglich beschissenen Käse schnell wieder aus dem Gehörgang raus haben. Aber leider geht das gar nicht so leicht wie man möchte. Wer hat nicht total beknackte Songs wie Macarena, den Ketchup Song, oder Mambo No.5 unfreiwillig in seinem Gedächtnis gespeichert? (hier gibt es übrigens eine Liste mit den 100 nervigsten Sommerhits)...

Und ausgerechnet die Pariser Maroquinerie, die eigentlich für eine äußerst geschmackvolle Programmauswahl bekannt ist, lädt sich mit den Dänen Alphabeat eine Band ein, die einen solchen Ohrwurm geschrieben hat. Fascination heißt der Schmarrn und seitdem ich in den Sommerferien in Deutschland diesen Song bei einer unsäglichen Sendung namens Ballermann Hits gehört habe, klebt mir das häßliche Teil in den Ohren.

Die von Marcel Reich Ranicki völlig zu Recht geäußerte Kritik am deutschen Fernsehen kann man insofern perfekt auf die Ballermann Hits - Sendung (allein schon der Name!) anwenden. Und die Vokabeln mit denen der Literaturkritiker die Sendungen titulierte, passen auch genau auf die Musik von Alphabeat.

"Der beste skandinavische Pop-Import aus Skandinavien seit Abba", ist in Zeitschriften zu lesen. Hmm, was soll ich dazu sagen, außer daß ich Abba schon als kleiner Junge schauderhaft fand?...

Setlist Alphabeat, La Maroquinerie, Paris (für Hartgesottene):

01: Intro
02: Fantstic 6
03: Go Go
04: When You Come Around
05: What Is Happening
06: 10.000 Nights
07: Boyfriend
08: Touching Me, Touching You

09: Precination (Z)
10: Fascination (Z)


Aber ich hatte die Karte ja für die Islands gekauft und konnte nicht ahnen, daß ausgerechnet bei dem von mir hochgeschätzten Inrocks Indie Club ein solcher Totalausfall wie Alphabeat mithinzugebucht wurde.

Nun denn, es konnte nur besser werden! Die vielköpfige Band Islands aus Montréal hatte ich noch von einem Konzert im Pariser Point FMR, aber auch von einem Auftritt beim Haldern Pop Festival 2006 in guter Erinnerung. Insofern sollte eigentlich einem gelungenen Restprogramm heute abend nichts mehr im Wege stehen.

Aber was war das? Die ersten Lieder, allesamt entnommen vom neuen Album Arm's Way, gefielen mir nicht. Alles klang irgendwie recht süßlich und kitschig und das hohe Falsett des Sängers ging mir auch recht schnell auf die Nerven. Kids Don't Know Shit? (so der Titel eines Liedes) - Oh doch, davon hatten wir doch bei Alphabeat reichlich bekommen und die Islands waren irritierenderweise auch nicht viel besser! Komischerweise brachte dann ausgerechnet die Hip Hop Einlage (zwei Rapper stürmten hierzu die Bühne) bei Whalebone die Wende zum Besseren. Wer mich kennt, weiß, daß ich mit Rap nichts anfangen kann, aber die zwei neuhinzugekommenen Burschen brachten endlich einmal mehr Schwung und Stimmung in die bisher recht mäßig euphorisierende Veranstaltung. Bis auf ein paar Dauertänzer in den vorderen Reihen, war die Stimmung nämlich eher mittelmäßig zu nennen. Aber es wurde in der weiteren Folge besser. Don't Call Me Whitney, Bobby (auf der Setlist nicht markiert) brachte endlich mal das, wofür ich die Islands einst als sehr vielversprechend kennengelernt hatte. Verspielten, leicht schrägen und kauzigen Indie-Pop nämlich. Aber danach kamen immer wieder neue Songs, die fast allesamt an mir vorbeigingen. Vielleicht sollte ich das aktuelle Werk wirklich mal in Ruhe anhören, aber live schien mir das nicht mehr die charmante Seite des tollen Vorgängers Return To The Sea zu haben.

Konsequenterweise taute ich dann also immer bei alten Sachen auf. Swans z.B. war vorzüglich und bildete den gelungenen Abschluss des insgesamt trotzdem nur mittelmäßigen ersten Teils.

Die Zugaben waren aber noch einmal versöhnlich, Humans ist ein starker Laune machender Song, das Sebastien Tellier Cover Divine (genau, der Grand Prix Teilnehmer für Frankreich!) ein wirklich guter Popsong und auch in der Version von den Islands klasse und Rough Gem war schon immer eines der besten Stücke der Kanadier.

Mit Sicherheit nicht der beste Inrocks Indie Club, aber zum Glück auch nicht wirklich verschwendete Lebenszeit...

Setlist Islands, La Maroquinerie, Paris (wie sie von der Band notiert wurde, es gibt aber Fehlerchen, ich werde das alles überprüfen):

01: Vertigo (If It's A Crime)
02: The Arm
03: Creeper
04: Kids Don't Know Shit
05: Where There Is A Will There's A Whalebone
06: Pieces Of You
07: We Swim
08: Whit
09: J'aime Vous Voire Quitter
10: Abominable Snow
11: Swans

12: Humans
13: Divine
14: Rough Gem



3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

also ich fand' alphabeat in münchen live großartig, das album allerdings ansich ist viel zu poppig geraten und zu glatt produziert. das erinnert mich ständig an no angels, madonna und abba.

Oliver Peel hat gesagt…

Abba, genau.

Anonym hat gesagt…

Islands...wieder eine Band, die sich nicht in meine Nähe verirrt :( Dabei mag ich sogar das neue Album...

 

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