Mittwoch, 17. September 2008

Kyte, Frankfurt, 16.09.08


Konzert: Kyte
Ort: Das Bett, Frankfurt
Datum: 16.09.2008
Zuschauer: etwa 80
Dauer: ca. 50 min


Bands, die man nur von ein paar Songs bei myspace kennt, live zu sehen, birgt immer einige Risiken. Wenn die Lieder dann noch so komplex klingen wie bei den blutjungen Kyte aus Leicestershire, ist die Flop-Gefahr noch viel größer. Aber echte Bedenken hatte ich eigentlich nicht, denn zum einen bekommen die Mittelengländer wahnsinnig viele sehr wohlgesonnene Kritiken und zum anderen war bisher noch jedes Konzert im Bett großartig.

Ich mag den kleinen Club in der Klappergasse wahnsinnig gerne, er ist eine echte Perle für gute Musik. Leider führte das nicht dazu, daß viele Zuschauer da waren, aber bis zehn, bis zum Konzertbeginn sah es nicht mehr ganz schlimm leer aus.

Kyte kamen recht unspektakulär auf die Bühne. Die fünf Musiker frickelten erst einmal an ihren Instrumenten rum, bevor sie dann unvermittelt anfingen. Und das, was dann kam, war großartig! Kyte bestehen aus Sänger Nick Moon, Schlagzeuger Scott Hislop, Bassist Ben Cox, Gitarrist Jamie Ward und Keyboarder Tom Lowe (oder ist es umgekehrt? Beide, Tom und Jamie spielen beides, der Gitarrist allerdings nur selten Keyboards). Zu dieser klassisch und unspektakulär klingenden Aufstellung gab es
aber großartige Ergänzungen... Da stand zum Beispiel ein zweites Schlagzeug auf der kleinen Bühne. Und dann hatte der Keyboarder (also vermutlich Tom) ein Glockenspiel auf seinem Keyboard montiert.

Das erste, das mir auffiel, war Nicks präziser und eindringlicher Gesang. Dabei wirkt die Stimme eher weiteres Instrument als ein Medium für den Gesang. Präzise war allerdings nicht bloß die Stimme sondern die gesamte Darbietung. Die Lieder der Briten sind komplex wie die Stücke von ähnlichen Bands, die mir im Laufe des Konzerts in den Sinn kamen, von Sigur Rós zum Beispiel, oder iLiKETRAiNS (mit denen sie auf Tour waren, eine Traumkombination!), Polarkreis 18, The Strange
Death Of Liberal England oder auch British Sea Power. Und obwohl die Musiker so wahnsinnig jung aussehen, beherrschen sie ihre Instrumente traumhaft gut, so daß ein kleines Meisterwerk nach dem anderen entsteht.

Das zusätzliche Schlagzeug kam gleich am Anfang zum ersten Mal zum Einsatz. Der Keyboarder wechselten nämlich während jedes Lieds mehrfach seine Instrumente. Während er noch Keyboard und Glockenspiel spielte (oft gleichzeitig), hatte er schon ein Plektrum zwischen den Zähnen und bediente die Effektpedale mit dem Fuß, um dann schnell am Liedende ans zweite Schlagzeug zu laufen und gemeinsam mit Scott
treibende Marschrhythmen zu erzeugen. Fabelhaft! Daß bei dieser Hin- und Herwechselei solche glasklare und genaue Sounds entstanden, war beeindruckend.

Sänger Nick gleicht ein wenig Tomáš Rosický, hat aber sehr sicher eine schönere Stimme. Bei
Secular ventures, dem zweiten Lied des Abends, stieg er, nachdem alles gesungen war und seine Bandkollegen instrumental weiterspielten, von der Bühne runter stellte sich in die erste Reihe und beobachtete seine Band beim Musizieren!

Außer Kurzeinsätzen am Zweitschlagzeug spielte Nick kein anderes Instrument. Da lange Passagen der Lieder ohne Gesang auskommen, hat er dann nichts zu tun. Sowohl beim letzten Stück des geplanten Sets, als auch bei der Zugabe verschwand er dann schon deutlich vor seinen Kollegen Richtung Ausgang.

Von den zehn gespielten Liedern kannte bzw. erkannte ich nicht viele.
Boundaries z.B. hatte ich schon vorher gehört. Aber alles war so brillant, daß man schon beim ersten Hören begeistert sein musste. Ich vermute, daß die meisten Besucher auch nicht viel von Kyte kannten, die Stimmung war aber überhaupt nicht skeptisch oder zurückhaltend, ganz im Gegenteil!

Tollstes Lied des Abends war für mich
These tales of our stay, das den Stil der Band schön zusammengefasst hat. Das Stück endet in einem treibenden Rhythmus, den vor allem die beiden Schlagzeuge bilden. Wenn das "Nu Gaze" ist, wie ich irgendwo gelesen habe, also New Shoegazing als Genrenamen, dann bin ich ganz großer Nu Gaze Fan!

Kyte kommen vermutlich im November zurück nach Deutschland. Da werde ich sie mir natürlich noch einmal ansehen! Bei der jetzigen Tour spielen sie auch noch einige Konzerte in Deutschland und Polen:

17.09.08: Vortex - Siegen
18.09.08: Gleis 22 - Münster
19.09.08: Czestochowa, Polen
20.09.08: Nexus - Braunschweig

Setlist Kyte, Das Bett, Frankfurt:

01: Eyes lose their fire
02: Secular ventures
03: Each life critical
04: Ghosts
05: Smoke saves lives
06: Planet
07: Stars on TV screens
08: Boundaries
09: These tales of our stay

10: They won't sleep (Z)

Links:

- Fotos von Kyte im Bett (also in dem Club)

Konzertbesucher von Kyte könnten auch mögen:

- iLiKETRAiNS (
Frankfurt, Köln und 3x Paris)
- Polarkreis 18 (Dortmund, Highfield, Haldern und 2x Köln)
- British Sea Power in Köln
- The Strange Death Of Liberal England in Paris und Köln




2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Kann Christoph nur recht geben, was das Musikalische betrifft, aber! Der nicht vorhandene Kontakt mit dem Publikum war schon fast schmerzlich! Auch der Kontakt untereinander war nicht vorhanden, nicht mal Blickkontakt! Insgesamt wirkte es fast etwas langweilig ohne irgendeine Interaktion. Vielleicht gehört das ja aber auch zum Gesamtkonzept der Band. Zu solch melancholischer Musik passt vielleicht kein Kumpelhafter Auftritt... trotzdem schade.

Oliver Peel hat gesagt…

Wahnsinnig!

 

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