Freitag, 28. September 2007

Stars, Köln, 27.09.07


Konzert: Stars

Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 27.09.2007
Zuschauer: ausverkauft


Bei aller Liebe zu den Stars, das war nichts für mich. Ich hatte mich irre auf das Konzert der Band aus Montreal gefreut, vor allem nach dem Appetitanreger vergangene Woche auf der PopKomm in Berlin, einem Auftritt, der so war, wie ich die Stars live in Erinnerung hatte: Präzise, jeden Ton treffend, gut abgemischt.

Zuerst hatte ich die Kanadier vor anderthalb Jahren auch im Gebäude 9 in Köln gesehen. Das Konzert damals war für mich eines der schönsten der letzten Jahre. Die aktuelle Platte mit großen Hits wie "Take me to the riot" oder "The night starts here" hat mich auch bis auf eine Ausnahme vollkommen überzeugt. Und trotz hoher Erwartungshaltung war Berlin dann toll. Die vor allem von "In our bedroom after the war" und "Set yourself on fire" stammenden Lieder waren live atemberaubend, die Duette von Amy Millan mit Torquil Campbell wundervoll.

Meine hohe Erwartungshaltung und Vorfreude war offenbar kein Einzelfall, das Gebäude 9 war nämlich restlos ausverkauft. Ich kam ziemlich spät, weil ich die Vorgruppe, einen kanadischen Sänger namens Gentleman Reg., verpassen wollte. Leute, die sich selbst Gentleman nennen, sind mir zum einen nicht geheuer, zum anderen hatte ich den Musiker auch in Berlin gesehen, da hatte er die undankbare Aufgabe, Los Campesinos! zu ersetzen, die noch in Kanada ihre Platte fertigstellen (das läßt Raum für Verschwörungstheorien...) - und lieben gelernt hatte ich ihn nicht. Reginald spielte noch, als ich in den knallvollen Saal kam - und er gefiel mir zu meiner Beruhigung in Berlin nicht nur wegen der Los Campesinos! Sache nicht...

Am Anfang fand ich bei den Stars noch alles prima. "Take me to the riot", einer meiner Lieblinge, war gleich der Auftakt. Außer, daß das extrem laut dargeboten
wurde, was zu einigen verstörten Blicken im Saal führte, fiel mir nichts Negatives auf (und Lautstärke ist ja auch nicht böse). Anschließend kam aber immer mehr der Eindruck auf, die Band habe sich an die überall im Saal hängenden Rauchverbot-Schilder (im Namen der Stars) nicht gehalten und allerhand Zeugs vor dem Auftritt geraucht. Bassist Evan Cranley machte ganz merkwürdige, vollkommen übertriebene Posen, Schlagzeuger Pat McGee, der schon in Berlin wie die Karikatur eines Gangster-Rappers aussah (Jogging-Anzug, comichafte Riesengoldkette und Hut), wirkte auch gestern wieder ordentlich durchgeknallt und drehte ununterbrochen einen Drumstick mit seiner linken Hand im Kreis. Amy schien, als habe sie ein paar (das ist untertrieben) sehr kurze Nächte hinter sich, und Torquil wirkte absolut neben sich zu stehen. Mal suchte er seine Trompete, oft erwischte er die Einsätze nur ganz knapp, weil er vorher entweder irgendwo anders rumlief oder nicht so genau wußte, wie es weiterging, mal sang er los, merkte aber, daß das Mikro nicht da war und rekte sich dann zu ihm hin, mal spielte er auf seiner Melodica, merkte aber, daß das falsch war und nahm dann die Trompete stattdessen. Es war sehr deutlich, daß er absolut nicht auf der Höhe (zumindest musikalisch) war.

Von der Stärke der beiden Auftritte, die ich vorher gesehen hatte, von der wundervollen Umsetzung der großen Lieder, war da nicht viel zu hören. Schade! Ich habe mich schon während des Konzerts gefragt, ob ich überkritisch bin. Eigentlich
bin ich ganz leicht von Bands live zu begeistern. Wenn ich die Stars jetzt zum ersten Mal gesehen hätte, hätte ich vielleicht gedacht, live sind sie zwar bei weitem nicht so gut wie auf Platte - aber nun gut. Wegen der noch so frischen Erfahrung eines wirklich tollen Auftritts war es aber wie eine Karikatur dieses Berlin-Konzerts. Das war vor allem deshalb schade, weil das Set fantastisch war, es enthielt neben vielen neuen Sache auch einige liebgewonnene alte Lieder (z.B. "Reunion"). Es hätte also sicher eines der schönsten Konzerte sein können - so war es leider das, bei dem bei mir Erwartung und Realität am meisten auseinander lagen in diesem Jahr.

Die Zugabe "The night starts here" sagte Torquil an mit: "This one is about drugs and fear. Hope you enjoy it". Er meinte aber wohl doch nur das eine Lied damit...

Setlist Stars Gebäude 9 in Köln:

00: Intro
01: Take me to the riot
02: Set yourself on fire
03: Elevator love letter
04: The ghost of Genova Heights
05: Bitches in Tokyo
06: One more night
07: Personal
08: Soft revolution
09: Midnight coward
10: What I'm trying to say
11: Window bird
12: Your ex-lover's dead
13: Reunion
14: Ageless beauty
15: In our bedroom after the war

16: The night starts here (Z)
17: My favourite book (Z)
18: Calendar girl (Z)

Links:

- ein tolles Stars Konzert in Berlin (20.09.07)
- mehr schlechte Fotos




10 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

woooooooh, Drogen!

Christoph hat gesagt…

Ja, nie mehr Stars ohne Malajube! :-)

Anonym hat gesagt…

höhö.

Ich zitiere übrigens mal aus dem Intro-Forum:
"ganz ganz toll."
"oh mann, war das super gestern."
"Gehört zu meinen Höhepunkten des Konzertjahres 2007."

Hab ich irgendwas verpasst?

Christoph hat gesagt…

Erschreckend.

Anonym hat gesagt…

was ein trauriges review. geschmackssache etc. alles nicht weiter störend, würdest du nicht einige sachen an den stars kritisieren, die auf allen stars-konzerten gleich sind (rumgehampel des bassisten, etwas, nunja, ausgefallenes outfit des schlagzeugers, sein rockstar-gepose, torquils rumlaufen auf der bühne). aber, nu.

Christoph hat gesagt…

Rumhampelnde Musiker nerven mich eigentlich nicht, wenn darunter die Musik nicht leidet. Wenn Du die Stars auch schon häufiger gesehen hast, fandest Du es musikalisch nicht auch enttäuschend?

Ich habe gestern eine Beschreibung gehört, die es gut traf: Es klang manchmal, als würde eine Band die Stars covern. Und wie erwähnt habe ich sie Donnerstag vor einer Woche brillant erlebt.

Oliver Peel hat gesagt…

Ein ordentlicher Verriß ist manchmal auch etwas Feines!

Wenn ein Konzert nicht gut war, darf man dies ruhig auch einmal erwähnen.

Anonym hat gesagt…

mein kommentar zum stars-konzert ist hier schon (via intro-forums-zitat) verewigt. ich fand es keinesfalls enttäuschend. der sound war geb9-standard, keinesfalls zu laut - ich war ca in der 6. reihe und es war mein 6. stars-konzert.

Unknown hat gesagt…

Die Abmischung war auf jeden Fall ziemlich für'n Arsch, Gesang oft zu leise, teilweise viel zu viel Bass, aber offensichtlich sind Konzerte heute Ohrstöpsel eh nicht mehr zu ertragen (und wer da widerspricht hat vermutlich schon einen Hörschaden). Ansonsten, was das Bühnenverhalten angeht, war das jetzt nicht auffallend anders als die Male wo ich sie bisher gesehen hab, nur sah Amy echt übel mitgenommen aus.

Musikalisch war es wirklich keine Topleistung, aber verschmerzbar. Da gehen mir die nervigen Quatschköppe während des Konzerts mehr auf den Zeiger...

Anonym hat gesagt…

Ich habe die Stars auch zum 4. Mal gesehen... und fand es super.
Das Konzert, was sie vor etwa 2 Jahren als Aftershowparty vom Monsters of Spex gaben im G9 wird zwar glaube ich nie wieder übertroffen werden, aber sie waren genau so gut, wie die anderen beiden mal danach, als ich sie sah!
Und bei dem Monsters of Spex Gig war das Publikum einfach unglaublich super und ist gnadenlos angegangen und das hat sich glaube auch auf die Band abgefärbt gehabt!

 

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