Konzert: Someone still loves you Boris Yeltsin & Irving
Ort: Gebäude 9 Köln
Datum: 21.05.2005
Zuschauer: nicht viel mehr als 50
Meine letzte Demo war eine Mahnwache. Vor dem sowjetischen (!) Konsulat (oder war es noch die Botschaft?) fand die 1991 statt, um Solidarität mit dem beputschten Gorbatschow zu demonstrieren. Weiter östlich unterstützte ihn ein damals noch wenig bekannter, lustig aussehender Politiker deutlich energischer: Boris Jelzin. Jelzin war vor seinem Tod zwar aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden (außer, man ist Tennis-Freund), hatte aber in Springfield, Missouri noch Freunde, die gleich ihre Band ihrer Jelzin-Liebe widmeten. Ich habe vor einiger Zeit von Someone still loves you Boris Yeltsin gehört und mir irgendwann (zu Lebzeiten Jelzins*) das Debütalbum der Band gekauft, das ich sehr mag. Als ich dann sah, daß SSLYBY ins Gebäude 9 nach Köln kämen, habe ich eine Karte dafür gekauft. Das war voreilig, denn vorgestern fragte mich eine Bonner Freundin, ob ich schon ein Ticket hätte, da sie zwei Gästelistenplätze bekommen hätte. Sie wollte aber wegen der Vorgruppe Irving das Konzert sehen. Irving ist eine meiner Lieblingsbands (seit gestern), vorher kannte ich sie allerdings noch nicht. Aber zwei unterschiedliche Gruppen, derentwegen Leute zu diesem Konzert gingen, sind ja schon nicht so schlecht.
Vor dem Gebäude 9 war es warm und leer. Als ich ankam, liefen da nur ein paar Bandmitglieder und einige verstreute Besucher rum. Statt um neun sollte es dann auch erst um zwanzig nach neun losgehen, das verzögerte sich aber alles noch, so daß die erste Band (Irving) dann erst um zwanzig vor zehn begann. Irving kommt aus Kalifornien, macht aber keinen Surferkram sondern wundervollen Indie-Pop. Die Band klingt also eher nach Schweden als nach Kaliforniern. Irving besteht aus fünf Musikern, den beiden Sängern (und Gitarristen) Steven und Brian, Bassist Alex, Schlagzeuger Brent und Keyboarder Aaron. Und die fünf schienen trotz der 50, allerhöchstens 60 Zuschauer, riesigen Spaß zu haben. Steven kündigte auch schon an, daß er vielleicht betrunken werden könnte, denn er hatte ein Zahnproblem (er zeigte genau, an welchen Zahn) und konnte nichts essen. Aber das "Saion Kolsch" schmeckte ihm offenbar gut. Er wollte dann auch genau wissen, wie man das ausspricht, ob Sion vielleicht Löwe bedeute und ob Cologne jetzt Koln oder Köln heiße. Überhaupt waren die Irvings sehr redselig. Das war unglaublich sympathisch. Sie ließen sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als wohl einiges schiefging. Das Schlagzeug bewegte sich zum Beispiel. Das sorgte aber eher für Erheiterung bei der Band. Steven hatte schon am Anfang erzählt, daß seine Pedale nicht funktionierten. Irgendwann brüllte er die mit einem herzhaften "Fuck you" an. Damit war das dann erledigt.
Tja, und die Musik? Die war einfach großartig. Die beiden (Haupt-) Sänger harmonieren stimmlich toll. Stilistisch sind die Shins oder Peter, Björn & John sicher nicht so weit von Irving weg, es ist aber schon sehr eigenständig. Und es kam verdammt gut an bei den wenigen Zuschauer. Irving haben wohl bisher zwei Studioalben und eine EP veröffentlicht. Das schönste Lied war für mich "The gentle preservation of children's minds" (vielleicht wegen Seelenverwandschaft). Für "I want to love you in my room" entschuldigte sich Steven. Über das Thema singe er nicht gerne. Hach, es war einfach ein traumhaftes Konzert. Und wer (wie ich bis gestern) Irving nicht kennt, hat wirklich etwas Tolles verpaßt. Also der Plan für heute: Mindestens die aktuelle Irving CD kaufen!
Da ich die Liedtitel nicht kannte, habe ich Steven hinterher nach der Setliste gefragt (er saß da am Merchandising Stand und filmte die Zuschauer, die aus dem Saal kamen!). Er war wahnsinnig freundlich und sagte, er käme direkt wieder, lief zum Tourbus und brachte mir eine ziemlich angeschlagene Setlist, die sie in Wien gespielt hätten. "We didn't play 'Hail Mary' today, it's a Thermals' cover. And we played some other songs tonight." Aber sonst sei es ungefähr das Set.
Da ich die Liedtitel nicht kannte, habe ich Steven hinterher nach der Setliste gefragt (er saß da am Merchandising Stand und filmte die Zuschauer, die aus dem Saal kamen!). Er war wahnsinnig freundlich und sagte, er käme direkt wieder, lief zum Tourbus und brachte mir eine ziemlich angeschlagene Setlist, die sie in Wien gespielt hätten. "We didn't play 'Hail Mary' today, it's a Thermals' cover. And we played some other songs tonight." Aber sonst sei es ungefähr das Set.
Setlist Irving (allerdings Wien):
01: Sitch
02: If you say jump I will say no
03: She's not shy
04: Care, I don't care
05: Hail Mary
06: The gentle preservation of children's minds
07: Jen, nothings matters to me
08: Love
09: The curious thing abaout leather
Nach dem ersten 45-minütigen Konzert kam dann um zwanzig vor zehn Someone still loves you Boris Yeltsin. Gesehen hatte ich die Band noch nicht, der Sänger sah aber schon einmal sympathisch nerdig nach dem Gitarristen (oder Bassisten?) von Belle & Sebastian aus. Neben ihm (den Namen weiß ich nicht, der Grund dafür kommt noch) besteht die Band aus einem zweiten Gitarristen, einem Bassisten und einem Schlagzeuger. Der Schlagzeuger hatte mich gleich besonders beeindruckt. Bei einem der ersten Lieder (ich glaube "Oregon girl") trommelte er in einem Wahnsinnstempo auf sein Schlagzeug ein. Ich hatte das Gefühl, daß es auch der Band schwerfiel, ihm zu folgen.
Die Lieder der Band klingen live weniger zurückhaltend und schüchtern als auf CD. Auch wenn die Musik dadurch etwas weniger popig klang, war es toll. Bis Lied sieben spielten sie also ein schönes Lied nach dem anderen und begeisterten das Publikum. Nach "House fire" wurde dann ein wenig gewechselt: Der Schlagzeuger stand auf, nahm die Gitarre entgegen und stellte sich ans mittlere Mikro. Der bisherige Sänger ging zum Bass, der Bassist setzte sich ans Schlagzeug. Und als wäre das das normalste, was so bei Konzerten passiert, spielten sie dann so weiter! Ohne Kommentar, ohne Qualitätseinbußen, einfach so! Und das wenige Publikum dankte es mit großer Freude. Der Ex-Schlagzeuger bemerkte das auch, denn er lobte uns: "We love Germany more than we love Boris Yeltsin!"
Von der Begeisterung war die Band offenbar ziemlich überrascht. Sie kamen zwar zu einer Zugabe ("Anne Elephant" und eine sensationelle Coverversion von "Mr. Wendell" von Arrested Development), als sie danach aber lautstark zu mehr Zugaben zurückgefordert wurden, sagten sie, daß sie eigentlich keine Lieder mehr hätten. Sie spielten dann "We can win Missouri" und "Accident" (ein altes Lied) und hatten dann wirklich nichts mehr. Das war also wohl auch für SSLYBY ein schöner Abend, was nur fair war, da wir ein perfektes Doppelkonzert mit wahnsinnig netten Bands hatten.
Die Lieder der Band klingen live weniger zurückhaltend und schüchtern als auf CD. Auch wenn die Musik dadurch etwas weniger popig klang, war es toll. Bis Lied sieben spielten sie also ein schönes Lied nach dem anderen und begeisterten das Publikum. Nach "House fire" wurde dann ein wenig gewechselt: Der Schlagzeuger stand auf, nahm die Gitarre entgegen und stellte sich ans mittlere Mikro. Der bisherige Sänger ging zum Bass, der Bassist setzte sich ans Schlagzeug. Und als wäre das das normalste, was so bei Konzerten passiert, spielten sie dann so weiter! Ohne Kommentar, ohne Qualitätseinbußen, einfach so! Und das wenige Publikum dankte es mit großer Freude. Der Ex-Schlagzeuger bemerkte das auch, denn er lobte uns: "We love Germany more than we love Boris Yeltsin!"
Von der Begeisterung war die Band offenbar ziemlich überrascht. Sie kamen zwar zu einer Zugabe ("Anne Elephant" und eine sensationelle Coverversion von "Mr. Wendell" von Arrested Development), als sie danach aber lautstark zu mehr Zugaben zurückgefordert wurden, sagten sie, daß sie eigentlich keine Lieder mehr hätten. Sie spielten dann "We can win Missouri" und "Accident" (ein altes Lied) und hatten dann wirklich nichts mehr. Das war also wohl auch für SSLYBY ein schöner Abend, was nur fair war, da wir ein perfektes Doppelkonzert mit wahnsinnig netten Bands hatten.
Setlist Someone still loves you Boris Yeltsin Köln:
01: What'll we do
02: Oregon girl
03: I am warm & powerful
04: Pangea
05: Yr broom
06: We can win Missouri
07: House fire
08: Modern mystery
09: Lower the gas prices Howard Johnson
10: You could write a book
11: Half awake
12: Let's get tired
13: Oceanographer**
14: Anne Elephant (Z)
15: Mr. Wendell (Z)
16: We can win Missouri (Z)
17: Accident (Z)
Die nächsten Termine:
Links:
- hier sind mehr Fotos
- und hier kommen ein paar Videos
* Meine Schreibweise wechselt zwischen der deutschen und der englischen Version
** Dank an Philip von SSLYBY für die Ergänzung der Setlist
6 Kommentare :
Das klingt so als hätte es mir gefallen. Wenn ich zum Immergut fahre (ich bin mir immer noch nicht ganz sicher), dann komme ich zumindest auch in den Genuss von SSLYBJ. Naja, es ist nur eine halbe Stunde auf der Nebenbühne, aber immerhin. Die Aussicht auf zahlreiche Instrumentenwechsel gefällt mir :)
Bis gestern (nach dem zu urteilen, was Apple anbietet) dachte ich, daß deren Gesamtwerk 34 Minuten lang sei. Das hätten sie da also locker untergebracht.
Ich glaube auch, daß das Dir gefallen hätte!
ich kann das album 'good morning beautiful" sehr empfehlen. im gegensatz dazu ist das aktuelle wern irvings 'death in the garden..' eher mau.
sorry, dass ich unbekannterweise und ungefragt kommentiere... ;) bin über google auf den blog gestoßen.
schöner bericht und schöne fotos!
habe irving vor wenigen tagen gesehen und war genauso beeindruckt wie du (kannte das aktuelle album aber vorher. und hab' auch die ep seit dem konzert) und freue mich auf's SSLYBY-konzert nächste woche! sehr cool, dass die beiden bands in köln zusammen gespielt haben ...
x
Vielen Dank!
Aber kein Grund für eine Entschuldigung! Wir freuen uns sehr über Kommentare.
bin eher zufällig auf eure seite gelangt, aber was ich sehe ist wirklich toll!!!
werde einen backtrack zu euch machen!
http://www.cologneshark.com/
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