Donnerstag, 30. Oktober 2025

Left of the Dial Festival - Rotterdam - 23.10.-25.10.2025

 


Konzert: Left of the Dial Festival
Ort: Innenstadt Rotterdam
Datum: 23.10.-25.10.2025
Dauer: 3 Tage
Zuschauer: ausverkauft


Die Wetterprognose für das Wochenende versprach stürmische und regnerische Tage und sie sollte recht behalten. Schon auf dem Weg zwischen den Locations wurde man ordentlich durchgepustet, und so gehörte das frieren im Nieselregen fast genauso zum Festivalerlebnis wie die Musik selbst. Doch irgendwie passte das: Der Wind, die dunklen Wolken, das hektische Lichtermeer der Stadt, all das verlieh dem Left of the Dial 2025 eine ganz eigene Energie. 

Das Left of the dial Festival wächst langsam aber stetig. Dieses Jahr waren es nochmal mehr Spielstätten und Konzerte, viel mehr. Schwerpunkt liegt auf Newcomern aus UK und Irland. Einen deutschen Act suchte man im Line-Up vergeblich. 


Der Festivalauftakt am Donnerstag begann mit No Joy im Theater De Doelen Up. Die Kanadier waren ein perfekter Start: dichte Gitarrenwände, schwebender Gesang und ein Sound, der sofort klarmachte, worum es an diesem Wochenende gehen würde. Um das Eintauchen in neue Klangwelten. No Joy schafften es, das Publikum in eine melancholische, aber zugleich euphorische Stimmung zu versetzen. Ein Auftakt, wie man ihn sich nur wünschen kann. 


Den nächsten schönen Moment gab es mit Green Gardens. Warmes Schlagzeug, schöne Melodien, weicher Indie-Rock, der sich anfühlte wie eine Umarmung nach einem langen, kalten Tag. Ihr Set war unaufgeregt, ehrlich und voller Gefühl. Zwischen all den lauten, kantigen Bands war das ein wohltuender Ruhepunkt. Fast so, als würde jemand kurz die Tür zum Sturm schließen und sagen: Bleib doch noch ein bisschen hier. 


Danach ging es weiter durch die Stadt. Vom eleganten Theater wo DBA! aus Liverpool einem ordentlich einheizten bis in kleinere Clubs, wie das Cube, wo man PollyfromtheDirt lauschte. Überall Menschen mit Festivalbändchen, tropfnassen Jacken und leuchtenden Augen. 

Freitag – Entdeckungen zwischen Windstille und Wohlklang. Am Freitag hatten Wind und Regen deutlich nachgelassen. Nach Sturmtief Benjamin am Donnerstag fühlte sich die Stadt fast schwerelos an. Über Rotterdam lag eine ruhige, gespannte Festivalenergie. Man konnte endlich ohne Jacke von venue zu venue ziehen und sich ganz auf die Musik konzentrieren. 


Eines der Highlights am Freitag war die US-Amerikanerin Prewn. Eine klare Stimme, zerbrechlich und doch kraftvoll, jeder Song hatte Gewicht. Ihre Musik war melodisch, leicht und schwer zugleich, voller schöner Gegensätze. Zwischen den Songs zeigte sie sich sympathisch, witzig und nahbar. Prewn hat dieses seltene Talent, das Publikum zum Lächeln und gleichzeitig fast zum Weinen zu bringen. 

Später in der Paradijskerk spielten DUG, die mit ihrer fesselnd freundlichen und optimistischen Stimmung im feinsten Americana-Folk das Publikum verzauberten. Ihre Songs waren warm, erzählerisch und voller Charme und für einen Moment verwandelte sich die alte Kirche gefühlt in einen kleinen Pub irgendwo in den Hügeln Irlands. Es war einer dieser Auftritte, die keine großen Effekte brauchen, nur Ehrlichkeit und Herz. 


Samstag – Durchgefeiert bis zum letzten Akkord. Der Samstag fühlte sich an wie das große Finale einer intensiven Reise. Die Tageskonzerte des „Official Unofficial“-Programms lockten bereits am Nachmittag viele in kleine Bars und Cafés, wo es bereits tolle Bands wie Pebbledash zu sehen gab. Präsentiert, wie zwei weitere Bands, von unseren Freunden des Misty Fields Festival.

Auch die Band Ain´t ist ein Traum für alle, die den 90er-Gitarrensound lieben. Wunderschön melodisch, mit schnellem, treibendem Bass und einer großartigen Sängerin, deren Stimme zwischen Kraft und Melancholie pendelte. Den Tag über ging es weiter von Bühne zu Bühne, immer wieder neue Überraschungen, neue Sounds, neue Begegnungen. 


Am Abend erreichte das Festival seinen Höhepunkt. Basht. (mit Punkt) spielten ein beeindruckendes Abschluss-Set, das noch einmal zeigte, warum Left of the Dial kein gewöhnliches Festival ist: Es geht hier nicht um große Namen, sondern um das Gefühl, Teil von etwas Echtem und Unvorhersehbarem zu sein. 

Einen tollen Moment wollen wir nicht vergessen: Zac Lawrence, ansonsten oberkörperfreier Sänger der Band Deadletter präsentierte in der Kirche sein wirklich gelungenes Solo-Album "Beware of Pity". (Hörtipp)   
 
Natürlich haben wir noch viel mehr gute Acts gesehen. Diese stellen wir euch in den nächsten Tagen immer noch in einzelnen Insta-Posts vor.


Left of the Dial war Laut, nass und echt. Man kommt, um neue Bands zu entdecken, und geht mit einem halben Dutzend Lieblings-Acts im Kopf wieder zurück nach Hause. Man läuft durch Regen und Wind, verliert sich in unbekannten Straßen und findet genau dort den Soundtrack, den man nie gesucht, aber dringend gebraucht hat. 

Rotterdam hat an diesem Wochenende wieder einmal gezeigt, dass Musik nicht glatt und bequem sein muss. Sie darf weh tun, nass machen und überraschen. Und genau das war Left of the Dial 2025: laut, ungeschliffen und absolut großartig.

Der VVK für 2026  hat bereits begonnen: TIX 2026: 


 

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