Konzert: Asphalt Festival Düsseldorf 2019
Ort: div. Orte
Datum: 11.07.-21.07.2019
Dauer: 11 Tage
Zuschauer: div.
Das "Asphalt Festival" in Düsseldorf mausert sich immer mehr zu einem wirklichen Highlight der Festivalszene. Nicht als klassisches Zelt und Wiesenfest, sondern als kulturelles Bonbon, verteilt über 11 Tage und diverse Spielstätten der ganzen Stadt.
Der Schwerpunkt liegt ganz klar im Bereich Theater und Tanz, Konzerte sind aber auch fester Bestandteil des Konzeptes. Als Konzerttagebuch beschränke ich mich daher auch auf unser Kerngebiet, obwohl ich völlig begeistert von der belgischen Theatergruppe Ontroerend Goed den Saal verließ. Eine Art Börsenweltuntergang wurde mit dem kompletten Publikum an Pokertischen durchgespielt. Eine Erfahrung von Gier und Zockerei, die noch lange nachhallt.
Am Samstag zuvor bespielte der selbsternannte "letzte Diskopunk" Erobique den verträumten Park des "Malkasten", mitten in der Düsseldorfer Innenstadt. Fast 2.000 Menschen aller Alters-und Kulturgruppen kamen zusammen und feierten bei dem fast 2-stündigen Set mit viel Wein und köstlichem Catering (-die Maultaschen !!!).
Erobique ist Vollprofi, Dauerredner und Selfieorgien ignoriert er charmant. In seiner Position als "Alleinunterhalter" ist er eben Dienstleister, besteht aber in seinen Ansagen schon darauf, vieles hier live zu improvisieren: "..wenn ich DJ wäre, würde ich hier oben Rauchen und Saufen".
Seinen Hit "Urlaub in Italien" gibt es daher auch gleich in zwei Versionen. Zunächst im Easy-Listening Gewand und im Zugabenblock nochmal als Houseversion mit kräftigem Beat. Dazwischen weitere launige Ansagen, viele witzige Reime über Düsseldorf und ein taktisch immer mehr in die Tanzbeine gehendes, pulsierendes Set.
Ein großes Lob an die Veranstalter, diesen wunderschönen Ort zu bespielen und gleichzeitig noch eine perfekte Organisation hinzulegen.
Als zweites, großes Konzert gastierte dann die Get Well Soon Bigband im D`Haus Central um ihre "Grand Horror Show" zu präsentieren. Die Wandlungen der Band sind zahlreich. Get Well Soon sind seit Jahren eine der wenigen Bands, die auch im Ausland große Beachtung finden.
Diesmal handelt es sich um ein fiktives Soundtrackalbum (oder auch nur um ein Album über die Albträume des Sängers Konstantin Gropper). Da bieten sich Streicher und Bläser natürlich an, und es ist das vielleicht stärkste Album der Band bisher.
Ich durfte die Show im letzten Jahr bereits in der Kölner Philharmonie genießen. Und obwohl das Konzept der Show durch die große Band in der Setlist unverändert war, kann man sich einfach nicht satt sehen und -hören.
Jeder Song erhält ein eigenes Licht- und Soundgewand. Ein Highlight jagt das Nächste. Auch die älteren Songs gewinnen viel durch den druckvollen Big Band Sound. Einzelne Songs mag man gar nicht hervorheben. Das Orchester erhält ein kurzes "Brass Interlude", bevor sich der Strudel der Instrumente bis zu den Zugaben immer weiter steigert.
"Marienbad", "It`s a mess" und das gefeierte "A Convenient Truth" beenden den ersten Teil. Im Zugabenblock dann vier weitere Songs. Das Publikum steht längst, als das große Finale zu "I sold my Hands for Food so please feed me" ansetzt.
Wer auch nur annähernd die Chance haben sollte, die Band bei den noch ausstehenden Terminen im Spätsommer zu besuchen, lasst es euch nicht entgehen.
Und so endet man dann an einem lauen Sommerabend vor der Tür am Busbahnhof des Düsseldorfer Hauptbahnhof und ahnt, woher das Festival seinen Namen haben könnte.
Oder es ist einfach ein weiter Kunstgriff der Veranstalter, uns Kunst und Kultur in allen seinen Facetten genießen zu lassen. Der Asphalt dagegen liegt wie ein bleierner Mantel über der Natur, die ihn zu durchbrechen versucht.
Fotos: Peter Stumpf/Ralf Puder
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