Konzert: Dilly Dally
Ort: Le Klub, Paris (Metro Chatelet)
Datum: 08.10.2018
Zuschauer: etwa 100
Wow !!! Na das war doch mal was!!!
Aber mal von vorne. Dilly Dally aus Toronto, Kanada, waren in der Stadt der Liebe zu Gast. Ihr dritter Auftritt hier seit 2016, nachdem sie zuvor zwei andere kleine Indieclubs bespielt hatten, die Mécanique Ondulatoire und das Supersonic. 2018 hat sich die Clublandschaft in Paris sehr ungünstig entwickelt. Zahlreiche Läden, darunter auch die oben erwähnte Mécanique Ondulatoire mussten schliessen. Der Grund: angebliche Sicherheitsmängel. Die Polizeipräfektur in Paris ist in diesem Jahr besonders streng und hat etlichen Clubs solch kostspielige und aufwändige Umbaumassnahmen aufgebürdet , dass die ohnehin schon finanzschwachen Läden in noch grössere Bedrängnis gebracht wurden. Und bis diese Umbauten nicht vorschriftsgemäss ausgeführt werden, bleiben die Clubs geschlossen. Die Mécanique Ondulatoire ist weiterhin zu und im Club Espace B, der im Juli dicht gemacht wurde, sind ebenfalls noch die Rollläden unten. In der Sache geht es um Brandschutzmassnahmen, Notausgänge und ähnliche Dinge mehr, aber nicht wenige vermuten, dass diese Gründe nur vorgeschoben sind, um der ungeliebten Subkultur den Garaus zu machen. Man will den Lärm und die Unordnung aus der Stadt vertreiben, die subversiven Nachteulen woandershin jagen, so unken zumindest die Anhänger der Indieszene.
Und so war es dann auch kein Zufall, dass an diesem 8. Oktober im Klub in der Nähe von Les Halles ein Konzert anberaumt wurde, dass eigentlich im Espace B, in einem der von den Schliessungsmassnahmen betroffenen Läden, hatte stattfinden sollen. Erfreulich, dass die Verantwortlichen von Le Klub so hilfsbereit waren, das Konzert vor der Absage zu retten.
Die Sache lief in einem kargen, kleinen Kellergewölbe ab, in das man über enge Treppen gelangte. Vielleicht 100 Leute passten da rein und ich hatte den Eindruck dass die Kapazität voll ausgeschöpft wurde. Eng an eng stand man in der Pause zwischen den beiden Acts und harrte den Dingen. Direkt zu meiner Linken befand sich die Tür zur Umkleidekabine der Band und sie ging immer wieder auf und zu, Dinge wurden rein und rausgetragen, bevor es dann endlich gegen 22 Uhr losging.
Es wurde sofort richtig laut und auch ein wenig wild, denn die Sängerin Katie verstand es von Anfang an, das Publikum aufzupeitschen und mit ihrem durch Mark und Bein gehenden Gesang zu elektrisieren. Wahnsinn, was für ein raues, krächziges Organ die blonde pagenköpfige Frau zu bieten hatte! Sie sang wie ein angeschossenes Tier, das Hilfe suchend durch den Wald irrt.
Links von den Zuschauern aus performte die Leadgitarristin Liz Ball, die eine sagenhafte Punkfrisur trug. Ihr hingen ein paar lange Ponyhare ins Gesicht, aber ab der Mitte des Schädels war sie fast kahlrasiert. Ihr Spiel war melodiös und markant, sie brachte das poppige Element in die punkig noisige Musik, ihr verdankte man ein paar tolle Momente.
Den zwei jungen Damen standen zwei Herren zur Seite, ein hyperaktiver Basser und ein wild draufprügelnder Drummer.
Mittelpunkt war aber immer Katie Monks, die unablässig keifte und anfangs mit einer seltsamen v-förmigen Gitarren spielte wie man sie eher aus der Heavy Szene kennt. Ein irgendwie unglaublich sympathisch wirkendes Mädchen, das in ihrer Musik voll aufzugehen schien.
Setlistentechnisch war es ein Mix aus Songs des ersten Longplayers Sore und des gerade erschienen zweiten Albums Heaven. Im vorderen Teil kamen schnell I Feel Free und das langsam beginnende und an Weezer erinnernde Sober Motel, etwa in der Mitte Believe und gegen Ende die stärksten Songs des Debüts, als da wären Desire und dann Green und Purple Rage als Zugabe.
Es war ein sehr intensives Konzert, das mich auch emotional stark gepackt hatte. Musikalisch eigentlich nichts Neues, da der Cocktail aus Punk und Grunge doch recht stark an Nirvana, Pixies und Sleater-Kinney erinnerte, aber vor allem aufgrund der charismatischen Bühnenpräsenz von Frontlady Katie doch herausragend.
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