Konzert: The XX
Ort: Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
Datum: 28.02.2017
Dauer: 90min
Zuschauer: 6.500 (ausverkauft)
The XX sind eine Konsensband geworden. 6.500 Menschen in einer ausverkauften Mehrzweckhalle sprechen an diesem Abend für sich. Auffallend gut gekleidet sind die meisten, als ginge es zu einem klassischen Konzertabend.
Im Vorfeld überwogen die Zweifel. Wie sollte es besser werden als 2009 im Kölner Luxor, wo die Band (damals noch zu viert) ihre Instrumente nach dem Gig noch selber in den Van lud ?
Nur eine Handvoll Bands schafft den Sprung in die großen Arenen ohne sich entweder mit eine Art Kirmes incl. Konfetti und Lasershow zu präsentieren oder die Zuschauer mit einer Anzahl von neuen, schwachen Songs zu langweilen. Beides sollte an diesem Abend nicht geschehen.
Support-Act "Floating Points" beginnt Punkt 20:00 Uhr mit seinem 30-minütigen DJ-Set. Warum allerdings die ganze Zeit Stroboskoplicht zur unspektakulären und nicht tanzbaren Musik gereicht wurde, blieb unklar und nervig.
Im Film "2001-Odyssee im Weltraum" spielt ein Monolith eine entscheidende Rolle. The XX haben heute acht haushohe, verspiegelte und drehbare Monolithen dabei. Sie rahmen die Bühne komplett ein, der sonstige Aufbau ist denkbar schlicht. 2 Mikrofone und dass mächtige Soundlabor von Jamie XX als Empore incl. diverser Schlaginstrumente.
Dann erlischt das Licht im Saal und das Konzert beginnt sofort mit einer umwerfenden, magischen Version von "Say something Loving", die hier in der Liveumsetzung so viel toller klingt als auf CD. Sofort sind alle Elemente des besonderen XX-Sounds tausendfach verstärkt hörbar.
Die glasklaren, sich perfekt ergänzenden Stimmen von Romy Madley Croft und Oliver Sim, der satte, knackige Bass sowie die mittlerweile so wichtigen Samples und Spielereien von Jamie XX.
Die Gitarrenakkorde perlen durch die Halle, die Band tänzelt und windet sich in Schönheit durch die nächsten beiden "Hits" mit "Crystalised" und "Islands". Die Monolithen tanzen dazu Walzer und schießen Lichtföntänen durch die gesamte Halle. Dies alles sieht aus wie eine große, außerirdische Spieluhr.
Kein Ton in diesem kleinen Orchester ist zu viel, und keiner zu wenig. Selten habe ich ein so konzeptioniertes Konzert erlebt, das trotzdem viele Momente der Spontanität und musikalischen Klasse vermitteln konnte. Hier passt die Umsetzung in die große Produktion perfekt, wohl auch weil die Band selbst drei starke Charaktere hat und dies ständig in Kreativität zu kanalisieren weiß.
Die Band hat in kürzester Zeit eine erstaunliche Entwicklung vollzogen ohne alte Fans zu verschrecken. Auch textlich liegen zwischen dem als Teenie-Song angekündigten "VCR" und neuen Stücken wie "A violent noise" Welten.
Dann zieht das Tempo langsam, Song für Song an. Jamie XX spielt sich mehr in den Vordergrund. Licht und Sound verbinden sich noch stärker zu einem Gesamtkunstwerk und die Band gibt ihre festen Positionen auf. Sie lassen sich über die Bühne treiben, reiben sich aneinander, es wirkt wie ein langsamer Balztanz und gleichzeitig spürt man auch die enge Vertrautheit.
"Loud Places" von Jamiee XX Soloalbum bietet den perfekten Abschluss bevor der Song fließend in den Zugabenblock mäandert und die Band in die bebende Halle zurückholt. Immer weiter brodelt der Sound und formt sich zu "Hold on".
Danach noch "Intro" in einer Soundlawine, ebenfalls ein Stück das nie richtig Fahrt aufnimmt und trotzdem immer wieder fesselt. Die Band bedankt sich, ist bester Laune und kündigt ein baldiges Wiedersehen an. "Angels" beschließt den wahrhaft imposanten Abend und bringt die Gefühlswelt von The XX ein letztes Mal auf den Punkt:
"And the end is unknown
But i think I`m ready
As long as you are with me
Being
As in love with you as i am"
Fotos: Michael Graef
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