Samstag, 7. Januar 2017

My year in lists - Meine 15 Konzerte des Jahres (Christoph)


Meine 15 Konzerte des Jahres. Eigentlich müsste diese Liste deutlich länger sein, weil ich 2016 fünf eigene Konzerte veranstaltet habe und alle beteiligten Bands (The Royal Landscaping Society, When Nalda Became Punk, Linda Guilala, Woog Riots, Desperate Journalist, Precious Few, Chorusgirl, Witching Waves, noch einmal Precious Few und Flowers) für mich Konzerte des Jahres gespielt haben. Aber da bin ich befangen, in meine Top 15 kommen nur fremdveranstaltete Konzerte.

Statistik: 86 Konzertberichte mit 100 Bands und 92 Setlisten. 31 Auftritte in Deutschland, 23 in England (vor allem beim Indietracks), 15 in Island (Airwaves), 11 in Spanien (Primavera Sound), vielleicht 10 bis 15 Konzerte, über die ich nicht geschrieben habe. 


Bitte über die Links die damaligen Konzertberichte anklicken! You'll find my reviews following the links!


Platz 15: VAR, Reykjavik


Wir hetzten von einem Veranstaltungsort zum nächsten und sahen überall tolle Bands. Irgendwann landeten wir abgehetzt im Hitt húsið, in der Nähe des Hafens und bekamen eine Band serviert, die wir zwar gezielt sehen wollten (VAR), deren Wucht und Brillanz uns aber auf dem falschen Fuß erwischte. VAR müssen sich wegen ihres Stils und der gemeinsamen Heimat natürlich mit Sigur Rós vergleichen lassen, wenn ich zwischen einem Konzert von VAR und Sigur Rós wählen müsste, würde ich aktuell wohl VAR wählen.


Platz 14: Flyying Colours, Köln


Flyying Colours sind eine wahnsinnig gute australische Shoegaze-Band, die ich im vergangenen Jahr schon einmal beim Primavera Festival gesehen hatte. Daß sie nach Köln kommen würden, hatte ich nicht zu hoffen gewagt. Als sie im Lineup eines Festivals names The Cardinal Sessions im Gebäude 9 auftauchten, dachte ich erst an eine andere Band gleichen Namens (trotz der zwei y). Flyying Colours passten so gar nicht in das restliche Programm (u.a. mit einer Brings-Coverband). Mindestens drei Leute waren aber genau wegen der Australier da und wurden mit herrlichem Krach belohnt.

Platz 13: Lingby, Köln


Das erste Konzert meines Jahres und gleich ein so fantastisches! Die wundervolle Band Lingby hatte die Idee, mit Schülern Kölner Schulen, die die Lingbys in Musik unterrichten, ein Konzert mit Orchesterunterstützung einzuüben. Daraus wurde "Lingy and their super-fabulous bigbandchoir 180", eine logistische Meisterleistung (die 180 steht für die beteiligten Schüler!), die aber auch musikalisch herausragend war!

Platz 12: John Carpenter, Barcelona


DER John Carpenter? Der von The Fog? Wahrscheinlich ging das vielen ähnlich durch den Kopf, als das Primavera sein Lineup veröffentlichte. Ich ging mehr aus Neugierde als aus echtem Interesse zu dem sehr amerikanisch wirkenden Regisseur und Komponist. Und was soll ich sagen? Das Konzert war fantastisch! John Carpenter (kaugummiknatschend) spielte mit seiner Band (keinem Orchester!) unzählige Welthits der Kinogeschichte, die er eben alle geschrieben hat. Ein sagenhaftes Konzert!


Platz 11: Xiu Xiu plays the music of Twin Peaks, Köln


Twin Peaks ist die beste Fernsehserie der Welt, ihr Soundtrack war damals ebenfalls so anders als alles andere. Daß Xiu Xiu diese Musik mit ihrer eigenen Exzentrik live aufführen würden, klang viel zu gut, um es zu verpassen. Und ja, es wurde genauso, wie ich es mir erhofft hatte! 

Platz 10: Secret Shine, Ripley


Wenn einem der Sitznachbar die Gänsehaut auf seinem Arm zeigt, ist man wohl Zeuge eines besonderen Konzerts! Secret Shine passten gar nicht recht in meinen Tagesplan beim Indietracks. Für die Auftritte in der kleinen Kirche muß man viel Zeit einplanen, also früh da sein. Damit verpasst man grundsätzlich andere Höhepunkte. 
Aber wie sich das gelohnt hat! Die Band aus Bristol, die bei Sarah Records veröffentlicht hat, spielte alte und neue Hits, wundervollsten Shoegaze und war nicht etwa wegen der Melancholie so gut. Dies war eine Legendenband, die auch heute noch relevant und großartig ist!

Platz 09: Björk, Reykjavik


Bewegend vom ersten Moment an... Björk hat die Trennung von ihrem langjährigen Partner in einem tieftraurigen Album verarbeitet, das sie zu großen Teilen während des Iceland Airwaves nur von 30 Streichern begleitet aufführte. Anderthalb Stunden lang nur Björks Stimme und Streicher und ein fantastisch andächtiges Publikum. Atemberaubend!

Platz 08: Savages, Köln


Der letzte Satz meines Konzertberichts von Savages im März: "Viele bessere Konzerte werde ich dieses Jahr nicht mehr sehen." Warum? Weil Savages immer wahnwitzig gut sind. Es gibt vermutlich keine bessere Liveband dieser Tage und auch mit dem zweiten Album verlieren die Shows der Londonerinnen nichts von ihrer Wut und Brillanz. Vier phänomenale Einzelmusikerinnen, die gemeinsam alles in Grund und Boden spielen.  

Platz 07: Brian Wilson performs Pet Sounds, Barcelona


Seit einigen Jahren mache ich keine Liste meiner schlechtesten Konzerte des Jahres mehr. Zum einen sehe ich zu wenig wirklich schlechte Bands über Konzertdauer, zum anderen mag ich dieses Nachtreten nur dann, wenn die Band es wirklich verdient hat. Daß Brian Wilsons Auftritt beim Primavera Festival gute Chancen haben würde, auf der Flop-Liste in meinem Kopf zu landen, war ziemlich wahrscheinlich. Der alte Mann, der kaum noch dazu in der Lage, sein Meisterwerk spielen sollte? Vor zigtausend kritischen Festival-Besuchern?
Nun, ich hatte natürlich wieder einmal keine Ahnung! Das Konzert war brillant, bewegend, fröhlich und melancholisch zugleich, es war im Star-Lineup des Festivals das eine, das man gesehen haben musste.


Platz 06: Haiku Salut, Ripley


Ich wollte mir ein paar Lieder angucken, mehr nicht. Extrem spannend klang die Beschreibung der Band aus dem Peak District nicht. Was die drei Frauen mit unzähligen Instrumenten und Platzwechseln allerdings hervorzauberten, war fantastisch und so bleibend, daß ich schon da keinen Zweifel daran hatte, eines der besten Konzerte des Jahres gesehen zu haben. Sigur Rós (oder wie der Guardian schrieb björkesque Kraftwerk) mit Akkordeon und Glockenspiel. Wahnsinn!

Platz 05: Wolf Parade, Hilvarenbeek


Die beste Band der Welt? Sunset Rubdown! Seit die nicht mehr existieren, muß ich mich mit Spencer Krug in seiner zweitbesten Gruppe Wolf Parade begnügen. In jedem normalen Jahr wäre das mein Konzert des Jahres gewesen. Wolf Parade sind schwer live zu sehen. Wir mussten bis zum (tollen!) Best Kept Secret Festival fahren, weil die Kanadier Köln großräumig umfahren. Aber für Sunset Rubdown musste ich damals auch nach Brüssel und (noch absurder) Wetzlar fahren.

Platz 04: Desperate Journalist, York


Wobei die beste aktive Band der Welt ja Desperate Journalist ist... Es passte perfekt. Nach dem Indietracks machte ich einer alten Tradition folgend (seit 2015) Urlaub in England, am Ende dieses Urlaubs spielten Desperate Journalist in York als Support von Chameleons Vox. Desperate Journalist werden 2017 ihren Durchbruch erleben, ihr erstes Deutschland-Konzert haben sie im März 2016 im Tsunami Club in Köln gespielt, als sie noch niemand kannte, jeder, der die vier live erlebte aber Fan wurde. In York war egal, was die Band spielte, das Publikum hätte ohnehin keines der Lieder gekannt. Also spielte das Londoner Postpunk-Quartett viel Neues vom im Frühjahr erscheinenden Album. Hoch kein Hollow und kein Resolution (die beiden neuen Singles), aber viele Knüller. 

Platz 03: Belle & Sebastian (If you're feeling sinister), London


23.06.16 - der Tag des Brexit. Aber auch der Tag meines besten Belle & Sebastian-Konzerts bisher. Die schottische Tweepop-Band feierte die 20. Geburtstage ihrer beiden Debüt-Alben Tigermilk und If you're feeling sinister. Obwohl an Tag eins auch noch Teleman Support in der Royal Albert Hall waren, war der Tag des roten Albums eine ganz besondere Offenbarung! Erst das Album, dann ein wirkliches Fan-Zugabenset. Wow!

Platz 02: Lush, London (Reunion)


Auf dieses Konzert hatte ich 20 Jahre gewartet. Lush wiedervereint! Obwohl ich selbst eine Guerilla-Aktion geplant hatte, die Lush-Reunion hinzubekommen, hatte ich bis ein Jahr vorher nicht daran gedacht, Miki, Emma und Phil einmal live zu sehen. Am 11.04. stand ich mit 324 anderen im Club Oslo in Hackney und erlebte aufwühlende 85 min.
Ich sah die Band 2016 noch einige Male, bei den beiden ausverkauften Roundhouse-Shows, beim Primavera, in Berlin als Pixies-Support und bei ihrem Abschiedskonzert in Manchester. Jedes war grandios, das erste das bewegendste.


Platz 01: Allo Darlin', London


Und bis einschließlich des ersten der drei Abschiedskonzerte der wundervollen Allo Darlin' war natürlich Lush mein Konzert des Jahres. Allerdings erwischten mich Allo Darlin' Samstagabend im Moth-Club (auch in Hackney) komplett auf dem falschen Fuß. Ich hasse all diese dämlichen Musikjournalisten-Floskeln, das nutzt aber jetzt nichts. Es war bewegend, mitnehmend, intensiv, emotional und das beste Stücke Livemusik 2016. 



 

Konzerttagebuch © 2010

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