Konzert: The good life mit Big Harp
Ort: jubez in Karlsruhe
Datum: 14. Februar 2016
Dauer: 45 min + 75 min
Zuschauer: knapp 40
Als ich die Ankündigung für das Konzert von The good life in Karlsruhe sah, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Ihr Album Help wanted nights, das 2007 erschienen war, ist für mich ein innig geliebtes und ganz und gar altersloses Werk. Darauf reihen sich die Songperlen anscheinend ganz mühelos - ein wenig melancholisch gefärbt, aber doch so, dass sie mich bei jedem hören wieder ein wenig aufbauen. Tim Kasher hatte auch schon vorher im jubez gespielt, allerdings liegen mir weder die Cursive-Sachen noch das Solo"zeug" so richtig. So würde nun dieses Konzert unsere erste Live-Begegnung werden. Darauf war ich sehr gespannt aber auch ein wenig ängstlich.
Mir war bewusst, dass nach Help wanted nights eine lange Veröffentlichungspause erst im Jahr 2015 mit einem neuen Album beendet worden war, das mich nicht so recht vom Hocker haute. Allerdings hatte ich auch nie den Impuls gehabt, nach Musik zu schauen, die evt. vor meiner Lieblingsplatte erschienen war. Und davon gibt allerhand! Je nach Mischung würde also damit zu rechnen sein dass es ordentlich von der aktuellen Platte gibt und von vielen mir unbekannten älteren Alben und ob dann meine so geliebten Lieder vorkämen: Heartbroke, You don't feel like home to me z.B.? Oder ob ich das geliebte Lalalala bei Your share of men mitgrölen könnte?
Für die aktuelle Tour, deren deutscher Teil in Karlsruhe endete, hatten The good life eine Schwesterband dabei mit der sie die Frau am Bass "teilen". Big Harp ist die Band von Chris Senseney (Gitarre, Gesang) und Stefanie Drootin-Senseney (Bass, Gesang) mit Daniel Ocanto am Schlagzeug. Mir war im Vorfeld schon klar, dass dies nicht so ganz meine Musik sein würde, aber wenigstens interessiert zusehen würde sich wohl lohnen. Als ich einmal frisch vom Regen geduscht im jubez eintraf, fand ich es jedenfalls echt toll, dass vor dem Beginn der Show die Musiker von The good life am Merchstand zu sprechen waren und kurz später Roger Lewis die Musik, die Big Harp auf der Bühne ablieferte, hinten mit Trockenschlagzeug ordentlich mitfeierte. Das wirkte sympatisch und ehrlich begeistert auf mich.
Es gab dann auch quietschende Gitarren und ordentlich Bums beim ersten Song Golden Age. Leider war der Sound so, dass es alles etwas wie Blechkiste klang und damit noch krachiger als nötig. Trotzdem verfehlten solche instant-Mitsing-Song-Kracher wie It's a shame nicht ihre Wirkung auf mich. Oder schräg schöne Harmonien wie in Diev. Überhaupt wurde im Set sehr viel Material des aktuellen Albums Waveless geboten. Und als nach 45 min Schluß war, fand ich es ganz gut, schon pünktlich dabeigewesen zu sein.
Setlist:
01: Golden Age (*)
02: It's a Shame
03: Image (*)
04: Float ??
05: Diev (*)
06: Waves (*)
07: So far ??
08: Numbers (*)
09: Opera lights (*)
10: All Bets are off
12: Woo shila ??
13: Blood ??
(*, Waveless, 2015)
The good life brauchten anschließend nur recht wenig Zeit, um die Bühne vorzubereiten und Tim Kasher (Gitarre und Gesang), Ryan Fox für Keyboard und Gitarre - wieder am Bass und Gesang Stefanie Drootin und am Schlagzeug Roger Lewis standen oben und fühlten sich offensichtlich pudelwohl. Was eigentlich den Charme der Musik für mich ausmacht, kann ich gar nicht so einfach beschreiben. Es sind einerseits echt so geile Basslinien aber auch die schwarzhumorigen Texte, die so unangestrengt und auf den Punkt genau zu mir sprechen.
Mit Forever coming down rannten sie förmlich ins Konzert mit OH oh OH oh Parts im Gepäck. Mir war das ein wenig zu verstolpert, krumm und schief und mir wurde wieder bewusst, dass es vielleicht doch ein großer Fehler gewesen war, die Lieblinge live zu treffen... Das war natürlich sofort vergessen, als es ganz bald eine herrliche Version von You don't feel like home to me gab. Doch doch, hier war ich schon goldrichtig und es konnte jetzt auch nichts mehr "passieren"!
Auch wenn Flotsam locked into a grove ganz schön krümelig losging. Stimmten sie noch ihre Instrumente? Taumelnd und betrunken wirkte das - die Gitarren klangen gequetscht und der Beat schob. Bestimmt wacht der Typ um den es da geht morgen mit einem Brummschädel auf! Solche Phasen gab es später im Konzert immer mal wieder.
Das neue Album ist wohl einfach ein wenig krachiger und auch die entsprechende Spielart für die eigentlich alten Songs auch so. Aber ich hörte doch darin "meine" The good life Musik und war wieder geflasht, wie sie aus einem irgendwie fast langweilig traditionellen Song wie Empty bed oder Album of the year (wo ich mich allerdings noch mit interessantem Text "trösten" kann), dann ordentlich krachig sich so steigern, dass es zwar einerseits zerfasert, mir aber gleichzeitig die Gänsehaut über den Rücken treibt.
Auf halber Strecke durfte mein absoluter Liebling Heartbroke endgültig mein Herz hinschmelzen lassen und auch etwas später Some Tragedy, das sich durch die typische Basslinie schon im ersten Moment verrät. Da war ich dann doch noch zweimal total geflasht. Das Set mündete schließlich in einem kraftvollem Finale mit Everybody:
We're all bystanders of our own lives
Our own moats and it's killing us
I just wanna live my feeling
Of overwhelming again
And again is all I ask
I used to want a future perfect
Now all I want is past
Für die Zugabe gab es noch einen Spaß: Fast hatte es den Anschein, dass sich Tim Kasher selbst am meisten darüber freute, einen Mann aus dem Publikum an seiner Statt auf die Bühne zu holen und den ersten Song übernehmen zu lassen. Herrlich!
Setlist:
01: Foverver coming down (*)
02: Lovers need lawyers (Aoy)
03: You don't feel like Home to me (H)
04: Flotsam locked into a grove (*)
05: Empty bed (B)
06: How Small we are (*)
07: You're not you (Aoy)
08: Heartbroke (H) yeahyeahyeah
09: Beaten path (B)
10: Some Tragedy (H)
11: The troubadour's green room (*)
12: A Dim Entrance (N)
13: Album of the year (Aoy)
14: Everybody (*)
(N) Novena on a Nocturne, 2000
(B) Blackout, 2002
(Aoy) Album of the year, 2004
(H) Help wanted nights, 2007
(*) Everybody's Coming Down, 2015
Aus unserem Archiv:
The Good Life, Paris, 29.11.07
Tourdaten:
01.02. Hamburg - NachTasyl
02.02. Duisburg - Grammatikoff
03.02. Köln - Geneva Club
04.02. Berlin - Privatclub Berlin
05.02. Dresden - Beatpol
06.02. Zürich - El Lokal
07.02. Winterthur - Kraftfeld
09.02. Frankfurt - Brotfabrik Frankfurt
10.02. Genf - Festival Antigel
11.02. München - Unter Deck
12.02. Ebensee - Kino Ebensee
13.02. Leipzig - die naTo
14.02. Karlsruhe - jubez
15.02. Paris - Point Ephemere
16.-20. 02. Großbritannien
22.02. Amsterdam
1 Kommentare :
ich hab leider den münchen termin
nicht geschafft. so konnte ich
wenigstens hier etwas hinterher
träumen... danke!
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