Dienstag, 27. November 2012

Crooked Fingers & Horse Feathers, Berlin, 26.11.12


Konzert: Crooked Fingers & Horse Feathers
Ort: Monarch, Berlin
Datum: 26.11.2012
Dauer: Crooked Fingers 40 min, Horse Feathers 70 min
Zuschauer: ca. 80-100


Wenn man alles richtig machen will, fast zwanghaft, so misslingt es leider oftmals. So geschehen auch an diesem Montag in Berlin. Ich musste ja unbedingt die Akkus meiner Kamera neu aufladen - und habe diese dann doch auf dem Küchentisch liegen gelassen. Das fiel mir aber erst auf, als der Point of no return überschritten war. Innerlich hoffte ich auf all die Smartphones um mich herum, die ich bitten wollte, mir doch mit ein paar Bildern auszuhelfen. Aber wohin ging heute Abend die Reise? Zu den Horse Feathers, welche ich schon seit Jahren kenne (radioparadise.com sei Dank!). Endlich sollte ich sie nun live erleben. So lernte ich auch zugleich den Monarch kennen. Ein kleiner aber feiner Indie-Schuppen mit rustikalem Charme direkt am Kottbusser Tor. Kreuzberg ist mehr und mehr die Hauptadresse für besondere und schöne Konzert(t)räume.

In der Ecke des Monarch erwartete mich eine Mini-Winzig-Bühne, welche aber charmant vollgestellt war. Zu erst betraten die Crooked Fingers die Bühne - an diesem Abend bestehend aus Eric Bachmann nebst Liz Durrett. Seine Akustikgitarre wirkte ein wenig klein für den wuchtigen und muskulösen Mann, aber es hatte nichts peinliches an sich. Schließe ich die Augen bei ihrer Musik, so kommen mir unendliche Highways und die endlose Weite der amerikanischen Provinz vor Augen. Dabei habe ich gar keine Ahnung, wie es in Wirklichkeit in North Carolina aussieht. Bei einem Lied muss Eric selbst schmunzeln: Er würde es sonst schneller spielen, hat aber vorher noch sechs Currywürste gegessen. Ich glaube es ihm gerne. Seine 60er-Jahre Brille gefällt mir gut. Noch besser aber das Zusammenspiel mit Liz. Ihre wundervolle Stimme erinnert mich an jemanden, den ich sehr mag. Ich brauche ein bisschen Zeit, bis ich das richtig zuordnen kann: Anna Ternheim. Kurz bevor das Duett zu Sleep All Summer beginnt, dringt das Moloch Berlin mit Sirenenlärm ein, auch scheint das Instrument von Liz zu streiken, und selbst beherztes Schütteln löst das Problem nicht. Eric versucht sie dabei mit "You have the power - you are american" anzustacheln. Ohne Erfolg. Die Gitarre bleibt stumm. Es ist auch so ein tolles Lied und Eric´s und Liz Stimme ergänzen sich herrlich. "Why won´t you fall back in love with me". Mich ergreift es. Für ihre erklatschte Zugabe verlassen beide die Bühne und singen ohne jegliche Verstärker. Lieben Dank an das tolle Publikum an diesem Abend, dass es so gut gelang. Verdient gibt es tosenden Applaus am Ende ihres Sets. 


 

Nach einer Viertelstunden kommen die Horse Feathers zu fünft auf die Bühne. Es fällt direkt auf, dass Justin Ringle eine junge Band um sich gescharrt hat. Zuletzt haben mich Einar Stray beeindruckt, die ich ähnlich alt einschätzen würde. Die Stimme von Justin hört sich vertraut an, kenne ich sie doch schon seit 2006 oder 2007. Damals auf einem tollen kanadischen Radiosender, dem ich viele Inspirationen zu verdanken habe. Das Schlagzeug wird mal gepinselt, mal geklöppelt, mal geschlagen. Vielleicht manchmal einen Tick zu dominant - erstickt es doch   Justin´s anfangs leise Stimme. Die Streicher nutzen ihre Chance und fordern auch nach mehr Power bei der Tontechnik. Trotz dessen wirkt es nicht überladen. Für seine Möglichkeiten bietet das Monarch einen ordentlichen Klang. Die Musiker wechseln fleissig ihre Instrumente. Dustin Dybvig zwischen Schlagzeug und E-Piano, Nathan Crockett zwischen Violine, Mandoline und der tollen singenden Säge. Ein schöner Moment ist, als auch Angie Kuzma ihre Violine zur Seite legt und zusammen mit Nathan die Sägen singen lässt. Die Zuschauer schauen allesamt zufrieden und wie sagte Oliver Peel so schön in seinem Konzertbericht von seinem Pariser Wohnzimmerkonzert: beseelt. Ja - das trifft es sehr gut. Eine kleine heile Welt. Die Fensterscheiben des Monarch beschlagen immer mehr und so fällt es leicht das triste Berlin im November der tollen Wohnzimmeratmosphäre des Monarch einzutauschen. Ein paar Mädchen malen an den Scheiben herum. Die Band wirkt noch so unverdorben. So ganz anders als die typischen Party-Party-People. Mit Finch On Saturday kommt das Lied, mit welchem ich die Band und die Stimme von Justin kennenlernte. Großartig! Die Streicher, das Schlagzeug, die Akustikgitarre und zwischendrin immer mal Mandoline und Banjo - eine tolle Mischung, an der ich mich nicht satt hören kann. Nach 1/2 Stunde rinnt Justin der Schweiß über das Gesicht - seiner Einschätzung nach herrschen auf der Bühne so um die 150 Grad (Fahrenheit). Die Band versteht es eine dramatische Energie aufzubauen, die sich dann im Laufe der Zeit doch wieder friedlich mit uns versöhnt.

Die Horse Feathers sind eine begnadete Live-Band. Es würde mich nicht wundern, wenn sie bald größere Säle füllen würden. Verdient hätten sie es.


An diesem Abend blieben wohl sämtliche Smartphones in den Taschen. Ein Kompliment für die Bands.

Setlist Horse Feathers, Monarch, Berlin: 

01: Working Poor 
02: Dustbowl 
03: Belly of June 
04: Last Waltz 
05: Starving Robins 
06: Bird On A Leash 
07: Finch On Saturday 
08: Fit Against the Country 
09: Where I´ll Be 
10: The Drought 
11: Curs in the Weeds 
12: Better Company 
13: Cascades 

14: New Song (Z)

1 Kommentare :

E. hat gesagt…

da hattest du eine ausgesuchte besetzung vor augen. sehr sehr beneidenswert. liz durrett! bachman! horse feathers! großartig. leider nicht bei uns.

 

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