Konzert. Soy Un Caballo & Barth & Arch Woodman
Ort: Le Point Epémère, Paris (Point FMR)
Datum: 04.03.2009
Zuschauer: leider nicht extrem viele.
Konzertdauer: jeweils 30-40 Minuten
Eigentlich wäre ich ja auch sehr gerne erneut zu Emil "Loney Dear" Svanängen gegangen (der Schwede spielte eine Black Session beim Radiosender France Inter), aber wir haben auf dem Konzerttagebuch auch das Anliegen, noch recht unbekannten Künstlern eine Plattform zu bieten und ihre Konzerte zu besprechen.
Darum entschied ich mich also, ins Point FMR am Canal St Martin zu pilgern. Ein altes Fabrikgebäude, das immer wieder mit spannenden Acts aufwarten kann. Oft sieht man hier sehr frühzeitig Künstler, von denen die (Indie) - Musikwelt erst später Kenntnis nimmt. Aktuelles Beispiel: Sophie Hunger. Die inzwischen in allen Musikmedien besprochene Schweizerin war schon letztes Jahr da und spielte für ein paar gutinformierte Insider.
Ähnliches Medieninteresse würde ich auch den heute auftretenden Bands in der Zukunft wünschen, denn sie hatten allesamt ein erlesenes Programm zu bieten!
Als erste in den Ring geschickt wurden die Bretonen namens Arch Woodman. Eine vielköpfige Truppe (inklusive einer charmanten Flötistin), die auch schon einmal in der Maroquinerie bei einem sog. Inrocks Indie Club aufgetreten war. Und wer es dahin bringt, von dem wurde schon einmal Notiz genommen, denn bei den Inrocks Abenden werden in der Regel zwei bis drei siedend heiße Newcomer, meist aus England oder den USA, gebucht, denen man eine französische Gruppe voranstellt, die bei dem Talentwettwerb CQFD (aber jetzt bitte nicht an Popstars, DSDS oder einen ähnlichen Mist denken!) weit vorne gelandet ist.
Cocoon haben so angefangen, als sie The View und The Enemy supporteten und sind zumindest in Frankreich inzwischen wesentlich erfolgreicher als die Engländer. Coocon haben nämlich das legendäre Olympia im Januar ausverkauft (und stehen somit in einer Reihe mit den Kaiser Chiefs, den Kings Of Leon und Bloc Party) während The View im April "nur wieder die Maroquinerie zur Verfügung gestellt bekommt und obendrein nur als Vorgruppe von Mando Diao, die selbst wiederum froh sein können, wenn sie den ca. 500 Leute fassenden Raum ausverkaufen können. Also was lernen wir daraus? Wer bei dem Wettbewerb CQFD gewinnt, kann es weit bringen, zumindest in Frankreich, schließlich haben dort auch Syd Matters vor ein paar Jahren gesiegt.
Trotz dieser Meriten war es leider noch ziemlich leer als Arch Woodman loslegten. Eigentlich das Projekt eines Mannes, Arch Woodman (wie der im richtigen Leben heißt, weiß ich nicht), der aber live Hilfe braucht, um seine vielschichtigen Kompositionen, die zwischen Folk und Postrock verortet werden, darbieten zu können. Seine Band nennt sich lustigerweise das Hope + Belief Collective und der Name ist schon ein wenig bezeichnend für die musikalischen Vorlieben der Nordfranzosen. Die kann man auch bei anderen Kollektivbands wie der Broken Social Scene, Do Make They Think oder A Silver Mount Zion finden. Allerdings auch bei Folkkünstlern wie Sun Kill Moon und anderen. Zumindest liest man das so in den Medien. Allerdings hört sich Arch Woodman und sein Kollektiv erfreulicherweise sehr eigenständig an. Die postrockige Seite ist eher reduziert und das folkige Element kommt stärker zu Geltung. Allerdings auch nicht so wie bei Bonnie "Prince" Billy. Irgendwie anders. Also gar nicht so leicht zu beschreiben und das ist gut so! Aber besser nicht so viel vergleichen und einfach mal bei MySpace oder ähnlichen Seiten reinhören, ich finde es lohnt sich!
Setlist Arch Woodman, Point Ephémère, Paris (Merci Arch!):
01: Hunter!
02: You Couldn't Be Anyone
03: Write It To A Friend
04: Slowly Singing
05: From Those Lands
06: All Parades & Marches
07: Horse Trapper
Nachdem Arch Woodman fertig waren, erblickte ich Kate Stables und ihren Partner (zumindest in der Musik, ob auch in der Liebe weiß ich nicht) Jesse D. Vernon, die unter dem Pseudonym This Is The Kit herrliche Folkmusik machen und gemeinsam auch auftreten. Letztes Jahr ist ihr Album Krulle Bol erschienen und darauf befindet sich mit Birchwood Beaker eine besondere Perle. Da Kate aber nun einmal im Publikum und nicht auf der Bühne stand, war mir klar, daß ich heute diesen tollen Titel nicht geboten bekommen würde. Aber da hatte ich mich getäuscht! Die Belgier Soy Un Caballo, die nun an der Reihe waren, coverten nämlich ca. in der Mitte ihres wundervollen Sets Birchwood Beaker in einer ganz fabelhaften und originellen französischen Version. A Travers de la neige, so der Arbeitstitel dieses noch unveröffentlichten Chansons, der im Laufe des Jahres als limitierte Vinyl-Single erscheinen wird. Er enthält alle Ingredienzen, die die Musik von Soy Un Caballo so wundervoll machen. Als da wären: die sanfte und traumhaft schöne Stimme der niedlichen Aurélie Muller, die auch für das tolle Artwork verantwortlich zeichnet, das gefühlvolle Gitarrespiel von Thomas Van Cottom, der ebenfalls eine angenehme Singstimme hat, vor allem aber das famose Xylophonspiel von Aurélie. Viel zu selten wird dieses grandiose Instrument eingesetzt! Es gibt dem Sound eine herrlich entspannte, aber auch mystische Note und ist kennzeichnend für den Stil der Belgier, die heute noch durch einen weiteren Gitarristen unterstützt wurden. Absolut originell und gar nicht so leicht in eine Schublade zu stecken, was das Duo da so anstellt. Es gibt gleichzeitig ein liebliches und sonnendurchflutetes Element, aber auch eine hauchzarte Melancholie, die immer gegenwärtig ist. Mit der Brechstange zu Werke gehen die beiden nie, aber trotzdem ist das Ganze keineswegs süßlich oder kitschig. Vielmehr ist das entspannte, sehr innovative und vielschichtige Popmusik, die bei jedem Hördurchgang besser wird. Unverschämt charmant und so gut, daß sogar ein ganz Großer wie Bonnie "Prince" Billy auf das Duo aufmerksam geworden ist und auf einem Titel des Albums Les Heures De Raison auf französisch mitsingt! Wenn ich ganz ehrlich sein darf: der Prinz singt ziemlich schief und mit mittelprächtigem Akzent (ich bin nett zu ihm, ich verehre ihn ja) und der Song ist alles andere als mein Favorit auf dem ansonsten fabelhaften Album, das unglaublich abwechslungsreich und pfiffig ist.
Ja, Aurélie (die übrigens auch Bass spielt) und Thomas haben mein Herz gewonnen und neben dem This Is The Kit Cover noch mit einer anderen Neuinterpretation eines Liedes geglänzt. Zusammen mit den ausgezeichneten Engländern Tunng haben sie dem Song Robin neues Leben eingehaucht und auch dieser Track ist als limitierte Vinyl - Single veröffentlicht worden. Allein das traumhaft schöne Artwork lohnt die Anschaffung und ich warte schon gespannt auf das neue Album, denn Les Heures De Raison hat inzwischen schon ein Jahr auf dem Buckel. Ich habe aber die Vermutung, daß Soy Un Caballo erst einmal dieses Werk so richtig vermarkten wollen, denn sowohl bei Pitchfork als auch beim Wire Magazin zeigte man sich sehr angetan und künftige Tourdaten in Spanien und gleich zweimal London sprechen dafür, daß es nun auch außerhalb von Belgien und Frankreich für Aurélie und Thomas gut läuft. Verdient haben sie es auf alle Fälle! Und wer bietet seinen Fans nach dem Konzert neben den üblichen CDs und Schallplatten eigentlich köstliche belgische Schokolade in der Form von hübsch verpackten Brownies an?
Darum entschied ich mich also, ins Point FMR am Canal St Martin zu pilgern. Ein altes Fabrikgebäude, das immer wieder mit spannenden Acts aufwarten kann. Oft sieht man hier sehr frühzeitig Künstler, von denen die (Indie) - Musikwelt erst später Kenntnis nimmt. Aktuelles Beispiel: Sophie Hunger. Die inzwischen in allen Musikmedien besprochene Schweizerin war schon letztes Jahr da und spielte für ein paar gutinformierte Insider.
Ähnliches Medieninteresse würde ich auch den heute auftretenden Bands in der Zukunft wünschen, denn sie hatten allesamt ein erlesenes Programm zu bieten!
Als erste in den Ring geschickt wurden die Bretonen namens Arch Woodman. Eine vielköpfige Truppe (inklusive einer charmanten Flötistin), die auch schon einmal in der Maroquinerie bei einem sog. Inrocks Indie Club aufgetreten war. Und wer es dahin bringt, von dem wurde schon einmal Notiz genommen, denn bei den Inrocks Abenden werden in der Regel zwei bis drei siedend heiße Newcomer, meist aus England oder den USA, gebucht, denen man eine französische Gruppe voranstellt, die bei dem Talentwettwerb CQFD (aber jetzt bitte nicht an Popstars, DSDS oder einen ähnlichen Mist denken!) weit vorne gelandet ist.
Cocoon haben so angefangen, als sie The View und The Enemy supporteten und sind zumindest in Frankreich inzwischen wesentlich erfolgreicher als die Engländer. Coocon haben nämlich das legendäre Olympia im Januar ausverkauft (und stehen somit in einer Reihe mit den Kaiser Chiefs, den Kings Of Leon und Bloc Party) während The View im April "nur wieder die Maroquinerie zur Verfügung gestellt bekommt und obendrein nur als Vorgruppe von Mando Diao, die selbst wiederum froh sein können, wenn sie den ca. 500 Leute fassenden Raum ausverkaufen können. Also was lernen wir daraus? Wer bei dem Wettbewerb CQFD gewinnt, kann es weit bringen, zumindest in Frankreich, schließlich haben dort auch Syd Matters vor ein paar Jahren gesiegt.
Trotz dieser Meriten war es leider noch ziemlich leer als Arch Woodman loslegten. Eigentlich das Projekt eines Mannes, Arch Woodman (wie der im richtigen Leben heißt, weiß ich nicht), der aber live Hilfe braucht, um seine vielschichtigen Kompositionen, die zwischen Folk und Postrock verortet werden, darbieten zu können. Seine Band nennt sich lustigerweise das Hope + Belief Collective und der Name ist schon ein wenig bezeichnend für die musikalischen Vorlieben der Nordfranzosen. Die kann man auch bei anderen Kollektivbands wie der Broken Social Scene, Do Make They Think oder A Silver Mount Zion finden. Allerdings auch bei Folkkünstlern wie Sun Kill Moon und anderen. Zumindest liest man das so in den Medien. Allerdings hört sich Arch Woodman und sein Kollektiv erfreulicherweise sehr eigenständig an. Die postrockige Seite ist eher reduziert und das folkige Element kommt stärker zu Geltung. Allerdings auch nicht so wie bei Bonnie "Prince" Billy. Irgendwie anders. Also gar nicht so leicht zu beschreiben und das ist gut so! Aber besser nicht so viel vergleichen und einfach mal bei MySpace oder ähnlichen Seiten reinhören, ich finde es lohnt sich!
Setlist Arch Woodman, Point Ephémère, Paris (Merci Arch!):
01: Hunter!
02: You Couldn't Be Anyone
03: Write It To A Friend
04: Slowly Singing
05: From Those Lands
06: All Parades & Marches
07: Horse Trapper
Nachdem Arch Woodman fertig waren, erblickte ich Kate Stables und ihren Partner (zumindest in der Musik, ob auch in der Liebe weiß ich nicht) Jesse D. Vernon, die unter dem Pseudonym This Is The Kit herrliche Folkmusik machen und gemeinsam auch auftreten. Letztes Jahr ist ihr Album Krulle Bol erschienen und darauf befindet sich mit Birchwood Beaker eine besondere Perle. Da Kate aber nun einmal im Publikum und nicht auf der Bühne stand, war mir klar, daß ich heute diesen tollen Titel nicht geboten bekommen würde. Aber da hatte ich mich getäuscht! Die Belgier Soy Un Caballo, die nun an der Reihe waren, coverten nämlich ca. in der Mitte ihres wundervollen Sets Birchwood Beaker in einer ganz fabelhaften und originellen französischen Version. A Travers de la neige, so der Arbeitstitel dieses noch unveröffentlichten Chansons, der im Laufe des Jahres als limitierte Vinyl-Single erscheinen wird. Er enthält alle Ingredienzen, die die Musik von Soy Un Caballo so wundervoll machen. Als da wären: die sanfte und traumhaft schöne Stimme der niedlichen Aurélie Muller, die auch für das tolle Artwork verantwortlich zeichnet, das gefühlvolle Gitarrespiel von Thomas Van Cottom, der ebenfalls eine angenehme Singstimme hat, vor allem aber das famose Xylophonspiel von Aurélie. Viel zu selten wird dieses grandiose Instrument eingesetzt! Es gibt dem Sound eine herrlich entspannte, aber auch mystische Note und ist kennzeichnend für den Stil der Belgier, die heute noch durch einen weiteren Gitarristen unterstützt wurden. Absolut originell und gar nicht so leicht in eine Schublade zu stecken, was das Duo da so anstellt. Es gibt gleichzeitig ein liebliches und sonnendurchflutetes Element, aber auch eine hauchzarte Melancholie, die immer gegenwärtig ist. Mit der Brechstange zu Werke gehen die beiden nie, aber trotzdem ist das Ganze keineswegs süßlich oder kitschig. Vielmehr ist das entspannte, sehr innovative und vielschichtige Popmusik, die bei jedem Hördurchgang besser wird. Unverschämt charmant und so gut, daß sogar ein ganz Großer wie Bonnie "Prince" Billy auf das Duo aufmerksam geworden ist und auf einem Titel des Albums Les Heures De Raison auf französisch mitsingt! Wenn ich ganz ehrlich sein darf: der Prinz singt ziemlich schief und mit mittelprächtigem Akzent (ich bin nett zu ihm, ich verehre ihn ja) und der Song ist alles andere als mein Favorit auf dem ansonsten fabelhaften Album, das unglaublich abwechslungsreich und pfiffig ist.
Ja, Aurélie (die übrigens auch Bass spielt) und Thomas haben mein Herz gewonnen und neben dem This Is The Kit Cover noch mit einer anderen Neuinterpretation eines Liedes geglänzt. Zusammen mit den ausgezeichneten Engländern Tunng haben sie dem Song Robin neues Leben eingehaucht und auch dieser Track ist als limitierte Vinyl - Single veröffentlicht worden. Allein das traumhaft schöne Artwork lohnt die Anschaffung und ich warte schon gespannt auf das neue Album, denn Les Heures De Raison hat inzwischen schon ein Jahr auf dem Buckel. Ich habe aber die Vermutung, daß Soy Un Caballo erst einmal dieses Werk so richtig vermarkten wollen, denn sowohl bei Pitchfork als auch beim Wire Magazin zeigte man sich sehr angetan und künftige Tourdaten in Spanien und gleich zweimal London sprechen dafür, daß es nun auch außerhalb von Belgien und Frankreich für Aurélie und Thomas gut läuft. Verdient haben sie es auf alle Fälle! Und wer bietet seinen Fans nach dem Konzert neben den üblichen CDs und Schallplatten eigentlich köstliche belgische Schokolade in der Form von hübsch verpackten Brownies an?
Setlist Soy Un Caballo, Point Ephémère, Paris (Merci à Aurélie!):
01: Le Retour
02: La Lune Et Le Loup
03: La Droiture
04: Au Ralenti
05: A Travers La Neige (Birchwood Beaker im Original. Franz. Cover von This Is The Kit)
06: Robin
07: But Will Our Tears
08: La Raison Du Plus Fort
09: La Bibliothèque
10: La Chambre
Der Bericht über Barth folgt am Freitag!
01: Le Retour
02: La Lune Et Le Loup
03: La Droiture
04: Au Ralenti
05: A Travers La Neige (Birchwood Beaker im Original. Franz. Cover von This Is The Kit)
06: Robin
07: But Will Our Tears
08: La Raison Du Plus Fort
09: La Bibliothèque
10: La Chambre
Der Bericht über Barth folgt am Freitag!
Pour nos lecteurs français:
Une bien belle soirée encore avec trois groupes français (Soy un Caballo sont belges en fait, mais ils étaient les seuls à chanter en francais) de talent. Programmation éclectique, organisé par les charmantes filles de la Summery Agency.
Les bretons Arch Woodman ont commencé cette soirée avec leurs compositions raffinées quelque part entre folk, pop, et postrock. Projet d'un jeune homme blond à la guitare acoustique mais épaulé par son groupe, le bien nommé Hope + Beliefe Collective, qui a offert au public les morceaux du très bon album avec le nom improbable Draped Horse Blue Licorne Argentee Feather Blue, dont le tubesque Slowly Singing.
Puis le duo belge Soy un Caballo a prouvé que leurs chansons sont aussi bon que le chocolat belge. Aurélie Muller (à la basse et le Xylophone) et Thomas Cottom (à la guitare) jouent de la pop, mais comme pas la même pop que les autres. Chez eux c'est très original, complexe et charmant et en plus ils jouent des reprises géniales comme À travers de la neige, une reprise de This Is The Kit ou Robin révisité par les anglais Tunng.
Soy un Caballo sont inclassable tout comme Barth, qui ne veut pas chosir entre Indie Pop, Reggae, Ska, Electropop et pleins d'autres genres. C'est beau et original et en plus ils y a des vidéos superbes qui me font rever de l'été...
Links:
- mehr Fotos von Arch Woodman hier
- Mehr Fotos von Soy Un Caballo hier
Soy un Caballo - Robin in einer Video- Session mit der Blogothèque. Charmant wie immer! (Und Kate von This Is The Kit hat ein kleines Baby im Arm). La Raison Du Plus Fort, benfalls von der Blogotheque.
1 Kommentare :
renommiert und gelobt, dazu fällt mir doch glatt was ein:
http://dasklienicum.blogspot.com/2007/05/eingestreut-11-soy-un-caballo.html
das ist fast zwei jahre her!
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