Konzert: iLiKETRAiNS
Ort: Gebäude 9 Köln
Datum: 16.11.2007
Zuschauer: 200 vielleicht
Immer wenn David Martin "Please ... don't ... go ... into ... the ... kitchen ... That's ... where ... the ... knives ... are..." mit einer Traurigkeit in der Stimme singt, als sei gerade ein Familienmitglied gestorben oder sein Lieblingsverein abgestiegen und für die Zeilen eine Ewigkeit braucht, möchte ich ihn schütteln und ihm irgendetwas Witziges* erzählen, damit der arme Mann wieder bessere Laune bekommt. Aber das ist natürlich Unsinn, weil der Sänger der Band iLiKETRAiNS aus Leeds "in echt" überhaupt nicht wie jemand ohne gute Laune wirkt und weil Stimme und Intonation Davids einen Teil des besonderen Reizes der Nordengländer ausmacht, der ihre EP "Progress Reform" von 2006 und ihre in diesem Jahr erschienene Platte "Elegies to Lessons Learnt" zu herausragenden Veröffentlichungen der letzten Zeit macht.
Leider ist die Musik aber offenbar zu speziell um (indie-) massentauglich zu sein. Das Gebäude 9 war also alles andere als ausverkauft, es war aber immerhin gut gefüllt. Punkt neun begannen aber erst einmal Long Distance Calling aus Münster. Hätte ich vor meiner Abfahrt geschildert bekommen, was mich erwartet, wäre ich vermutlich erst zur Hauptgruppe gekommen. Instrumentalmusik von Leuten mit Metal-Hintergrund, ewig lange Lieder, krachende Gitarren - das hätte mich wirklich abgeschreckt, vor allem an einem Tag, an dem ich müde zum Konzert gefahren bin.
Aber es waren schon mal keine langhaarigen Heavies, die auf der Bühne standen, nur der enorm bogygebuildete Gitarrist hatte längere Haare. Neben ihm (Dave), einem zweiten Gitarristen (Florian) gehören Bassist Jan, der in der Mitte der Bühne stand und ein Mikro vor sich hatte, Schlagzeuger Janosch und Reimut, der ein Notebook bediente. Die Beschreibung der Musik der Band stimmte schon - nur meine Einstellung dazu nicht. Die langen Instrumentalstücke gefielen mir nämlich ausnehmend gut. In der guten halben Stunde ihres Auftritts spielten die fünf lediglich vier Stücke. Es kamen zwar immer mal wieder Passagen vor, die die deutlich härtere musikalische Herkunft der jungen Band ahnen ließen. Der Gesamteindruck war aber, daß diese lange, sehr komplexe Musik wahnsinnig gut hörbar und nicht die Spur langweilig war, was ich eben alles vorher auch nicht ansatzweise vermutet hätte. Und es kam richtig gut an - eigentlich bei dieser Art Musik erstaunlich, aber ja auch wieder nicht, da sie mich eben auch gepackt hatte.
Irgendwann nach einiger Zeit kapierte ich auch, warum vor Jan ein Mikro stand - das diente den Ansagen, ansonsten kamen zwar ein paar kleine Gesangsfetzen vor, die waren aber allesamt Samples von Reimuts Notebook. Reimut, der mit Glatze nicht nach einem Klischee-Metaller aussah, ging aber bei seiner Arbeit, für Effekte zu sorgen, mit Abstand am meisten ab. Er headbangte, spielte Luftgitarre und bediente dabei sein Notebook, das war herrlich zu beobachten!
In meinen Augen waren Long Distance Calling eine perfekte Eröffnungsband für den Abend. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und war danach wach und gespannt auf den Rest. Das hat mir gefallen, gut sogar!
Leider ist die Musik aber offenbar zu speziell um (indie-) massentauglich zu sein. Das Gebäude 9 war also alles andere als ausverkauft, es war aber immerhin gut gefüllt. Punkt neun begannen aber erst einmal Long Distance Calling aus Münster. Hätte ich vor meiner Abfahrt geschildert bekommen, was mich erwartet, wäre ich vermutlich erst zur Hauptgruppe gekommen. Instrumentalmusik von Leuten mit Metal-Hintergrund, ewig lange Lieder, krachende Gitarren - das hätte mich wirklich abgeschreckt, vor allem an einem Tag, an dem ich müde zum Konzert gefahren bin.
Aber es waren schon mal keine langhaarigen Heavies, die auf der Bühne standen, nur der enorm bogygebuildete Gitarrist hatte längere Haare. Neben ihm (Dave), einem zweiten Gitarristen (Florian) gehören Bassist Jan, der in der Mitte der Bühne stand und ein Mikro vor sich hatte, Schlagzeuger Janosch und Reimut, der ein Notebook bediente. Die Beschreibung der Musik der Band stimmte schon - nur meine Einstellung dazu nicht. Die langen Instrumentalstücke gefielen mir nämlich ausnehmend gut. In der guten halben Stunde ihres Auftritts spielten die fünf lediglich vier Stücke. Es kamen zwar immer mal wieder Passagen vor, die die deutlich härtere musikalische Herkunft der jungen Band ahnen ließen. Der Gesamteindruck war aber, daß diese lange, sehr komplexe Musik wahnsinnig gut hörbar und nicht die Spur langweilig war, was ich eben alles vorher auch nicht ansatzweise vermutet hätte. Und es kam richtig gut an - eigentlich bei dieser Art Musik erstaunlich, aber ja auch wieder nicht, da sie mich eben auch gepackt hatte.
Irgendwann nach einiger Zeit kapierte ich auch, warum vor Jan ein Mikro stand - das diente den Ansagen, ansonsten kamen zwar ein paar kleine Gesangsfetzen vor, die waren aber allesamt Samples von Reimuts Notebook. Reimut, der mit Glatze nicht nach einem Klischee-Metaller aussah, ging aber bei seiner Arbeit, für Effekte zu sorgen, mit Abstand am meisten ab. Er headbangte, spielte Luftgitarre und bediente dabei sein Notebook, das war herrlich zu beobachten!
In meinen Augen waren Long Distance Calling eine perfekte Eröffnungsband für den Abend. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und war danach wach und gespannt auf den Rest. Das hat mir gefallen, gut sogar!
Setlist Long Distance Calling Gebäude 9 Köln:
01: Jungfernflug
02: Aurora
03: Fire in the mountain
04: The very last day
Das erste, was man danach auf bzw. hinter der Bühne sah, war eine Statusmeldung eines Beamers auf der Wand hinter der Bühne. Mit Erscheinen der Band aus Leeds, erschien gleichzeitig eine Videoprojektion. Während des gesamten Programms sollten passende Filme, erklärende Bilder die Musik unterstützen. Das ist sicher kein neues Konzept, hier aber besonders gut umgesetzt. Vor jedem Song erschienen Ort und Datum, an denen die Lieder spielen. Ich hatte, muß ich gestehen, mich mit den Texten der Band bisher überhaupt nicht auseinandergesetzt (ja, ich weiß, ein Fehler). Ich wußte also auch nicht, welches Stück sich mit was beschäftigt. Daß ich das nicht getan hatte, machte es aber auch ein wenig aufregend, denn ich freute mich jeweils auf die Einblendung, worum es beim nächsten Song gehen könnte.
Das erste Lied, "Twenty five sins", ist schon gleich einer meiner Lieblinge von "Elegies to Lessons Learnt". Die Textzeile "This town is burning down" wurde auf der Leinwand von Feuerbildern und einem Stich vom großen Feuer in London im 17. Jhd. begleitet.
Die fünfköpfige Band, neben dem Sänger Guy Bannister an Gitarre und Keyboard, Bassist Alistair Bowis, Simon Fogal am Schlagzeug und Ashley Dean an Trompete (oder war das ein Kornett?), der auch die Videobilder steuerte, war einheitlich in weiße Hemden mit schwarzen Krawatten und schwarze Hosen gekleidet (und alle trugen eine schwarze Armbinde - einen Trauerflor?).
Zur Musik fällt mir eigentlich zu iLiKETRAiNS nicht sehr viel mehr ein, als daß es traumhaft war. Die getragenen Melodien, dazu die sagenhafte Stimme Davids, verleihen ihr etwas angenehm Feierliches. Der Sound im Gebäude 9 war dazu so gut abgemischt, daß auch wirklich nichts von der Qualität der Platten verloren ging. Dazu die Bilder im Hintergrund, auch wer nicht schon von den Veröffentlichungen angetan wäre, sollte vollkommen beeindruckt worden sein.
Lied zwei, "The deception", handelt von einem englischen Segler, der 1969 bei einem Bootsrennen rund um die Erde, das er durch Betrug durch die Angabe falscher Positionen zu gewinnen versuchte, starb, vermutlich durch Selbstmord. Auch "The deception" stammt vom Album, das mir zwar sehr gut gefällt, gegen die wundervolle EP aber (noch) nicht ankommt. Der Stil, mit dem die Lieder hier dargeboten wurden, hat mein Verhältnis zu "Elegies to Lessons Learnt" aber noch einmal verändert, denke ich.
Es folgte nach der Einblendung "Belgrade 1992" das Lied über den ehemaligen Schachweltmeister Bobby Fischer ("A rook house for Bobby"), der unter obskuren Umständen zwanzig Jahre nach seinem Duell gegen Boris Spassky, gegen den ein Rematch bestritt. Im Hintergrund waren Bilder Fischers zu sehen, eine Schachpartie (ich wüßte zu gerne, ob das eine der WM-Partien war). Das war wirklich ein einzigartiges Erlebnis (der Abend, nicht die Schach-WM).
Danach kamen die drei Albumstücke "Death of an idealist" ("Miami Beach 1974" - der Ort, an dem das ehemalige britische Kabinettsmitglied Stonehouse seinen Tod vortäuschte), "Voice of reason" ("Bedkus 1841" über den Mann, der versuchte George III. zu ermorden. George III. ist einer der heikelsten deutschen Exporte nach England, da in seine Regentschaft der Verlust der amerikanischen Kolonien fällt) und "We all fall down" über den Pestausbruch in einem Dorf in England ("Eyam Derbyshire 1666"), der dadurch unter Kontrolle gehalten wurde, daß sich der Ort zu einer Quarantäne entschied und isoliert die Krankheit wüten ließ. Auf der Leinwand erschienen Vergrößerungen des Pestbakteriums und eine Liste mit den Namen der Verstorbenen. Das war für mich einer der eindrucksvollsten Momente des Konzerts! Wow!
Das einzige Lied im regulären Set, das weder von EP noch von Platte stammt, war "Victress", eine B-Seite über einen Mitsegler des "Deception" Manns, der, im Gefühl von diesem gejagt zu werden, mit seinem Schiff sank und sich Jahre nach seiner Rettung das Leben nahm ("Dover 1972").
Mit den beiden weiteren Höhepunkten "Terra Nova" (über das Rennen zur Antarktis 1912) und "Spencer Perceval" (der einzige ermordete britische Premierminister - "Newgate Prison 1812") war das Programm beendet. Das Publikum war vollkommen begeistert, so weit ich das überblicken konnte. Auch wenn David vorher (für mich) glaubwürdig erklärt hatte, "Spencer Perceval" sei der Abschluß, kam die Band zur Einblendung "Here now" noch zu einer Zugabe zurück, zur Vor-EP-Single "Before the curtains close."
Was soll ich sagen - es war ein fabelhafter Abend mit einer fabelhaften Band, die es versteht, ihre Musik live zumindest genauso eindrucksvoll zu präsentieren wie auf Platte. Mit Zügen habe ich zwar eigentlich nichts am Hut, Zugfreunde mag ich allerdings wirklich sehr!
Das erste Lied, "Twenty five sins", ist schon gleich einer meiner Lieblinge von "Elegies to Lessons Learnt". Die Textzeile "This town is burning down" wurde auf der Leinwand von Feuerbildern und einem Stich vom großen Feuer in London im 17. Jhd. begleitet.
Die fünfköpfige Band, neben dem Sänger Guy Bannister an Gitarre und Keyboard, Bassist Alistair Bowis, Simon Fogal am Schlagzeug und Ashley Dean an Trompete (oder war das ein Kornett?), der auch die Videobilder steuerte, war einheitlich in weiße Hemden mit schwarzen Krawatten und schwarze Hosen gekleidet (und alle trugen eine schwarze Armbinde - einen Trauerflor?).
Zur Musik fällt mir eigentlich zu iLiKETRAiNS nicht sehr viel mehr ein, als daß es traumhaft war. Die getragenen Melodien, dazu die sagenhafte Stimme Davids, verleihen ihr etwas angenehm Feierliches. Der Sound im Gebäude 9 war dazu so gut abgemischt, daß auch wirklich nichts von der Qualität der Platten verloren ging. Dazu die Bilder im Hintergrund, auch wer nicht schon von den Veröffentlichungen angetan wäre, sollte vollkommen beeindruckt worden sein.
Lied zwei, "The deception", handelt von einem englischen Segler, der 1969 bei einem Bootsrennen rund um die Erde, das er durch Betrug durch die Angabe falscher Positionen zu gewinnen versuchte, starb, vermutlich durch Selbstmord. Auch "The deception" stammt vom Album, das mir zwar sehr gut gefällt, gegen die wundervolle EP aber (noch) nicht ankommt. Der Stil, mit dem die Lieder hier dargeboten wurden, hat mein Verhältnis zu "Elegies to Lessons Learnt" aber noch einmal verändert, denke ich.
Es folgte nach der Einblendung "Belgrade 1992" das Lied über den ehemaligen Schachweltmeister Bobby Fischer ("A rook house for Bobby"), der unter obskuren Umständen zwanzig Jahre nach seinem Duell gegen Boris Spassky, gegen den ein Rematch bestritt. Im Hintergrund waren Bilder Fischers zu sehen, eine Schachpartie (ich wüßte zu gerne, ob das eine der WM-Partien war). Das war wirklich ein einzigartiges Erlebnis (der Abend, nicht die Schach-WM).
Danach kamen die drei Albumstücke "Death of an idealist" ("Miami Beach 1974" - der Ort, an dem das ehemalige britische Kabinettsmitglied Stonehouse seinen Tod vortäuschte), "Voice of reason" ("Bedkus 1841" über den Mann, der versuchte George III. zu ermorden. George III. ist einer der heikelsten deutschen Exporte nach England, da in seine Regentschaft der Verlust der amerikanischen Kolonien fällt) und "We all fall down" über den Pestausbruch in einem Dorf in England ("Eyam Derbyshire 1666"), der dadurch unter Kontrolle gehalten wurde, daß sich der Ort zu einer Quarantäne entschied und isoliert die Krankheit wüten ließ. Auf der Leinwand erschienen Vergrößerungen des Pestbakteriums und eine Liste mit den Namen der Verstorbenen. Das war für mich einer der eindrucksvollsten Momente des Konzerts! Wow!
Das einzige Lied im regulären Set, das weder von EP noch von Platte stammt, war "Victress", eine B-Seite über einen Mitsegler des "Deception" Manns, der, im Gefühl von diesem gejagt zu werden, mit seinem Schiff sank und sich Jahre nach seiner Rettung das Leben nahm ("Dover 1972").
Mit den beiden weiteren Höhepunkten "Terra Nova" (über das Rennen zur Antarktis 1912) und "Spencer Perceval" (der einzige ermordete britische Premierminister - "Newgate Prison 1812") war das Programm beendet. Das Publikum war vollkommen begeistert, so weit ich das überblicken konnte. Auch wenn David vorher (für mich) glaubwürdig erklärt hatte, "Spencer Perceval" sei der Abschluß, kam die Band zur Einblendung "Here now" noch zu einer Zugabe zurück, zur Vor-EP-Single "Before the curtains close."
Was soll ich sagen - es war ein fabelhafter Abend mit einer fabelhaften Band, die es versteht, ihre Musik live zumindest genauso eindrucksvoll zu präsentieren wie auf Platte. Mit Zügen habe ich zwar eigentlich nichts am Hut, Zugfreunde mag ich allerdings wirklich sehr!
Setlist iLiKETRAiNS Gebäude 9 Köln:
01: Twenty five sins
02: The deception
03: A rook house for Bobby
04: Death of an idealist
05: Voice of reason
06: We all fall down
07: Victress
08: Terra Nova
09: Spencer Perceval
10: Before the curtains close (Part 2)
Links:
- iLiKETRAiNS in Paris:
- am 31.10.2007
- und am 12.10.2006
- mehr Fotos aus Köln
- iLiKETRAiNS in Paris:
- am 31.10.2007
- und am 12.10.2006
- mehr Fotos aus Köln
* A passenger train is creeping along, slowly. Finally it creaks to a halt. A passenger sees a conductor walking by outside. "What's going on?" she yells out the window. "Cow on the track!" replies the conductor. Ten minutes later, the train resumes its slow pace. Within five minutes, however, it stops again. The woman sees the same conductor walk again. She leans out the window and yells, "What happened? Did we catch up with the cow again?" (Quelle: http://jokes4all.net/jokes/trains/jokes_2847.html)
4 Kommentare :
HIer kann man eine ganze Menge lernen, Christoph! Danke für die asuführlichen Erläuterungen.
Die Geschichte mit dem Segler von "The Deception" finde ich hochspannend und die Bilder von den Videos sind auch aufschlußreich. In Paris habe ich keine Filmchen gesehen, obwohl an anderer Stelle behauptet wurde, daß es welche gab. Wenn dann auf jeden Fall nur die von Dir geschilderte Brandszene.
Und: richtig beobachtet: sie trugen einen Trauerflor wegen eines kürzlich erlittenen Unglücksfalls. Das war auch schon in Paris so.
...wenn ich nicht im MTC zu Cougar & 65daysofstatic gegangen wäre (review folgt auf www.xdevx.wordpress.com), dann hätten mich iLIKETRAINS auch interessiert, aber man kann nicht alles haben. Long Distance Calling sehe ich am Do. als Opener von Envy! Habe sie schon vor einem halben Jahr gesehen, waren gut (waren ja auch Demo des Monats in der Visions), aber nicht wirklich großartig!
Sie können übrigens wirklich lustig sein. In Berlin waren einige sehr nervige Fans aus Griechenland, die meinten, ständig auf sich aufmerksam machen zu müssen. In den Pausen rief einer von ihnen (bekleidet im Interpol-T-Shirt (Interpol hatten früher am Abend ebenfalls in Berlin gespielt)) rein: "We came from Greece just to see you!". Antwort von der Bühne "Oh really? We came from Leeds just to play here."
Hihi. Wobei, aufgeschrieben wirkt es nicht ganz so lustig wie in dem Moment ;)
Ich finde das sehr lustig! :-)
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