Konzert: Julie Doiron mit support Andi Langhammer
Ort: Bebop Schallplatten Rosenheim
Datum: 29. Juni 2015
Ein Bericht von Eike - vielen Dank!
der laue sommerabend lud zum entspannten cruisen ein. die saftigen wiesen zogen in endlosen quadraten rechts und links der b15 vorbei, lediglich unterbrochen von sich grau abhebenden, in die landschaft schlängelnden landstraßen. die sonne grüßte noch wach von den gipfeln des majestätisch ruhenden gebirges her, ein milder wind zosch in die weit geöffneten fenster unseres wagens. rosenheim grüßte mit vororten, später mit bildungseinrichtungen und dem hinweis auf den örtlichen eishockeyverein, in der city selbst mit baustellen, einbahnstraßen und parkplatzproblemen. vor dem hole hatte sich bereits eine traube gebildet, die sich der kleinen straße annahm, rauch in den himmel blies, sich das frische bier schmecken ließ und mit linkischem blick nach einer dame lugte, die sich ihrer kinder bemühte. luftig bekleidet, ärmellos, so dass man ein kleines tattoo auf dem linken oberarm sehen konnte, mit sandalen beschuht, eine große, runde brille auf der nase, julie doiron. ihr jüngstes (elsie) brauchte noch hilfe beim umherwandeln, die größeren konnten sich bereits darum kümmern. bald sollte die situation kurzzeitig eskalieren, die mutter musste schließlich ein konzert spielen. beruhigung allenthalben, spätestens als die kanadierin auf der bühne stand.
an ihrer seite christopher leigh mc laughlin, der sich wie die
namensgeberin des konzertabends eine e-gitarre umband. er sollte
schließlich für die akzente sorgen, melodieneinschlüsse, saftiges
fetzen, sphärische soundmalereien oder bottleneck-akrobatik. es gelang
ihm zumeist ausgezeichnet, doch die momente, da sich verzerrungen nicht
mehr als intendierte identifizieren ließen, mehrten sich. ganz
offensichtlich begannen amp und pedals zu streiken. christopher, mit
deutschen vorfahren aus der nähe von kaiserslautern, wie man während des
abends erfuhr, ließ sich zunächst nicht aus der ruhe bringen, da waren
bereits einige songs absolviert, doch in der interaktion mit seiner
partnerin entstand spürbare nervosität. war sie zunächst auch gegründet
in der tatsache, dass sich die babysitter via handy bemerkbar machten,
was für ein zusätzliches störgeräusch sorgte, wurde sie potenziert durch
die erwartungshaltung doirons an einen möglichst einwandfreien vortrag.
dass christopher irgendwann das handtuch schmiss, sprich die gitarre in
die ecke stellte und entnervt die flucht ergriff, kann seitens des bzw.
durch publikums nur schwach begründet werden. hier offerierte sich bzw.
hierin kulminierte vielleicht auch der andauernde stress, dem die
familienbande auf einer weitläufigen und zeit- und kräfteraubenden tour
ausgesetzt war, ist.
bis dahin aber hatten die beiden geschwisterlich aufeinander zu
gearbeitet, ließen die gewogenen anteile am klangbild gelten und
gesellten sich zueinander, sowohl instrumental, als auch stimmlich wenn
es not tat. hin und wieder stutzte sich christopher die flügel, setzte
sich auf die bühne, um an den effekten zu fingern, schleifen zu
produzieren, ein psychedelisches geifern anzustimmen oder um ein neues
fundament zu schaffen, auf dem julie doiron agieren konnte. sie wiederum
schien sich über den abend hin erst einmal einsingen zu müssen. klang
ihre stimme anfangs noch beschränkt, kantig, hart, nahm sie an
weichheit, klarheit und variabilität im verlaufe des konzerts immer mehr
zu. aber es ist gerade ihre eckige art, hier und dort etwas zu
verschlucken, endungen endungen sein zu lassen, die für so positive
widerstände sorgt. denn während sie bereits die nächste liedzeile
beginnt, lässt sie der zuvor gesungenen noch ein fitzelchen raum, damit
ihr der hörer etwas nachgehen kann. so nimmt er einen aktiven part ein
und wird schnell zum mitbesitzer des doironschen kosmos.
diese magie ließ sich zum glück trotz der mächtigen soundprobleme
spüren. erst recht als die vierfache mutter später allein das geviert
ausfüllen musste und sich dabei nicht mehr mit soundproblemen
konfrontiert sah. vom temporären ärger musste sie sich noch befreien,
bis sie schließlich noch einmal mit einigen wunderbaren liedern
beeindruckte. zum glück hatte sie sich nach der performance im duett
nicht vollends verdrückt, sondern rückte einer zugabe zuleibe. und damit
sich selbst. wie sie die gitarre schnarren ließ, einblick in ihre
gefühlswelt erlaubte, ganz so wie sie auch ihren alltagszorn nicht
versteckte. es ihre art. sie ist voller zweifel und fragen und dabei
voller klarheiten. beziehungen gehen nicht einfach so auseinander, lässt
sie uns wissen, es kommt stets noch etwas nach, das echo währt.
so auch die erinnerung an den opener "yer kids", diesen wunderbaren song
vom 07er album "woke myself up", der großmutter gewidmet, schwappt er
zwischen den tempi und lässt die protagonistin keckern und den sidepart
nach lichten tönen greifen, herrlich wie er auf den bünden nach ihnen
schnappte. "swan pond" wird zum erwarteten schunkler, christophers part
verstärkte die reize, doch noch befindet sich die gesamte chose in
haltloser bewegung. mit "le piano" zitierte doiron nachfolgend ihr
französisch sprachiges album "désormais", eine kleine, feine, anmutige
nummer gelingt. mit "cars and trucks" wird erstmals das letzte solowerk
doirons zitiert, "so many days". es ist ein giftiges, verletzliches
lied, das sich windet und wendet und sich nicht so recht einfangen
lassen will. irgendwann packt es die sängerin beim kragen und legt es
uns sorgsam gefaltet vor. ähnlich ergeht es "dirty feet" vom 2004er
"goodnight nobody", wobei es dank seiner schönheit einfach nur ist. die
noten tropften von den saiten und es begaben sich gesangsfetzen hinzu.
im hintergrund poliertes, ein friedlich dreinblickender mann. "the only"
und "where are you?" entstammten erneut dem letzten tonträger. beiden
gefällt die korrespondenz von sanftmut in der stimme und ausdrucksstärke
in der saitenarbeit. später erklingt noch das gemeinsam inonierte "twin
summers", eine nummer von weird lines (geschrieben von christopher), an
diesem abend in schlichtem kleid vorgetragen, wunderschön. nicht
weniger glanzvoll erstrahlten hernach die solo vorgetragenen "i woke
myself up", "snow falls in november" und "will still you love me in
december". das ende war versöhnlich, wie der anfang und die mitte nicht
vorhersehbar waren. wie das leben. und das leben macht spaß!
die nächsten termine:
01.07. offenbach - hafen 2
02.07. düdo. - kassette
03.07. hh - hasenschaukel
04.07. berlin - down by the river festival
Aus unserem Archiv:
Julie Doiron, Köln, 15.02.13
Julie Doiron, Paris, 14.02.13
Julie Doiron, Paris, 05.04.12
das trifft wohl auch auf andi langhammer zu, der sich seit vielen jahren unter dem moniker lost name einen namen gemacht hat. seine art das gitarrenbrett zu behauen, hat etwas animalisches, oft kämpferisches, als gelte es dämonen gegenüber zu treten. dabei führt er eine stimme mit sich, die an sanftmut und tragkraft für die besonderen themen kaum zu übertreffen ist. wir hatten den jungen songwriter das letzte mal 2009 erlebt. damals schien er deutlich introvertierter, verschlossen, in sich verkapselt. heuer aber zeigte er sich aufgeräumter, offener. seiner musik, die er im vorprogramm des julie doiron konzerts darbot, tat dies keinen abbruch.
die nächsten termine:
01.07. offenbach - hafen 2
02.07. düdo. - kassette
03.07. hh - hasenschaukel
04.07. berlin - down by the river festival
Aus unserem Archiv:
Julie Doiron, Köln, 15.02.13
Julie Doiron, Paris, 14.02.13
Julie Doiron, Paris, 05.04.12
das trifft wohl auch auf andi langhammer zu, der sich seit vielen jahren unter dem moniker lost name einen namen gemacht hat. seine art das gitarrenbrett zu behauen, hat etwas animalisches, oft kämpferisches, als gelte es dämonen gegenüber zu treten. dabei führt er eine stimme mit sich, die an sanftmut und tragkraft für die besonderen themen kaum zu übertreffen ist. wir hatten den jungen songwriter das letzte mal 2009 erlebt. damals schien er deutlich introvertierter, verschlossen, in sich verkapselt. heuer aber zeigte er sich aufgeräumter, offener. seiner musik, die er im vorprogramm des julie doiron konzerts darbot, tat dies keinen abbruch.
tausend dank an heidi und bebop schallplatten für die einladung, das konzert, dafür!
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