Donnerstag, 2. Juli 2015

Familiar wild, Reykjavík, 01.07.15


Konzert: Familiar Wild
Ort: Café Rosenberg in Reykjavík
Datum: 1. Juli 2015
Dauer: 90 min
Zuschauer:15-20


Am Canada Day in Island einer Kandierin zuzuhören, mit Briten, US-Amerikanern, Australiern und Niederländern im Publikum - das allein wäre schon berichtenswert. Aber die Vorgeschichte dazu finde ich auch ganz hübsch... Ich hatte zwei isländische Künstler gefragt, wem ich am 1. Juli mein konzerthungriges Herz in Reykjavík schenken könne. Ich würde zum ersten Mal dort sein und hätte deshalb Null Ahnung. Tatsächlich kam sehr hilfreiche Antwort: Hi Gudrun I recommend a place called Cafe Rósenberg. It is at a street called Klapparstígur downtown. It has live music 6 times a week but I couldn't see what was going on next Wednesday. Other good places are like Kex Hostel and Húrra All the best Daníel 


Der nächste Schritt war also eine Anfrage im Café Rosenberg und auch von da kam prompt Antwort: Yes a Canadian singer/songwriter will be performing, sorry but I haven´t got her name. So weit also mein Hurra auf die modernen Kommunikationswege und ganz besonders nette musik-versessene Zeitgenossen auf der ganzen Welt! Ich hatte an dem Tag bisher die Reise von Karlsruhe an den Rand von Reykjavík zurückgelegt, meine Uhr zwei Stunden zurückgestellt und mich nach etwas Tee im Quartier zu Fuß auf den Weg in die Altstadt gemacht (knapp 5 km).


Das Café war dann eine wirklich tolle Überraschung: Groß, einladend, mit zwei sehr sehr netten jungen Frauen als Bedienung und mit einer Bühne, die schon für das Konzert vorbereitet war. Die Ausschilderung zu den Toiletten zauberte mir auch gleich ein Lächeln ins Gesicht: Männer nach links, Frauen nach rechts (sie haben ja sowieso immer Recht...). Da wurde die Eselsbrücke gleich mitgeliefert. Auf der Tafel über dem Klavier standen die Gigs der Woche. Letzten Freitag war Svavar Knútur hier gewesen und eine Einladung für Mitte Juli war mir auch schon ins Haus geflattert, wenn er wieder hier im Rosenberg auftreten wird.


Ich setzte mich  also möglichst nah an die Bühne und harrte der Dinge, die kommen würden - war mir aber in dem Moment schon sicher, dass ich zufrieden heimkehren würde. Kurz nach 21 Uhr kam dann Melissa Bandura (Vancouver) aka Familiar wild mit einem bezaubernden Lächeln und ihrer E-Gitarre auf der Bühne und was anschließend geschah, kann ich nur als unvergesslichen Abend beschreiben. Dies war für Melissa der letzte Abend einer Tour durch Deutschland, Niederlande und Dänemark mit dem Drummer Ben Hermann. Als Finale hatte sie noch je einen  Soloabend in Stockholm und in Reykjavík angehängt. 


Wir teilten also unseren ersten herbeigesehnten Abend in Island im Café Rosenberg... Ihre Gitarre hatte einen erstaunlich warmen Klang und oft waren ihre Songs von einem filigran gewebten Teppich aus Beats unterlegt. Diese wurden vom Iphone und einer  kleinen Loopstation bereitgestellt. All das war schon deutlich über meinen hoch gesteckten Erwartungen an den Abend. Aber ihre Stimme setzte den eigentlichen Glanzpunkt. Wunderbar weich wo es sein sollte, hart, wo es musste und klar über ihrem Klangteppich aus E-Gitarre und Beats.


Das Pubikum war extrem aufmerksam und der Musikerin zugewandt, die das sichtlich genoss. Sie spielte uns viele Stücke des aktuellen Albums - des Debuts unter dem Namen Familiar wild. Aber auch ein überraschendes und stimmiges Cover von Daughter (deren Musik sie uns wärmstens ans Herz legte). In der Pause hatte ich Gelegenheit, sie für die nächste Tour nach Karlsruhe einzuladen (das wird ein Fest!) und mir eine der letzten drei CDs zu sichern. Wir konnten uns als Jenny Ritter Nerds verbünden und waren wohl beide ein bisschen besoffen von so viel unerwartetem Glück. 


Es ging nach der Pause in Teilen recht elektronisch weiter (ohne Gitarre). Auch das sehr überzeugend, wenngleich so anders im Ton. Mit einem Tom Waits cover landete sie dann noch einen Volltreffer bei mir.


Kurz vor Ende des Konzerts musste ich mich dann auf den Weg zum Bus machen. Obwohl es ja in der letzten Stunde des Tages noch hell war (Sonnenuntergang 23:56 Uhr) und folglich die Innenstadt mit Menschen gefüllt, fahren die Busse nicht so lange die Sonne scheint. Und meine innere Uhr hatte ja schon fast 2 Uhr als ich im Quartier zurück war.



1 Kommentare :

Uwe hat gesagt…

Welch eine Überraschung - ein Konzertbericht von Familiar Wild aus Reykjavik im Konzerttagebuch!

Vielen Dank für den Bericht, als "Super-Fan" (ich war bei den ersten 10 Terminen dabei) kann ich Deine Begeisterung sehr gut nachvollziehen.

 

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