Konzert: Bernhard Eder
Ort: Kohi in Karlsruhe
Datum: 8. April 2015
Dauer: 80 min
Zuschauer: etwa 30
Bernhard Eder im Kohi - schon zum dritten Mal für mich. Das könnte mir den Vorwurf einbringen, dass hier im Konzerttagebuch eh immer das gleiche passiert. Ist freilich Quatsch - besonders, wenn es jedes Mal wieder so tolle Abende mit Worten festzuhalten gilt (*). Bernhard Eder am 8. April im Kohi war zudem auch nicht wie gewohnt - Nicht für ihn und nicht für uns. Es war der erste Abend des aktuellen Tourabschnitts, der Herrn Eder etwas ungewohnt ganz allein auf der Bühne sieht. Unterstützt nur durch ein Schüttelei (das vor dem ersten Lied noch schnell auf den Schuh getaped wurde) und ein bisschen Looperei und ein Glockenspiel.
So wirkte der Künstler zu Beginn etwas nervös und nicht ganz Herr allen Handelns auf der Bühne. Aber selbst das wußte er als Stärke auszuspielen, als understatement sozusagen. Das Publikum hatte er jedenfalls sofort im Griff und alles, was in seinen Augen vielleicht nicht so perfekt gelang, wurde sofort in Sympathie-Punkte umgemünzt. Das Programm begann auch zunächst eigentlich ganz klassisch MannmitGitarre-mäßig mit einem Eder-Klassiker Buried in Oblivion. Aber schon im nächsten Programmpunkt, dem Titelsong vom aktuellen Album sang am Ende ein ganzer Loopchor und das hatte echt was. Gleich ein Höhepunkt, der in meinen kargen Aufzeichnungen zwei Ausrufezeichen erhielt.
Bernhard Eder erzählte uns, er hätte daheim bei Mama für die Solotour geübt, wo sich der Kater Rudi immer auf den elektrischen Geräten geräkelt hätte. Auch so ein Konzept, das jemand anderes entwirft und aus dem man dann das beste machen muss - ganz wie beim fast letzten Album Post Breakup Coffee. Für Long way to run (auch so ein Ausrufezeichen-Moment) durfte auch eine Mundharmonika mittun.
Herzig wurde es im Anschluss bei der Mama-getesteten Version von Ring of fire und dem Hold me tight, für das aber leider niemand eine Wunderkerze parat hatte (obwohl das herrlich gepasst hätte). Nach unserem Spaß am Johnny Cash cover wurde im weiteren Verlauf noch weiter gecovert und auch - wie z.B. bei I follow my heart wirklich verblüffend eindrucksvoll geloopt. Ausrufezeichen finden sich auch noch diverse - z.B. bei Sad ballad man. Irgendwas ist an diesen traurigen und todtraurigen Liedern, was mir in der Interpretation durch Bernhard Eder regelmäßig das Herz öffnet...
Das Manko, dass man das Publikum von der Bühne aus nicht sehen konnte, wurde anschließend mit ausstöpseln und vor der Bühne weitermachen behoben. Nibelungenlied auf Mittelhochdeutsch - auch das vom Publikum eifrig mit Applaus gefeiert. Für das Finish des regulären Sets hatte Bernhard Eder dann noch Songs vom aktuellen Album parat. Zwei verschiedenartige Kaliber, die aber beide ordentlich Appetit auf den aktuellen Tonträger machten. Insbesondere der Peter Piek Gedächtnissong ließ mich ein bisschen grinsen. Schon beim Pullover hatte ich gedacht - irgendwie ist der Peter schon mit auf der Bühne. Nun wurde es vom Künstler selbst sozusagen offiziell gemacht... Wir schnipsten uns jedenfalls bestens unterhalten über die Ziellinie.
Klar, dass wir uns anschließend Zugaben wünschten und die auch bekamen. Und zwar spontan gemixt nach Zurufen und Verhandlungen. Für Turn on mussten wir jedoch ein bisschen helfen und einen Publikumschor bilden. Für den nächsten Song gab es percussive Unterstützung von Tom und ein spontan St-Esmeralda-Rhythmus getauften Klatschreigen. Damit konnte aber noch nicht Schluss sein. Als zweite Zugabe und Finale überraschte uns Bernhard Eder noch mit einem Radiohead cover, mit einem phantastisch eindrucksvollen dramatischen Finale. Ein herrlicher Abend war damit zu Ende. Bernhard Eder ist noch ein bisschen im Süden unterwegs - unbedingt hingehen und selbst bezaubern lassen!
Und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ich schlaflos den Konzertbericht zum Album Nonsleeper schrieb, ohne überhaupt auf das Thema des nicht schlafen könnens einzugehen (was im Konzert durchaus eine Rolle gespielt hatte, mir aber durchgegangen ist).
(*) Und überdies der erste Abend im Kohi hier ja schmählicherweise keinen Bericht erhielt...
Setlist
01: Buried in Oblivion
02: Nonsleeper
03: Deeper
04: Long way to run
05: Ring of fire (Johnny Cash cover)
06: Hold me tight
07: I follow my heart (Velojet cover)
08: Sad ballad man
09: Nibelungenlied im Publikum
10: The queen and the knight
11: The great gig under the rose-coloured sky
12: Turn on (Z)
13: Now's the time (Z)
14: Climbing up the walls (Radiohead cover) (Z)
aktuellste Tourdaten:
08.04. Kohi / Karlsruhe
09.04. Wohnzimmerkonzert / Karlsruhe
10.04. Manufaktur der schönen Dinge / Saarbrücken
11.04. Melodica Festival / Trier
13.04. Galerie Wow / Heidelberg
14.04. noch offen
15.04. Cafe Galao / Stuttgart
16.04. Le Petit Bain / Paris
Aus unserem Archiv:
Bernhard Eder, Karlsruhe, 16.04.13
Bernhard Eder, Wien, 15.05.11
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