Konzert: Misteur Valaire und Babylon Circus
Datum: 05.08.2012
Ort: Karlsruhe, Tollhaus (Doppelkonzert zum Zeltival-Finale)
Dauer: 45 min + 80 min
Zuschauer: etwa 700
von Gudrun aus Karlsruhe
''L'esprit franco-allemand'' wird in Karlsruhe häufiger als anderswo in Deutschland beschworen (*). An diesem letzten Abend im Zeltival war er spürbar lebendig und brachte die 700 Zuhörer ganz schön in Schwung und ziemlich schnell ins Schwitzen.
Das Tollhaus hatte für den Abend folgendes versprochen:
''Ein frankophones Doppelpaket mit hohem Unterhaltungswert und gehörigem Partyfaktor beschert dem ZELTIVAL 2012 ein rauschendes Finale. Babylon Circus spielen keine Konzerte, sie betören mit einem bunten Spektakel. Verführerischer als jede Rockshow, rockiger als jeder Zirkus. Die zehn Musiker zelebrieren eine Melange aus dem traditionellen Folk Osteuropas, neo-realistischen Songelementen ihrer französischen Heimat, aus urbanem Reggae, Ska, Jazz, Dub und Punk.... Im vergangenen Jahr kurzfristig als Vorprogramm zu Miss Li ins ZELTIVAL-Programm gerutscht begeisterten die Franko-Kanadier von Misteur Valaire aus Montreal so sehr, dass wir ihre leicht entzündliche Mixtur aus Elektro, Hip-Hop, Jazz und Rock gleich nochmals einluden. Die fünf Mittzwanziger kommen mit Trompete, Sequenzer, Percussions, Turntables, Schlagzeug, Bass und ein paar Keyboards und verwandeln jedes Konzert in einen Dance Allnighter im Achterbahn Modus. Die imposant humoristische Bühnenshow, das nostalgisches Setting und die ansteckende Energie machen ihre Auftritte zu einem verrückt-verspielten Abenteuer der Extraklasse.''
Das klang für mich nach einem echten Knaller (bevor die lange Durststrecke bis Mitte September überstanden werden muss). Besonders angenehm war, dass sich - entgegen dem Wetterbericht - das Wetter gehalten hatte. So konnte das schöne Zeltivalgelände noch einmal seinen ganzen Charme entfalten und sich einladend zum Verweilen empfehlen an einem lauen sonnigen Abend.
Als Doppelkonzert ging es recht pünktlich 20:00 Uhr mit Misteur Valaire los.
Hip-Hop und Turntables sind nicht so meine Welt. Aber die Mischung der fünf jungen Männer war so ansteckend fröhlich und enthusiastisch, dass ich mich dem nicht entziehen konnte. Das war der sprichwörtliche ''Rhythmus, wo jeder mit muss'' im besten denkbaren Sinn weil total verrückt.
Musikalisch wurde sehr vieles aufgeboten und spätestens mit Trompete und Saxophon war es fast ganz auf meiner Wellenlänge - zumindest als live-Erlebnis.
Optisch war es von Anfang bis Ende hinreißend und die vielen Einfälle machten das eigentlich kurze Set zu einem sehr reichhaltigen Erlebnis. So stoppte die Musik jäh für ein inniges ''I will always love youuuuuuuuuuuuu'' von Whitney, in das irgendwie alle einstimmen mussten, es wurde eine imaginäre Partie Tischtennis gespielt, der Sänger sprang ins Publikum mit einer Stange, auf der ein Puppenkopf befestigt war (sehr makaber) und lieferte seine Performance das Publikum durchlaufend ab. Es klingt hier ein bisschen aberwitzig, aber in dem Moment passte alles irgendwie. Sehr schön war auch der Moment, als alle hintereinanderstehend die Showgirls der 60er Jahre imitierten (mit einer Showtreppe visuell ergänzt auf der Leinwand dahinter).
Die fünf sagen über sich selbst:
''Mettez dans un cargo 5 gars de 25 ans qui jouent ensemble depuis l’âge de 6 ans. Donnez-leur une trompette, un saxophone, des séquenceurs, des percussions, des platines, une batterie, une basse et des claviers, et vous obtenez le groupe Misteur Valaire! Mais Misteur Valaire (MV), ce n’est ni de l’électro, ni du hip-hop. Ce n’est pas du jazz ou du rock. En fait, c’est un mélange complètement déjanté de tout ça, avec des cuivres, de l’échantillonnage et assez de beat pour vous faire danser toute la nuit! Les cinq musiciens répandent à tout coup sur leur passage une énergie contagieuse teintée d’humour.''
Und das traf den Abend perfekt!
Wer neugierig geworden ist, findet sehr vieles hier.
Und nach dem Prinzip ''zahl_was_du_willst'' kann man hier Musik direkt von der Band beziehen.
Besonders ans Herz legen möchte ich die Konzert-Termine in Deutschland. Bayreuth ist zum Glück schon ausverkauft, so muss ich mir keine Gedanken machen, dass mein Bericht dafür zu spät kommt...
Aug 06, Glashaus, Bayreuth
Aug 10, Schon Schön, Mainz
Aug 11, Objekt 5, Halle
Aug 12, Dockville Festival, Hamburg
Aug 13, Roter Salon, Berlin
Aug 14, E-Werk, Erlangen
Aug 17, Nummer zu Platz, Bielefeld
Aug 18, Sound of the Forest 2012, Ladelund (Odenwald)
Nach etwas Umbaupause begann das Set von Babylon Circus. Diese Truppe stammt ursprünglich aus Lyon und macht schon seit 1995 von sich reden. Es erinnterte mich über weite Strecken an die kraftvolle und lebensbejahende Musik von Mano Negra und Manu Chao (in seinen besseren Zeiten). Sage und schreibe neun Männer waren auf der Bühne und spielten sich an E-Bass, E-Gitarre, Trompete, Posaune, Akkordeon/Klarinette/Saxophon (der gleiche Musiker, die Instrumente wechselnd) Keyboard, Schlagzeug und mit zwei Leadsängern die Seele aus dem Leib. Es floss Schweiß in Strömen, aber auch Tränen vor Lachen.
Auch hier gab es überreichlich viel fürs Auge, viel fürs Herz, keine Sekunde Pause für Hüften und Beine und ich bin heut noch ein bisschen heiser vom Bravo rufen und mitsingen.
Schon ganz zu Anfang ging das Publikum absolut mit. Das beweist z.B. die Tatsache, dass es schon im zweiten Stück gelang, fix drei Tanzpartnerinnen auf die Bühne zu holen zum Walzer-Tanz.
Am besten gefielen mir die Nummern, die Ska, Gypsymusik oder französisches Chanson waren. Aber egal in welche Schublade sie griffen, es war professionell und furios mitreißend.
Musik funktioniert ja auch ohne Worte (**), aber die Interaktion mit dem Publikum braucht eine gemeinsame Sprache: Fast immer englisch. An diesem Abend fiel es regelrecht auf, dass beide Bands sich sehr viel Mühe gaben, sich auf deutsch auszudrücken. Aus dem Publikum gab es im Gegenzug immer mal französischen Ansporn und Zurufe.
Schwer fiel es am Ende nur, auseinander zu gehen und den schönen Abend zu beenden.
Setlist Babylon Circus, Zeltival Festival, Karlsruhe:
01: Viens Poupoule
02: De la Musique et du bruit (Dances of Resistance)
03: J'aurais bien voulu (Valse) (Dances of Resistance)
04: Sur la tête (La belle étoile)
05: La caravane (Dances of Resistance)
06: France ta mere
07: Paul
08: Le Fils caché du Pape (La belle étoile)
09: Not so funny
10: Marions nous au soleil (La belle étoile)
11: Jamaican
12: Fat East
13: Des Fois (Z) (La belle étoile)
14: La cigarettes (Z) (La belle étoile)
15: A l'humeur de mèches (Z)
Diskographie:
Musika (1997)
Au marché des illusions (2001)
Dances of Resistance (2004)
La belle étoile (2009)
Die Trackliste der beiden älteren Scheiben habe ich leider nicht finden können und konnte deshalb die Titel nicht zuordnen.
Auch hier eine klare Empfehlung, sich Konzerte nicht entgehen zu lassen, wobei es im Moment nicht so viele Termine zu geben scheint.
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(*) z.B. organisiere ich gerade mit französischen Partnern die zweite Deutsch-Französische Sommerschule über Strömungsrechnung und zu anderen Themen gibt es diese Sommerschulen schon mit langer Tradition in und um Karlsruhe.
(**) Am Samstag war mir die Musik im Zeltival zu langweilig und ich wusste, im Kino Open Air 200 m weiter läuft mit Einbruch der Dunkelheit der Film Mama Mia, den ich gern endlich mal sehen wollte. Ich verbrachte mit dem Film einen sehr kurzweiligen und vergnüglichen Abend und lernte dabei noch zweierlei:
1) diese ABBA-Texte sind ja richtig gut (Untertiteln sei dank)
2) es ist einfach phänomenal, wenn ringsum immer wieder Leute in die Lieder einstimmen (nicht so wie im Rockkonzert mitgegrölt, sondern eher so ein bisschen versteckt, aber es doch auch nicht lassen könnend, weil sie ja irgendwie uns allen gehören).
Bilder folgen!
Datum: 05.08.2012
Ort: Karlsruhe, Tollhaus (Doppelkonzert zum Zeltival-Finale)
Dauer: 45 min + 80 min
Zuschauer: etwa 700
von Gudrun aus Karlsruhe
''L'esprit franco-allemand'' wird in Karlsruhe häufiger als anderswo in Deutschland beschworen (*). An diesem letzten Abend im Zeltival war er spürbar lebendig und brachte die 700 Zuhörer ganz schön in Schwung und ziemlich schnell ins Schwitzen.
Das Tollhaus hatte für den Abend folgendes versprochen:
''Ein frankophones Doppelpaket mit hohem Unterhaltungswert und gehörigem Partyfaktor beschert dem ZELTIVAL 2012 ein rauschendes Finale. Babylon Circus spielen keine Konzerte, sie betören mit einem bunten Spektakel. Verführerischer als jede Rockshow, rockiger als jeder Zirkus. Die zehn Musiker zelebrieren eine Melange aus dem traditionellen Folk Osteuropas, neo-realistischen Songelementen ihrer französischen Heimat, aus urbanem Reggae, Ska, Jazz, Dub und Punk.... Im vergangenen Jahr kurzfristig als Vorprogramm zu Miss Li ins ZELTIVAL-Programm gerutscht begeisterten die Franko-Kanadier von Misteur Valaire aus Montreal so sehr, dass wir ihre leicht entzündliche Mixtur aus Elektro, Hip-Hop, Jazz und Rock gleich nochmals einluden. Die fünf Mittzwanziger kommen mit Trompete, Sequenzer, Percussions, Turntables, Schlagzeug, Bass und ein paar Keyboards und verwandeln jedes Konzert in einen Dance Allnighter im Achterbahn Modus. Die imposant humoristische Bühnenshow, das nostalgisches Setting und die ansteckende Energie machen ihre Auftritte zu einem verrückt-verspielten Abenteuer der Extraklasse.''
Das klang für mich nach einem echten Knaller (bevor die lange Durststrecke bis Mitte September überstanden werden muss). Besonders angenehm war, dass sich - entgegen dem Wetterbericht - das Wetter gehalten hatte. So konnte das schöne Zeltivalgelände noch einmal seinen ganzen Charme entfalten und sich einladend zum Verweilen empfehlen an einem lauen sonnigen Abend.
Als Doppelkonzert ging es recht pünktlich 20:00 Uhr mit Misteur Valaire los.
Hip-Hop und Turntables sind nicht so meine Welt. Aber die Mischung der fünf jungen Männer war so ansteckend fröhlich und enthusiastisch, dass ich mich dem nicht entziehen konnte. Das war der sprichwörtliche ''Rhythmus, wo jeder mit muss'' im besten denkbaren Sinn weil total verrückt.
Musikalisch wurde sehr vieles aufgeboten und spätestens mit Trompete und Saxophon war es fast ganz auf meiner Wellenlänge - zumindest als live-Erlebnis.
Optisch war es von Anfang bis Ende hinreißend und die vielen Einfälle machten das eigentlich kurze Set zu einem sehr reichhaltigen Erlebnis. So stoppte die Musik jäh für ein inniges ''I will always love youuuuuuuuuuuuu'' von Whitney, in das irgendwie alle einstimmen mussten, es wurde eine imaginäre Partie Tischtennis gespielt, der Sänger sprang ins Publikum mit einer Stange, auf der ein Puppenkopf befestigt war (sehr makaber) und lieferte seine Performance das Publikum durchlaufend ab. Es klingt hier ein bisschen aberwitzig, aber in dem Moment passte alles irgendwie. Sehr schön war auch der Moment, als alle hintereinanderstehend die Showgirls der 60er Jahre imitierten (mit einer Showtreppe visuell ergänzt auf der Leinwand dahinter).
Die fünf sagen über sich selbst:
''Mettez dans un cargo 5 gars de 25 ans qui jouent ensemble depuis l’âge de 6 ans. Donnez-leur une trompette, un saxophone, des séquenceurs, des percussions, des platines, une batterie, une basse et des claviers, et vous obtenez le groupe Misteur Valaire! Mais Misteur Valaire (MV), ce n’est ni de l’électro, ni du hip-hop. Ce n’est pas du jazz ou du rock. En fait, c’est un mélange complètement déjanté de tout ça, avec des cuivres, de l’échantillonnage et assez de beat pour vous faire danser toute la nuit! Les cinq musiciens répandent à tout coup sur leur passage une énergie contagieuse teintée d’humour.''
Und das traf den Abend perfekt!
Wer neugierig geworden ist, findet sehr vieles hier.
Und nach dem Prinzip ''zahl_was_du_willst'' kann man hier Musik direkt von der Band beziehen.
Besonders ans Herz legen möchte ich die Konzert-Termine in Deutschland. Bayreuth ist zum Glück schon ausverkauft, so muss ich mir keine Gedanken machen, dass mein Bericht dafür zu spät kommt...
Aug 06, Glashaus, Bayreuth
Aug 10, Schon Schön, Mainz
Aug 11, Objekt 5, Halle
Aug 12, Dockville Festival, Hamburg
Aug 13, Roter Salon, Berlin
Aug 14, E-Werk, Erlangen
Aug 17, Nummer zu Platz, Bielefeld
Aug 18, Sound of the Forest 2012, Ladelund (Odenwald)
Nach etwas Umbaupause begann das Set von Babylon Circus. Diese Truppe stammt ursprünglich aus Lyon und macht schon seit 1995 von sich reden. Es erinnterte mich über weite Strecken an die kraftvolle und lebensbejahende Musik von Mano Negra und Manu Chao (in seinen besseren Zeiten). Sage und schreibe neun Männer waren auf der Bühne und spielten sich an E-Bass, E-Gitarre, Trompete, Posaune, Akkordeon/Klarinette/Saxophon (der gleiche Musiker, die Instrumente wechselnd) Keyboard, Schlagzeug und mit zwei Leadsängern die Seele aus dem Leib. Es floss Schweiß in Strömen, aber auch Tränen vor Lachen.
Auch hier gab es überreichlich viel fürs Auge, viel fürs Herz, keine Sekunde Pause für Hüften und Beine und ich bin heut noch ein bisschen heiser vom Bravo rufen und mitsingen.
Schon ganz zu Anfang ging das Publikum absolut mit. Das beweist z.B. die Tatsache, dass es schon im zweiten Stück gelang, fix drei Tanzpartnerinnen auf die Bühne zu holen zum Walzer-Tanz.
Am besten gefielen mir die Nummern, die Ska, Gypsymusik oder französisches Chanson waren. Aber egal in welche Schublade sie griffen, es war professionell und furios mitreißend.
Musik funktioniert ja auch ohne Worte (**), aber die Interaktion mit dem Publikum braucht eine gemeinsame Sprache: Fast immer englisch. An diesem Abend fiel es regelrecht auf, dass beide Bands sich sehr viel Mühe gaben, sich auf deutsch auszudrücken. Aus dem Publikum gab es im Gegenzug immer mal französischen Ansporn und Zurufe.
Schwer fiel es am Ende nur, auseinander zu gehen und den schönen Abend zu beenden.
Setlist Babylon Circus, Zeltival Festival, Karlsruhe:
01: Viens Poupoule
02: De la Musique et du bruit (Dances of Resistance)
03: J'aurais bien voulu (Valse) (Dances of Resistance)
04: Sur la tête (La belle étoile)
05: La caravane (Dances of Resistance)
06: France ta mere
07: Paul
08: Le Fils caché du Pape (La belle étoile)
09: Not so funny
10: Marions nous au soleil (La belle étoile)
11: Jamaican
12: Fat East
13: Des Fois (Z) (La belle étoile)
14: La cigarettes (Z) (La belle étoile)
15: A l'humeur de mèches (Z)
Diskographie:
Musika (1997)
Au marché des illusions (2001)
Dances of Resistance (2004)
La belle étoile (2009)
Die Trackliste der beiden älteren Scheiben habe ich leider nicht finden können und konnte deshalb die Titel nicht zuordnen.
Auch hier eine klare Empfehlung, sich Konzerte nicht entgehen zu lassen, wobei es im Moment nicht so viele Termine zu geben scheint.
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(*) z.B. organisiere ich gerade mit französischen Partnern die zweite Deutsch-Französische Sommerschule über Strömungsrechnung und zu anderen Themen gibt es diese Sommerschulen schon mit langer Tradition in und um Karlsruhe.
(**) Am Samstag war mir die Musik im Zeltival zu langweilig und ich wusste, im Kino Open Air 200 m weiter läuft mit Einbruch der Dunkelheit der Film Mama Mia, den ich gern endlich mal sehen wollte. Ich verbrachte mit dem Film einen sehr kurzweiligen und vergnüglichen Abend und lernte dabei noch zweierlei:
1) diese ABBA-Texte sind ja richtig gut (Untertiteln sei dank)
2) es ist einfach phänomenal, wenn ringsum immer wieder Leute in die Lieder einstimmen (nicht so wie im Rockkonzert mitgegrölt, sondern eher so ein bisschen versteckt, aber es doch auch nicht lassen könnend, weil sie ja irgendwie uns allen gehören).
Bilder folgen!
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