Dienstag, 28. August 2012

Japandroids, Frankfurt, 27.08.12


Konzert: Japandroids
Ort: Zoom, Frankfurt
Datum: 27.08.2012
Zuschauer: recht voll (gut 200 vielleicht)
Dauer: gut 70 min



"Der nächste Song ist unsere einziges langsames Stück. Jungs, ihr könnt jetzt Getränke holen." - "You gonna hate this shit!" kündigte Sänger Brian King Continouos thunder an, nachdem Japandroids uns bereits eine gute halbe Stunde ordentlich lauten Krach um die Ohren gehauen hatten. Langsam bedeutet aber nicht leise, sodaß die Ballade keine wirkliche Pause darstellte. Continuos thunder ist vielleicht vielmehr der Versuch, ein wenig abwechslungsreicher zu klingen, denn bei allem Spaß, den mir das kanadische Duo auch dieses Mal wieder bereitete, ist Variation nicht die größte Tugend der Band.

Warum mir die Kanadier so viel Spaß machen, weiß ich nicht. Eigentlich sind mir ihre Platten viel zu noisig. Mein musikalisches Paradies hört eine Ecke weiter vorne auf der Krachskala auf, bei den Thermals etwa. Trotzdem war ich heute freiwillig hier, denn Japandroids hatten mir bei meinen ersten beiden Konzerten in Köln und beim fabelhaften Phono Pop Festival sehr viel Freude bereitet.

Als ich im Zoom ankam, spielte noch die Vorgruppe. The Munitors kommen aus Friedberg nördlich von Frankfurt (Hessen kennen das als "Frittberg") und spielten sehr melodiöse Lieder, die (vor allem wegen der Stimme des Sängers) immer wieder an die Arctic Monkeys, aber auch an die Maccabees und deren gefrickelte Gitarren erinnerten. Weil die gespielten Lieder der Munitors spannender als die letzten Platten der beiden englischen Bands klangen, war der kurze Auftritt gar nicht verkehrt. Auch was die Vorgruppen angeht, scheint sich mit dem Wandel von Sinkkasten zu Zoom einiges deutlich verbessert zu haben, schöner Laden!

Der Sänger der Hauptgruppe erschien schon ein paar Minuten vor zehn, schnappt die Gitarre und knallte die ersten Akkorde an. Währenddessen hielt er eine kleine Ansprache, darüber, wer sie sind, was uns erwartet... So, wie es das früher im Fernsehen auch gab, als Ansagerinnen noch erzählt haben, was beim Alten passieren wird (die große Zeit des Fernsehens! Das einzige, was von damals vollkommen unverändert erhalten ist, ist Antje Pieper).

David Prowse kam ein paar Minuten später dazu, setzte sich an sein Schlagzeug und signalisierte mit Eindreschen auf sein Instrument, daß das Programm losgehe.


Für das Erkennen filigraner Unterschiede zwischen den einzelnen Stücken der Band ist mein Gehör falsch ausgebildet. Ich tue mich schwer, alles sofort zu erkennen.* Glücklicherweise kündigte Brian die meisten Stücke an, den Rest kannte ich. Darauf, Text zu erkennen, um die Setlist mitzuschreiben, hätte ich mich nicht verlassen können.

Japandroids spielten vor allem Stücke von Celebration Rock (2012). Um genau zu sein, spielten sie das ganze Album. Dazu kamen fünf Lieder vom Debüt Post-Nothing (2009) und das Maclusky Cover To hell with good intentions von der 2007er EP All Lies.

Japandroids Stärke ist auch ihre Schwäche (oder umgekehrt, keine Ahnung). Die Musik ist herrlich einfach und krachig. Da ist kein Platz für schwierige Melodien oder lange ausgetüftelte Arrangements. Daher war die Warnung vor der Ballade schon berechtigt. Langsame Stücke passen wirklich nicht ins Konzept. Diese Schnörkellosigkeit kann aber auch dazu führen, daß Japandroids irgendwann langweilen. Wenn man sich nicht auf ihre Musik einlässt, sind 70 min dieses Stils schnell öde.

Da aber offenbar niemand überrascht war, was da musikalisch passieren würde, war die Stimmung im Zoom für einen Montagabend sehr gut. Auch mir hat es gefallen, allerdings wird Beach House (von der anderen Seite der Musikskala) vermutlich das abwechslungsreichere Konzert sein (hmmm, wenn ich genau drüber nachdenke... Beach House covern sich selbst auch ziemlich oft...). A propos Beach House, Zebra, sensationeller Übergang: eine Frau in der ersten Reihe machte eine Menge Erinnerungsfotos vom Konzert. Dazu setzte sie ein Stoffzebra auf Brians Monitor-Box und fotografierte es. Wilderness for miles, eyes so mild and wise.

Setlist Japandroids, Zoom, Frankfurt:

01: Adrenaline nightshift
02: Younger us
03: Fire's highway
04: To hell with good intentions (Mclusky Cover)
05: The nights of wine and roses
06: Rockers East Vancouver
07: Evil's sway
08: Wet hair
09: Continuous thunder
10: The boys are back in town
11: The house that heaven built
12: Crazy/forever
13: Young hearts spark fire
14: For the love of Ivy (Gun Club Cover)

Tourtermine Japandroids:

28.08.12 Dresden (Beatpol)
29.08.12 Berlin (Magnet)
11.09.12 München (Feierwerk; mit Crocodiles, Dirty Beaches)
21.09.12 Hamburg (Reeperbahnfestival)
22.09.12 Münster (Gleis 22)
23.09.12 Köln (Luxor)


Links:

- aus unserem Archiv:
- Japandroids, Rüsselsheim, 09.07.10
- Japandroids, Köln, 08.02.10


* bei Musik, die aus gedroschenem Schlagzeug, lauter Gitarre und Geschrei besteht, nicht einfach


 

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