Konzert: Metallica (Machine Head)
Ort: POPB, Paris-Bercy
Datum: 02.04.2009
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: ziemlich genau 2 Stunden (nur Metallica)
Als Jugendlicher wurde ich vom Electropop Fan zum Heavy. Ein Junge aus Dortmund hatte mich mit dem Virus infiziert. Er war neu in unserer ländlichen Gegend und ging auf das gleiche Gymnasium wie ich. Wir freundeten uns an und irgendwann trafen wir uns jeden Tag bei ihm zu Hause. In seinem Zimmer hatte er eine stattliche Sammlung an Heavy Metal Platten auf Vinyl, die er mir mit großem Vergnügen vorstellte. Er grinste immer ganz diabolisch, wenn er die Platten aus den unglaublich hässlichen Covern zog, auf denen Monster in ekligen Farben abgebildet waren. Ich glaube er hatte ein diebisches Vergnügen dabei, mich mit dem Stoff zu versauen. Meine Lieblingsband waren damals die Pet Shop Boys, ich mochte aber auch Kraftwerk, Michael Jackson und sogar diese unsägliche schlechte Italo Disko Musik. Ich merkte schon innerlich, daß ich ziemlich schwülstige Pop Kacke höre, aber dieses Metallerzeug war mir am Anfang doch zu heftig. Dieses Verbotene und Gemeine am Heavy- Kram faszinierte mich aber schließlich doch immer mehr. Außerdem drängte auch mein neuer Freund darauf, daß ich mir mal eine ordentliche Plattensammlung zulege und endlich den poppigen Kram entsorge. "Wir müssen erwachsen werden meinte er, "richtige Männer!" Und zu diesem Prozeß gehörten natürlich...klar, auch Alkohol und Weiber! Gesoffen habe ich schon ziemlich bald in rauen Mengen, aber bei den Frauen waren wir beide noch recht unbedarft, wir waren ja gerade erst 15! Ich hatte allerdings schon ein paar Erfahrungen gemacht, mit denen ich ihm gegenüber prahlte. Natürlich habe ich alles schilllernder und dramatischer dargestellt als es war, aber er war trotzdem beeindruckt. Wir einigten uns darauf, daß ich sein Berater in Weibersachen sein soll und er mein Musikexperte. Das Problem war bloß, daß er scheiße aussah und auch ein wenig verklemmt im Umgang mit dem anderen Geschlecht war. Deshalb bekamen wir es bei unseren Ausflügen ins örtliche Freibad nie hin, zwei Mädchen mit in seine Bude zu schleppen.
Also glotzten wir schließlich in seinem Zimmer Pornos, die er von irgendeinem zwielichtigen Bekannten bekommen hatte. Scheußliche 70 er- Jahre Teile, bei denen mir heute noch die Kotze hochkommt, wenn ich daran denke. Und dazu lief immer Heavy Metal bis zum Anschlag...
Sein Geschmack war bei den Langhaarbands breit gefächert und er spielte mir mit einer Engelsgeduld alle möglichen Platten vor, die alle gleich stupide klangen. Metallica ragten aber für mich heraus. Da war etwas weniger vom Teufel die Rede als bei den anderen, der Schlagzeugrhythmus gefiel mir und vor allem war der Geang viel besser als bei Iron Maiden und Co. Irgendwie trockener , direkter, satter. Wenig Schnörkel und vor allem kein Lipstick wie bei Schwuchteln wie Europe, die aufgrund ihres enormen kommerziellen Erfolges immer mehr Bands beeinflussten, was dazu führte, daß Heavy Metal Mitte der 80 er poppiger und kitschiger als die Pet Shop Boys wurde...
Circa nach einem Jahr zog mein Freund wieder zurück ins Ruhrgebiet. Er war saufroh, aus der kaffigen Ecke wieder zu verschwinden und wir hörten nie mehr voneinander. Meine Lust auf Heavy Metal schwand wie sie gekommen war. Inzwischen gab es CD Player und da lief wieder Kram aus den Charts, inzwischen aber auch die Smiths, Pixies, Violent Femmes und die Ramones. Ein neuer Virus hatte mich gepackt: der Indie Rock und die Altenative Sparte. Zu Beginn meines Studiums war aber die Zeit für Grunge Bands wie Nirvana und Pearl Jam gekommen und in diese Phase fiel auch das sogenannte schwarze Album von Metallica. Ein geiles Werk, auf der es sogar mit Nothing Else Matters und The Unforgiven Balladen gab, die jedem gefielen, auch wenn einige hartgesottenen Fans damals Probeme hatten, dies zuzugeben. Die Typen, die den Harten raushängen ließen, sprachen lieber von Enter Sandman, Sad But True und Wherever I May Roam. Aber alles war stark auf diesem Album, die Balladen und die wuchtigen Stücke. Das schwarze Album lief deshalb oft in meiner Studentenbude, bis irgendwann Blur und Oasis in mein Leben traten und Metallica wieder out waren. Die Burschen hatten ohnehin eine schwache Phase in den Neunzigern, lieferten mit Load und Reload nur noch Mittelmaß ab. Sie waren reich und satt, ohne Biss und Inspiration.
Erst 2003 hörte man wieder von Metallica, als St. Anger erschien und später auch als ein hochinteresanter Dokufilm namens Some Kind Of Monster herauskam, in dem die enormen Spannungen zwischen Ulrich und Hetfield thematisiert wurden, die den kollektiven Gang zum Psychiater nötig machten. Zudem hatte James Hetfield starke Alkoholprobleme und musste sich deshalb monatelang therapieren lassen.
2008 kam dann das aktuelle Album Death Magnetic, zu dem es natürlich wieder eine ausgedehnte Tour gab, die sich bis ins aktuelle Jahr 2009 erstreckt. Die beiden Konzerttermine in Paris Bercy kamen früh in den Handel und waren ruck zuck ausverkauft. Die Pariser Hardrockfans, aber auch Anhänger aus der ganzen Welt, wollten sehen, was die alten Säcke - die vier Burschen sind mittlerweile Mitte 40 und haben alle mehrer Kinder - noch auf dem Kasten haben. Heavy Metal ist Hochleistungssport, da scheint es nicht abwegig, daß man in diesem Bereich früher zum Rentner wird als Songer/Songwriter wie Bob Dylan und Leonhard Cohen, die wahrscheinlich bis an ihr Lebensende Konzerte geben werden. Kein Wunder, daß man immer wieder liest, daß die Schulter von Lars Ulrich zwickt und zwackt...
Und nun April 2009. Ich begab mich am zweiten Tag nach Paris-Bercy. Vorbei an zahlreichen Schwarzhändlern und Fans, die noch vor dem Eingang draußen rumlungerten, marschierte ich zielstrebig in die riesige Allzweckhalle. Ins Palais Omnisport komme ich recht selten zu Rockkonzerten, öfter war ich für das im November stattfindende, hochklassig besetzte, Tennisturnier hier. Tennis ist neben dem Rock'n Roll meine große Leidenschaft und ich war da heute abend nicht der Einzige, denn Drummer Lars Ulrich kommt aus einer tennisbegeisterten dänischen Familie. Sein Vater war Profi und er selbst einer der besten Junioren des Landes. Wäre Lars nicht mit dem Heavy Metal- Virus infiziert worden, hätte er vielleicht eine glänzende Karriere im weißen Sport gemacht und möglicherweis dort, wo heute sein imposantes Schlagzeugset aufgebaut war, um Punkte und Siege gekämpft.
Für mich kein Zufall, dieser Zusammenhang zwischen Tennis und der Hardrock Musik, denn für beides braucht man den sogenannten Killerinstinkt. Wer seinen Gegner nicht ein kleines bißchen hasst und ihn förmlich wegschießen will, kann es zu nichts bringen. Tenniscracks sind charakterstarke Indivualisten, Sturköpfe, Egozocker, keine Teamplayer. Auch Ulrich ist aus diesem Holz geschnitzt. Ein Ehrgeizling sondergleichen, der immer der Beste sein will und dafür beinhart arbeitet. Aber alleine am Schlagzeug kann man nun einmal keinen Hardrock spielen und nur deshalb suchte er eine Band, die er per Annonce zusammen mit dem heißblütigen Gitarristen James Hetfield 1981 auf die Beine stellte. Die ganze Bandgeschichte mitsamt dem tragischen Tod des ersten Bassisten Cliff Burton muß ich hier jetzt nicht skizzieren, die kennt eh jeder. Wichtig erschient mir aber, daß es die zwei Querköpfe Ulrich und Hetfield trotz aller Differenzen und Spannungen, die sich ergaben, geschafft haben, sich immer wieder zusammenzuraufen. Deshalb spielen sie im Jahre 2009, 28 Jahre nach der Bandgründung immer noch Konzerte, haben trotz der ganzen Kohle die sie verdient haben immer noch Biss und Feuer.
Feuer ist ein gutes Stichwort, denn trotz des glimpflich verlaufenen Unfalls, den James Hetfield bei einem Konzert im kanadischen Montreal einmal erlitten hatte, gehören die in die Höhe schießenden Flammen bei zwei oder drei Liedern zum Spektakel dazu. Videoleinwände gibt es aber nicht mehr, darauf haben Metallica keinen Bock mehr, sie wollen so mehr Intimität schaffen. Und das gelingt ihnen auch verblüffend gut, vor allem deshalb, weil sie die rechteckige Bühne zur Death Magnetic Tour in der Mitte der jeweiligen Stadien platzieren, so daß jeder das Gefühl hat, nah dran zu sein.
Schon als ich die scheußliche Vorgruppe Machine Head sehe, fällt mir der Bühnenaufbau positiv auf. Das Ganze erinnert an einen Boxring, der von einem gleißenden Licht erhellt wird. Toll, das gefällt mir schon einmal sehr gut!
Zum Glück verziehen sich auch die langmähnigen Machine Head relativ bald, nachdem sie kein noch so dummes Metallerklischee ausgelassen hatten (das ständige "Ey you Motherfucker!", die Gestik und Mimik, einfach alles) und nun warten alle gespannt auf den Einmarsch der Helden. Ganz wie bei einem Boxkampf wird der Zugang durch einen abgesperrten Gang gewährleistet, durch den die Gladiatoren einmarschieren. Aber zunächst sieht man da keinen einmarschieren, obwohl es bereits 21 Uhr ist, eigentlich Startzeit der Hauptgruppe in Bercy. Auch das ist clever, denn es ist ja auch irgendwie uncool, pünktlich zu erscheinen. Moderne Helden der Rockkultur lassen ein wenig auf sich warten, damit man heiß auf sie wird! Die 20 Minuten Verspätung sind miteinkalkuliert, sie sind Teil eines minutiös ausgetüftelten Spektakles, bei dem Lars Ulrich die Fäden zieht. Es ist abgemachte Sache, daß kein Metallica Konzert länger als zwei Stunden dauern soll und dementsprechend ausgeklügelt ist die Setlist. Die wird seit ein paar Jahren immer etwas abgewandelt, weil die Band es satt hatte, jeden Abend "the same shit as usual" (O-Ton Lars U.) zu spielen. Ulrich bestimmt was gespielt wird, er schreibt die Setlist und teilt sie erst einen halbe Stunde vor Konzertbeginn an die Bandmitglieder aus.
Der Anfang mit That Was Just Your Life scheint aber immer gleich zu sein. Zunächst ist es dunkel und nur einzelne Lichtlein und Feuerzeuge erhellen das Stadion, dann startet die beindruckende Lasershow. Nicht jedermanns Sache, aber die hier ist wirklich besonders spektakulär! Die Lichtstrahlen werden durch die riesigen Särge abgefeuert, die sich wie von der Unterseite eines Ufos von der Hallendecke erstrecken. Die Särge werden im Laufe des Konzertes auch von Zeit zu Zeit nach unten gefahren, so daß man den Eindruck hat sie würden den Bandmitgliedern auf die Köpfe fallen. Lars Ulrich sitzt in der Mitte, sein Drumset wird sich unmerklich um 360 Grad drehen, so daß jeder ihn einmal frontal sieht. Die anderen wandern auf der Bühne hin und her und lassen sich in jeder Ecke mal blicken, auch das ein Effekt, um den Fans näher zu sein und jeden einmal mit seiner Präsenz zu beglücken.
Und Präsenz die hat er , der gute James Hetfield! Sein Charisma ist unbeschreiblich , mit seiner unfassbar druckvollen Nörgelstimme durchdringt er spielend das gesamte Stadion. Er sieht besser aus denn je, die langen Haare der Anfangsphase sind schon längst ab und sein Körper ist drahtig und muskulös. Mit seinem beindruckend tätowierten Bizeps könnte er einen Löwen erdrücken. Über sein enges schwarzes T-Shirt spannt sich ein klitzekleines Bäuchlein, aber für einen Mitte 4o Jährigen ist er blendend in Form. Was mir besonders an ihm auffällt sind seine stechend blauen Augen. Durch die Linse meiner Kamera kann ich sie gut erkennen. Trotz der Aggressivität, die er in seine Riffs und seine Performance legt, wirkt sein Blick fast gutmütig. Man merkt daß hinter dem beinharten Kerl ein sensibler (seine Eltern sind beide früh an Krebs gestorben) und intelligenter Mensch steckt, der haargenau weiß, daß es im Heavy Metal viel Posertum gibt. Er hat eigentlich nicht mehr viel Bock, diese ganzen Spielchen mitzumachen. Er hält sich mit Schimpfwörtern zurück, lässt Ausdrücke wie "motherfucker" und "fucking" meistens stecken. Viel lieber beschwört er das Band zwischen den Fans und Metallica, spricht von Liebe und Respekt und daß Musik, die Kraft hat, über schwere Phasen des Lebens hinwegzutrösten. Da wirkt er dann schon fast wie ein Prediger und natürlich weiß er, daß er damit die Corporate Identity beschwört. Metallica ist eine Weltmarke, einem Konzern nicht unähnlich. Ein Unternehmen das 100 Millionen Alben verkauft hat und in dem sogar ein eigener Physiotherapeut seinen Platz hat.
Trotzdem wirkt er, der sich wie Ulrich gerne per Privatjet einfliegen lässt, noch authentisch, ich nehme ihm seine Sprüche von der "Metallica Family" eher ab, als einem Michael "REM" Stipe seinen verbalen Protest gegen die damalige Busch Regierung.
Neben Hetfield ist natürlich Kirk Hammett mit seinen legendären Gitarrensoli die auffälligste Gestalt auf der Bühne. Er hat noch viel mehr Haare auf dem Kopf als Ulrich und Hetfield zusammen, obwohl er auch schon seit 1983 dabei ist und Mitte vierzig ist. Er ist mit Sicherheit der Eitelste der vier, selbst seine Augen sind geschminkt. Seine Bewegungen sind elegant und geschmeidig, er besticht durch Leichtfüßigkeit und beweist, daß die heute teilweise verpönten Gitarensoli immer noch nicht ganz out sind, selbst wenn es Leute gibt, die gar nicht darauf können...
Eher selten sehe ich den (relativ) neuen Bassiten Robert Trujillo, der im Jahre 2003 dazugestoßen ist. Die Position des Bassisten ist die Heikelste bei den Kaliforniern. Seit dem tragischen Tod von Cliff Burton im Jahre 1986 gab es mehrfach Wechsel und das Album St. Anger von 2003 wurde sogar im Studio vom Produzenten Bob Rock eingespielt. Robert passt aber gut in die Gruppe, er hat Erfahrung, ist Teamplayer und mit seinen langen Haaren und der lustigen Mimik sieht er auch markant aus.
Aber wie steht es um den "Boss" Lars Ulrich? - Nun der ist zwar mathematisch gesehen im Mittelpunkt der Bühne, aber logischwerweise auch am weitesten von den Fans entfernt. Und da er sitzt, sieht man sein Gesicht nicht so oft. Er ist sich dessen bewußt und es ist mit Sicherheit kein Zufall, daß er immer mal wieder zwischen zwei Songs aufsteht, etwas trinkt und ein wenig rumläuft, um ein paar Sätze an das Publikum zu richten, fast so wie ein Bela bei den Ärzten. Haare hat er nicht mehr allzuviel auf dem Kopf, der Däne leidet deutlich sichtbar unter fortschreitendem Haarausfall und er hat er sich auch konsequenterweise dazu entschlossen, die Matte, die er hinten noch eine Zeit lang hatte, abzurasieren. Er wirkt auffallend mager, fast ausgezehrt. Dick war er nie, aber er hatte damals vollere Wangen und mehr auf den Rippen. Ein Leichtgewicht, dem man rein äußerlich gar nicht zutrauen würde, daß er wie ein Geistesgestörter zwei Stunden trommeln kann! Sein Spiel ist präzise, satt und trocken und man hat bei jedem Hieb das Gefühl, daß er Peitschenschläge austeilen würde!
Was ist zu den einzelen Songs zu sagen? Nun, der Opener That Was Just Your Life vom neuen Album kam schon ziemlich gut, aber das nächste Lied was so richtig abräumte war One, von And Justice For all (1988).
Der Klassiker wurde schon an den ersten Riffs erkannt. Ein Lied, das für Metallica -Verhältnisse ziemlich schleppend startet, gegen Ende aber einen wahren Donnerhagel aus Riffs und Paukenschlägen abfeuert. Nach wie vor der helle Wahnsinn!
Ebenfalls stark ist das nachfolgende Broken Beat and Scarred, aber es kommt nicht ganz an den Klassiker Sad But True vom schwarzen Album ran, bei dem die Meute im Chor "hey!, hey!, hey!" mitschreit. Verbrüderungsszenen finden statt und es wird gemeinsam geheadbangt und laut mitgesungen "I'm your dream, make you real, I'm your eyes when you must steal, I'm your pain when you can't feel, sad but true." Die Stimme von Hetfield hallt durch Bercy und Ulrich knallt drauf wie in seinen besten Tagen. Geil!!
Im Grunde genommen zieht fast jedes Lied gleich gut, aber ein paar Nummern ragen dennoch heraus. Master Of Puppets gehört auf jeden Fall dazu. Hetfield knurrt anfangs wie ein bissiger Hund und dann wird aus allen Rohren gefeuert. Das Tempo ist höllisch, es ist fast wie bei einem Bombenangriff! "Come crawling faster obey your master your life burns faster obey your master" und dann immer wieder im Chor: "Master! Master! Master!" Bei den Gitarrensoli wird die Melodie mitgesungen. Irgendwie merkt man, daß der Song aus den 80ern stammt, heute würde man das Ganze sicherlich anders aufbauen. Witzig dabei ist auch die dreckige JR- Lache von Hetfield.
Bei Fight Fire With Fire kommen wie auf Knopfdruck wieder Flammen aus dem Boden geschossen, bevor zum ersten und einzigen Male das Tempo gedrosselt wird. Jetzt ist nämlich kuscheln angesagt: Nothing Else Matters gefallt auch den Mädchen, die hier allerdings in der Minderzahl sind. Danach wird zum Finale geblasen.Und was für ein Finale da kommt: Enter Sandman schlägt ein wie eine Bombe und mischt die verschwitzte Meute noch einmal ganz gewaltig auf! Dem Aufruf zum Mitsingen ("sing it loud!") wird bereitwillig gefolgt und das Stück wird komplett ausgekostet, einen solchen Kracher will man nicht einfach hinrotzen, da wird die Trickkiste so richtig weit aufgemacht, man setzt immer wieder neu an, heitzt ein, reizt das Stück bis zum Geht-nich- mehr aus. Ein smash hit will schließlich gehegt und gepflegt werden. Es ist aber auch wirklich ein Kracher der Superlative, der die Wucht hat, einen ungespitzt in den Boden zu rammen! Ein psychedelischer Höllenritt, bei dem man so richtig die wilde Sau rauslassen kann. Die begeisterten Zuschauer erleben ein Finale, das an Intensität und Dynamik kaum zu überbieten ist! Episch!
Einzig und allein Enter Sandman hätte schon den Ticketpreis gerechtfertigt, aber es gibt nach einer kurzen Pause noch einen Nachschlag. Zunächst kommt der weißblonde Sänger der uralten Band Saxon auf die Bühne, um gemeinsam mit Metallica den eigenen Song Motorcylce Man zu performen, dann gibt es noch Hit The Lights, bevor mit dem uralten Seek & Destroy klassisch und erwartungsgemäß abgeschlossen wird. Band und Publikum mobilisieren letzte Kräfte, keifen gleichermaßen aus voller Brust Seek And Destroy. Riesige schwarze Ballons steigen in die Höhe und landen irgendwann auf den Köpfen der Leute, die sich um die Dinger schlagen. Trotzdem bleibt alles äußerst friedlich. In einer Szene wollen zwei Typen unbedingt den Ballon haben, reißen von beiden Seiten bis dem Plastikteil die Luft entweicht. Anfangs gucken sie grimmig, lachen anschließend aber über ihre eigene Dämlichkeit. Bassist Robert dreht sich unterdessen mitsamt Gitarre wie ein Hammerwerfer um die eigene Achse. Das ihm dabei nicht kotzübel wird und er auch nicht auf die Bühne reiern muß, wundert mich heute noch...
"Metallica fucking loves Paris" greint Hetfield ganz Profi und die Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. Die alten Säcke haben ein Konzert der Superlative geboten, an das sich alle hier noch sehr lange erinnern werden! Und auch ich kann nicht leugnen, daß mich das Hardrockfieber wieder gepackt hat. Aber eigentlich geht es weniger um Heavy Metal, als vielmehr um die Band Metallica selbst. Die Typen sind immer noch unfassbar stark drauf, bissig wie scharf gemachte Pitbulls und feuriger als jede Flamme, die heute aus dem Boden geschossen kam! In die Särge von der Deko müssen sie sich noch lange nicht legen!
Long live Metallica. Metallica forever!!!!!!
Also glotzten wir schließlich in seinem Zimmer Pornos, die er von irgendeinem zwielichtigen Bekannten bekommen hatte. Scheußliche 70 er- Jahre Teile, bei denen mir heute noch die Kotze hochkommt, wenn ich daran denke. Und dazu lief immer Heavy Metal bis zum Anschlag...
Sein Geschmack war bei den Langhaarbands breit gefächert und er spielte mir mit einer Engelsgeduld alle möglichen Platten vor, die alle gleich stupide klangen. Metallica ragten aber für mich heraus. Da war etwas weniger vom Teufel die Rede als bei den anderen, der Schlagzeugrhythmus gefiel mir und vor allem war der Geang viel besser als bei Iron Maiden und Co. Irgendwie trockener , direkter, satter. Wenig Schnörkel und vor allem kein Lipstick wie bei Schwuchteln wie Europe, die aufgrund ihres enormen kommerziellen Erfolges immer mehr Bands beeinflussten, was dazu führte, daß Heavy Metal Mitte der 80 er poppiger und kitschiger als die Pet Shop Boys wurde...
Circa nach einem Jahr zog mein Freund wieder zurück ins Ruhrgebiet. Er war saufroh, aus der kaffigen Ecke wieder zu verschwinden und wir hörten nie mehr voneinander. Meine Lust auf Heavy Metal schwand wie sie gekommen war. Inzwischen gab es CD Player und da lief wieder Kram aus den Charts, inzwischen aber auch die Smiths, Pixies, Violent Femmes und die Ramones. Ein neuer Virus hatte mich gepackt: der Indie Rock und die Altenative Sparte. Zu Beginn meines Studiums war aber die Zeit für Grunge Bands wie Nirvana und Pearl Jam gekommen und in diese Phase fiel auch das sogenannte schwarze Album von Metallica. Ein geiles Werk, auf der es sogar mit Nothing Else Matters und The Unforgiven Balladen gab, die jedem gefielen, auch wenn einige hartgesottenen Fans damals Probeme hatten, dies zuzugeben. Die Typen, die den Harten raushängen ließen, sprachen lieber von Enter Sandman, Sad But True und Wherever I May Roam. Aber alles war stark auf diesem Album, die Balladen und die wuchtigen Stücke. Das schwarze Album lief deshalb oft in meiner Studentenbude, bis irgendwann Blur und Oasis in mein Leben traten und Metallica wieder out waren. Die Burschen hatten ohnehin eine schwache Phase in den Neunzigern, lieferten mit Load und Reload nur noch Mittelmaß ab. Sie waren reich und satt, ohne Biss und Inspiration.
Erst 2003 hörte man wieder von Metallica, als St. Anger erschien und später auch als ein hochinteresanter Dokufilm namens Some Kind Of Monster herauskam, in dem die enormen Spannungen zwischen Ulrich und Hetfield thematisiert wurden, die den kollektiven Gang zum Psychiater nötig machten. Zudem hatte James Hetfield starke Alkoholprobleme und musste sich deshalb monatelang therapieren lassen.
2008 kam dann das aktuelle Album Death Magnetic, zu dem es natürlich wieder eine ausgedehnte Tour gab, die sich bis ins aktuelle Jahr 2009 erstreckt. Die beiden Konzerttermine in Paris Bercy kamen früh in den Handel und waren ruck zuck ausverkauft. Die Pariser Hardrockfans, aber auch Anhänger aus der ganzen Welt, wollten sehen, was die alten Säcke - die vier Burschen sind mittlerweile Mitte 40 und haben alle mehrer Kinder - noch auf dem Kasten haben. Heavy Metal ist Hochleistungssport, da scheint es nicht abwegig, daß man in diesem Bereich früher zum Rentner wird als Songer/Songwriter wie Bob Dylan und Leonhard Cohen, die wahrscheinlich bis an ihr Lebensende Konzerte geben werden. Kein Wunder, daß man immer wieder liest, daß die Schulter von Lars Ulrich zwickt und zwackt...
Und nun April 2009. Ich begab mich am zweiten Tag nach Paris-Bercy. Vorbei an zahlreichen Schwarzhändlern und Fans, die noch vor dem Eingang draußen rumlungerten, marschierte ich zielstrebig in die riesige Allzweckhalle. Ins Palais Omnisport komme ich recht selten zu Rockkonzerten, öfter war ich für das im November stattfindende, hochklassig besetzte, Tennisturnier hier. Tennis ist neben dem Rock'n Roll meine große Leidenschaft und ich war da heute abend nicht der Einzige, denn Drummer Lars Ulrich kommt aus einer tennisbegeisterten dänischen Familie. Sein Vater war Profi und er selbst einer der besten Junioren des Landes. Wäre Lars nicht mit dem Heavy Metal- Virus infiziert worden, hätte er vielleicht eine glänzende Karriere im weißen Sport gemacht und möglicherweis dort, wo heute sein imposantes Schlagzeugset aufgebaut war, um Punkte und Siege gekämpft.
Für mich kein Zufall, dieser Zusammenhang zwischen Tennis und der Hardrock Musik, denn für beides braucht man den sogenannten Killerinstinkt. Wer seinen Gegner nicht ein kleines bißchen hasst und ihn förmlich wegschießen will, kann es zu nichts bringen. Tenniscracks sind charakterstarke Indivualisten, Sturköpfe, Egozocker, keine Teamplayer. Auch Ulrich ist aus diesem Holz geschnitzt. Ein Ehrgeizling sondergleichen, der immer der Beste sein will und dafür beinhart arbeitet. Aber alleine am Schlagzeug kann man nun einmal keinen Hardrock spielen und nur deshalb suchte er eine Band, die er per Annonce zusammen mit dem heißblütigen Gitarristen James Hetfield 1981 auf die Beine stellte. Die ganze Bandgeschichte mitsamt dem tragischen Tod des ersten Bassisten Cliff Burton muß ich hier jetzt nicht skizzieren, die kennt eh jeder. Wichtig erschient mir aber, daß es die zwei Querköpfe Ulrich und Hetfield trotz aller Differenzen und Spannungen, die sich ergaben, geschafft haben, sich immer wieder zusammenzuraufen. Deshalb spielen sie im Jahre 2009, 28 Jahre nach der Bandgründung immer noch Konzerte, haben trotz der ganzen Kohle die sie verdient haben immer noch Biss und Feuer.
Feuer ist ein gutes Stichwort, denn trotz des glimpflich verlaufenen Unfalls, den James Hetfield bei einem Konzert im kanadischen Montreal einmal erlitten hatte, gehören die in die Höhe schießenden Flammen bei zwei oder drei Liedern zum Spektakel dazu. Videoleinwände gibt es aber nicht mehr, darauf haben Metallica keinen Bock mehr, sie wollen so mehr Intimität schaffen. Und das gelingt ihnen auch verblüffend gut, vor allem deshalb, weil sie die rechteckige Bühne zur Death Magnetic Tour in der Mitte der jeweiligen Stadien platzieren, so daß jeder das Gefühl hat, nah dran zu sein.
Schon als ich die scheußliche Vorgruppe Machine Head sehe, fällt mir der Bühnenaufbau positiv auf. Das Ganze erinnert an einen Boxring, der von einem gleißenden Licht erhellt wird. Toll, das gefällt mir schon einmal sehr gut!
Zum Glück verziehen sich auch die langmähnigen Machine Head relativ bald, nachdem sie kein noch so dummes Metallerklischee ausgelassen hatten (das ständige "Ey you Motherfucker!", die Gestik und Mimik, einfach alles) und nun warten alle gespannt auf den Einmarsch der Helden. Ganz wie bei einem Boxkampf wird der Zugang durch einen abgesperrten Gang gewährleistet, durch den die Gladiatoren einmarschieren. Aber zunächst sieht man da keinen einmarschieren, obwohl es bereits 21 Uhr ist, eigentlich Startzeit der Hauptgruppe in Bercy. Auch das ist clever, denn es ist ja auch irgendwie uncool, pünktlich zu erscheinen. Moderne Helden der Rockkultur lassen ein wenig auf sich warten, damit man heiß auf sie wird! Die 20 Minuten Verspätung sind miteinkalkuliert, sie sind Teil eines minutiös ausgetüftelten Spektakles, bei dem Lars Ulrich die Fäden zieht. Es ist abgemachte Sache, daß kein Metallica Konzert länger als zwei Stunden dauern soll und dementsprechend ausgeklügelt ist die Setlist. Die wird seit ein paar Jahren immer etwas abgewandelt, weil die Band es satt hatte, jeden Abend "the same shit as usual" (O-Ton Lars U.) zu spielen. Ulrich bestimmt was gespielt wird, er schreibt die Setlist und teilt sie erst einen halbe Stunde vor Konzertbeginn an die Bandmitglieder aus.
Der Anfang mit That Was Just Your Life scheint aber immer gleich zu sein. Zunächst ist es dunkel und nur einzelne Lichtlein und Feuerzeuge erhellen das Stadion, dann startet die beindruckende Lasershow. Nicht jedermanns Sache, aber die hier ist wirklich besonders spektakulär! Die Lichtstrahlen werden durch die riesigen Särge abgefeuert, die sich wie von der Unterseite eines Ufos von der Hallendecke erstrecken. Die Särge werden im Laufe des Konzertes auch von Zeit zu Zeit nach unten gefahren, so daß man den Eindruck hat sie würden den Bandmitgliedern auf die Köpfe fallen. Lars Ulrich sitzt in der Mitte, sein Drumset wird sich unmerklich um 360 Grad drehen, so daß jeder ihn einmal frontal sieht. Die anderen wandern auf der Bühne hin und her und lassen sich in jeder Ecke mal blicken, auch das ein Effekt, um den Fans näher zu sein und jeden einmal mit seiner Präsenz zu beglücken.
Und Präsenz die hat er , der gute James Hetfield! Sein Charisma ist unbeschreiblich , mit seiner unfassbar druckvollen Nörgelstimme durchdringt er spielend das gesamte Stadion. Er sieht besser aus denn je, die langen Haare der Anfangsphase sind schon längst ab und sein Körper ist drahtig und muskulös. Mit seinem beindruckend tätowierten Bizeps könnte er einen Löwen erdrücken. Über sein enges schwarzes T-Shirt spannt sich ein klitzekleines Bäuchlein, aber für einen Mitte 4o Jährigen ist er blendend in Form. Was mir besonders an ihm auffällt sind seine stechend blauen Augen. Durch die Linse meiner Kamera kann ich sie gut erkennen. Trotz der Aggressivität, die er in seine Riffs und seine Performance legt, wirkt sein Blick fast gutmütig. Man merkt daß hinter dem beinharten Kerl ein sensibler (seine Eltern sind beide früh an Krebs gestorben) und intelligenter Mensch steckt, der haargenau weiß, daß es im Heavy Metal viel Posertum gibt. Er hat eigentlich nicht mehr viel Bock, diese ganzen Spielchen mitzumachen. Er hält sich mit Schimpfwörtern zurück, lässt Ausdrücke wie "motherfucker" und "fucking" meistens stecken. Viel lieber beschwört er das Band zwischen den Fans und Metallica, spricht von Liebe und Respekt und daß Musik, die Kraft hat, über schwere Phasen des Lebens hinwegzutrösten. Da wirkt er dann schon fast wie ein Prediger und natürlich weiß er, daß er damit die Corporate Identity beschwört. Metallica ist eine Weltmarke, einem Konzern nicht unähnlich. Ein Unternehmen das 100 Millionen Alben verkauft hat und in dem sogar ein eigener Physiotherapeut seinen Platz hat.
Trotzdem wirkt er, der sich wie Ulrich gerne per Privatjet einfliegen lässt, noch authentisch, ich nehme ihm seine Sprüche von der "Metallica Family" eher ab, als einem Michael "REM" Stipe seinen verbalen Protest gegen die damalige Busch Regierung.
Neben Hetfield ist natürlich Kirk Hammett mit seinen legendären Gitarrensoli die auffälligste Gestalt auf der Bühne. Er hat noch viel mehr Haare auf dem Kopf als Ulrich und Hetfield zusammen, obwohl er auch schon seit 1983 dabei ist und Mitte vierzig ist. Er ist mit Sicherheit der Eitelste der vier, selbst seine Augen sind geschminkt. Seine Bewegungen sind elegant und geschmeidig, er besticht durch Leichtfüßigkeit und beweist, daß die heute teilweise verpönten Gitarensoli immer noch nicht ganz out sind, selbst wenn es Leute gibt, die gar nicht darauf können...
Eher selten sehe ich den (relativ) neuen Bassiten Robert Trujillo, der im Jahre 2003 dazugestoßen ist. Die Position des Bassisten ist die Heikelste bei den Kaliforniern. Seit dem tragischen Tod von Cliff Burton im Jahre 1986 gab es mehrfach Wechsel und das Album St. Anger von 2003 wurde sogar im Studio vom Produzenten Bob Rock eingespielt. Robert passt aber gut in die Gruppe, er hat Erfahrung, ist Teamplayer und mit seinen langen Haaren und der lustigen Mimik sieht er auch markant aus.
Aber wie steht es um den "Boss" Lars Ulrich? - Nun der ist zwar mathematisch gesehen im Mittelpunkt der Bühne, aber logischwerweise auch am weitesten von den Fans entfernt. Und da er sitzt, sieht man sein Gesicht nicht so oft. Er ist sich dessen bewußt und es ist mit Sicherheit kein Zufall, daß er immer mal wieder zwischen zwei Songs aufsteht, etwas trinkt und ein wenig rumläuft, um ein paar Sätze an das Publikum zu richten, fast so wie ein Bela bei den Ärzten. Haare hat er nicht mehr allzuviel auf dem Kopf, der Däne leidet deutlich sichtbar unter fortschreitendem Haarausfall und er hat er sich auch konsequenterweise dazu entschlossen, die Matte, die er hinten noch eine Zeit lang hatte, abzurasieren. Er wirkt auffallend mager, fast ausgezehrt. Dick war er nie, aber er hatte damals vollere Wangen und mehr auf den Rippen. Ein Leichtgewicht, dem man rein äußerlich gar nicht zutrauen würde, daß er wie ein Geistesgestörter zwei Stunden trommeln kann! Sein Spiel ist präzise, satt und trocken und man hat bei jedem Hieb das Gefühl, daß er Peitschenschläge austeilen würde!
Was ist zu den einzelen Songs zu sagen? Nun, der Opener That Was Just Your Life vom neuen Album kam schon ziemlich gut, aber das nächste Lied was so richtig abräumte war One, von And Justice For all (1988).
Der Klassiker wurde schon an den ersten Riffs erkannt. Ein Lied, das für Metallica -Verhältnisse ziemlich schleppend startet, gegen Ende aber einen wahren Donnerhagel aus Riffs und Paukenschlägen abfeuert. Nach wie vor der helle Wahnsinn!
Ebenfalls stark ist das nachfolgende Broken Beat and Scarred, aber es kommt nicht ganz an den Klassiker Sad But True vom schwarzen Album ran, bei dem die Meute im Chor "hey!, hey!, hey!" mitschreit. Verbrüderungsszenen finden statt und es wird gemeinsam geheadbangt und laut mitgesungen "I'm your dream, make you real, I'm your eyes when you must steal, I'm your pain when you can't feel, sad but true." Die Stimme von Hetfield hallt durch Bercy und Ulrich knallt drauf wie in seinen besten Tagen. Geil!!
Im Grunde genommen zieht fast jedes Lied gleich gut, aber ein paar Nummern ragen dennoch heraus. Master Of Puppets gehört auf jeden Fall dazu. Hetfield knurrt anfangs wie ein bissiger Hund und dann wird aus allen Rohren gefeuert. Das Tempo ist höllisch, es ist fast wie bei einem Bombenangriff! "Come crawling faster obey your master your life burns faster obey your master" und dann immer wieder im Chor: "Master! Master! Master!" Bei den Gitarrensoli wird die Melodie mitgesungen. Irgendwie merkt man, daß der Song aus den 80ern stammt, heute würde man das Ganze sicherlich anders aufbauen. Witzig dabei ist auch die dreckige JR- Lache von Hetfield.
Bei Fight Fire With Fire kommen wie auf Knopfdruck wieder Flammen aus dem Boden geschossen, bevor zum ersten und einzigen Male das Tempo gedrosselt wird. Jetzt ist nämlich kuscheln angesagt: Nothing Else Matters gefallt auch den Mädchen, die hier allerdings in der Minderzahl sind. Danach wird zum Finale geblasen.Und was für ein Finale da kommt: Enter Sandman schlägt ein wie eine Bombe und mischt die verschwitzte Meute noch einmal ganz gewaltig auf! Dem Aufruf zum Mitsingen ("sing it loud!") wird bereitwillig gefolgt und das Stück wird komplett ausgekostet, einen solchen Kracher will man nicht einfach hinrotzen, da wird die Trickkiste so richtig weit aufgemacht, man setzt immer wieder neu an, heitzt ein, reizt das Stück bis zum Geht-nich- mehr aus. Ein smash hit will schließlich gehegt und gepflegt werden. Es ist aber auch wirklich ein Kracher der Superlative, der die Wucht hat, einen ungespitzt in den Boden zu rammen! Ein psychedelischer Höllenritt, bei dem man so richtig die wilde Sau rauslassen kann. Die begeisterten Zuschauer erleben ein Finale, das an Intensität und Dynamik kaum zu überbieten ist! Episch!
Einzig und allein Enter Sandman hätte schon den Ticketpreis gerechtfertigt, aber es gibt nach einer kurzen Pause noch einen Nachschlag. Zunächst kommt der weißblonde Sänger der uralten Band Saxon auf die Bühne, um gemeinsam mit Metallica den eigenen Song Motorcylce Man zu performen, dann gibt es noch Hit The Lights, bevor mit dem uralten Seek & Destroy klassisch und erwartungsgemäß abgeschlossen wird. Band und Publikum mobilisieren letzte Kräfte, keifen gleichermaßen aus voller Brust Seek And Destroy. Riesige schwarze Ballons steigen in die Höhe und landen irgendwann auf den Köpfen der Leute, die sich um die Dinger schlagen. Trotzdem bleibt alles äußerst friedlich. In einer Szene wollen zwei Typen unbedingt den Ballon haben, reißen von beiden Seiten bis dem Plastikteil die Luft entweicht. Anfangs gucken sie grimmig, lachen anschließend aber über ihre eigene Dämlichkeit. Bassist Robert dreht sich unterdessen mitsamt Gitarre wie ein Hammerwerfer um die eigene Achse. Das ihm dabei nicht kotzübel wird und er auch nicht auf die Bühne reiern muß, wundert mich heute noch...
"Metallica fucking loves Paris" greint Hetfield ganz Profi und die Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. Die alten Säcke haben ein Konzert der Superlative geboten, an das sich alle hier noch sehr lange erinnern werden! Und auch ich kann nicht leugnen, daß mich das Hardrockfieber wieder gepackt hat. Aber eigentlich geht es weniger um Heavy Metal, als vielmehr um die Band Metallica selbst. Die Typen sind immer noch unfassbar stark drauf, bissig wie scharf gemachte Pitbulls und feuriger als jede Flamme, die heute aus dem Boden geschossen kam! In die Särge von der Deko müssen sie sich noch lange nicht legen!
Long live Metallica. Metallica forever!!!!!!
Setlist Metallica, POPB, Paris Bercy 02/04/09:
01: That Was Just Your Life
02: The Ende Of The Line
03: The Four Horseman
04: Holier Than You
05: One
06: Broken, Beat And Scarred
07: My Apocalypse
08: Sad But True
09: Bleeding Me
10: All Nightmare Long
11: The Day That Never Comes
12: Master Of Puppets
13: Fight Fire With Fire
14: Nothing Else Matters
15: Enter Sandman
16: Motorcycle Man (Saxon Cover)*
17: Hit The Lights
18: Seek & Destroy
*In Paris gab es heute als Zugabe auch ein Lied von der Band Saxon, welches zusammen mit deren Sänger performt wurde: Metallica hatten Saxon zu Beginn ihrer Karriere einmal supportet. Dies war der Dank.
Pour nos lecteurs français:
Un concert énorme! Quelle tuerie! J'ai reçu une giffle momumentale! Lars Ulrich, James Hetfield et consorts ont montré que c'est toujours Metallica qui domine le Heavy Metal. Malgré leur age ils n'ont jamais été aussi frais, dynamique et puissant. Un rouleau compressuer qui ecrase tout sur son passage. En plus il y avait la meilleure lumière que j'ai jamais vu, des lasers, des effets pyrotechniques et à la fin des ballons noires gigantesques. Un très beau spectacle donc et une ambiance de folie...
Links:
- Mehr Fotos von Metallica hier
- Fotos von der gigantischen Lightshow hier
- Fotos von den Fans und der Atmosphäre hier
- Short Review and lot of great pics and a video on rockerparis
- Videos, Metallica live Paris Bercy 02/04/09: Sad But True, Fight Fire With Fire
- Nothing Else Matters, Bercy 01/04/09, und hier das Allerschärfste in ziemlich guter Qualität Damage Inc
18 Kommentare :
erinnert mich wohliglich an meinen black sabbath besuch vor einigen jahren. das dumpfe in den ohren ist nachhall, der dich daran erinnern soll, dass du wiederkommst. der tinnitus verschwindet wieder, keine sorge. Ihr klienicum
C'est vrai une tuerie ce concert
L' Angelo
danke namensvetter ... das macht spaß und schuert die vorfreude auf köln ...
oliver s.
Was hat denn Michael Stipe mit Metallica oder James Hetfield zu tun? R.E.M. waren schon gegen Bush senior und haben für Ihren Protest einen hohen Preis gezahlt. Seit der legendären MTV Award Show Anfang der 90er haben REM in Europa mehr Zuschauer als in den USA und MTV hat nie wieder einen Award an sie vergeben. Es hat sie vielleicht nicht so hart getroffen wie die Dixie Chicks, aber wenn sie geldgeile Machinen gewesen wären hätten sie einfach mal die Klappe gehalten.
Der Konzertbericht war echt gut und ich mag die Seite, aber dumme Sprüche zu Themen von denen man keine Ahnung hat sollte man sich vielleicht sparen.
Michael Stipe labert mir zuviel, hat schon immer zuviel gelabert. Er sollte lieber Fall on Me spielen und so gute Lieder wie in den sogenannten I.R.S. Years 1982-87 schreiben. Dann hätte er auch in den Neunzigern mit seiner Band Awards gewonnen!
Dazu fällt mir das ein:
http://www.youtube.com/watch?v=M5tl2_K-d-g&eurl=http%3A%2F%2Fb3ta.com%2Flinks%2FSteel_Panther_Death_to_all_but_metal&feature=player_embedded
oliver, weisst du noch reinzufaellig, wann welche band (haben ja 2 supports) ca. angefangen hat? weil irgendwie habe ich keine lust auf the sword und da ich mir als sitzplatzkarteninhaber (jaja, man wird aelter) den luxus leisten kann später zu kommen ...
oliver s.
Metalica werden Dich schon aus den Sitzen reißen, Oliver! :)
Zu Deiner Frage: Ich weiß es nicht mehr genau, habe aber Freunde, die immer alles auf die Minute sagen können. Ich informiere mich und sage Dir dann an dieser Stelle Bescheid...
danke schoneinmal ... ich bin davon ueberzeugt, dass sie gut sein werden ist mein 4tes mal ... obwohl das letzte mal zu st. anger eigenlich mies war ... und sitzplätze ja nur wg. meines kleinen franz. anhaensels ...
lg
oliver
p.s. am 11.07. spielen u2 im sdf ;op
@ Oliver S.:
Habe mich erkundigt, The Sword haben in Paris um 19 Uhr begonnen...
danke ... mal sehen ... vor 20h also nicht dasein ...
Sorry...aber wenn ich lese wie Du über Machine Head schreibst, hast du echt keine Ahnung ^^ Die haben mittlerweile ein wenig mehr drauf als Metallica...werde am 9. in Stuttgart sein, ich mag Metallica....aber Machine Head als Vorgruppe is schon gewaltig ;)
Viele, die da waren, fanden Machine Head mies. Zu recht! Gewaltig sind bei denen nur die tätowierten Oberarme! Und keine Metalband hat mehr drauf als Metallica.
Da muß ich Dir widersprechen Oliver, mir fallen auf Anhieb mehrere ein: die Scorpions, Doro Pesch, Europe
;-)
jetzt hier nicht von den scorpions sprechen ... meine erste und einzig wahre liebe ...
also wir sind bewusst erst gegen 20h in der halle gewesen, haben trotzdem james mit MH und lars mit the sword verpasst. MH war nur genueppel ... bitte wers mag, meins war es nicht. metallica war aber zu 100% auch nich meins. kein vergleich zu den genialen konzerten '96 und '99 die ich erleben durfte (un ja, ich hasse Rob - nicht pers. - nur fuer mich gehoert jason dazu!). ein rauchverbot gibt es scheinbar nur um es auf dem blatt papier zu haben, sitzplatz nummer sollte man wohl auch ignorieren, denn im unterrang sassen lauter menschen aus dem oberrang, die kienen bock auf schlechte plätze hatten. die lasershow fand ich passte nicht, ausserdem war es selbst mit ohrstoepsel unterirdisch laut. die intros oder Stueckanspielungen vom band waren ... nunja, lassen wir das. highlights im Set: King Nothing, Sad But True, Nothing Else Matters, Master of Puppets, Enter Sandman und Die, Die My darling ... mit dem neuen zeug kann ich nix anfangen, war auch der absolute stimmungs killer ... ausserdem zieht sich herr ulrich alle zwei song nen neues t-shirt an und ja scorpions, der rudi war auch da und ha james betuched ...
oliver s.
Danke für Deine Eindrücke, Oliver! Etliche Leute, die in Paris dabei waren, fanden Metallica überragend und sensationell gut. Und das waren Leute, die sie im Gegensatz zu mir bereits mehrfach vorher gesehen hatten.
Ob Metallica innerhalb dieser Tour in Paris besser als in Deutschland waren, kann ich natürlich nicht sagen.
Aber das ist ja das Spannende an Konzerten: Man weiß nie genau was einen erwartet...
ich kann das nicht beurteilen, wer anders, der 3 shows (Stucki, FFM & Köln) gesehen hatte meinte Köln sei die schlechteste gewesen mit den meisten konzertturis ... ich fand mein erste konzert sensationel und das open air in minden '99 noch besser ... aber ich bin ja auch nachtragend ich vermisse einen DIE, DIE, DIE schreienden Jason ... im diesjaehrigen vergleich war das theaterspiel (weil mehr ist diese einstudierte show ja nicht) besser fand ich ... als naechstes die band mit zwei buchstaben aus irland im sdf olli kommst du mich in der warteschlange besuchen?
oliver s.
Kommentar veröffentlichen