Donnerstag, 2. April 2009

Kaki King & The Konki Duet, Paris, 01.04.09


Konzert: Kaki King (The Konki Duet)
Ort: Le Nouveau Casino, Paris
Datum: 01.04.2009
Zuschauer: volle Hütte
Konzertdauer: The Konki Duet 30 Minuten, Kaki King satte 110 Minuten



Der langmähnige Schlagzeuger von Kaki King ist zweifelsohne der Metallerfraktion zuzurechen. Die langen Haare, die Mimik und dann auch noch das T-Shirt von Van Halen!

"Ja, stimmt, ich bin Fan von Black Sabbath, AC/DC, Iron Maiden usw.", sagt er nach dem grandiosen Konzert am Merchandising Stand, als ihn eine Zuschauerin auf sein Shirt anspricht. Was er wohl von Metallica hält? Bestimmt eine Menge! Trotzdem wage ich es nicht, ihn damit zu konfrontieren, daß ich für das heutige Konzert im Nouveau Casino kurzerhand mein Ticket für Metallica verkauft habe. Er wird mich wahrscheinlich für verrückt erklären, mir sagen ich hätte eine Vollmeise. Dann käme er aber in Interessenkonflikte, denn schließlich hat er ja erstens selbst heute gespielt und zweitens kann er ja wohl schlecht in Gegenwart von Kaki King, die gleich dabeneben steht, behaupten, daß es heute anderswo ein spannenderes Konzert gab als dieses hier!

Der Abend fing schon gut an, denn mit The Konki Duet wurde eine vorzügliche Vorgruppe präsentiert. Erst neulich habe ich (hier!) über die drei Pariserinnen mit den drei Nationalitäten gesprochen. Die klassisch ausgebildete Violinistin Tamara (Tam) stammt aus Russland, die Keyboarderin Kumi aus Japan und Zoe, die Gitarristin, aus Frankreich. Seit ein paar Jahren musizieren sie zusammen und haben sich in der Indieszene dank ihrer Kreativität und Eigenständigkeit einen glänzenden Ruf erworben. Ihre ersten zwei Alben Il Fait Tout Gris und Mountain Mouton sind restlos ausverkauft und man muss warten, bis sie noch einmal neu aufgelegt werden. Aber selbst das ist nicht sicher. Sicher ist hingegen, daß es bald ein drittes Album geben wird und davon stammten auch fast sämtliche Stücke des rund 30 minütigen, knackigen Sets.

Vorzüglich gleich schon der Opener Daylight, den man auch auf dem Player auf der MySpace Seite der Mädels anhören kann. Liebliche Chorgesänge, eine sentimentale Geige und der charmante französische Akzent der Japanerin Kumi, zauberten gleich eine prima Atmosphäre in das Nouveau Casino. The Konki Duet werden wirklich immer besser, die zarte Melancholie im Stile von Stereolab und die herrlich gegen den Strich gebürsteten Arrangements gefallen mir ausgezeichnet. Sie vermischen unglaublich gekonnt Stile wie New Wave, Indie Pop und Noise und versehen ihn mit dem unwiderstehlichen French Touch.

Kracher des Abends war interessanterweise ein Instrumentalstück. Le Riff (bei MySpace als Demo zu genießen) ist ein hochdramatischer, postrockiger Schocker der allerersten Kategorie!

Bekannt sind The Konki Duet aber auch für ihre originellen Coverversionen. Sie haben bereits Fade To Grey von Visage und No One Knows von den Queens Of The Stone Age neu interpretiert und glänzten heute mit einer anderen tollen Coverversion. Diesmal handelte es sich um Savoir Faire (Video hier!) von Family Fodder, einem kultigen Klassiker des New Wave Genres. Familly Fodder waren eine Post Punk Girl Gruppe der frühen 80er Jahre, in der auch die französischen Sängerin Dominique sang. Ich kannte vorher noch nicht einmal das Original, war aber von dem Cover gleich angetan.

Der Abschluß dann wieder vom künftigen Album und wenn es so gut wird, wie die heutigen Kostproben, dann wird es ein Leckerbissen für Fans des schrägen Indiepops. Klasse!

Setlist The Konki Duet (merci à Tam!):

01: Daylight Song
02: Isolée
03: Ensemble
04: Nothing But Love
05: Sand & Salt
06: Le Riff
07: Savoir Faire (Family Fodder)
08: Pain & Trash
09: L'Esprit de la Ruche

Nun war Kaki King an der Reihe. Ein aus ihrem Namen - Katherine Elizabeth King - zusammengesetzter Begriff, der nicht unbedingt an eine weibliche Künstlerin denken lässt. Auch optisch hat sie etwas Knabenhaftes. Kurze Haare, Blue Jeans und ein schlichtes schwarzes Top, mehr braucht sie nicht, um gut auszusehen. Ich glaube sie ist eine Art Lesbenikone. Ich weiß es aber nicht genau und es ist mir auch egal, denn ich bin gekommen, um ihre vielgelobte experimentelle und innovative Gitarrenmusik live zu erleben, sonst nichts.

Ohnehin kommt sie bei Männern und Frauen gleichermaßen gut an, denn sie hat hübsche, charismatische Züge und eine kesse und sehr lässige Art. In einer besonders witzigen Szene knutschte sie einen französischen Fotografen von der Bühne aus ab, da der Kerl sie für ein Postershooting gekonnt in Szene gesetzt hatte. Sie räkelt sich auf dem Bild auf einem Laken, gleich neben ihr liegt ihre heißgeliebte Gitarre. Als sie ihn herzt, johlen ein paar Mädels und rufen entzückt: "You are so sexy!" Die Künstlerin winkte aber ab und ließ sich nicht weiter aus dem Konzept bringen. In der Regel war sie sowieso eher schweigsam und ruhig, sowohl während der Titel (logisch, die waren ja fast alle instrumental!) als auch dazwischen. Wenn sie aber mal etwas erzählte, hatte sie einen trockenen Humor. Sarkozy würde sie persönlich ausweisen, wenn sie ein bestimmtes Lied, daß die Leute von You Tube her kennen, nicht spielen würde, alberte sie herum und hatte die Lacher auf ihrer Seite. Ansonsten war es aber eher eine düstere und melancholische Angelegenheit. Ihre Lieder sind durchtränkt von Schwermut und geimnisvoller Mystik und wirken wie der Soundtrack zu einem spannenden Film, der in der amerikanischen Wüste spielt. Shoegaze nennt sie ihren Stil auf ihrer MySpace Seite, aber es nicht der gleiche Shoegaze wie wir ihn von den Engländern My Bloody Valentine kennen. Ihr Sound trägt eine amerikanische Gewürznote, was auch noch dadurch unterstrichen wird, das sie ihr erstes Stück an der Pedalsteelgitarre vorträgt. Vermutlich handelt es sich um den Track Gay Sons Of Lesbian Mothers, sicher bin ich mir da nicht, da ich mit ihrer Diskografie, welche 4 CDs und 2 EPs umfasst, noch nicht vertraut bin. Es ist schon verblüffend, was sie da so anstellt, man könnte fast meinen, es handele sich um Zauberei. Sie benutzt eine spezielle Loopsampler- Technik, so ähnlich wie das auch Entertainment For The Braindead macht, die ihr alle aus der Oliver Peel Session kennt. Die Pedal Steel Gitarre kommt insgesamt bei zwei Liedern zum Einsatz, beim Opener und bei der Zugabe. Ansonsten wechselt sie zwischen verschiedenen E-Gitarren und der Akustischen hin und her und zeigt den verblüfften Zuschauern jeweils ganz erstaunliche Techniken. Sie zupft, hämmert, streichelt, reißt, pocht, klopft und schrammelt, was das Zeug hält und beweist, daß man eine Gitarre sogar fast als Schlagzeug einsetzen kann. Eigentlich kein Wunder, schließlich hat sie als junges Mädchen zunächst als Drummerin begonnen. Ein Riesentalent, diese Katherine Elizabet und das sage ich, obwohl ich ihre technischen Fertigkeiten gar nicht so gut einzuverschätzen vermag, weil ich selbst kein Instrument spiele. Dave Grohl von den Foo Fighters hält aber auch ganz große Stücke auf sie und lobt sie über den grünen Klee. Und der muß es ja schließlich wissen oder sagt er das nur, weil er mit ihr ins Bett will? - Ich glaube kaum! Er hat sie sogar mit auf Tournee genommen und auch sonst ist Kaki King schon viel rumgekommen und hat mit anderen Künstlern zusammengearbeitet -und performt. Für Tegan und Sara steuerte sie beispielsweise schon ein paar Riffs zu deren Album The Con bei und wenn Kaki King singt, dann klingt es fast auch ein wenig wie bei den Zwillingen. Gesungene Stücke bleiben aber heute ganz klar die Ausnahme, insgesamt setzt sie nur bei drei Stücken ihre zarte Stimme ein. Sie lässt lieber ihre Instrumente sprechen und wird dabei auch bestens von ihren beiden männlichen Begleitmusikern unterstützt. Der blonde Kerl spielt hierbei ein ganz seltsames Instrument, ich glaube man nennt es Flügelhorn. Es erzeugt sehr interesante Töne, die optimal zur dichten, knisternden Atmosphäre, die an Postrockbands wie Tortoise und Slint erinnert, passt. Noch auffälliger ist aber der Drummer, der hochvariabel zu Werke geht. Er kann draufprügeln wie ein Heavy Metal Musiker, beherrscht aber auch die filigraneren Behandlungsweisen. Kaki King ist von ihm so begeistert, daß sie nach einem Stück ausruft: "This is like drummig orgasm, so amazing!" Ihre beiden Jungs hat sie sowieso ins Herz geschlossen, gerührt schildert sie, daß sie seit sieben Wochen mit ihnen durch ganz Europa (inklusive Deutschland ) unterwegs war und sie fast ein Familienersatz für sie geworden sind. Um das Schnulzige ihrer Worte etwas zu parodieren, sagt sie dann fast entschuldigend:"Ich musste das einfach mal loswerden und Paris schien mir der richtige Ort zu sein, um Gefühle zu zeigen. Im coolen London, wo wir morgen spielen werden, hätten sich die Leute wahrscheinlich lustig gemacht, so nach dem Motto: "Oh, was ist denn hier los, das Mädchen zeigt Gefühle!?"...

Und mit dem Londoner Konzert endete dann auch schließlich ihre Europatournee. Ich bin sicher, daß alle, die sie live erlebt haben, von ihrem Talent und ihrem charismatischen Wesen beeindruckt waren.

Sie scheut übrigens auch den Kontakt zu den Fans nicht und signierte heute in Paris auch noch bereitwillig Autogramme.


See you soon Kaki King! You are amazing!

Links:

- Mehr Fotos vom Konki Duet hier
- Mehr Fotos von Kaki King hier
- Kaki King im Video: Playing With Pink Noise. Da kann man wunderbar die Verwendung der Giatrre als Percussioninstrument sehen; Life Being What It Is live
. Da singt sie dann auch einmal...










2 Kommentare :

E. hat gesagt…

der bericht hier tät mich mehr interessieren, als alle metallica ausführungen des letzten jahrtausends zusammen es je tun können! also, her mit den positiva zu frau king!

Oliver Peel hat gesagt…

Ha,ha, jetzt haben Metallica erst einmal Vorrang! Ladies first? Nöö!

 

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