Konzert: Yelle
Ort: Le Nouveau Casino, Paris
Datum: 19.12.2007
Zuschauer: ausverkauft
Die 80er sind lange vorbei. Gott sei Dank! Klar, auch ich hatte diesen elenden Schulranzen in Fluo-Farben und vor allem meine Turnschuhe waren extrem häßlich. Ich wollte weiße, aber es gab irgendwann nur noch diese knallbunten Dinger in Bonbon - Farben zu kaufen. Durch diese modische Gruselperiode mußte ich als Jugendlicher durch, aber dann kamen ja die 90er und alles war nur noch schwarz und grau. Wahrscheinlich auf Reaktion auf diese Tristesse mag es die Jugend von heute wieder bunter.
Auf der 80er Retro- Welle surft auch die hübsche Bretonin Yelle, die ich heute abend unter die Lupe nehmen wollte. Wie ich bei Wikipedia erfahren habe (da lernt man so einiges, auch wenn ein paar Eintragungen nicht ganz präzise sein dürften), stehen die ersten drei Buchstaben des Namens für "You Enjoy Life". Bürgerlich heißt sie übrigens Julie Budet.
Yelle also, sollte ein wenig unbeschwerte (und meinetwegen auch oberflächliche) Lebensfreude in die vorweihnachtliche Zeit bringen und eine Abwechslung zu den hochtalentierten, aber zuweilen düster klingenden Damen Julie Doiron und Scout Niblett darstellen, die ich kürzlich gesehen hatte. Passend hierzu strahlte der Pariser Winterhimmel den ganzen Tag über in schönstem Blau und ließ den Winter-Blues etwas in Vergessenheit geraten. Und auch der Abend wurde kurzweilig und farbenfroh. Nachdem ein nerviger DJ, der den coolen Macker raushängen ließ, das Vorprogramm bestritten hatte, kam Julie aka Yelle mit einem quietschgelben Kleid und fetziger Strumpfhose (leider nie bildlich eingefangen) unter riesigem Applaus zahlreicher Teenager auf die Bühne gestürmt. Ihr vorausgeeilt waren zwei Herren an Schlagzeug und Drumcomputer, die aber nicht weiter störten. Abgesehen von einem bereits ergrauten schwulen Pärchen gleich vor mir, schien ich der älteste Besucher im Saale zu sein. Ich fühlte mich etwas unwohl, alt und leicht verfettet. Aber nun gut, man kann nicht ewig 17 bleiben und selbst Boris Becker, ein anderer Held der 80er Jahre ist auch schon 40!
Ich versuchte mein Alter (36, aber mein gütiger Hausmeister hat mich ebenso wie einige Pariser Freunde auf Anfang 30 geschätzt!) irgendwie zu kaschieren, indem ich mich unauffällig verhielt, sprich die Arme hoch riß und tanzte, wenn das gefordert war. Und das war es eigentlich das ganze Konzert über. Nicht umsonst zierte der Aufdruck "Dance Or Die!" ein T-Shirt am Merchandising Stand. Ich entschied mich für die erste Variante, das mit dem Sterben hatte ich vorläufig verschoben, zumal man mit 36 ja auch gar nicht mehr jung sterben kann, wie Kurt Cobain, oder Ian Curtis das vorgemacht haben...
Was gespielt wurde, weiß ich nicht, aber das war letztlich schnuppe, da das hier und heute eh nur ein Weichnachtsstress-Verdrängunsgwettbewerb war! Bestimmt war "Je veux te voire", die erste Single, unter den gespielten Titeln, aber die jungen Besucher gingen sowieso zu jedem Lied ab wie Schmitz Katze. Auch das schwule Pärchen schien sich zu amüsieren. Selten war die Stimmung im Nouveau Casino so aufgeladen wie heute! Normalerweise läuft es hier immer sehr ruhig ab, selten schafft es eine Band mal, den Laden so richtig auf den Kopf zu stellen. Die letzten, denen dieses Kunststück gelungen war, waren die Kaiser Chiefs, dank der legendären Sprünge ins Publikum von Oberkaiser Ricky Wilson.
In schöner Regelmäßigkeit flogen die Arme nach oben und wenn der Boden so beschaffen wäre, wie in der Cigale, hätte er auch gebebt. Den größten Ausschlag auf dem Stimmungsbarometer gab es logischerweise bei Yelle's größtem Hit "A Cause des Garçons", aber auch bei "Les Femmes", das gegen Ende gebracht wurde, steppte der Bär. Wer französisch versteht, kann sich auch an dem frivolen Text erfreuen. Wenn ich richtig hingehört habe, geht es unter anderem auch um die weibliche Selbstbefriedigung, aber psst..., es waren auch Minderjährige im Raum!
Und als Zugabe gab es dann auch noch ein echtes Sahnehäubchen, zumindest wenn man auf Trash steht. Der Komiker Michael Youn (eine Art französischer Stefan Raab) kam hinzu, um im Duett den Nummer Eins Hit (wirklich wahr) "Parle à ma main "(sprich zu meiner Hand) zu intonieren.
Besagter Herr Youn hat es sich zum Ziel gesetzt, die französische Hip Hop Szene auf's Korn zu nehmen und hierzu zahlreiche Top Stars des Genres, wie z.B. Diam's, in seinen zynischen Videos übel verarscht. Auch hier die Parallele zu Stefan Raab, der ja Ähnliches mit dem Grand Prix gemacht hat, nur um irgendwann selbst erfolgreich dort aufzutreten. Michael Youn war der gleiche Erfolg beschieden, mit seiner krass bescheuerten Band Fatal Bazooka feiert er einen Top Hit in den Charts nach dem anderen...
So war es dann ein vergnüglicher Ausklang einer langen Konzertsaison, die viele Höhepunkte aufzubieten hatte. Eine Liste unserer Lieblingsgigs werden wir Euch in den nächsten Tagen präsentierten. Seit gespannt und laßt und doch wissen, was für Euch die denkwürdigsten Konzerte waren!
Anmerkung: Bitte unbedingt das beknackte Video zu "Parle à ma main" (im Text mit Link untersetzt) angucken!
Link: mehr Bilder von Yelle
Datum: 19.12.2007
Zuschauer: ausverkauft
Die 80er sind lange vorbei. Gott sei Dank! Klar, auch ich hatte diesen elenden Schulranzen in Fluo-Farben und vor allem meine Turnschuhe waren extrem häßlich. Ich wollte weiße, aber es gab irgendwann nur noch diese knallbunten Dinger in Bonbon - Farben zu kaufen. Durch diese modische Gruselperiode mußte ich als Jugendlicher durch, aber dann kamen ja die 90er und alles war nur noch schwarz und grau. Wahrscheinlich auf Reaktion auf diese Tristesse mag es die Jugend von heute wieder bunter.
Auf der 80er Retro- Welle surft auch die hübsche Bretonin Yelle, die ich heute abend unter die Lupe nehmen wollte. Wie ich bei Wikipedia erfahren habe (da lernt man so einiges, auch wenn ein paar Eintragungen nicht ganz präzise sein dürften), stehen die ersten drei Buchstaben des Namens für "You Enjoy Life". Bürgerlich heißt sie übrigens Julie Budet.
Yelle also, sollte ein wenig unbeschwerte (und meinetwegen auch oberflächliche) Lebensfreude in die vorweihnachtliche Zeit bringen und eine Abwechslung zu den hochtalentierten, aber zuweilen düster klingenden Damen Julie Doiron und Scout Niblett darstellen, die ich kürzlich gesehen hatte. Passend hierzu strahlte der Pariser Winterhimmel den ganzen Tag über in schönstem Blau und ließ den Winter-Blues etwas in Vergessenheit geraten. Und auch der Abend wurde kurzweilig und farbenfroh. Nachdem ein nerviger DJ, der den coolen Macker raushängen ließ, das Vorprogramm bestritten hatte, kam Julie aka Yelle mit einem quietschgelben Kleid und fetziger Strumpfhose (leider nie bildlich eingefangen) unter riesigem Applaus zahlreicher Teenager auf die Bühne gestürmt. Ihr vorausgeeilt waren zwei Herren an Schlagzeug und Drumcomputer, die aber nicht weiter störten. Abgesehen von einem bereits ergrauten schwulen Pärchen gleich vor mir, schien ich der älteste Besucher im Saale zu sein. Ich fühlte mich etwas unwohl, alt und leicht verfettet. Aber nun gut, man kann nicht ewig 17 bleiben und selbst Boris Becker, ein anderer Held der 80er Jahre ist auch schon 40!
Ich versuchte mein Alter (36, aber mein gütiger Hausmeister hat mich ebenso wie einige Pariser Freunde auf Anfang 30 geschätzt!) irgendwie zu kaschieren, indem ich mich unauffällig verhielt, sprich die Arme hoch riß und tanzte, wenn das gefordert war. Und das war es eigentlich das ganze Konzert über. Nicht umsonst zierte der Aufdruck "Dance Or Die!" ein T-Shirt am Merchandising Stand. Ich entschied mich für die erste Variante, das mit dem Sterben hatte ich vorläufig verschoben, zumal man mit 36 ja auch gar nicht mehr jung sterben kann, wie Kurt Cobain, oder Ian Curtis das vorgemacht haben...
Was gespielt wurde, weiß ich nicht, aber das war letztlich schnuppe, da das hier und heute eh nur ein Weichnachtsstress-Verdrängunsgwettbewerb war! Bestimmt war "Je veux te voire", die erste Single, unter den gespielten Titeln, aber die jungen Besucher gingen sowieso zu jedem Lied ab wie Schmitz Katze. Auch das schwule Pärchen schien sich zu amüsieren. Selten war die Stimmung im Nouveau Casino so aufgeladen wie heute! Normalerweise läuft es hier immer sehr ruhig ab, selten schafft es eine Band mal, den Laden so richtig auf den Kopf zu stellen. Die letzten, denen dieses Kunststück gelungen war, waren die Kaiser Chiefs, dank der legendären Sprünge ins Publikum von Oberkaiser Ricky Wilson.
In schöner Regelmäßigkeit flogen die Arme nach oben und wenn der Boden so beschaffen wäre, wie in der Cigale, hätte er auch gebebt. Den größten Ausschlag auf dem Stimmungsbarometer gab es logischerweise bei Yelle's größtem Hit "A Cause des Garçons", aber auch bei "Les Femmes", das gegen Ende gebracht wurde, steppte der Bär. Wer französisch versteht, kann sich auch an dem frivolen Text erfreuen. Wenn ich richtig hingehört habe, geht es unter anderem auch um die weibliche Selbstbefriedigung, aber psst..., es waren auch Minderjährige im Raum!
Und als Zugabe gab es dann auch noch ein echtes Sahnehäubchen, zumindest wenn man auf Trash steht. Der Komiker Michael Youn (eine Art französischer Stefan Raab) kam hinzu, um im Duett den Nummer Eins Hit (wirklich wahr) "Parle à ma main "(sprich zu meiner Hand) zu intonieren.
Besagter Herr Youn hat es sich zum Ziel gesetzt, die französische Hip Hop Szene auf's Korn zu nehmen und hierzu zahlreiche Top Stars des Genres, wie z.B. Diam's, in seinen zynischen Videos übel verarscht. Auch hier die Parallele zu Stefan Raab, der ja Ähnliches mit dem Grand Prix gemacht hat, nur um irgendwann selbst erfolgreich dort aufzutreten. Michael Youn war der gleiche Erfolg beschieden, mit seiner krass bescheuerten Band Fatal Bazooka feiert er einen Top Hit in den Charts nach dem anderen...
So war es dann ein vergnüglicher Ausklang einer langen Konzertsaison, die viele Höhepunkte aufzubieten hatte. Eine Liste unserer Lieblingsgigs werden wir Euch in den nächsten Tagen präsentierten. Seit gespannt und laßt und doch wissen, was für Euch die denkwürdigsten Konzerte waren!
Anmerkung: Bitte unbedingt das beknackte Video zu "Parle à ma main" (im Text mit Link untersetzt) angucken!
Link: mehr Bilder von Yelle
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