Konzert: Lazy Lester
Ort: La Mécanique Ondulatoire, Paris
Datum: 03.12.2007
Zuschauer: etwa 150
Diesmal nicht im eigenen Wohnzimmer, aber in einer ebenfalls ausgefallenen Location fand das Konzert der Swamp-Blues Legende Lazy Lester statt. Austragunsort war nämlich das Mécanique Ondulatoire, eine urige Bar im Bastille Viertel, ausgestattet mit einem abgefahrenen Kellergewölbe, in das man mittels einer äußerst schmalen Steintreppe gelangen konnte. Unten angekommen, mußte man aber auch erst noch an dem bärbeißigen und stiernackigen Kassenwart vorbei, der einem den Tarif entgegenraunzte: 10 €. Sein Stellvertreter hatte einen herrlich langen Rauschebart, Koteletten und zurückgegelte lange Haare. Allzu gerne hätte ich ihn photographiert, ich traute mich aber nicht, weil er so grimmig schaute...
In der Höhle des Löwen selbst, hatten sich zahlreiche Herren fortgeschrittenen Alters versammelt, die einen für Pariser Verhältnisse sehr ungewöhlichen Look pflegten. Es dominierten ausrasierte feiste Nacken, mit Pommade zurückgekämmtes Deckhaar, Bomberjacken und tiefblaue Jeans, die am Fußende umgekrempelt waren, so daß man den hellen Saum sehen konnte. Daneben gab es auch noch ein paar langhaarige, intellektuell aussehende Typen, Marke Geschichtsstudent im 35. Semester. Mit meinen 36 Lenzen war ich bei weitem nicht der Älteste. Dies war mit Sicherheit der Künstler selbst. 1933 im Staate Lousisan geboren, tritt Lazy Lester, mit bürgerlichem Namen Leslie Johnson, als eine der ganz wenigen Swamp Blues Legenden immer noch auf. Zu Recht, wie ich mich selbst überzeugen konnte. Zwar ist er ein wenig hager und gebrechlich, seine Stimme und sein Gitarrenspiel sind aber immer noch ausgezeichnet. Um zur Bühne zu gelangen, mußte sich der unglaublich gütig und liebenswert aussehende Mann, mangels Zugang von hinten, den Weg durch das Publikum bahnen. Ich erschrak ein wenig, als er plötzlich mit seiner Gibson neben mir stand, um die letzten Meter zu seinem Stühlchen zurückzulegen. Begleitet wurde er von Thibaut Chopin, einem französischen Blues-Musiker der selbst auch eigene Projekte hat. Thibaut spielte zunächst auschließlich Mundharmonika, gegen Ende aber auch oft Kontrabass. Die beiden Künstler waren bester Laune und begeisterten mich und die anderen mit famosen Stücken, zu denen ich verzückt mitwippte. Leider kannte ich die Diskographie von Lazy Lester bisher überhaupt nicht, ich muß soagr gestehen, daß ich eher durch Zufall bei ihm gelandet bin. Ich wollte nämlich eigentlich zur ursrünglich angekündigten Julie Doiron, die aber erst am 4. und 5. Dezember in diesem coolen Keller spielen wird. Aber was sag ich da? Cool? - Mitnichten, es war kochend heiß und der Schweiß rann mir nur so von der Stirn! Zum Glück aber nicht verraucht, darum hatte der Künstler ausdrücklich gebeten. "Thank you for not smoking, i hate the smell of cigarettes", bedankte sich dann auch Lazy artig und verzog bei dem Gedanken an Tabakgeruch etwas angewidert die Mundwinkel. Gegen Bier hatte er aber nichts einzuwenden, das wurde ihm spontan von einem jungen Mann serviert. Herr Lester guckte ihn etwas verwundert mit seinen gütigen Augen an und meinte dann mit köstlichem Humor: "wie habe ich das verdient, daß Du mir einfach so ein Bier bringst, was willst Du von mir?". Mit gut geölter Stimme ging es dann weiter im Programm und zwar mit einer Cover Version von Jimmy Reed "Brright Lights, Big City" und einige Zeit später gab es auch noch ein anderes Cover, diesmal von Country Legende Hank Williams. Zwei Glanzlichter eines vorzüglichen Sets (Frage von Lazy ans Publikum: "c'est bon?" - oui!), das nach circa. einer Stunde unterbrochen wurde, weil Lazy ein Päuschen machen wollte. Mit seinem Bierbecher in der Hand kletterte er die Steintreppe nach oben und verzog sich an die Bar. Ich harrte unterdessen im Keller mit ein paar anderen Nachteulen aus. Als aber nach gut einer halben Stunde immer noch nicht fortgefahren wurde, stieg ich auch nach oben und sah Lazy Lester mit Fans an der mit unfassbar vielen Sprituosen ausgesatteten Bar gemütlich plaudern. Er ließ sich alle Zeit der Welt. Recht hat er, warum sollte man sich in seinem Alter noch beeilen? Mich hingegen zog es raus auf die Straße und von dort aus nach Hause, der Tag war lang...
Datum: 03.12.2007
Zuschauer: etwa 150
Diesmal nicht im eigenen Wohnzimmer, aber in einer ebenfalls ausgefallenen Location fand das Konzert der Swamp-Blues Legende Lazy Lester statt. Austragunsort war nämlich das Mécanique Ondulatoire, eine urige Bar im Bastille Viertel, ausgestattet mit einem abgefahrenen Kellergewölbe, in das man mittels einer äußerst schmalen Steintreppe gelangen konnte. Unten angekommen, mußte man aber auch erst noch an dem bärbeißigen und stiernackigen Kassenwart vorbei, der einem den Tarif entgegenraunzte: 10 €. Sein Stellvertreter hatte einen herrlich langen Rauschebart, Koteletten und zurückgegelte lange Haare. Allzu gerne hätte ich ihn photographiert, ich traute mich aber nicht, weil er so grimmig schaute...
In der Höhle des Löwen selbst, hatten sich zahlreiche Herren fortgeschrittenen Alters versammelt, die einen für Pariser Verhältnisse sehr ungewöhlichen Look pflegten. Es dominierten ausrasierte feiste Nacken, mit Pommade zurückgekämmtes Deckhaar, Bomberjacken und tiefblaue Jeans, die am Fußende umgekrempelt waren, so daß man den hellen Saum sehen konnte. Daneben gab es auch noch ein paar langhaarige, intellektuell aussehende Typen, Marke Geschichtsstudent im 35. Semester. Mit meinen 36 Lenzen war ich bei weitem nicht der Älteste. Dies war mit Sicherheit der Künstler selbst. 1933 im Staate Lousisan geboren, tritt Lazy Lester, mit bürgerlichem Namen Leslie Johnson, als eine der ganz wenigen Swamp Blues Legenden immer noch auf. Zu Recht, wie ich mich selbst überzeugen konnte. Zwar ist er ein wenig hager und gebrechlich, seine Stimme und sein Gitarrenspiel sind aber immer noch ausgezeichnet. Um zur Bühne zu gelangen, mußte sich der unglaublich gütig und liebenswert aussehende Mann, mangels Zugang von hinten, den Weg durch das Publikum bahnen. Ich erschrak ein wenig, als er plötzlich mit seiner Gibson neben mir stand, um die letzten Meter zu seinem Stühlchen zurückzulegen. Begleitet wurde er von Thibaut Chopin, einem französischen Blues-Musiker der selbst auch eigene Projekte hat. Thibaut spielte zunächst auschließlich Mundharmonika, gegen Ende aber auch oft Kontrabass. Die beiden Künstler waren bester Laune und begeisterten mich und die anderen mit famosen Stücken, zu denen ich verzückt mitwippte. Leider kannte ich die Diskographie von Lazy Lester bisher überhaupt nicht, ich muß soagr gestehen, daß ich eher durch Zufall bei ihm gelandet bin. Ich wollte nämlich eigentlich zur ursrünglich angekündigten Julie Doiron, die aber erst am 4. und 5. Dezember in diesem coolen Keller spielen wird. Aber was sag ich da? Cool? - Mitnichten, es war kochend heiß und der Schweiß rann mir nur so von der Stirn! Zum Glück aber nicht verraucht, darum hatte der Künstler ausdrücklich gebeten. "Thank you for not smoking, i hate the smell of cigarettes", bedankte sich dann auch Lazy artig und verzog bei dem Gedanken an Tabakgeruch etwas angewidert die Mundwinkel. Gegen Bier hatte er aber nichts einzuwenden, das wurde ihm spontan von einem jungen Mann serviert. Herr Lester guckte ihn etwas verwundert mit seinen gütigen Augen an und meinte dann mit köstlichem Humor: "wie habe ich das verdient, daß Du mir einfach so ein Bier bringst, was willst Du von mir?". Mit gut geölter Stimme ging es dann weiter im Programm und zwar mit einer Cover Version von Jimmy Reed "Brright Lights, Big City" und einige Zeit später gab es auch noch ein anderes Cover, diesmal von Country Legende Hank Williams. Zwei Glanzlichter eines vorzüglichen Sets (Frage von Lazy ans Publikum: "c'est bon?" - oui!), das nach circa. einer Stunde unterbrochen wurde, weil Lazy ein Päuschen machen wollte. Mit seinem Bierbecher in der Hand kletterte er die Steintreppe nach oben und verzog sich an die Bar. Ich harrte unterdessen im Keller mit ein paar anderen Nachteulen aus. Als aber nach gut einer halben Stunde immer noch nicht fortgefahren wurde, stieg ich auch nach oben und sah Lazy Lester mit Fans an der mit unfassbar vielen Sprituosen ausgesatteten Bar gemütlich plaudern. Er ließ sich alle Zeit der Welt. Recht hat er, warum sollte man sich in seinem Alter noch beeilen? Mich hingegen zog es raus auf die Straße und von dort aus nach Hause, der Tag war lang...
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