Datum:22.11.2006
Location: Nouveau Casino, Paris
Ausverkauft
Heute stand ein richtiger Bluesrock-Abend auf dem Programm, denn alle drei Gruppen könnte man trotz musikalischer Unterschiede unter dieses Genre zusammenfassen. Bei Bluesrock denkt man natürlich in erster Linie an Amerika und liegt damit auch meistens richtig, bei der Band Hopper jedoch nicht. Hinter dem Namen verbirgt sich nämlich ein französisches Quartett, beheimatet in Paris. Die Gruppe existiert bereits seit 1999, hat aber bisher erst ein Album mit dem schönen Titel "A tea with D" herausgegeben, welches ich nun in signierter Ausgabe besitze. Bei Hopper dominieren die Frauen, zumindest stimmlich, denn mit Aurélia Rivage und vor allem Dorothée Hannequin haben sie gleich zwei Sängerinnen, die von zwei männlichen Kollegen an Bass und Schlagzeug begleitet werden. Die zierliche Dorothée ist eine richtige Rockröhre, Vergleiche mit Courtney Love oder Dale Brodie von den Distillers erscheinen mir nicht abwegig. Der Sound der Band ist aber nicht so punkig wie bei den zuvor zitierten Ladys. Bluesangehauchter Rock trifft es schon ziemlich gut. Nicht überraschend also, daß sie Sparklehorse als Einfluss nennen. Über jedem Titel schwebt eine leichte Melancholie, vielleicht deshalb auch die Nennung der sehr sentimentalen Band Blonde Redhead als weitere Inspirationsquelle. Einen französischen Akzent hört man übrigens nicht heraus, man könnte sie wirklich für Amerikaner halten, wenn sie nicht die Ansagen auf französisch bringen würden. Mir hat ihr circa halbstündiges Set auf jeden Fall ziemlich gut gefallen und ich werde sie im Auge behalten, schon allein deshalb, weil ihr zweites Album, welches übrigens in Seattle produziert wurde (mit einem Produzenten, der u.a. schon für The Gossip gearbeitet hat), demnächst erscheinen wird.
Zu meiner Überraschung hatten die Veranstalter nach Hopper noch die Cold War Kids kurzfristig ins Programm genommen. Bei dieser jungen, amerikanischen Band handelt es sich um eine der Hoffnungen der Indieszene für 2007. Der britische NME hat sie kurzerhand schon zur besten neuen, amerikanischen Band benannt und bei MySpace haben sie bereits 200.000 Profilaufrufe und über 18.000 Freunde, obwohl ihr Debütalbum noch gar nicht erschienen ist. Entsprechend gespannt war ich natürlich auf ihren Auftritt. Der erste Song brachte den erwarteten Blues-Rock, aber einige rasante Tempowechsel und experimentelle Einlagen machten schon deutlich, daß man es hier mit einer überaus ambitionierten Gruppe zu tun hat. Kritiker werden das lieben, bei den Musikfans muß man abwarten. Der zweite Titel dann driftete plötzlich in der Mitte in eine Rap-Nummer à la Beastie Boys ab. Das Publikum war verblüfft, aber dies sollte der einzige Titel in diesem Stile werden. Ich muß an dieser Stelle mal ein paar Worte über den Sänger verlieren.
Äußerlich erinnert er mich ein wenig an den durchgeknallten Typen, der in "Natural Born Killers" an der Seite von Juliette Lewis gespielt hat. Kennt hier jemand dessen Namen? Stimmlich hat er eine erstaunliche Bandbreite, zur Verdeutlichung könnte man den knarzigen Sänger von Modest Mose nennen, aber auch Tom Waits, Jack White von den White Stripes oder den Sänger von Clap your hands say yeah. Genannte Namen verraten schon einiges über den Sound der mal bluesig, mal soulig, dann wieder rockig rüberkommt und fast immer eine leicht experimentelle Note hat. Überraschende Tempo-und-Stilwechsel sind keine Seltenheit und der Sänger setzt sich auch das ein oder andere mal an das Piano, um seine Band zu begleiten. Bei einer solchen Komplexheit fällt es mir schwer, jetzt schon ein Urteil zu bilden, denn die vier Amerikaner sind definitiv originell und innovativ, haben aber auch einen nicht zu unterschätzenden Nervfaktor.
von Oliver
Zu meiner Überraschung hatten die Veranstalter nach Hopper noch die Cold War Kids kurzfristig ins Programm genommen. Bei dieser jungen, amerikanischen Band handelt es sich um eine der Hoffnungen der Indieszene für 2007. Der britische NME hat sie kurzerhand schon zur besten neuen, amerikanischen Band benannt und bei MySpace haben sie bereits 200.000 Profilaufrufe und über 18.000 Freunde, obwohl ihr Debütalbum noch gar nicht erschienen ist. Entsprechend gespannt war ich natürlich auf ihren Auftritt. Der erste Song brachte den erwarteten Blues-Rock, aber einige rasante Tempowechsel und experimentelle Einlagen machten schon deutlich, daß man es hier mit einer überaus ambitionierten Gruppe zu tun hat. Kritiker werden das lieben, bei den Musikfans muß man abwarten. Der zweite Titel dann driftete plötzlich in der Mitte in eine Rap-Nummer à la Beastie Boys ab. Das Publikum war verblüfft, aber dies sollte der einzige Titel in diesem Stile werden. Ich muß an dieser Stelle mal ein paar Worte über den Sänger verlieren.
Äußerlich erinnert er mich ein wenig an den durchgeknallten Typen, der in "Natural Born Killers" an der Seite von Juliette Lewis gespielt hat. Kennt hier jemand dessen Namen? Stimmlich hat er eine erstaunliche Bandbreite, zur Verdeutlichung könnte man den knarzigen Sänger von Modest Mose nennen, aber auch Tom Waits, Jack White von den White Stripes oder den Sänger von Clap your hands say yeah. Genannte Namen verraten schon einiges über den Sound der mal bluesig, mal soulig, dann wieder rockig rüberkommt und fast immer eine leicht experimentelle Note hat. Überraschende Tempo-und-Stilwechsel sind keine Seltenheit und der Sänger setzt sich auch das ein oder andere mal an das Piano, um seine Band zu begleiten. Bei einer solchen Komplexheit fällt es mir schwer, jetzt schon ein Urteil zu bilden, denn die vier Amerikaner sind definitiv originell und innovativ, haben aber auch einen nicht zu unterschätzenden Nervfaktor.
Das Gleiche kann natürlich auch für den Haupt-Act des Abends die Two Gallants aus San Francisco gelten. Bis 22 Uhr 45 haben uns Sänger Adam Stephens und der langmähnige Drummer Tyson Vogel warten lassen, bis sie mit einer ihren unendlich traurigen Western-Balladen endlich ihr Set starteten. Bei den Two Gallants ist alles minimalistisch gehalten, es gibt nur Schlagzeug, Gitarre und Mundharmonika als Instrumente. Mehr brauchen sie aber auch nicht, um eine besondere Atmosphäre hinzuzaubern, denn beide legen sich dermaßen ins Zeug, daß man das Gefühl hat, sie hätten nichts dagegen, auf der Bühne zu sterben. Sänger Adam krächzt, jault und schreit sich die Seele aus dem Leib und Drummer Tyson headbangt regelrecht über seinem Schlagzeug. Soviel Einsatz und Hingabe sieht man selten, auch wenn es musikalisch zuweilen etwas amateurhaft erscheint. Aber gerade dieses Rohe, Unfertige, Spröde macht den besonderen Charme aus. Mein persönliches Higlight kommt mit "Steady rollin" schon an zweiter Stelle, ein Lied so herzzerreissend schön, daß auch noch dem hartgesottenstem Cowboy die Tränen kommen könnten.
Danach leider ein kleiner Leerlauf, da teilweise einfach nur instrumentell geschrammelt wird oder aber langsame Endlos-Songs (oft bis zu 10 Minuten) die Geduld etwas strapazieren. Zum Glück lassen sie es aber dann mit "Las Cruces Jail", der ersten Single, so richtig krachen und insbesondere die Songzeile " I put you in my collection of regrets" hat es mir wieder angetan. Sehr schön auch "The Prodigal Son" und "Waves of grain", die einen noch einmal gedanklich tief in den wilden Westen tragen. Das gesamte Set haben sie übrigens den Cold war kids gewidmet, die sie anscheinend sehr schätzen. Ein tolles Konzert einer sympatisch kauzigen Band!
Danach leider ein kleiner Leerlauf, da teilweise einfach nur instrumentell geschrammelt wird oder aber langsame Endlos-Songs (oft bis zu 10 Minuten) die Geduld etwas strapazieren. Zum Glück lassen sie es aber dann mit "Las Cruces Jail", der ersten Single, so richtig krachen und insbesondere die Songzeile " I put you in my collection of regrets" hat es mir wieder angetan. Sehr schön auch "The Prodigal Son" und "Waves of grain", die einen noch einmal gedanklich tief in den wilden Westen tragen. Das gesamte Set haben sie übrigens den Cold war kids gewidmet, die sie anscheinend sehr schätzen. Ein tolles Konzert einer sympatisch kauzigen Band!
von Oliver
2 Kommentare :
Unfassbar! Ich war schon in Las Cruces! Aber nicht im Gefängnis da. Aber im Arby's, bei Walmart, im Kino. Nettes Nest im Süden New Mexicos!
Du warst schon in Las Cruces? Dann hör' Dir unbedingt mal das Lied der Two Gallants an, oder am Besten das ganze Album, das versetzt einen gedanklich sofort nach New Mexico.
Übrigens, das Video mit den Headbangern ist zum totlachen!
Kommentar veröffentlichen