Mittwoch, 10. Mai 2023

Roger Waters, Köln, 09.05.2023










Konzert: Roger Waters
Ort: Köln -Lanxess Arena
Datum: 10.05.2023
Dauer: 140 min
Zuschauer: ca. 12.000



Einiges erinnert mich an diesem Abend an mein letztes Konzert in der großen Lanxess Arena. Arcade Fire spielten, und es galt wieder einmal Künstler und Werk zu trennen, wie sooft in diesen Tagen. Am damaligen Abend gelang es nicht, und Vieles deutete darauf hin, dass dies wieder geschehen würde.

Zuviel krude Thesen hat Waters in den letzten Jahren von sich gegeben. Sein Ego scheint so groß zu sein, das er zu allem eine Meinung hat, und diese als Wahrheit auch verkünden muss. Manchmal erinnert er mich in seiner fehlenden Impulskontrolle an Boris Palmer. Aber dazu später...

Erstmal ist auch hier die Halle längst nicht gut gefüllt. Der Oberrang ist leer. Wie sooft wird die Rechnung trotzdem aufgehen. Die Fans auf den guten Plätzen zahlen halt diesmal 297 EUR statt noch 185 EUR, wie noch bei Waters letztem Auftritt. 

Die Bühne ist gigantisch. Wer weiß, dass am Vorabend hier noch Sam Smith mit einer großen Produktion aufgetreten ist, kann es kaum fassen. In nur 12 Stunden, von 5.00 bis 17.00 Uhr wurde hier, wie von den Heinzelmännchen, ein kleines Wunder vollbracht. 


Fast der ganze Innenraum wird von der Bühne eingenommen...darüber thront, wie der Monolith aus 2001, eine kreuzförmige, unfassbar scharfe und helle Leinwand. Die Leinwand teilt die Halle noch beim ersten Song, einer komplett überarbeiteten Version von Comfortably Numb im Doomsound. Danach wird sie nach oben gezogen und gibt den Blick auf die vielköpfige Band frei.. 

Die Show ist anders, als viele Tourneen von Waters in den letzten Jahren...Die großen Hits kommen jeweils zu Beginn der ersten und zweiten Hälfte, der Zugabenteil wird nur aus "Balladen" bestehen. Und noch etwas ist an diesem Abend bemerkenswert. Waters ist ruhig, besonnen, spricht viel zum Publikum und verfällt nicht in Tiraden. 

Eigentlich wäre es doch viel einfacher, sich vor seinen Fans für seine Ansichten feiern zu lassen. Klar, auf der Leinwand ist viel zu sehen. Allerdings auch hier wenig bis nichts, was über einen normalen Diskurs hinaus gehen würde. Immer wieder bedankt er sich, spricht über beide Demonstrationen, für und gegen ihn hier in Köln. 


Und dann sammelt er seine Band immer wieder an einer echten Bar auf der Bühne um nach den überbordenden Floyd Songs auch wieder sehr intime Momente am Piano zu kreieren. 

Und so bleibt man, wie bei Boris Palmer, auch hier etwas ratlos zurück. Warum in Interviews und öffentlichen Diskussionen immer diese Provokationen erfolgen müssen, bleibt unklar. Beide haben anscheinend zwei Gesichter, und eines davon ist nicht zu entschuldigen. 

Roger Waters ist 79 Jahre alt. Ich würde mich freuen, er würde mehr zu seinem Heimatland England sagen, als zu allen ungelösten Konflikten in der Welt.


Seine Musik steht an diesem Abend allerdings wieder da, wie die riesige Leinwand in der Halle. Als unzerstörbarer Monolith. 

Interessant vlt. auch nochmal die älteren Konzertberichte im Wandel der Zeit:

Roger Waters, Köln, 11.06.18
Roger Waters, Düsseldorf, 06.09.13



 

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