Freitag, 17. Juli 2015

Scott Matthew, Karlsruhe, 15.07.15


Konzert: Scott Matthew (Trio)
Ort: Zeltival am Tollhaus in Karlsruhe
Datum:  15. Juli 2015
Dauer: 100 min
Zuschauer:  etwa 150


Über Scott Matthew hatte ich lange nur gelesen und beim reinhören nicht das Gefühl gehabt, dass die Musik wirklich für mich ist: Alles zu weinerlich. Ich hatte dann das Glück, dass mir ein ganz besonderes Konzert mit diesem Troubadour zwischen die Beine kullerte. Beim Orange Blossom Special im Jahr 2012 war ein Slot kurzfristig frei geworden und als Glitterhouse Künstler ergriff Scott diese sich bietende Gelegenheit in seiner ganz eigenen Art. Sehr unernst und spaßig und doch zugleich innig bot er uns Versionen von Liedern der Popgeschichte, die Cover zu nennen zu kurz griffe, so sehr hatte er sie sich anverwandelt. Dazwischen erzählte er viel und angeregt und war wohl gerade dabei, sich davon zu erholen, dass er eben keine Stimme gehabt hatte und überhaupt mit der ganzen Musik aufhören hatte wollen.


In der Zeit seitdem - immerhin drei Jahre nun - wurde das Material dieses denkwürdigen Konzerts zunächst zum Coveralbum Unlearned (2013) geformt und  im Frühjahr 2015 steht sein neustes Album This here defeat in den Regalen, dessen Titelsong in einer ersten Version auch in Beverungen zu hören gewesen war. Insofern folgte ich der Einladung des Zeltivals zu einem Konzert mit Scott Matthew besonders neugierig. Wie würde ein ganzer Abend mit all der Melancholie sein und würde die Bühnenversion der Liederbastarde auch so liebenswürdig auf mich wirken?


Auf der Bühne wurde Scott Matthew unterstützt durch den langjährigen Partner - vor allem an Gitarre und Bass Jürgen Stark und einen ebenfalls bewährten Kollegen Sam Taylor meist an Cello, aber auch an Bass, Ukulele und Gitarre. Nachdem sie schon fast den ganzen April mit dem neuen Album durch Deutschland und Europa getourt waren, wurden noch einmal zwei Sommerkonzerte in Deutschland "nachgelegt" und ich fand, man merkte ihnen an, dass sie darauf sehr viel Lust hatten. Lust hatte auch das Publikum. Denn schon der sehr ruhige und sehnsuchtsvoller Auftakt mit wenig Ukulele und Satzgesang bei Soul to save ließ alle andächtig versinken und setzte die Stimmung für den ganzen Konzertabend.


Scott war immer wieder erfreut und gerührt über diese ihn tragende Aufmerksamkeit und den Beifall, die Zurufe aus dem Publikum. Für den Anfang hatte er vor allem Songs des aktuellen Albums, dann wanderte er ein bisschen durch die davor liegenden Alben und gegen Ende verdichteten sich die Cover. Ganz unverstellt und unüberarbeitet bot sich freilich der Künstler dabei, immer ganz bei sich selbst und dem Moment verpflichtet und sicher macht das seine große Stärke im Liveerlebnis aus.


Die Essenz dessen für mich war schließlich die erste Zugabe - Annie's Song - sicher nicht nur für mich  der Moment des Abends. In aller Dunkelheit des Liedes zugleich so vieles, das einem selbst Licht ins Herz senkt und tief beseelt und dankbar macht. Eigentlich durch nichts mehr zu überbieten. Aber unter dem Eindruck der aktuellen Nachrichten des Tages (*) war Into my arms - ohnehin eines meiner liebsten Lieder überhaupt - nicht nur grandios sondern auch ein Versuch der Versöhnung mit der Tatsache, dass uns das Leben manchmal ganz schöne Brocken in den Weg wirft und der Tod uns mitten im Leben erwartet.


Diesen Gedanken weiter spinnend setzte In the end vom Debütalbum (so wie Upside down und Abandoned) einen würdigen Schlusspunkt unter dieses so überaus starke Finale: 
  As your last breath begins/Contently take it in
  Cause we all get it in /The end


Setlist:
01: Soul to save
02: Effigy
03: The wonder of falling in love
04: Constant
05: This here defeat
06: Here we go again
07: I wanna dance with somebody (Whitney Houston cover)
08: Duet
09: Friends and Foes
10: Language
11: German
12: L.O.V.E. (Dean Martin cover)
13: Smile (Charlie Chaplin cover)
14: Abandoned
15: Anarchy In The U.K. (Sex Pistols cover)
16: Upside down
17: Darklands (The Jesus and Mary chain cover)

18: Annie's song (John Denver cover, Z)
19: Into my arms (Nick Cave cover, Z)
20: In the end 


Tourdaten:
14.07.2015 - Lörrach - Stimmen Festival
15.07.2015 - Karlsruhe - Zeltfestival
25.07.2015 - Vasto - Siren Festival

04.12.2015 - Ebensee - Kino
05.12.2015 - Wien - W.U.K.
06.12.2015 - Dresden - Societaetstheater
11.12.2015 - Steyr - Roeda
12.12.2015 - Dornbirn - Spielboden
13.12.2015 - Berlin - Heimathafen Neukölln


Aus unserem Archiv:
Scott Matthew, Stuttgart, 11.12.13
Scott Matthew, Beverungen, 26.05.12

Scott Matthew, Paris, 10.10.11
Scott Matthew, Frankfurt, 01.10.11
Scott Matthew, Paris, 02.11.09
Scott Matthew, Köln, 30.05.09
Scott Matthew, Haldern, 09.08.08

 

1 Kommentare :

E. hat gesagt…

ja, ja, ja, der scott.
ich verstehe jeden, der zunächst bedenken hat.
aber der persönliche kontakt sorgt spätestens dafür,
dass die dämme brechen.
danke auch fürs verlinken.

 

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