Konzert: Charlotte Gainsbourg
Ort: Studio 104 des Fernsehsenders Canal +, La Plaine Saint-Denis bei Paris
Datum: 10.11.2011
Konzertdauer:mindestens 90 Minuten
Charlotte Gainsbourg, die Tochter von Jane und Serge, habe ich bisher nur einmal zufällig im Park, aber noch nie auf einer Bühne gesehen. Entsprechend erfreut war ich deshalb, als mir mein Freund Rockerparis seinen Gästelistenplatz für die live aufgezeichnete Fernsehshow "L'Album de la Semaine" überließ. Charlotte tritt nicht oft auf, da heißt es beherzt zugreifen, wenn sich mal die Gelegenheit ergibt.
Ungewohnt pünktlich stand ich daher bei dem verfluchten Fernsehsender Canal + auf der Matte. Ich kann Fernsehsehen im Allgemeinen und den per Abo erhältlichen Bezahlkanal im Speziellen nicht ertragen (Ausnahme: die Tennisübertragungen), aber wenn ich ein attraktiv erscheinendes Gratiskonzert abstauben kann, scheiß ich auf meine Ansichten und störe mich nicht an meiner Doppelmoral. Schlimm war natürlich wieder das Einüben des frenetischen Applauses, das Fans von Club Med oder Robinson, vielleicht toll, ich hingegen jedoch wahnsinning nervig fand. Aber egal, nach einer gefühlten Ewigkeit war man damit durch und die Künstler betraten gegen 20 Uh 30 die Bühne. Die Zuschauer saßen unterdessen auf ihren Plastiksitzen, ganz so wie man das vom aktuellen Sportstudio her kennt. Die Torwand fehlte jedoch, falls es sie gegeben hätte, hätte ich den Ball der mürrischen Zimtzicke in die Fresse geballert, die für die praktische Durchführung der Sendung verantwortlich ist. Aber bleiben wir doch lieber friedlich, wir waren ja schließlich nicht auf einem Punk Konzert! Stattdessen gab es gehauchten French Pop, freilich fast immer auf englisch gesungen und von einer sechsköpfigen männlichen Begleitband exekutiert. Auffälig im Line Up war vor allem ein Bongospieler, der dem Ganzen eine Südseenote verlieh und Connan Mockasin an der Gitarre, ein aufstrebender englischer Musiker, der seine Elektrische ziemlich funky einsetzte. Sinnlich- funkiger French Pop mit einem Hauch Calypso war also das, was wir geboten bekamen und die leicht exotische Mischung mundete durchaus gut. Zu dumm allerdings, daß mir noch die stressige Umzugswoche in den Knochen steckte und ich bleiern müde in mich zusammensank. Spätestens ab Lied drei musste ich dagegen ankämpfen, daß mir die Äuglein zufielen. Irgendwann verlor ich den Kampf und dämmerte dahin. Charlotte sang (oder vielmehr wimmerte) zwar schön und sehr erotisch, aber die Gleichförmigkeit in ihrem Gesang und ihre mangelnde Bühnenpräsenz förderten nicht gerade meine Aufmerksamkeit. Die berühmte Tochter saß auf einem Barhocker ungünstigerweise mit dem Gesicht zur Band gewandt und ihr wunderbar schlanker Körper und ihr Profil waren deshalb nur von der Seite zu bewundern. Nie schaute sie ins Publikum (wie auch bei der Stellung!) und der Funke konnte somit kaum einmal überspringen. Man sah sie nur immer mit ihren Füßen tippen, die in wahnsinnig schicken kurzen Boots steckten und das war es dann auch schon. Für Abwechslung sorgten allerdings die zahlreichen musikalischen Stargäste. Da war zum einen der in einen schicken Anzug und Krawatte gehüllte Charlie Fink von Noah & The Wahle, der den gut ins Ohr gehenden Song Go To Let Go mit der Französin interpetierte, desweiteren der kleingewachsene Conor O Brien von Villagers, der für die Zeit eines (wundervollen!) Liedes namens Memoir seinen weinerlichen Gesang erklingen ließ und last but not least der bereits erwähnte Connan Mockasin, der sein eigenes Lied Forever Dolphin Love zusammen mit Charlotte neu in Szene setzten durfte. Die Duette konnte man sicherlich als Höhepunkte des überraschend extensiven Sets bezeichnen, was vielleicht nicht ganz für die stimmlichen und entertainerischen Qualitäten von Charlotte spricht. Das Mädel ist einfach ein wenig schüchtern und ihr Gesang verharrt quasi ausschließlich in dem Hachmodus, ohne je einmal richtig auszubrechen. Ganz wie die Mutter möchte man meinen, aber ich denke, Jane ist wirklich noch besser als ihre gewiss nicht untalentierte Tochter. Positiv hervorheben muss man jedoch, daß die Lieder sich nur selten in banalen Singalongs ergaben, sondern subtil und filigran arrangiert waren. Charlotte macht definitiv keine Mainstreammusik fürs kommerzielle Radio, sondern wagt das Risikio auf sprödere und weniger eingängigere Kompositionen zu setzen. Sperrig war das Material natürlich trotzdem nicht und wer Hits wollte, der bekam sie bisweilen auch. The Songs That we Sing vom Album 5:55 war beispielsweise ein solcher und wurde in einer im Vergleich zur Platte deutlich abgewandelten Version gleich zweimal (einmal im offiziellen Teil und dann später noch als letzte Zugabe) gespielt. Hübsch auch Greenwich Mean Time, das auch ganz anders klang als aus der Konserve. Weniger gelungen allerdings das zu fad vorgetragene Bob Dylan Cover Just Like a Woman.
Trotz kleiner Hänger überwogen unter dem Strich die guten Momente, Charlotte Gainsbourg ist eine talentierte Musikerin, wenngleich keine wirkliche Sensation. Wenn sie an ihrem Bühnenauftritt noch etwas ändert und mehr (verbal oder nonverbal) mit dem Publikum kommuniziert, dann dürften den Fans noch gute Konzerte bevorstehen. Und wer sie live nicht erwischt, kann sich mit dem neuen Album Stage Whisper trösten, auf dem es neben Liveversionen auch 8 unveröffentlichte Songs zu hören gibt.
Setlist Charlotte Gainsbourg, Canal +, Paris
01: All The Rain
02: Anna
03: Greewich Mean Time
04: Terrible Angels
05: Ouvertures Eclair
06: Out Of Touch
07: Got To Let Go (mit Charlie Fink)
08: Me And Jane Doe
09: Waste Of Home
10: White Telephone
11: Jamais
12: Forever Dolphin Love (Connan Mockasin)
13: Just Like A Woman (Bob Dylan Cover)
14: Memoir (Feat. Villagers)
15: The Song That We Sing
16: ?
17: Greenwich Mean Time
18: The Song That We Sing
Pics: Archiv by Christoph at Lattitude 2010.
Ort: Studio 104 des Fernsehsenders Canal +, La Plaine Saint-Denis bei Paris
Datum: 10.11.2011
Konzertdauer:mindestens 90 Minuten
Charlotte Gainsbourg, die Tochter von Jane und Serge, habe ich bisher nur einmal zufällig im Park, aber noch nie auf einer Bühne gesehen. Entsprechend erfreut war ich deshalb, als mir mein Freund Rockerparis seinen Gästelistenplatz für die live aufgezeichnete Fernsehshow "L'Album de la Semaine" überließ. Charlotte tritt nicht oft auf, da heißt es beherzt zugreifen, wenn sich mal die Gelegenheit ergibt.
Ungewohnt pünktlich stand ich daher bei dem verfluchten Fernsehsender Canal + auf der Matte. Ich kann Fernsehsehen im Allgemeinen und den per Abo erhältlichen Bezahlkanal im Speziellen nicht ertragen (Ausnahme: die Tennisübertragungen), aber wenn ich ein attraktiv erscheinendes Gratiskonzert abstauben kann, scheiß ich auf meine Ansichten und störe mich nicht an meiner Doppelmoral. Schlimm war natürlich wieder das Einüben des frenetischen Applauses, das Fans von Club Med oder Robinson, vielleicht toll, ich hingegen jedoch wahnsinning nervig fand. Aber egal, nach einer gefühlten Ewigkeit war man damit durch und die Künstler betraten gegen 20 Uh 30 die Bühne. Die Zuschauer saßen unterdessen auf ihren Plastiksitzen, ganz so wie man das vom aktuellen Sportstudio her kennt. Die Torwand fehlte jedoch, falls es sie gegeben hätte, hätte ich den Ball der mürrischen Zimtzicke in die Fresse geballert, die für die praktische Durchführung der Sendung verantwortlich ist. Aber bleiben wir doch lieber friedlich, wir waren ja schließlich nicht auf einem Punk Konzert! Stattdessen gab es gehauchten French Pop, freilich fast immer auf englisch gesungen und von einer sechsköpfigen männlichen Begleitband exekutiert. Auffälig im Line Up war vor allem ein Bongospieler, der dem Ganzen eine Südseenote verlieh und Connan Mockasin an der Gitarre, ein aufstrebender englischer Musiker, der seine Elektrische ziemlich funky einsetzte. Sinnlich- funkiger French Pop mit einem Hauch Calypso war also das, was wir geboten bekamen und die leicht exotische Mischung mundete durchaus gut. Zu dumm allerdings, daß mir noch die stressige Umzugswoche in den Knochen steckte und ich bleiern müde in mich zusammensank. Spätestens ab Lied drei musste ich dagegen ankämpfen, daß mir die Äuglein zufielen. Irgendwann verlor ich den Kampf und dämmerte dahin. Charlotte sang (oder vielmehr wimmerte) zwar schön und sehr erotisch, aber die Gleichförmigkeit in ihrem Gesang und ihre mangelnde Bühnenpräsenz förderten nicht gerade meine Aufmerksamkeit. Die berühmte Tochter saß auf einem Barhocker ungünstigerweise mit dem Gesicht zur Band gewandt und ihr wunderbar schlanker Körper und ihr Profil waren deshalb nur von der Seite zu bewundern. Nie schaute sie ins Publikum (wie auch bei der Stellung!) und der Funke konnte somit kaum einmal überspringen. Man sah sie nur immer mit ihren Füßen tippen, die in wahnsinnig schicken kurzen Boots steckten und das war es dann auch schon. Für Abwechslung sorgten allerdings die zahlreichen musikalischen Stargäste. Da war zum einen der in einen schicken Anzug und Krawatte gehüllte Charlie Fink von Noah & The Wahle, der den gut ins Ohr gehenden Song Go To Let Go mit der Französin interpetierte, desweiteren der kleingewachsene Conor O Brien von Villagers, der für die Zeit eines (wundervollen!) Liedes namens Memoir seinen weinerlichen Gesang erklingen ließ und last but not least der bereits erwähnte Connan Mockasin, der sein eigenes Lied Forever Dolphin Love zusammen mit Charlotte neu in Szene setzten durfte. Die Duette konnte man sicherlich als Höhepunkte des überraschend extensiven Sets bezeichnen, was vielleicht nicht ganz für die stimmlichen und entertainerischen Qualitäten von Charlotte spricht. Das Mädel ist einfach ein wenig schüchtern und ihr Gesang verharrt quasi ausschließlich in dem Hachmodus, ohne je einmal richtig auszubrechen. Ganz wie die Mutter möchte man meinen, aber ich denke, Jane ist wirklich noch besser als ihre gewiss nicht untalentierte Tochter. Positiv hervorheben muss man jedoch, daß die Lieder sich nur selten in banalen Singalongs ergaben, sondern subtil und filigran arrangiert waren. Charlotte macht definitiv keine Mainstreammusik fürs kommerzielle Radio, sondern wagt das Risikio auf sprödere und weniger eingängigere Kompositionen zu setzen. Sperrig war das Material natürlich trotzdem nicht und wer Hits wollte, der bekam sie bisweilen auch. The Songs That we Sing vom Album 5:55 war beispielsweise ein solcher und wurde in einer im Vergleich zur Platte deutlich abgewandelten Version gleich zweimal (einmal im offiziellen Teil und dann später noch als letzte Zugabe) gespielt. Hübsch auch Greenwich Mean Time, das auch ganz anders klang als aus der Konserve. Weniger gelungen allerdings das zu fad vorgetragene Bob Dylan Cover Just Like a Woman.
Trotz kleiner Hänger überwogen unter dem Strich die guten Momente, Charlotte Gainsbourg ist eine talentierte Musikerin, wenngleich keine wirkliche Sensation. Wenn sie an ihrem Bühnenauftritt noch etwas ändert und mehr (verbal oder nonverbal) mit dem Publikum kommuniziert, dann dürften den Fans noch gute Konzerte bevorstehen. Und wer sie live nicht erwischt, kann sich mit dem neuen Album Stage Whisper trösten, auf dem es neben Liveversionen auch 8 unveröffentlichte Songs zu hören gibt.
Setlist Charlotte Gainsbourg, Canal +, Paris
01: All The Rain
02: Anna
03: Greewich Mean Time
04: Terrible Angels
05: Ouvertures Eclair
06: Out Of Touch
07: Got To Let Go (mit Charlie Fink)
08: Me And Jane Doe
09: Waste Of Home
10: White Telephone
11: Jamais
12: Forever Dolphin Love (Connan Mockasin)
13: Just Like A Woman (Bob Dylan Cover)
14: Memoir (Feat. Villagers)
15: The Song That We Sing
16: ?
17: Greenwich Mean Time
18: The Song That We Sing
Pics: Archiv by Christoph at Lattitude 2010.
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