Dienstag, 17. August 2010

Beach House, Frankfurt, 16.08.10


Konzert: Beach House

Ort: Das Bett, Frankfurt
Datum: 16.08.2010
Zuschauer: ungefähr 260 (von maximal möglichen 400)
Konzertdauer: etwa eine Stunde


Der Frankfurter Indieclub Das Bett hat mit den Senkrechtstartern Beach House einen ganz dicken Fisch an Land gezogen. Spätestens seit der Veröffentlichung ihres aktuellen, dritten Albums Teen Love geht bei dem gemischten Duo so richtig die Post ab. in Frankfurt füllen sie zwar nicht wie vor ein paar Monaten in Paris eine 700er Location, aber gut besucht war das Bett heute trotzdem. Der nette Veranstalter Frank sprach von ungefähr 260 Gästen, die nach dem Auftritt eines Folkbarden gespannt auf die live zu einem Quartett angewachsene Band (ein echter Drummer und ein Bassist/zweiter Keyboarder ergänzten das Line-Up) wartete. Auf der noch verwaisten Bühne sah man drei Dreiecke, die man je nach Fantasie als Indianerzelte oder Pyramiden deuten konnte. Zwei dieser Dreiecke bewegten sich auch während der Songs und waren zudem Lichtquelle.

Dann endlich marschierte die Formation ein. Richtig gut zu erkennen waren die vier Musiker nie, aber das meist rosafarbene oder bläuliche nebelige Licht passte enfach perfekt zum dreampoppigen und verhuschten Sound von Beach House. Die Amis waren gerade aus Haldern (bzw. Helsinki wo sie einen Tag später gespielt hatten) gekommen und wirkten ob der Tourstrapazen anfänglich ein wenig müde. Die ersten paar Lieder verpufften somit ein bißchen. Spätestens mit dem Hit Norway war aber der Knoten geplatzt und das junge, sehr hübsche und in vielen Fällen weibliche Publikum schnalzte mit der Zunge. Victoria Legrand hauchte wieder einmal so eindringlich, daß es einem durch Mark und Bein ging! Zwar traf sie insbesonders die ganz hohen Töne nicht ganz so famos wie bei vorher erlebten Gigs, aber auch in für sie mittelmäßiger Form war sie ziemlich beeindruckend. Mein Freund Thomas, der neben mir stand, raunte mir zu: "Klingt stark nach Nico oder Mazzy Star." Und damit hatte er natürlich recht, wenngleich Victoria ihrer Stimme ihre ganz besondere Note verleiht. Die Mischung aus raunender, greinender Depressivität (manche behaupten, sie singe wie ein Mann), sinnlich gehauchter Erotik und glasklarer Purheit hat man in dieser Form noch nie zuvor erlebt. Und wie charismatisch sie ist! Trotz ihrer Distanziertheit (längere Ansagen gab es so gut wie keine, es fiel ihr einfach nichts ein) kommt bei ihr unglaublich viel Emotionalität rüber. Toll wie sie regelmäßig nach hinten hüpfte und ihre schöne Lockenpracht im Stile eines Headbangers wild über ihre Orgel schleuderte! Die Herren in der Band fielen hingegen weniger auf. Allerdings hatte der neue Keyboarder die Lacher auf seiner Seite, als er einen Song als Celin Dion Cover ankündigte, aber zum Glück nur rumalberte. Celine Dion mag zwar stimmgewaltig sein, aber als Einfluss für die Musik von Beach House wäre sie mir doch wesentlich zu schmalzig. Wobei natürlich nicht zu leugnen ist, daß der Zuckeranteil bei Victoria Legrand und Alex Scrally nicht gerade niedrig ist. Aber gerade die süßlich-kitschige Note ist es, die dem Stil des Duos die Besonderheit verleiht. Zucker macht süchtig und genau trifft auch auf die vielen tollen Songs von Beach House zu! Norway und Zebra kennen inzwischen die meisten, aber Fans der ersten Stunde wie ich, erfreuten sich besonders an alten Stücken wie Master Of None, Gila oder Heart Of Chambers. Gerade der letztgenannte Song zog mich heute am stärksten in seinen Bann. Victoria legte hierbei besonders viel Inbrunst in die Wagschale und bereitete mir ein tolles Finish, das sie noch mit einem herzzereißenden Take Care ("I'll take care of you, if you ask me to", simple Lyrics, große Wirkung!) krönte. Dann war Schluß. Vorerst. Nach einer relativ langen Pause kamen die vier Künstler aber noch einmal zurück und schafften mit einem sehr sphärischen 10 Miles Stereo auch noch einen gelungenen Abgang.

Hinterher gab es auch noch die Gelegenheit zum Plausch oder Erinnerungsfoto mit Alex und Victoria, zumindest wenn man wie ich groupiehaft lang wartete. Die beiden waren nett und herzlich und werden sicherlich auch noch die Fans in Graz (Österreich), Schorndorf (Manufaktur), Hasselt (Belgien) und Erlangen (E-Werk) begeistern, wo sie demnächst spielen werden.

Setlist Beach House, Das Bett, Frankfurt:
01: Better Times
02: Used To Be
03: Walk In The Park
04: Silver Soul
05: Norway
06: Master Of None
07: Gila
08: Zebra
09: Heart Of Chambers
10: Take Care

11: Real Love
12: 10 Miles Stereo

Anmerkung: Die Fotos stammen zum Teil aus Paris (Trabendo), aber auch aktuell aus Frankfurt.




1 Kommentare :

Christoph hat gesagt…

Was ist denn gegen Celine Dion einzuwenden?

Neeeear, faaaaahaaa, wherever you aaaaaaaaaahhh. Hach...

Das Headbanger-Foto ist so sensationell!

 

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