Donnerstag, 21. Juli 2011

The Indelicates, Mainz, 20.07.11


Konzert: The Indelicates
*
Ort: Baron, Mainz
Datum: 20.07.2011
Zuschauer: rund 50
Dauer: 75 min


Schon vor drei Jahren hatte mir Indelicates Keyboarderin Julia davon erzählt, daß Sänger Simon ein Konzeptalbum über David Koresh, den ehemaligen Leiter der Davidianer-Sekte in Waco, Texas plane. Im Mai diesen Jahres nun ist David Koresh Superstar auf dem bandeigenen Label Corporate Records erschienen und wird dort auf "zahl, was du magst" Basis vertrieben. David Koresh Superstar ist ein Rockmusical,
wird immer wieder festgestellt. Ich hasse Musicals, Rockmusicals stellen da keine Ausnahme dar. Ob es daran liegt, daß ich weder David Koresh Superstar noch den Vorgänger Songs for swinging lovers als Teil dieser schrecklichen Gattung ansehe oder aber die Indelicates so sehr mag, daß ich auch Musicals von ihnen schätze, weiß ich nicht, es spielt aber auch keine Rolle.

Bei den Aufnahmen zu David Koresh spielte eine bunte Sammlung Musiker mit (ok, es ist ein Musical). Im Gegensatz zu den ersten beiden Alben singen nicht ausschließlich Julia und Simon die Stücke, es sind Gäste wie Jim Bob von Carter USM, der Singer/Songwriter Philip Jeays, Keith TOTP oder David Barnett von Luxembourg. Mein derzeitiges Lieblingsstück A single thrown grenade singt
Lily Rae, die im letzten Sommer zur Livebesetzung der Indelicates zählte.

In den letzten Wochen hatten die Indelicates die Lieder des Albums in England mit diesen Gastmusikern gespielt, zum Teil mit sehr großem Ensemble. Daß die kurze Deutschlandtour jetzt anders sein würde, war angekündigt.** Auch wenn ich zu gerne den ATF Chor erlebt hätte, war mir genauso lieb, die Indelicates alleine und akustisch zu sehen, denn so hatten sie den Mainzer Termin beworben.

Als wir am Baron auf dem Unigelände ankamen, lief in Hörweite das Endspiel um den Liga Pokal. Das Baron ist eine kleine Studentenkneipe mit ein paar Bistrotischen vor der Tür. Da standen einige Leute rum, die Band war trotzdem skeptisch, daß viele Zuschauer kämen. Viel Werbung dafür war offenbar nicht gemacht worden. Drinnen ist eine Bar mit einigen Tischen und ein Extraraum, in dem die Bühne und ein Mischpult aufgebaut waren. Von diesem Raum gingen zwei weitere Türen ab, eine Richtung Küche und eine in einen Indoor (?) Biergarten, aus der im Laufe des Konzertes immer wieder Leute kamen, was ein wenig merkwürdig war. Kurz nach halb zehn stiegen Julia und Simon auf die Bühne und begannen mit Remember The Alamo!, dem ersten Stück des Albums - und dem ersten von vieren, die heute gespielt wurden. Die Koresh-Lieder eignen sich nur zum Teil für ein Akustik-Konzert, da sie zum Teil sehr aufwendig orchestriert sind (mein Liebling ist die singende Säge bei mehreren Stücken). Die vier gespielten Sachen (I am Koresh und Alamo, die bereits vorher im Liverepertoire waren, mein Liebling A single thrown grenade und die tolle Ballad of the A.T.F. funktionieren aber auch in der abgespeckten Version mit Keyboard und (leiser) elektrischer Gitarre ausgezeichnet.

Der Rest war ein Best of, die Band hat schließlich enorm viele Hits im Katalog.* Einige meiner Lieblinge kamen (We love you, Tania, das Lied über die durchgeknallte Enkelin des Medienmoguls William R. Hearst***, Julia, we don't live in the '60s, We hate the kids, Waiting for Pete Doherty to die), andere nicht (Stars, Unity Mitford...), sprich, es war wie immer toll!

Es kamen aber auch wieder viele dieser kleinen Köstlichkeiten, die zu Konzerten der beiden dazugehören. Langsam glaube ich, daß die Saitenwechsel bei Simon Instrument des Spannungsaufbaus sind. Auch gestern riss wieder eine seiner Gitarrensaiten, die er auf dem Boden sitzend wechseln musste. Julia spielte währenddessen Flesh, wozu sie ihn und die Gitarre nicht brauchte. Ein anderes Mal mußte Simon auf den richtigen Moment warten, die Setlist lesen zu können, bei rotem Licht konnte er nämlich nichts erkennen. Bei der A.T.F.**** Ballade sangen die beiden irgendwann unterschiedliche Texte, ungeplant aber komisch.

Besonders toll waren aber die Phasen, besonders bei den Zugaben ("any requests?"), wenn die beiden sich unterhielten, wie die Lieder denn funktionierten. Einmal musste Simon Trockenübungen machen, die Zwischenzeit sollte Julia überbrücken: "talk to them!"

Die Zugaben funktionierten eben auf Zuruf. Danach diskutierten die beiden, ob sie den Wunsch spielen konnten. Für Julia... packte die Besungene die kleine Flöte, die dafür benötigt wird, aus irgendeiner Tasche, und das Lied konnte gespielt werden. Dabei schien Simon aber den Drang zu verspüren, schneller und schneller zu werden, das Stück wurde gegen Ende extrem flott. Die zweite Zugabe (
Somewhere that's green aus dem kleinen Horrorladen - wieder ein Musical, pah!), habe ich nicht ge- und erkannt und hinterher ergoogeln müssen, es war aber auch sehr schön.

Sehr schön trifft auch den Abend wieder ganz genau. Auch das xte Indelicates Konzert war wieder eine große Freude. Da werden noch einige folgen!


Setlist The Indelicates, Baron, Mainz:

01: Remember The Alamo!
02: New art for the people
03: Europe
04: We love you, Tania
05: I am Koresh
06: A single thrown grenade
07: Flesh
08: Ill
09: Ballad of the A.T.F.
10: Jerusalem
11: Savages
12: Our daughters will never be free
13: Be afraid of your parents

14: Julia, we don't live in the '60s (Z)
15: Somewhere that's green (Little shop of horrors Cover) (Z)
16: Waiting for Pete Doherty to die (Z)

17: We hate the kids (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- The Indelicates, Wiesbaden, 15.12.10
- The Indelicates, Köln, 02.12.10
- The Indelicates, Frankfurt, 05.08.10
- The Indelicates, Köln, 09.06.10
- The Indelicates, Heidelberg, 14.08.08
- The Indelicates, Frankfurt, 12.08.08
- The Indelicates, Münster, 30.04.08
- The Indelicates, Köln, 24.04.08
- The Indelicates, Köln, 04.10.07
- The Indelicates, Frankfurt, 30.09.07
- unser Interview mit den Indelicates

* für Ursula :-)

** eine weitere Besonderheit bei den Indelicates sind die Super Special Editions der Alben, bei denen ein Käufer das Album und ein Konzert erwirbt, das aufgezeichnet wird. Der Käufer erhält die Rechte an dem Livealbum, das bei Corporative Records vertrieben wird. Während ihrer Mini-Deutschland-Tour spielen die Indelicates jetzt zwei dieser Super Special Editions

*** wer einmal in seinem Anwesen Hearst Castle in Kalifornien war, weiß, daß Durchgeknalltsein vererblich ist

**** Alcohol, Tobacco, Firearms, eine US-Bundesbehörde, die das alles bekämpft



1 Kommentare :

U. hat gesagt…

Jaja, diese Hits ... für mich klingt eigentlich alles, was ich von den Indelicates gehört habe, nach Musical. Da bietet sich ein echtes Musical ja direkt an ...

 

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