Sonntag, 16. Januar 2011

Dry The River, Paris, 11.01.11


Konzert: Dry The River
Ort: Wohnzimmer von Valérie, irgendwo in Paris (House Party # 3)
Datum: 11.01.2011
Zuschauer: 15
Konzertdauer: 45-50 Minuten


Unser Konzept der Wohnzimmerkonzerte wird vermehrt kopiert und das ist auch gut so. Es kann nämlich gar nicht genug Leute geben, die ihre eigene Bude zur Konzertlocation hochsterilisieren, ähem, umfrisieren.

Die gute Valérie hatte geladen und ich gehörte zum Kreise der 15 Auserwählten, die in einem äußerst intimen Rahmen das wundervolle Konzert der englischen Grünschnäbel Dry The River genießen durften. Valérie Toumayan ist Videofilmerin und hatte Ende letzten Jahres das Interesse des Managements von dem Magic Numbers auf sich gezogen, als sie die nette Truppe im Café de la Danse gekonnt abfilmte. Der Tourmanager von den magischen Sternen war es dann auch, der den Kontakt zu Valérie herstellte und anfragte, ob sie eine Konzertlocation für eine aufstrebende britische Band mit der ebenfalls zusammenarbeite, empfehlen könne. Selbstlos wie sie ist, hat sie dann einfach ihr eigenes Wohnzimmer vorgeschlagen und darauf hingewiesen, daß sie bereits zwei Home Shows mit guten Musikern (Holden und Sydney Wayser) erfolgreich veranstaltet habe. Man wurde schnell handelseinig und so kam es, daß die 5 schlaksigen Jungs von Dry The River am heutigen 11.01.2011 bei Valerie in der Bude standen und akustisch vom Leder zogen, daß es eine helle Freude war. Den musikalischen Teil möchte ich sehr bald ausführlicher belichten (bin schon wieder in Eile, sorry!), kann aber bereits anmerken, daß Sänger Peter Lidell die schönste Falsett-Stimme seit Justin "Bon Iver" Vernon hat. Ehrlich jetzt (hört einfach mal Family Tree auf dem Soundcloud Player unten). Und dann die harmonischen Chorgesänge! Und die Geige! Wow!!! Mumford & Sons können einpacken!

Und nun endlich der ausführlichere Bericht (16.1.2010):

Dry The River? Nie gehört? Nun, hinter dem Bandnamen verbergen sich fünf milchbärtige Jungs aus East London, die bei Valérie zum allerersten mal überhaupt live in Paris auftraten. Will Harvey (der gut französisch sprach und als Dolmetscher herhalten musste) spielt Geige, Mandoline und Viola, Matthew Taylor Akustikgitarre, Jon Warren die Drums, Scott Miller Bass und Glockenspiel und Peter Liddle zupft ebenfalls auf der Gitarre und singt hierzu einfach wunderschön. Aber er übernimmt den Vocalpart nicht als Einziger, sondern alle fünf Bandmitglieder tragen zu den äußerst harmonischen Chören bei. Solch fabelhafte Harmoniegesänge wie bei Dry The River habe ich seit den Fleet Foxes nicht mehr gehört. Jetzt könnte man natürlich gleich aufschreien und die Jungspunde als Raubkopierer bezeichnen, aber das wäre unfair. Schließlich haben die Fleet Foxes kein Patent auf ihren famosen mehrstimmigen Gesang, sondern haben ihrerseits nur eine schöne Tradition, die von legendären Band wie den Beach Boys und Crosby Stills &Nash begründet wurde, wieder aufleben lesen Die Verwendung der Stimme als Instrument, was kann es Schöneres geben? Nichts ist so ursprünglich und naturrein, nichts so direkt und bewegend. Junge Nachwuchsbands, die auf den Spuren von Oberfox Pecknold wandeln, sind mir jedenfalls tausend mal lieber als ein LCD Soundsytem, der sich hinter seine elektronischen Betas und Sampels verschanzt.

Aber kommen wir mal zu den performten Liedern. Was waren die Highlights? Puh, das ist schwer zu beantworten, denn jedes einzelne Lied war ein Kleinod, das komplette Set durchgängig erlesen, intim und berührend. Dennoch wage ich mich vor und nenne Weights & Measures, denn dieser Song brachte das Herz des Folkfans fast zum überlaufen. Mit unglaublich viel Inbrunst und Power schmetterten die fünf Engländer dieses Stück und wurden dabei so laut, daß ich Angst hatte, Nachbarn könnten klingeln, um sich zu beschweren. Zumal auch Drummer Jon energisch mit dem Schneebesen auf seine Trommel knallte und dadurch zusätzlichen Lärm erzeugte. "I was prepared to love you", schallte es langgezogen aus fünf jungen Kehlen, der Gesang ging mir durch Mark und Bein. Nachbarn kamen aber trotzdem keine angeschissen und man ließ uns in Ruhe diesen wundervollen Abend ausklingen. Dieser war mit Weights und Measures noch nicht beendet, denn der Applaus war verdientermaßen so langanhaltend, daß Dry The River noch eine Zugabe spendierten. Lovin's For Fools, ein Sarah Siskind Cover kam zum Vortrage und versierte Folkfans kennen dieses Stück schon, weil Bon Iver und die Bowerbrids es bereits einmal live mit der Autorin selbst vorgetragen hatten.



Ein rundum toller Abend! Lange leben Valeries Housepartys!

Setlist Dry The River, Houseparty # 3 bei Val3rie, Paris: (Quelle amazinglyblog, dort gibt es auch einen feinen Bericht und mehr Videos)

01: Shaker Hymns
02: Night Owls
03: Lions Den
04: Family Tree
05: Demons
06: Bible Belt
07: Weights & Measures

08: Lovin's For Fools (Sarah Siskind)




Family Tree by Dry the River

History Book by Dry the River



2 Kommentare :

Christoph W. hat gesagt…

Hab die "Bible Belt" EP vor einiger Zeit von einer Freundin bekommen und bin immer noch schwer begeistert.

Tolle Band, tolle Songs!

undertaper hat gesagt…

unfassbar die Spürnasen hier,
neue single new ceremony ist grandios, erscheint auf haldern pop, also Nachtigall traps los!

 

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