Ort: Franzis, Wetzlar
Datum: 21.04.2009
Zuschauer: gut 35
Dauer: 92 min
Die Spielorte der Europatour der kanadischen Band Sunset Rubdown lesen sich wie die schwierigste Stufe eines Geographie-Quiz'. Haarlem, Vlissingen, Wetzlar oder Schorndorf* wird man auch in Montreal nicht für europäische Metropolen halten. Was auch immer die Hintergründe für diese (und die kommenden osteuropäischen Stationen) sind (vielleicht eine Uroma, die aus Wetzlar kam; ein Brieffreund aus Vlissingen oder ein Booker, der sagte, es handele sich um hippe Stadtteile von Amsterdam, Den Haag, Frankfurt und Stuttgart - das ist nicht konstruiert! Einslive hatte bei seinem Königstreffen 2005 oder 2006 in Herzogenrath bei Aachen den britischen Bands gesagt, es finde in Köln statt - so oft hat man in Herzogenrath vermutlich noch nie "hello Cologne" gehört); für außergewöhnliche Bands kann man auch an außergewöhnliche Orte fahren.
Das Franzis heißt so, weil es in der Franziskanerstraße liegt. Der Club ist in einem kleinen, langgezogenen Gebäudekomplex mit viel Grünzeug außenrum. Als wir ankamen, stand draußen ein klappriger Tourbus mit belgischem Kennzeichen. Auf der Bühne war bereits alles vorgruppenfrei aufgebaut. An der Bar und an den Tischgruppen standen vereinzelte Besucher rum; sehr schnell war klar, daß dies keine Massenveranstaltung sein würde. Als Sunset Rubdown dann um 21:35 begannen, waren es 30, 35; eine Mischung aus Wetzlarern, Clubangehörigen und weit Angereisten (hohe Rucksackquote).
Und warum zum Teufel reist man für eine Gruppe, die kaum jemandem etwas sagt, in die Tiefen Hessens? Weil Sunset Rubdown eine der Bands von Spencer Krug sind, dessen Wolf Parade in noch größeren Städten und Clubs auftritt. Im Kölner Luxor hatte ich diese musikalische Seite des Sängers Ende letzten Jahres gesehen und mich davon überzeugen lassen, wie sagenhaft Wolf Parade live ist. Hier ging es mir ähnlich. Das erste Stück des Abends Idiot heart war für mich vollkommen neu, nahm mich aber unglaublich mit. Die sehr charakteristische Stimme Spencers, dazu eine aufregende Songstruktur, ein treibender Rhythmus und irgendwann noch eine einsetzende zweite Stimme von Keyboarderin Camilla Wynne Ingr, die früher einmal bei Pony Up war (aber viel erwachsener und größer als die anderen Mitglieder dieser tollen Band aussieht - vielleicht ist sie deshalb bei Sunset Rubdown).
Camilla hat etwas herrlich Ernsthaftes. Frisur und Brille sehen eher nach Supernanny als nach Superrockstar aus. Spencer war kanadisch gekleidet: offenes Karohemd und T-Shirt.
Nach Idiot heart die erste von vielen längeren Umbaupausen zwichen den Liedern. Wäre das Konzert zäh gewesen, wäre dieses Warten unerträglich gewesen. So machte es mir nichts, denn die Lieder fegten alles weg, was irgendwie Zweifel hätte werden können (nach einer Stunde habe ich flüchtig auf die Uhr gesehen und war perplex, daß sie schon so lange spielten!).
In den Pausen richtete Spencer meist das Mikro ein, weil er zwischen Gitarre und Keyboard wechselte und die Höhe des Halters verändern musste. Im Hintergrund wechselten die drei Schlagzeuger, Gitarristen, Bassisten ihre Positionen ungefähr so oft wie Mönchengladbach die Liga.
Bei zweiten (neuen) Stück Black swan spielten zwei der anderen Musiker Schlagzeug, während Snake's got a leg III saß einer von ihnen hinter dem Schlagzeug und hatte Pause. Und sie wechselten munter weiter.
Der Großteil der Stücke der ersten Konzerthälfte stammte vom im Juni bei Jagjaguwar erscheinenden Album Dragonslayer. Mir gefiel nach dem ersten Hören Black swan am besten von diesen Liedern.
Aber auch die alten Songs begeisterten mich extrem. Trumpet, trumpet, Toot, Toot! zum Beispiel. Oder danach Us ones in between mit Glockenspiel, einer riesigen Melodica und Pfeifen! Ach egal, alle waren brillant, ohne Ausnahme! The mending of the gown von Random Spirit Lover zum Beispiel (mit Camilla, die beidhändig und sehr konzentriert glockenspielte. Großartig!
Das herrlich dramatische, fast schon symphonische Dragon's lair (nicht Dragonslayer) dröhnte zum Abschluß gut zehn Minuten lang. Und natürlich musste es danach Zugaben geben. The empty threats of little lord war die eingeplante. Phänomenal dabei, das kleine Dings, das aussah wie ein Tee-Ei und das vibrierte, während Camilla es über das Glockenspiel bewegte, ein irrer Effekt!
Aber auch nach dem Stück machten die 35 Leutchen Krach wie ein großer Club, und Spencer und Band kamen noch einmal zurück für The taming of the hands that came back to life.
Für diese anderthalb Stunden wäre ich auch nach Suhl, Emden oder Pirmasens gefahren, gar keine Frage! Mehr davon bitte!
Das Franzis heißt so, weil es in der Franziskanerstraße liegt. Der Club ist in einem kleinen, langgezogenen Gebäudekomplex mit viel Grünzeug außenrum. Als wir ankamen, stand draußen ein klappriger Tourbus mit belgischem Kennzeichen. Auf der Bühne war bereits alles vorgruppenfrei aufgebaut. An der Bar und an den Tischgruppen standen vereinzelte Besucher rum; sehr schnell war klar, daß dies keine Massenveranstaltung sein würde. Als Sunset Rubdown dann um 21:35 begannen, waren es 30, 35; eine Mischung aus Wetzlarern, Clubangehörigen und weit Angereisten (hohe Rucksackquote).
Und warum zum Teufel reist man für eine Gruppe, die kaum jemandem etwas sagt, in die Tiefen Hessens? Weil Sunset Rubdown eine der Bands von Spencer Krug sind, dessen Wolf Parade in noch größeren Städten und Clubs auftritt. Im Kölner Luxor hatte ich diese musikalische Seite des Sängers Ende letzten Jahres gesehen und mich davon überzeugen lassen, wie sagenhaft Wolf Parade live ist. Hier ging es mir ähnlich. Das erste Stück des Abends Idiot heart war für mich vollkommen neu, nahm mich aber unglaublich mit. Die sehr charakteristische Stimme Spencers, dazu eine aufregende Songstruktur, ein treibender Rhythmus und irgendwann noch eine einsetzende zweite Stimme von Keyboarderin Camilla Wynne Ingr, die früher einmal bei Pony Up war (aber viel erwachsener und größer als die anderen Mitglieder dieser tollen Band aussieht - vielleicht ist sie deshalb bei Sunset Rubdown).
Camilla hat etwas herrlich Ernsthaftes. Frisur und Brille sehen eher nach Supernanny als nach Superrockstar aus. Spencer war kanadisch gekleidet: offenes Karohemd und T-Shirt.
Nach Idiot heart die erste von vielen längeren Umbaupausen zwichen den Liedern. Wäre das Konzert zäh gewesen, wäre dieses Warten unerträglich gewesen. So machte es mir nichts, denn die Lieder fegten alles weg, was irgendwie Zweifel hätte werden können (nach einer Stunde habe ich flüchtig auf die Uhr gesehen und war perplex, daß sie schon so lange spielten!).
In den Pausen richtete Spencer meist das Mikro ein, weil er zwischen Gitarre und Keyboard wechselte und die Höhe des Halters verändern musste. Im Hintergrund wechselten die drei Schlagzeuger, Gitarristen, Bassisten ihre Positionen ungefähr so oft wie Mönchengladbach die Liga.
Bei zweiten (neuen) Stück Black swan spielten zwei der anderen Musiker Schlagzeug, während Snake's got a leg III saß einer von ihnen hinter dem Schlagzeug und hatte Pause. Und sie wechselten munter weiter.
Der Großteil der Stücke der ersten Konzerthälfte stammte vom im Juni bei Jagjaguwar erscheinenden Album Dragonslayer. Mir gefiel nach dem ersten Hören Black swan am besten von diesen Liedern.
Aber auch die alten Songs begeisterten mich extrem. Trumpet, trumpet, Toot, Toot! zum Beispiel. Oder danach Us ones in between mit Glockenspiel, einer riesigen Melodica und Pfeifen! Ach egal, alle waren brillant, ohne Ausnahme! The mending of the gown von Random Spirit Lover zum Beispiel (mit Camilla, die beidhändig und sehr konzentriert glockenspielte. Großartig!
Das herrlich dramatische, fast schon symphonische Dragon's lair (nicht Dragonslayer) dröhnte zum Abschluß gut zehn Minuten lang. Und natürlich musste es danach Zugaben geben. The empty threats of little lord war die eingeplante. Phänomenal dabei, das kleine Dings, das aussah wie ein Tee-Ei und das vibrierte, während Camilla es über das Glockenspiel bewegte, ein irrer Effekt!
Aber auch nach dem Stück machten die 35 Leutchen Krach wie ein großer Club, und Spencer und Band kamen noch einmal zurück für The taming of the hands that came back to life.
Für diese anderthalb Stunden wäre ich auch nach Suhl, Emden oder Pirmasens gefahren, gar keine Frage! Mehr davon bitte!
Setlist Sunset Rubdown, Franzis, Wetzlar:
01: Idiot heart (neu)
02: Black swan (neu)
03: Snake's got a leg III
04: Silver moons (neu)
05: Trumpet, trumpet, toot! Toot!
06: Us ones in between
07: You go on ahead (Trumpet, trumpet, toot! II) (neu)
08: The mending of the gown
09: Stadiums and shrines II
10: Winged/Wicked things
11: Dragon's lair (neu)
12: The empty threats of little lord (Z)
13: The taming of the hands that came back to life (Z)
Links:
- Fotos aus dem Franzis in Wetzlar
- das neue You go on ahead (Trumpet, trumpet, toot! II) in einer Black Cab Session
*ok, ok, die Tour begann in Paris
4 Kommentare :
Ich kann ja verstehen, dass das Konzert dir die Sprache verschlagen hat, aber selbst ich schaffe es mittlerweile, wieder mit anderen Menschen zu reden ;) Also, wo bleibt der Bericht?
Ich schreibe den jetzt fertig. Ich kam zu nichts...
...ist aber ein schöner Bericht geworden. Hach! Und glaub mir, die Pausen zwischen den Liedern waren kurz im Vergleich zu Paris :)))
Das ist sehr nett - aber er ist dem Konzert bei weitem nicht angemessen! Danke noch mal für den Tip, mal nach Wetzlar zu fahren.
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