Konzert: The Wombats
Ort: Den Atelier, Luxemburg
Datum: 28.03.2008
Zuschauer: ca. 800 (ausverkauft)
Dauer: etwa 55 Minuten
Als ich zum ersten Mal die Chance hatte, die Wombats zu sehen, im November vergangenen Jahres, entschied ich mich für das parallele Editors-Konzert in der Live Music Hall in Köln, eine äußerst gute Idee, weil das eines der besten Konzerte des Jahres für mich war. Die Wombats wollte ich aber nun doch einmal sehen. Einige Monate später bot sich diese Chance jetzt, verbunden mit der Gelegenheit, einen neuen Club kennenzulernen - in Luxemburg.
Das Großherzugtum ist für mich schneller zu erreichen als beispielsweise Dortmund oder Münster und bietet ein ganz ausgezeichnetes Konzertprogramm für die Art von Musik, die wir mögen. Sehr fahrlässig also, abgesehen von einem Besuch beim letztjährigen Rock A Field Festival, bisher noch nichts in Luxemburg gesehen zu haben.
Der Club, Den Atelier, liegt in der Nähe des Bahnhofs. Man fährt (von Deutschland aus kommend) über die Umgehungsautobahn rund um die Stadt und ist trotzdem furchtbar schnell da. Ein weiterer sofort offensichtlicher Pluspunkt: in der Straße vor Den Atelier befinden sich eine Menge Kneipen und Bistros, in denen man vor Konzertbeginn noch gut und günstig essen kann. Wir entschieden uns für ein kleines Restaurant, in dem es hauptsächlich Pitta (wie ist da wohl der Plural? Pittas, Pitten?) gab, die so schöne Namen wie "very fat pig" oder "Flipper" (die - natürlich - Thunfischvariante) hatten und köstlich waren. Nächster Pluspunkt.
In Den Atelier wurde ich dann schlagartig melancholisch. Der Raum, der auf der einen Seite eine große Bar und an zwei Raumkanten eine rundlaufende Galerie hat, erinnerte mich auf Anhieb an das Londoner King's College, in dem ich meine allerliebsten The Organ kurz vor Ihrer (schnief) Auflösung gesehen habe. Eine harte Prüfung... Die Laune wurde aber gleich wieder gut, als wir fünf kleine Jungs entdeckten, die alle einheitliche nagelneue Wombats T-Shirts trugen und höchstens 13 waren. Die fünf waren - trotz vieler offensichtlicher Indieleute und einer Gruppe ManU-Trikots tragender Typen (einer mit Gary Neville Shirt) - mit Abstand die coolsten Besucher des Abends. Vielleicht mal abgesehen von ihren englischen Eltern, die ihre Jungs in dem Alter zu einem Konzert gehen ließen. Wir waren mächtig neidisch und versuchten zu verdrängen, zu was wir mit 13 gegangen wären, wenn wir gedurft hätten.
Zu der Vorgruppe wären wir sicher nicht gegangen. Das erste Lied fand ich noch gut und lobte Sulivan aus Luxemburg schon als guten Support. Allerdings wurde es ganz schnell immer belangloser und Sänger Johnnys Stimme immer mehr zu einem Bono Voicedouble, daß ich sehr froh war, daß sich meine Befürchtung, Sulivan spielten länger als die Wombats, nicht bewahrheitete. Aber ich fand etwas Schönes, um mich in der Sulivan-Halben-Stunde zu beschäftigen. Hinter dem Mischpult hing nämlich ein Display, das die aktuelle Lautstärke anzeigte. Das zu beobachten war deutlich spannender als die Vorgruppe.
Während wir auf den Hauptact warteten, faszinierte besonders der Ordner gleich neben uns, der offenbar Mentalist war. Sobald irgendwo eine Zigarette anging, machte er sie auf Distanz nur mit Gedankenkraft und einer Taschenlampe aus. Den Trick habe ich noch nicht durchschaut, er stand aber auf einer Cola-Kiste (doppelter Boden?), seine Erfolgsquote war jedoch eindrucksvoll. Es rauchte niemand, zumindest nicht lange. Und der Ordner ist natürlich Favorit für die Luxemburger Ausgabe von "The Next Uri Geller!"
Als dann alles Zubehör (Stofftiere, Instrumente) aufgebaut war, erklang plötzlich "Karma Chameleon" in Konzertlautstärke durch den Saal. Von unseren Plätzen aus konnte man die Garderobe einsehen, in der die Wombats schon warteten. Der Schlagzeuger der Band, Dan Haggis, tanzte wild zu diesem 80er Klassiker. Wie Boxer gingen die Drei dann am Publikum vorbei in ihren Ring, nicht ohne vorher aber die fünf Hardcore Fans abzuklatschen.
Mit den ersten Takten von "Lost in the post" begannen dann 55 Minuten wilder Party. Egal, ob man die Wombats für originell oder nicht hält, muß man feststellen, daß die drei Engländer (nunja, fast: Bassist Tord Øverland Knudsen stammt aus Norwegen) den Saal ruckzuck im Griff hatten und eine Stimmung erzeugten, die selbst besser war als bei Bands wie den Arctic Monkeys oder den Kaiser Chiefs. Wahrscheinlich war das Luxemburger Publikum schon ein guter Nährboden, die Band ist aber ganz sicher eine top Liveband, unfassbar! Selbst bei dem neuen "How to pack your bags and leave" tobte der Laden.
Richtig großartig wurde es bei den diversen Hits der Wombats. Das tollste Erlebnis war dabei "Let's dance to Joy Division", wir waren uns hinterher einig, daß diese Liveversion ein absolutes Konzerthighlight des Jahres ist und sein wird. Ganz klar der musikalisch größte Moment des Abends. Danach war kurz Schluß, bevor "My first wedding" und das grandiose "Backfire at the disco" als Zugaben den Abend beendeten.
Eine neue Band, ein neuer Konzertsaal und viele neue Erkenntnisse brachte dieser Ausflug: 1) eine sehr gute Band kann mit dem richtigen Talent dafür live noch einmal ein paar Nummern besser sein, 2) Döner schmecken in Luxemburg noch mehr Nummern besser und 3) 13 kann ein cooles Alter sein.
Das Großherzugtum ist für mich schneller zu erreichen als beispielsweise Dortmund oder Münster und bietet ein ganz ausgezeichnetes Konzertprogramm für die Art von Musik, die wir mögen. Sehr fahrlässig also, abgesehen von einem Besuch beim letztjährigen Rock A Field Festival, bisher noch nichts in Luxemburg gesehen zu haben.
Der Club, Den Atelier, liegt in der Nähe des Bahnhofs. Man fährt (von Deutschland aus kommend) über die Umgehungsautobahn rund um die Stadt und ist trotzdem furchtbar schnell da. Ein weiterer sofort offensichtlicher Pluspunkt: in der Straße vor Den Atelier befinden sich eine Menge Kneipen und Bistros, in denen man vor Konzertbeginn noch gut und günstig essen kann. Wir entschieden uns für ein kleines Restaurant, in dem es hauptsächlich Pitta (wie ist da wohl der Plural? Pittas, Pitten?) gab, die so schöne Namen wie "very fat pig" oder "Flipper" (die - natürlich - Thunfischvariante) hatten und köstlich waren. Nächster Pluspunkt.
In Den Atelier wurde ich dann schlagartig melancholisch. Der Raum, der auf der einen Seite eine große Bar und an zwei Raumkanten eine rundlaufende Galerie hat, erinnerte mich auf Anhieb an das Londoner King's College, in dem ich meine allerliebsten The Organ kurz vor Ihrer (schnief) Auflösung gesehen habe. Eine harte Prüfung... Die Laune wurde aber gleich wieder gut, als wir fünf kleine Jungs entdeckten, die alle einheitliche nagelneue Wombats T-Shirts trugen und höchstens 13 waren. Die fünf waren - trotz vieler offensichtlicher Indieleute und einer Gruppe ManU-Trikots tragender Typen (einer mit Gary Neville Shirt) - mit Abstand die coolsten Besucher des Abends. Vielleicht mal abgesehen von ihren englischen Eltern, die ihre Jungs in dem Alter zu einem Konzert gehen ließen. Wir waren mächtig neidisch und versuchten zu verdrängen, zu was wir mit 13 gegangen wären, wenn wir gedurft hätten.
Zu der Vorgruppe wären wir sicher nicht gegangen. Das erste Lied fand ich noch gut und lobte Sulivan aus Luxemburg schon als guten Support. Allerdings wurde es ganz schnell immer belangloser und Sänger Johnnys Stimme immer mehr zu einem Bono Voicedouble, daß ich sehr froh war, daß sich meine Befürchtung, Sulivan spielten länger als die Wombats, nicht bewahrheitete. Aber ich fand etwas Schönes, um mich in der Sulivan-Halben-Stunde zu beschäftigen. Hinter dem Mischpult hing nämlich ein Display, das die aktuelle Lautstärke anzeigte. Das zu beobachten war deutlich spannender als die Vorgruppe.
Während wir auf den Hauptact warteten, faszinierte besonders der Ordner gleich neben uns, der offenbar Mentalist war. Sobald irgendwo eine Zigarette anging, machte er sie auf Distanz nur mit Gedankenkraft und einer Taschenlampe aus. Den Trick habe ich noch nicht durchschaut, er stand aber auf einer Cola-Kiste (doppelter Boden?), seine Erfolgsquote war jedoch eindrucksvoll. Es rauchte niemand, zumindest nicht lange. Und der Ordner ist natürlich Favorit für die Luxemburger Ausgabe von "The Next Uri Geller!"
Als dann alles Zubehör (Stofftiere, Instrumente) aufgebaut war, erklang plötzlich "Karma Chameleon" in Konzertlautstärke durch den Saal. Von unseren Plätzen aus konnte man die Garderobe einsehen, in der die Wombats schon warteten. Der Schlagzeuger der Band, Dan Haggis, tanzte wild zu diesem 80er Klassiker. Wie Boxer gingen die Drei dann am Publikum vorbei in ihren Ring, nicht ohne vorher aber die fünf Hardcore Fans abzuklatschen.
Mit den ersten Takten von "Lost in the post" begannen dann 55 Minuten wilder Party. Egal, ob man die Wombats für originell oder nicht hält, muß man feststellen, daß die drei Engländer (nunja, fast: Bassist Tord Øverland Knudsen stammt aus Norwegen) den Saal ruckzuck im Griff hatten und eine Stimmung erzeugten, die selbst besser war als bei Bands wie den Arctic Monkeys oder den Kaiser Chiefs. Wahrscheinlich war das Luxemburger Publikum schon ein guter Nährboden, die Band ist aber ganz sicher eine top Liveband, unfassbar! Selbst bei dem neuen "How to pack your bags and leave" tobte der Laden.
Richtig großartig wurde es bei den diversen Hits der Wombats. Das tollste Erlebnis war dabei "Let's dance to Joy Division", wir waren uns hinterher einig, daß diese Liveversion ein absolutes Konzerthighlight des Jahres ist und sein wird. Ganz klar der musikalisch größte Moment des Abends. Danach war kurz Schluß, bevor "My first wedding" und das grandiose "Backfire at the disco" als Zugaben den Abend beendeten.
Eine neue Band, ein neuer Konzertsaal und viele neue Erkenntnisse brachte dieser Ausflug: 1) eine sehr gute Band kann mit dem richtigen Talent dafür live noch einmal ein paar Nummern besser sein, 2) Döner schmecken in Luxemburg noch mehr Nummern besser und 3) 13 kann ein cooles Alter sein.
Setlist The Wombats, den Atelier, Luxemburg:
01: Lost in the post
02: School uniforms
03: Party in a forest (Where's Laura?)
04: Here comes the anxiety
05: Kill the director
06: How to pack your bags and leave (neu)
07: Moving to New York
08: Patricia the stripper
09: Little Miss Pipe Dream
10: Let's dance to Joy Division
11: My first wedding (Z)
12: Backfire at the disco (Z)
Links:
- The Wombats in Paris im November 2007
- ein paar weitere Fotos
9 Kommentare :
Ich will ja kein Spielverderber sein, aber sooo gut wie ihr fand ich die Wombats damals in Paris nicht. Klar, die sind frisch, wild und ungestüm, vermitteln Lebens-Und Spielfreude, aber in zwei Jahren sind sie wahrscheinlich vergessen.
Vielleicht bin aber einfach nur zu alt für die Wombats, eine französische Musikjournalistin schrieb ziemlich treffend in dem Blatt Magic: "Man darf nicht älter als 16 sein, um die Wombats zu mögen".
...das erklärt, warum ich es irgendwie nicht verstehen konnte, dass ausgerechnet bei dieser Band die Leute so ausrasten. Ich meine, es war ein lustiger Abend und es hat auch Spaß gemacht die Leute zu beobachten, aber zeitweise war ich ziemlich ratlos, weil ich das Gefühl hatte, dass die Leute da irgendwas in den Wombats sehen, was mir zu entgehen scheint. Mmmh.
@Oliver:
"Klar, die sind frisch, wild und ungestüm, vermitteln Lebens-Und Spielfreude, aber in zwei Jahren sind sie wahrscheinlich vergessen."
Klar, irgendwo stimmt das schon. Das sind keine Songs für die Ewigkeit, die in 30 Jahren noch in allen Bestenlisten auftauchen. Der Horizont der Songs selbst reicht ja gerade mal bis zum kommenden Samstagabend oder maximal bis zu den nächsten Sommerferien... ;-)
Aber darum gehts ja auch irgendwie gar nicht. Denk ich an die Wombats, denk ich an Spaß, denk ich an 60 Minuten in der Gegend rumhüpfen und an nix anderes als jetzt gerade zu denken. Da brauch ich keinen Tiefgang, da brauch ich nix Innovatives. Das sind für mich die Wombats, dafür liebe ich sie, dafür waren sie letztes Jahr zweimal (April im Prime Club, Herbst im Gebäude 9) die größte Band der Welt. :-)
@ Nelle: Die größte Band der Welt?
Ich dachte, immer, daß seien Tokio Hotel.Jetzt bin ich ein wenig verunsichert...
Tokio Hotel sind doch nur in Frankreich so groß, hier kennt sie keiner mehr! Die kleinen Kinder gehen stattdessen jetzt halt zu den Wombats...
Ich finde übrigens, dass es da Bands gibt, die das mit der bedeutungslosen und uninnovativen Hüpfmusik wesentlich besser können, die Pigeon Detectives z.B. (ich weiß, die haben keine Freunde hier im Blog ;) )
Toki Hotel sollten nach Frankreich ziehen. Für eine riesige Gage manage ich sie auch. Davon könnte ich mir dann unendlich viele gute Konzerte leisten :-)
Und daß bei den Pigeon Detectives 'ne Menge abgeht, hatte ich doch in meinem Bericht vom letzten Jahr erwähnt. Kannst Du ja bei Interesse noch einmal nachlesen, Christina ;-)
Für die Jahres Top Ten wie bei Dir, hat es aber dann beim besten Willen nicht gereicht...
@nelle: schöner myspace-verweis.
ich oute mich auch mal als wombats-befürworter, oder so.
Setlist Wombats, Le Trabendo, Paris, 20.03.2008:
01. School Uniforms
02. Lost In The Post
03. Party In A Forest (Where’s Laura?)
04. Here Come The Anxiety
05. Kill The Director
06. New Song
07. Moving To New York
08. Patricia The Stripper
09. Little Miss Pipedream
10. Let’s Dance To Joy Division
-------------
11. My First Wedding
12. Backfire At The Disco
Quelle: SOV
Viel Mühe scheinen sie sich mit der Setlist ja nicht zu geben. Es wurde lediglich Lied 1 und 2 in der Reihenfolge vertauscht, ansonsten gleich bis auf das i-Tüpfelchen.
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