Ort: La Maroquinerie, Paris (Inrocks-Indie Club)
Datum: 20.09.2007
Zuschauer: angeblich ausverkauft (am Ende wurde es seltsamerweise immer leerer)
Der jeweils am 3.Donnerstag eines Monats stattfindende Inrocks-Indie Club ist schon eine feine Sache. Mit schöner Regelmäßigkeit schafft es nämlich der Organisator, vornehmlich junge englische Bands in den Kellerclub zu locken. So gaben sich hier bereits Bands wie The View, The Enemy, The Subways, oder Art Brut die Ehre. Kein Wunder also, daß die Maroquinerie für mich so etwas wie mein persönlicher Partykeller ist. Was für Boris Becker der Centre Court in Wimbledon war, ist für mich das Lederwarengeschäft (Maroquinerei auf deutsch), einfach ein Ort zum Wohlfühlen.
Die erste Band, die ich heute zu Gesicht bekam , waren allerdings keine Briten, sondern Dänen: die Raveonettes, eigentlich ein Duo, bestehend aus der bildhübschen Blondine Sharin Foo und dem schwarzhaarigen Gitarristen Sune Rose Wagner, heute aber verstärkt durch einen waldschratig aussehenden Drummer, der sein Instrument im Stehen spielte. Von dem 2005er Album "Pretty In Black" kannte ich ein paar Titel, vor allem natürlich den bisher größten Hit der Band "Love In A Trashcan", ansonsten aber nicht sehr viel. Für November 2007 ist allerdings der Release eines neuen Albums vorgesehen: wie uns Sharin erzählte, wird das Album "Lust, Lust, Lust" heißen, sie seien deshalb beide schon "very excited" und natürlich stammten auch schon ein paar Titel des heutigen Sets hiervon. Titel kann ich aber leider nicht nennen, es gab jedoch ein Stück, in dem das schöne Wort "Love" vorkam (nun, ist ja nicht so selten...)
An den Begriffen "Lust, Lust, Lust" und "Love" sieht man es schon: es geht oft um Sex, Lust, Liebe, Leidenschaft (und auch Prostitution) bei dem stylishen Duo aus Dänemark, das jetzt aber in Amerika lebt. Wenn man der attraktiven Sharin beim Singen und Gitarrespielen zusah, konnte man aber auch wirklich Lust bekommen, die Frau ist schon eine Sünde wert! Um aber den Fokus nicht zu sehr auf Äußerlichkeiten zu legen, will ich in der Folge vornehmlich von den musikalischen Qualitäten der Gruppe reden. Und von diesen haben sie eine Menge. Gekonnt wird gewechselt zwischen Liedern in denen noisige Gitarren im Stile von My Bloody Valentine dominieren und sonnigen Sixties-Pop Nummern à la Shangri-Las. Das Ganze wird geschmacklich abgestimmt durch eine punkige und schwarze Note, die sie von den Ramones und Velvet Underground geerbt haben. Besonders gut gefiel mir heute natürlich ihr Killersong "Love In A Trashcan", den die Fans begeistert aufnahmen, aber auch der Rest des Sets fiel hiergegenüber nicht sonderlich ab. im Gegenteil: die neuen Stücke gaben mir auf jeden Fall schon einmal Lust auf das neue Album und erinnerten mich auch daran, mal wieder "Pretty In Black" aufzulegen. Wenn ich mich richtig erinnere, haben sie hiervon u.a. auch "Red Tan" gespielt. Die größte Überraschung des Abends war allerdings, daß The Raveonettes "French Disko" (Video) von Stereolab gecovert haben. Ihre Version des Stücks war sehr gelungen und originell, Coverversionen liebe ich aber ohnehin sehr. Aber nicht nur damit konnten sie bei mir punkten, sondern auch mit ihrem symphatischen Auftreten und ihrem Stil!
Eine Setlist der Raveonettes wird eventuell nachgereicht!
Im Anschluß dann wie so oft beim Inrocks Indie Club Gäste aus dem Vereinigten Königreich. Die schottischen* Cribs hatte ich zuletzt zusammen mit Christoph beim O2 Wireless Festival in London 2007 gesehen und dort hatten sie mich nicht vom Hocker gerissen. Vor allem Hauptsänger Ryan Jarman schien keinen guten Tag gehabt zu haben. Seine Stimme klang heiser und krächzig. Heute war sein Geangesorgan etwas besser geölt, obwohl er selbst in guter Form mit Sicherheit nicht zu den besten Sängern des Indie-Zirkus gezählt werden kann. Auch Gary, der ander Sänger (und Bassist) ist kein Goldkehlchen. Die Stärken des Trios (Drummer Ross Jarman komplettiert die Truppe) liegen vielmehr in ihrer Einsatzfreude, ihrer Energie und Leidenschaft. Von Anfang an mischten die drei insbesondere die vorderen Reihen in der Maroquinerie mächtig auf und sorgten so dafür, daß keine Langeweile aufkam. Opener "Our Bovine Public" kam vom neuen, in England sehr gelobten Album Men's Needs, Woman Needs, Whatever", daß von Franz Ferdinand Frontmann Alex Kapranos produziert wurde. Dessen Handschrift merkte man insbesondere bei "Moving Pictures" (Video), aber auch bei einigen anderen Liedern. Aus dem langen Schatten von Franz Ferdinand treten The Cribs bei mir ehrlich gesagt aber nicht richtig heraus, sie bleiben auch nach dem heutigen Abend eine Art "Franz Ferdinand Light" für mich. Ihr Sound ist einfach eine Spur zu beliebig, zu wenig eigenständig, um sich von den unzähligen britischen Gitarren-Bands deutlich abzuheben. Hinter Leadern der Szene wie den Artic Monkeys, Kaiser Chiefs, Maximo Park, Razorlight und Bloc Party haben sie es sich allerdings ganz komfortabel eingerichtet. The Cribs durften auf keinem großen Festival In England fehlen und wurden dort - siehe O2 Wireless - auch auf der Hauptbühne angesetzt. Und dies hat seine Grund hauptsächlich in der Fähigkeit, Leute zum Tanzen und Feiern zu bringen. Dies gelang ihnen auch heute wieder ziemlich gut. Crowdsurfen und Pogo-Tanzen war angesagt, zumindest vorne (wo viel Engländer standen). Manchmal ging es gar so wild zu, daß es drohte zu eskalieren. Beim Song "Mens Needs (Video)" lieferten sich erhitzte Gemüter fast eine Schlägerei und dies unmitelbar vor den Augen von Sänger Ryan. Glücklicherweise eskalierte das Ganze aber nicht, es blieb bei Drohungen und einigen rüden Schubsern, obwohl mit dem folgenden Hit "Mirror Kisses" das Tempo keinesfalls rausgenommen wurde. Danach wurde es etwas ruhiger, der Abschluß mit "The Wrong Way To Be" (Video) vom Vorgängeralbum "New Fellas" brachte aber noch einmal Leben in die inzwischen spärlicher besetzte Bude. Seltsamerweise hatte sich die Maroquinerie gegen Ende merklich geleert, was aber nicht unbedingt an den Cribs gelegen haben dürfte. Die meisten müssen schlicht und einfach morgen wieder früh aus den Federn...
Setlist The Cribs, Maroquinerie (mit Dank an Stephane!):
01: Our Bovine Public
02: Hey Scenesters!
03: You're Gonna Loose Us
04: Girls Like Mystery
05: I'm A Realist
06: Moving Pictures
07: I'm Alright Me
08: I've Tried Everything
09: Womans Needs
10: Martell
11: Mens Needs
12: Mirror Kissers *
13: Another Number
14: Ancient History
15: The Wrong Way To Be
* Die Gebrüder Jarman kommen aus Yorkshire, England, aufgrund ihres starken Akzents hielt ich sie aber für Schotten
* Danke an Mary für den Hinweis!
Datum: 20.09.2007
Zuschauer: angeblich ausverkauft (am Ende wurde es seltsamerweise immer leerer)
Der jeweils am 3.Donnerstag eines Monats stattfindende Inrocks-Indie Club ist schon eine feine Sache. Mit schöner Regelmäßigkeit schafft es nämlich der Organisator, vornehmlich junge englische Bands in den Kellerclub zu locken. So gaben sich hier bereits Bands wie The View, The Enemy, The Subways, oder Art Brut die Ehre. Kein Wunder also, daß die Maroquinerie für mich so etwas wie mein persönlicher Partykeller ist. Was für Boris Becker der Centre Court in Wimbledon war, ist für mich das Lederwarengeschäft (Maroquinerei auf deutsch), einfach ein Ort zum Wohlfühlen.
Die erste Band, die ich heute zu Gesicht bekam , waren allerdings keine Briten, sondern Dänen: die Raveonettes, eigentlich ein Duo, bestehend aus der bildhübschen Blondine Sharin Foo und dem schwarzhaarigen Gitarristen Sune Rose Wagner, heute aber verstärkt durch einen waldschratig aussehenden Drummer, der sein Instrument im Stehen spielte. Von dem 2005er Album "Pretty In Black" kannte ich ein paar Titel, vor allem natürlich den bisher größten Hit der Band "Love In A Trashcan", ansonsten aber nicht sehr viel. Für November 2007 ist allerdings der Release eines neuen Albums vorgesehen: wie uns Sharin erzählte, wird das Album "Lust, Lust, Lust" heißen, sie seien deshalb beide schon "very excited" und natürlich stammten auch schon ein paar Titel des heutigen Sets hiervon. Titel kann ich aber leider nicht nennen, es gab jedoch ein Stück, in dem das schöne Wort "Love" vorkam (nun, ist ja nicht so selten...)
An den Begriffen "Lust, Lust, Lust" und "Love" sieht man es schon: es geht oft um Sex, Lust, Liebe, Leidenschaft (und auch Prostitution) bei dem stylishen Duo aus Dänemark, das jetzt aber in Amerika lebt. Wenn man der attraktiven Sharin beim Singen und Gitarrespielen zusah, konnte man aber auch wirklich Lust bekommen, die Frau ist schon eine Sünde wert! Um aber den Fokus nicht zu sehr auf Äußerlichkeiten zu legen, will ich in der Folge vornehmlich von den musikalischen Qualitäten der Gruppe reden. Und von diesen haben sie eine Menge. Gekonnt wird gewechselt zwischen Liedern in denen noisige Gitarren im Stile von My Bloody Valentine dominieren und sonnigen Sixties-Pop Nummern à la Shangri-Las. Das Ganze wird geschmacklich abgestimmt durch eine punkige und schwarze Note, die sie von den Ramones und Velvet Underground geerbt haben. Besonders gut gefiel mir heute natürlich ihr Killersong "Love In A Trashcan", den die Fans begeistert aufnahmen, aber auch der Rest des Sets fiel hiergegenüber nicht sonderlich ab. im Gegenteil: die neuen Stücke gaben mir auf jeden Fall schon einmal Lust auf das neue Album und erinnerten mich auch daran, mal wieder "Pretty In Black" aufzulegen. Wenn ich mich richtig erinnere, haben sie hiervon u.a. auch "Red Tan" gespielt. Die größte Überraschung des Abends war allerdings, daß The Raveonettes "French Disko" (Video) von Stereolab gecovert haben. Ihre Version des Stücks war sehr gelungen und originell, Coverversionen liebe ich aber ohnehin sehr. Aber nicht nur damit konnten sie bei mir punkten, sondern auch mit ihrem symphatischen Auftreten und ihrem Stil!
Eine Setlist der Raveonettes wird eventuell nachgereicht!
Im Anschluß dann wie so oft beim Inrocks Indie Club Gäste aus dem Vereinigten Königreich. Die schottischen* Cribs hatte ich zuletzt zusammen mit Christoph beim O2 Wireless Festival in London 2007 gesehen und dort hatten sie mich nicht vom Hocker gerissen. Vor allem Hauptsänger Ryan Jarman schien keinen guten Tag gehabt zu haben. Seine Stimme klang heiser und krächzig. Heute war sein Geangesorgan etwas besser geölt, obwohl er selbst in guter Form mit Sicherheit nicht zu den besten Sängern des Indie-Zirkus gezählt werden kann. Auch Gary, der ander Sänger (und Bassist) ist kein Goldkehlchen. Die Stärken des Trios (Drummer Ross Jarman komplettiert die Truppe) liegen vielmehr in ihrer Einsatzfreude, ihrer Energie und Leidenschaft. Von Anfang an mischten die drei insbesondere die vorderen Reihen in der Maroquinerie mächtig auf und sorgten so dafür, daß keine Langeweile aufkam. Opener "Our Bovine Public" kam vom neuen, in England sehr gelobten Album Men's Needs, Woman Needs, Whatever", daß von Franz Ferdinand Frontmann Alex Kapranos produziert wurde. Dessen Handschrift merkte man insbesondere bei "Moving Pictures" (Video), aber auch bei einigen anderen Liedern. Aus dem langen Schatten von Franz Ferdinand treten The Cribs bei mir ehrlich gesagt aber nicht richtig heraus, sie bleiben auch nach dem heutigen Abend eine Art "Franz Ferdinand Light" für mich. Ihr Sound ist einfach eine Spur zu beliebig, zu wenig eigenständig, um sich von den unzähligen britischen Gitarren-Bands deutlich abzuheben. Hinter Leadern der Szene wie den Artic Monkeys, Kaiser Chiefs, Maximo Park, Razorlight und Bloc Party haben sie es sich allerdings ganz komfortabel eingerichtet. The Cribs durften auf keinem großen Festival In England fehlen und wurden dort - siehe O2 Wireless - auch auf der Hauptbühne angesetzt. Und dies hat seine Grund hauptsächlich in der Fähigkeit, Leute zum Tanzen und Feiern zu bringen. Dies gelang ihnen auch heute wieder ziemlich gut. Crowdsurfen und Pogo-Tanzen war angesagt, zumindest vorne (wo viel Engländer standen). Manchmal ging es gar so wild zu, daß es drohte zu eskalieren. Beim Song "Mens Needs (Video)" lieferten sich erhitzte Gemüter fast eine Schlägerei und dies unmitelbar vor den Augen von Sänger Ryan. Glücklicherweise eskalierte das Ganze aber nicht, es blieb bei Drohungen und einigen rüden Schubsern, obwohl mit dem folgenden Hit "Mirror Kisses" das Tempo keinesfalls rausgenommen wurde. Danach wurde es etwas ruhiger, der Abschluß mit "The Wrong Way To Be" (Video) vom Vorgängeralbum "New Fellas" brachte aber noch einmal Leben in die inzwischen spärlicher besetzte Bude. Seltsamerweise hatte sich die Maroquinerie gegen Ende merklich geleert, was aber nicht unbedingt an den Cribs gelegen haben dürfte. Die meisten müssen schlicht und einfach morgen wieder früh aus den Federn...
Setlist The Cribs, Maroquinerie (mit Dank an Stephane!):
01: Our Bovine Public
02: Hey Scenesters!
03: You're Gonna Loose Us
04: Girls Like Mystery
05: I'm A Realist
06: Moving Pictures
07: I'm Alright Me
08: I've Tried Everything
09: Womans Needs
10: Martell
11: Mens Needs
12: Mirror Kissers *
13: Another Number
14: Ancient History
15: The Wrong Way To Be
* Die Gebrüder Jarman kommen aus Yorkshire, England, aufgrund ihres starken Akzents hielt ich sie aber für Schotten
* Danke an Mary für den Hinweis!
8 Kommentare :
erstens: seit wann kommen THE CRIBS aus SCHOTTLAND?????????
zweitens: seit wann heißt der song: MINOR KISSES? immer noch MIRROR KISSERS BITTESCHÖN!!!!!!!!!
den rest will ich mir gar nicht durchlesen! erst die schauen ob die fakten stimmen, dann posten!!!!!
Hallo Mary:
zu 1.: stimmt natürlich, die Cribs kommen aus Wakefield, England.Gut aufgepasst!
Ihren Akzent hielt ich aber immer für typisch schottisch. Und Franz Ferdinand werden ja auch immer in der Presse als schottische Band dargestellt, obwohl lediglich ein Bandmitglied waschechter Schotte ist, während die anderen aus England stammen und nur nach Glasgow gezogen sind.
zu 2: Mirror Kissers, gern geschehen und bereits korrigiert:-)
Handgeschriebene Setlisten sind oft schwer zu entziffern.
Aber stimmt schon Mary: "erst die schauen ob die Fakten stimmen"...
Mary ist im Übrigen natürlich herzlich eingeladen, einen faktenreichen, perfekten und höchst unterhaltsamen Konzertbericht über die Cribs auf diesem Blog zu verfassen!
Ob sie die Einladung annimmt?????????
hi oliver.
als erstes möchte ich mich für erm, sagen wir mal so: meinen "gemeinen" kommentar entschuldigen und danke für die ausbesserung. ich hätte es anders formulieren sollen.
2. sorry das ich jetzt erst antworte. hätte nicht gedacht, dass du auf meinen blöden kommentar antwortest. und natürlich nehme ich die herausforderung an. werde mich morgen gleich an einen bericht machen :P mal sehen was dabei herauskommt.
3. ja ja die juten alten jungs von Franz Ferdinand. sollen dieses jahr auf große Tour kommen. vielleicht sollten wir mal Nick McCarthy sagen, dass sie DE nicht vergessen sollen ;)
Hi,
Das wäre wirklich cool, wenn Du einen Bericht beisteuern könntest, Mary! :)
Freue mich schon.
Bis demnächst,
Oliver
guten morgen ;)
wie wärs wenn ich einen bericht der cribs germany tour verfasse, da dein paris blog alles sehr gut beschreibt und zusammenfasst?
bis bald! XD
Cribs Germany- Tour hört sich gut an, bin auf Deinen Bericht gespannt, Mary!
ok, dann mache ich die cribs germany tour. muss versuchen die etwas zusammenzufassen. sind ja schließlich 3 konzerte. ;)
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