Freitag, 8. Dezember 2006

The Organ, 2001 - 2006

Dies ist der erste Nachruf auf meinzuhausemeinblog und ich bin sicher (und glaube da auch für Oliver sprechen zu können), daß es der einzige bleiben wird.

Gestern (am 7.12.06) erklärte unsere Lieblingsband ihre Auflösung. Auf myspace.com erschien am Nachmittag dieses Bulletin:

"We are breaking up. We want to thank our friends, fans, and family for all the support you gave to us. Thank you. Shelby, Jenny, Katie, Debora, and Shmoo."

Trotz aller großen Bands, die ich mag, teilweise seit Jahren, waren die Mädels aus Kanada meine Lieblingsband. Seit ich von Oliver Ende 2005 empfohlen bekam, mir die Musik einmal anzuhören, weil das wohl meinem Geschmack entspräche, habe ich die CD "Grab that gun" und die wenigen Singles und eine EP unzählige Male angehört. Ich glaube nicht, daß ich im letzten Jahr irgendeine Band häufiger gehört habe als The Organ, trotz Belle & Sebastian, trotz Klee, trotz Franz Ferdinand, trotz Morrissey.

Ich kann mich an keine CD erinnern, die mich vom ersten Takt an so fasziniert hat, wie "Grab that gun". Der Bass von "Brother" und die dann einsetzende Stimme von Sängerin Katie Sketch sind ein perfekter Start eines fantastischen Albums. Mir fällt wirklich keine Platte ein, deren ersten 20 Sekunden schon so fesselnd sind. Daher bin ich sicher, daß "Grab that gun" ein Klassiker ist und bleiben wird.

Letztes Jahr Weihnachten hatte ich mir die CD gewünscht. Allerdings erschien "Grab that gun" erst im Frühjahr 2006 in Deutschland. Aber dank iTunes hatte ich alles schon 2005.

Im April 2006 waren die Mädels aus Vancouver dann in Köln. Soweit ich weiß, war das das einzige Konzert der Band in Köln. Herrlich war, wie unsicher die Band bei dem Auftritt war. Bassistin Shmoo (Katies Schwester) war neu zur Band gekommen, vor allem Katie wirkte aber enorm scheu.
Als bei einem Lied (einem der Hits, vielleicht "I'm not surprised", ich weiß es nicht mehr) irgendetwas schief ging, fragte Katie, ob sie mit dem nächsten Stück weitermachen oder nochmal anfangen sollte. Am Ende haben wir erstmals "das Lied mit der kleinen Gitarre" ("Don't be angry") gehört, eines der schönsten Lieder der Band.

Neun gut angelegte Euro neunzig.

Nach dem Konzert habe ich die Mädels per email gefargt, welche Songs sie gespielt hätten und wie das letzte Lied hieß. Bassistin Shmoo hat geantwortet:

the last song is called "Don't be angry" i hasn't yet been recorded, but will be on our next
album.
the setlist (if i can remember) was:
sudden death
not surprised

love

sinking hearts

basement band

brother

we've got to meet

oh what a feeling (also new)

memorize the city

let the bells ring

i'm missing one in there somewhere, but that's about it.

shmoo

Im Sommer dann eine zweite Chance, die Band live zu sehen. Vermutlich war diese Phase die erfolgreichste in der Bandgeschichte. Mit "Brother" und "Memorize the city" waren zwei Singles aus dem Debütalbum ausgekoppelt worden. "Memorize the city" war am 17.07. erschienen. Für den nächsten Tag hatte ich dann ein Ticket für das Konzert im King's College. Ich habe da nicht gedacht, daß es das viertletzte Konzert der Bandgeschichte sein sollte. Die Show war großartig, die Band spielte neue Songs, die wunderbar waren und die viel Vorfreude auf die zweite Platte machten.

Das viertletzte Konzert der Band.

Die Namen der neuen Songs erfuhr ich wieder von Shmoo:

hey christoph,
the first song you listed was probably "even in the night", the second one was "fire in the ocean" and the third was "oh what a feeling". though it is katie, jenny and shmoo who sing at the end, not debora :) but no worries.
anyways, glad you enjoyed our set.
take care,
shmoo

Nach dem Konzert habe ich mit der Band gesprochen, weil ich unter anderem wissen wollte, ob The Organ wie erst angekündigt an Rock en Seine teilnehmen würden. Denn für dieses Wochenende war dann auch noch die Teilnahme bei beiden Tagen des Carling-Festivals in Reading und Leeds angekündigt worden. Wie ich befürchtet hatte, haben sie mir da gesagt, daß sie nicht nach Paris kämen.

Kurz später wurden dann alle Konzerte, also auch Leeds und Reading abgesagt. Auf der Homepage erschien dann die Begründung, ein Bandmitglied habe einen Erschöpfungsanfall erlitten, die Gerüchte über eine Trennung seien aber falsch. Dann war die Homepage nicht mehr erreichbar, bis dann gestern die Auflösungsmeldung kam.

Mit The Organ geht verdammt viel Talent (hoffentlich nur vorläufig) verloren. Und eben meine Lieblingsband. Und das ist verdammt schade.


4 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Christoph hat alles gesagt. Die Enttäuschung ist riesig. Selten hat mich eine Stimme so gefesselt, wie die von Katie Sketch. Oft wurde die Band verglichen mit Blondie, The Smith, Interpol und den Editors. Das mag alles richtig sein. Die Mischung aus einer erfrischenden Aamateurhaftigkeit, einem großartigen Gespür für tolle Melodien und einer unwiderstehlichen melancholisch-schwarzen Note hat der Musik von The Organ aber seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt. Ich hoffe man sieht sie in anderen Konstellationen wieder...
Das Wichtigste für mich ist aber, daß Katie wieder singt. Ich bin süchtig nach ihrer Stimme, sie hat es oft geschafft, mich aus einer depressiven Phase herauszuziehen. Und das trotz, oder gerade wegen der tiefen Schwermut, die sie vermittelte. Immer jedoch gab es auch Hoffnung in den Liedern von The Organ, das vielzitierte Licht am Ende des Tunnels.
Vielleicht können wir schon einen kleinen Lichtfunken erahnen...

Christoph hat gesagt…

Du hast vollkommen recht, Oliver!

Anonym hat gesagt…

buhuuu

Christoph hat gesagt…

Nachtrag: Am 12. Mai haben The Organ auf ihrer Homepage etwas ergänzt:

"Your support means a lot to us. Please note that we will make announcements about future projects on this page and our myspace page... as something is bound to happen."

 

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