Montag, 11. Dezember 2006

Albert Hammond jr., Paris, 10.12.2006

Konzertbericht Albert Hammond jr.
Datum: 10.12.2006
Ort: La Maroquinerie, Paris
Zuschauer: nicht ganz ausverkauft

Die heutige Situation hat mich fast ein wenig an eine Examensprüfung erinnert. Am Telefon erzählte Christoph mir nämlich, daß er sich Eselsbrücken mache, um die Titelnamen bei den Konzerten zu erkennen. Er machte dies auch an einem Beispiel deutlich: "ich merke mir einfach die Textzeile 'free, free' und schon weiß ich, daß das Lied 'In transit' heißen muß." Ja, wieso denn das? "Ganz einfach", erklärt Christoph, "ich denke an die DDRler, die Transitstrecke und die Rufe nach Freiheit."

Dieser Tipp hat mir heute sofort geholfen. Im ersten Song kam nämlich die Textzeile "free, free" vor. Dreimal dürft ihr jetzt raten, wie der Opener des Konzertes hieß? Vorangegangen war lauter Motorradlärm vom Tonband und die elektronischen Klänge der Kultband Kraftwerk. "Fahrn, Fahrn, fahrn auf der Autobahn," schmetterte es aus den Boxen. Auch Nichtdeutsche schienen das zu kennen. Albert hatte sich unter dem Gekreische der Mädchen kurz vorgestellt und die Devise des Abends ausgegeben: "Let's have some fun". Richtig Herr Hammond Jr. Dafür sind wir gekommen. An einem stinklangweiligen Sonntag wollten wir uns auch ein wenig amüsieren. Um es vorwegzunehmen: das Unterfangen gelang. Sowohl der Stroke, als auch seine Band und die Zuschauer unterhielten sich prächtig. Viele Titel wurden lauthals mitgesungen und der Lockenkopf schmetterte die vielen Hits mit Inbrunst ins Mikro. Schön auch, daß er seine Setlisten nicht nur statisch runterspielt, denn als zweiten Titel brachten sie im Gegensatz zu Köln "Everyone gets a star". Danach schon mein persönlicher Favorit, nämlich "Bright young thing". Geht ja runter wie Öl, obwohl man natürlich sagen muß, daß auf dem gesamten Debütalbum mit Zuckerguß nicht gespart wurde. Wer härtere Titel wünscht, muß halt eher zum 3. Album der Strokes greifen. Heute aber, waren schmachtende Melodien angesagt. So richtig was für die Weiber. Schöne Mädchen waren eh im Überfluß anwesend, aber auch ihre Macker, was beweist, daß da auch harte Burschen drauf stehen.

Ich frage mich übrigens, was die Frauen an Albert toll finden. Wahrscheinlich einfach die Tatsache, daß er bei den Strokes ist. Vielleicht aber auch, daß er richtig gut singen kann und man einfach eine verdammt gute Zeit mit ihm verbringt. Langeweile kam hier nie auf und bei den zwei neuen Titeln, die er im Gepäck hatte, wurde zur Abwechslung auch mal etwas schneller gerockt. Es war im Übrigen eh laut genug, da sie in der Maroquinerie immer die Anlage voll aufdrehen und wir mit pfeifenden Ohren, aber einem Grinsen im Gesicht den Ort des Geschehens verließen. Das Finale wurde, wie auf dem Album mit "It's hard to live in the city" bestritten, dem wohl abwechslungsreichsten Stück des Abends. Stimmt schon, daß Stadtleben kann hart sein, auch in Paris, wenn man aber von den sonnendurchtränkten Titeln des New Yorker Wuschelkopfs genascht hat, ist es um einiges erträglicher...

von Oliver



 

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