Freitag, 17. November 2006

You say party! We say die!, We are Scientists, Paris, 16.11.06

Konzert: You say party! We say die! & We are Scientists
Datum: 16.11.2006
Location: La Maroquinerie, Paris
Zuschauer: ausverkauft


Eigentlich hatte ich mich pünktlich in meine ultracoolen texanischen Cowboystiefel von Lucchese geschwungen, aber die durch den Aufriß der kompletten rue de menilmontant entstandenen Bauarbeiten, die für Verspätungen im Busverkehr sorgten, verhinderten wieder einmal ein rechtzeitiges Eintreffen.

Somit mußte ich den ersten Act des jeden 3. Donnerstag stattfindenden Inrocks-Indieclub ausfallen lassen, es handelte sich um Tchen Tchen. Wenigstens war ich aber pünktlich für die aus Vancouver, Kanada stammenden You say party! We say die! Der heutige Abend stellte ein wenig ein Kontrastprogramm zu meinem gestrigen dar, den ich auf dem Hausboot Batofar verbracht hatte. Dort spielten durchweg französische Dreampop-Gruppen, wie z.B. Chateau Marmont, Tahiti 80 und Fugu. Heute war eher rockigeres bis punkigeres angesagt. Punk ist das Stichwort, denn den Stil der Kanadier kann man als Punk-Pop bezeichnen, der im Moment ziemlich angesagt ist, was erfolgreiche Gruppen wie die Yeah Yeah Yeahs, Be your own pet und Love is all belegen. All diese Gruppen eint wohl mehr oder weniger, daß sie Abkömmlinge von Blondie sind. Los ging es mit "Stockholm Syndrome Teil 1 und Teil 2", um dann schon den bisher größten Hit "You did it" folgen zu lassen. Dem Publikum gefiel's, mir auch. Damit hatte die Band um die braungelockte, freche Sängerin Becky aber bereits ein paar der besten Lieder verbraten. Nicht, daß der Rest des Sets schlecht war, nein, nein, aber man merkte doch so langsam, daß sich die Songs alle ein wenig ähneln. Vielleicht deshalb auch der Kommentar von Becky: "Wir spielen heute einige neue Stücke, einige der alten langweilen uns schon." Ich fragte mich, was alt bedeutet, denn das Debütalbum ist gerade erst erschienen. Die "neuen" Titel waren auf jeden Fall nicht übel, genannt seien hier "Poison Preachers" und "Sugar Monster". Den Kanadiern selbst machte es sichtlich Spaß in der französischen Hauptstadt zu spielen. "It's our first time in Paris, we are so excited." Ein paar der Zuschauer fragten bereits, wann sie denn wiederkämen. "Oh, frühestens im Frühjahr, leider.." Vielleicht werde ich dann auch dabei sein, denn was hier geboten wurde, war zumindest kurzweilig, wenngleich nicht sonderlich originell. Aber es muß ja auch nicht alles immer innovativ sein, um die Leute aufzuwärmen hat es allemal gereicht.

Setlist:
01: Stockholm Syndrome, Part 1
02: Stockholm Syndrome, Part 2
03: You did it!
04: Mayors (neu)
05: Five year plan (neu)
06: Midnight snack
07: Love in the new millenium
08: Poison Preachers (neu)
09: Sugar Monster (neu)
10: Cold hands, hot bodies
11: Me, She....

12: The Gap (between the rich and the poor)
13: Care (neu)

Die anschließenden Umbauarbeiten dauerten dann ziemlich lange, belustigend war allerdings, daß die Roadies T-Shirts von Metallica, bzw. den Arctic Monkeys trugen.

Um zehne ging dann das Licht aus und zum siebten Male hieß es für mich: "Hello we are Scientists". Eigentlich war es aber eine Premiere, denn die Wissenschaftler hatte ich bisher immer nur als Vorgruppe oder im Rahmen von Festivals gesehen.

Der Beginn war aufgrund der umfangreichen Schilderung von Christoph dann keine Überraschung mehr, denn zur Verblüffung der Nichteingeweihten erklang "Against all odds". Die Amerikaner scheinen vor nichts zurückzuschrecken! Relativ bald verklang aber die schmalzige Nummer und es ging mit meinem Lieblingslied "Cash Cow" gleich in die Vollen. Der Auftakt war also gelungen.

Nach ein paar mäßigeren Titeln wurde ich aber wieder daran erinnert, daß We are Scientists leider nicht beständig gut sind. Mir schwante auch woran das lag: Sänger Keith hat schlichtweg keine überragende Stimme! Die melodiösen Gitarrenriffe, markanten Bassläufe und vor allem das stakkatoartige Schlagzeug sind aber schon was Feines. Diese Stärken kamen dann insbesondere bei "Nobody move..." oder auch "Lousy reputation" zur Geltung. Dazwischen aber immer wieder durchschnittliche Kost, wozu ich auch leider die meisten neuen Songs zählen muß. Ich weiß nicht, ob das zweite Album ein großer Wurf wird. Schaun' mer mal. Immer wieder lustig allerdings die Dialoge zwischen Sänger Keith und Bassist Chris. Erinnerte fast ein wenig an Kienzle & Hauser. So erklärten sie uns z.B. warum sie Bodyguards bräuchten ("wir reden immer so viel dummes Zeug, das könnten ein paar Leute mißverstehen") und daß sie gerne noch in Paris blieben und nicht viel Lust auf den anstehenden Gig in Lille hätten. "Paris ist toll, wir haben schon ein englichsprachiges Kino ausfindig gemacht, das reicht uns schon.." Zum Ende hin wurde aus auch noch mal musikalisch stärker, denn sie brachten die Zugnummern "Inaction" und "The great escape". Dann verließen sie die Bühne und jeder dachte, es sei zu Ende. Zur Überraschung aller kamen sie aber noch mal zurück und beendeten das Konzert, wie sie es begonnen hatten. Mit einer Coverversion nämlich und zwar der Schmonzette "Be my baby" von den Bay City Rollers (oder war das von den Searchers?). Ein versöhnlicher Abschluß eines Konzertes einer passablen Band, die, wenn auch musikalisch nicht ganz in der Champions-League des Indie-Rock spielend, doch zumindest immer wieder sehr unterhaltsam ist.

von Oliver



3 Kommentare :

Christoph hat gesagt…

Weder noch, von den Ronettes stammt "Be my baby", habe ich gefunden.

Oliver Peel hat gesagt…

Haben aber auch die Bay City Rollers und die Seachers gecovert und noch viele andere.

Christoph hat gesagt…

Ja, ich weiß. Habe nur irgendwo gefunden, das sei ein Ronettes-Cover, wer auch immer die waren.

 

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