Sonntag, 22. Juli 2007

The Thermals, Tele, The Dance Inc., Rüsselsheim, 21.07.07


Konzert: The Thermals, Tele, The Dance Inc. (Phono Pop Festival)

Ort: Festung Rüsselsheim
Datum: 21.07.2007
Zuschauer: im Laufe des Abends immer voller


Tag zwei des fabelhaften kleinen Phono Pop Festivals in Rüsselsheim und alles war wie gestern: Ein prima Line-Up, vollkommen freundliche Atmosphäre - und einigermaßen gutes Wetter, obwohl es am Himmel schrecklich aussah, als ich losfuhr. Auch wie gestern war die Parksituation: Überhaupt kein Problem, einen Parkplatz direkt am Zugang zur Festung zu bekommen.

Drinnen hatte The Dance Inc. aus Hamburg ("we are Hamburg school") schon
angefangen. Die Band um Sänger Jan Elbeshausen spielt nach eigenen Angaben Elektro/Indie/Pop. Für mich klang das schon vor allem popig, aber überhaupt nicht schlecht. Mir schien das sehr radiotauglich - auch, weil man dann das Getanze von Jan Elbeshausen nicht sehen muß, das war nämlich, nun ja, merkwürdig. Das brauchte ich nicht - aber mein Gott, dafür war die Musik ja ok. Jan sagte irgendwann, man sage immer, sie klängen nach den 80er Jahren. Als Ausgleich wolle man einen 90er Hit spielen, es folgte "Killer" von Adamski bzw. Seal.

Jan Elbeshausen (der Name klingt schon so sehr nach Hamburg, daß er eigentlich nicht echt sein kann) ist übrigens auch Sänger der Grand Hotel Van Cleef Band Marr und hat in Hamburg das Übel & Gefährlich gegründet . Mir hat der Auftritt gut gefallen (Ohr, nicht Auge). Übel trifft die Musik also nicht, gefährlich allerdings auch nicht.

Setlist The Dance Inc. Phono Pop Festival:

01: You can help
02: Catpurr
03: Don't run to the suburbs
04: The boy who
05: Same shores (?)
06: Killer (Adamski Cover)
07: Looking like that
08: Matador

09: This summer (Z)

Danach kam die Gruppe, auf die ich am meisten gespannt war, weil ich nicht wußte, was mich erwarten würde: Tele aus Freiburg. Daß die Musiker (die selbst den Aufbau übernahmen) etwas können, zeigte sich schon beim Soundcheck: Schlagzeuger Stefan begleitete dabei nämlich die Musik vom Band. So kamen wir z.B. noch in den Genuß eines Halbplaybacks von "Everything counts" von Depeche Mode, bevor das Konzert begann. Der Aufbau dauerte einige Zeit, es mußte wohl noch etwas umgestellt werden. Außerdem mußten noch zwei Plätze für Bläser aufgebaut werden, Tele sollte nämlich von einem Saxophon und einer Posaune begleitet werden. Das erste Lied "Hans" spielte die Band noch ohne Verstärkung aber schon vor ordentlich vielen Zuhörern. Mir gefiel das auf Anhieb gut, wie das ganze Konzert. Manche Lieder waren mir einen Hauch zu bluesig, unterm Strich ist Tele aber seit heute auf meiner Mag-ich-Liste.

Immer wieder tauchten eben der Saxophonist und die Posaunistin auf und unterstützten die Teles. Natürlich gab das dem Sound noch einen besonderen Pfiff. Es wurde langsam immer abendlicher in der Festung, wirklich ein wundervolles Ambiente für ein Konzert. Auch Sänger Francesco war davon offenbar
beeindruckt, irgendwann sang (!) er: "Ich würd gern einen Rittersong singen!" Ein Mädchen aus dem Publikum rief zurück: "Au ja!" Der Sänger darauf wieder singend: "Aber ich kann keinen!". Und das Mädchen: "Scheiße!"

Die schönste Ansage kam allerdings kurz später. Francesco, der wie seine Bandkollegen sehr gut gelaunt wirkte, kündigte das nächste Stück an mit: "In der Literatur gibt es den Flegelroman.
Das nächste Lied ist unser Flegellied. Flegel ist ein tolles Wort, das sollte ich öfter benutzen", worauf der Keyboarder Patrick trocken erwiderte: "Unser Flegel heißt 'Now'", Francesco hatte sich in der Zeile geirrt und mit seiner schönen Anmoderation das übernächste Lied ("Mario") gemeint! Auch ohne solche Lacher war die Stimmung bei Tele toll. Beendet wurde das Set mit zwei Zugaben, zuletzt mit "Rot", das viele vorher schon herbeigebrüllt hatten. Mir gefielen besonders "F.R.E.I." und "Fieber". Dagegen gefiel mir nicht, daß Francesco irgendwann etwas von "Mein Haus, mein Auto, mein Pferd" usw. sprach aber "Mein Blog" vergaß!

Eine kleine niedliche Episode am Rand: Ein Fan von Tele nahm sich nach dem offiziellen Teil eine der Setlisten. Als die Band wieder auf die Bühne kam, kam auch er wieder nach vorne, um die Liste für die Zugaben zurückzugeben! Gitarrist Tobi sagte ihm aber, es wäre schon ok so...

Setlist Tele Phono Pop Festival:

01: Hans
02: Rio de Janeiro
03: F.R.E.I.
04: Unser kleines Haus
05: Now now now
06: Mario
07: Falschrum
08: Die Luft
09: Fieber
10: Wenn Du gehst

11: Wovon sollen wir leben (Z)
12: Rot (Z)

Was nach Tele kam, konnte ich mir sehr genau vorstellen: Eine gute Stunde Riesenspaß mit den Thermals aus Portland. Ich hatte die Amerikaner im Dezember schon einmal im Gebäude 9 gesehen und da ein tolles Konzert erlebt. Und eine lautes und schnelles...

Sänger Hutch, Bassistin Kathy und Schlagzeuger Lorin schienen noch etwas vorzuhaben, denn nachdem sie selbst aufgebaut hatten, kurz noch von der Bühne gingen, spielten sie anschließend 23 Lieder in einer Stunde, ließen allen Schnickschnack wie
lange Ansagen oder Pausen zwischen den Liedern weg. Sehr LoFi und sehr toll!

Mittlerweile war es dunkel, die Festungsmauern leuchteten rot, von Scheinwerfern angestrahlt, und vor der Bühne sammelten sich viele tanzwütige Leute. Ich
hatte mir einen schönen Platz an der Bühnenecke nah bei Hutch gesucht, um ein paar Fotos der Thermals zu machen. Der Platz hatte den Vorteil, hinter den Hauptboxen zu sein, so daß ich mir das Konzert ohne Ohrstöpsel angehört habe. Es war aber auch so im Schallschatten höllisch laut. Viel zu laut für die vielen Kinder, die vor der Bühne standen. Besonders leid tat mir ein kleines Mädchen (fünf oder sechs vielleicht), das mit seiner Mutter neben mir stand und sich krampfhaft die Ohren zuhielt. Als ich der Mutter Ohrstöpsel anbot, sagte sie (sie brüllte, es war wirklich laut da), das Mädchen hätte schon welche. Nun gut...

Ich wußte ja wie gesagt, was mich erwartete, und die
Thermals übererfüllten diese Erwartungen. Ich glaube, Oliver und ich hatten nach den Pariser und Kölner Konzerten der Amerikaner schon festgestellt, daß die Thermals in die Liga der besten Garagenbands gehören, wie die Subways oder die Dirty Pretty Things. Da nehme ich wirklich gerne das nachhaltige Summen im Ohr hin.

Die Thermals waren übrigens neben Rüsselsheim nur auf dem Meltfestival. Die Veranstalter haben also wirklich großes Geschick gezeigt, dieses Highlight verpflichten zu können. Ich bin todsicher nächstes Jahr wieder in dieser netten Festung.

Setlist The Thermals Phono Pop Festival:

01: It's trivia
02: St. Rosa and the swallows
03: Our trip
04: Every stitch
05: Born dead
06: A stare like yours
07: I might need to kill you
08: An ear for baby
09: How we know
10: End to begin
11: God and country
12: Let your earth quake, baby
13: A pillar of salt
14: A passing feeling
15: Here's your future
16: Back to the sea
17: No culture icons
18: Overgrown, overblown
19: Power doesn't run on nothing
20: Top of the earth
21: Back to gray
22: Eyerything Thermals
23: Returning to the fold

Links:

- The Thermals in Paris 2006
- The Thermals in Köln 2006
- mehr Fotos von den Thermals
- mehr von Tele
- und schließlich Bilder von The Dance Inc.




3 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Super Bilder, Christoph, vor allem die von Tele, aber auch die Bassistin der Thermals hast Du sehr gut getroffen!

Auch toll: die vielen Setlisten, ich glaube die werden ja schon abgeschrieben...

Oliver Peel hat gesagt…

Achso, das ist ja wirklich ein Unding, daß Francesco "Mein Blog" nicht erwähnt hat!

Anonym hat gesagt…

hm.. thanks for :))

 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates