Konzert: Anette Askvik und Band
Ort: Tempel in Karlsruhe
Datum: 19. Februar 2015
Dauer: 80 min
Zuschauer: etwa 70
Die Musik der Sphären war den alten Griechen tief im Weltbild verankert. Die wunderbaren Proportionen des Firmaments mussten harmonischen Klang produzieren. Wir können ihn nur mit unseren Ohren nicht hören. In der Ankündigung des Abends Singing Stars mit Anette Askvik war davon die Rede, dass sie Zugang zu Daten der NASA bekam und aus ihnen Musik destilliert hat. Klingt das spannend?...!!!
Als ich auf dem Weg in den Westen der Stadt einen Tweet (siehe unten) in meiner Timeline fand, der den Klang der Zahl pi erweckt sah, musste ich doch ein bisschen schmunzeln. Das wäre den guten Griechen dann doch zu weit gegangen. So irrational war Harmonie in ihrer Welt nicht. Oder - wie der Isländer Jóhann Jóhannsson - eine IBM 1401 zum Instrument (*) zu erklären. Das sind wohl eher "Torheiten" der Neuzeit...
An dem Abend im Karlsruher Tempel waren neben der norwegischen Sängerin Anette Askvik noch
Elisa Herbig - Cello
Joern Erik Aahlsen - Gitarre/Elektronik
Julie Falkevik Tungavag - Keyboards/Piano
Stephan Salewski - Drums/Xylophon
auf der Bühne versammelt. Ohne großes Brimborium begann das Konzert auf den Punkt. Für einen Donnerstag Abend war mir das hoch willkommen. Auch wenn ich für die Musik, die mir geschenkt wurde, gewiß eine kurze Nacht verschmerzt hätte.
Das Programm sah schließlich nur ein Stück vom Debut-Album Liberty vor: Das erste Lied des Abends - Without permission. Erst in der zweiten Zugabe (nicht auf der Setlist) gab es doch noch ein Stück vom Debut. Nicht dass ich das im Laufe des Abends registriert hätte - es war meine allererste Begegnung mit der Musik der Norwegerin. Ich hatte zuvor nur ein Video gesehen und mich von dem Versprechen Musik der Sterne locken lassen.
Das erste Stück war mit geisterhaftem Gesang unterfüttert und stellte gleich die größte Stärke der Musik in den Mittelpunkt: die Stimme von Anette. Wenngleich das vielleicht falsch verstanden werden kann. Es war nicht eigentlich eine Sololeistung mit Bandbegleitung. Zu jeder Zeit war klar, dass es sich hier um ein gemeinsam (und harmonisch) geschaffenes Musikerlebnis handelte. Außer dem Mann an den Schlegeln sang z.B. jede und jeder in schönstem Satzgesang. Elisa (Cello) und Juli (Tasten) waren fast ständig in Augenkontakt miteinander oder mit Anette. Ein schönes besonders in Erinnerung gebliebenes Beispiel war für mich das Lied vom kleinen Vogel, das die drei Frauen als zweite Zugabe allein vortrugen.
Die ersten beiden Stücke bekamen gar keine Pause für Applaus und die Überleitungen und Ansagen waren auch später sehr sparsam. Ich fand das eigentlich sehr passend, weil damit die Konzentration auf die Musik sehr stark gebündelt wurde. Vor dem dritten Song meinte Anette "The universe outside and inside" wären gleichermaßen faszinierend für sie. Musikalisch war es für mich eine wahre Entdeckung. In jedem Stück fand sich eine Prise der versprochenen Sphärenmusik - diesseitig und jenseitig zugleich. Das Cyndi Lauper cover hätte ich im nebenbei-hören wahrscheinlich gar nicht erkannt, so anverwandelt war es ihr.
Immer, wenn ich dachte, jetzt wird es doch mal poppig "normal", setzte das Programm ein überraschendes und gern von mir angenommenes Ausrufezeichen. Bei Wild Wind dachte ich: Das ist jetzt das Finale, das mit Schmiss und Bums uns alle heimschicken will (auch Anette ging an eine Trommel). Hier war schon einmal Schluß mit schüchtern. Aber danach blieb Anette allein mit dem Schlagzeuger auf der Bühne und sang von Sternenmusik begleitet das Stück, was mir als absoluter Höhepunkt in Erinnerung bleiben wird. Innig und stark - in der Welt verwoben und in der Zeit. Unerhört.
Natürlich war eine Zugabe dran. Und was für eine wir bekamen! Supernova war fast wie eine kurze Sinfonie. Sich stetig zu einem Höhepunkt entwickelnd, in dem es dann wirklich laut wurde und nicht klassisch harmonisch blieb. Ein musikalischer Vulkanausbruch. Ich kann mir schon denken, dass sich die Band das prima als Schluss des Abends vorgestellt hatte (Rausschmeißer!). Aber noch ließen wir uns nicht abschütteln. Eins wollten wir noch - und kriegten wir auch. Und auch das eine wunderbare Erinnerung mit der richtigen Balance von schönem Klang und fremd schrägen Anklängen, die unser Leben nicht glattziehen und verniedlichen.
Setlist:
01: Without permission
02: Maybe I can
03: In our hearts it is love
04: Define me
05: Time after time (Cyndi Lauper cover)
06: Not forgotten
07: Once
08: Don't you wish
09: Wild wind
10: Natten ser
11: Supernova (Z)
12: The bird song (Z)
Tourdaten:
17.02 Café Haag Kino Arsenal & Kino Atelier, Tübingen
18.02 Karl-Schubert Gemeinschaften, Filderstadt
19.02 Kulturzentrum Tempel - Karlsruhe
20.02 Kulturladen KFZ Marburg,
21.02 Studentenclub Kasseturm e.V. Weimar, support cayoux
22.02 Musik zwischen den Welten Dreikönigskirche, Dresden
(*) "The computer's memory emitted strong electromagnetic waves and by programming the memory in a certain way and by placing a radio receiver next to it, melodies could be coaxed out - captured by the receiver as a delicate, melancholy sine-wave tone." (Liner notes Jóhan Jóhannsson)
A #music genius has uncovered how the number Pi would sound like. Check out the vid: http://t.co/Qh3Q9RahWK #maths pic.twitter.com/YjUaCRCXlD
— Daniel Gennaoui (@DanielGennaoui) 15. Februar 2015
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