Konzert: Entertainment For The Braindead
Ort: Gebäude 9, Köln (Cologne Commons Festivals)
Datum: 12.06.2009
Zuschauer: gut 150
Dauer: 60 min
Was es alles gibt! Gestern sah ich einen Bericht über eine internationale Twitter-Konferenz; heute war ich beim Festival der Cologne Commons Konferenz, einer Tagung über Creative Commons-Lizenzen oder allgemein über freie Musikkultur. Allerdings wollte ich weniger über Formen der legalen Weitergabe von Musik diskutieren, auch wenn das sicher horizonterweiternd gewesen wäre (meine Fotos z.B. sind mit CC Lizenzen versehen - wenn ich nicht vergesse, das so einzustellen), als vielmehr Julia Kotowski bzw. Entertainment For The Braindead sehen.
Denn Teil der Cologne Commons war eben auch ein zweitägiges Festival im Gebäude 9. Die meisten der auftretenden Künstler sagten mir nichts, muß ich gestehen. Allerdings lag der gemeinsame Nenner der Festival-Acts auch in deren Vertriebsform; musikalisch spannte sich das Spektrum von Techno über "Chip- und 8-Bit-Musik" (was auch immer das sein mag) bis hin zu Folk-Pop.
Mich interessierte nur Entertainment For The Braindead. Die Musik der Kölner Sängerin Julia Kotowski, die sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, hatte ich kennengelernt, nachdem mir Oliver im letzten Herbst erzählt hatte, daß Entertainment For The Braindead in seinem Pariser Wohnzimmer spielen würde (Oliver Peel Session #3; die spektakuläre Vorgeschichte dazu findet sich hier).
Da ich nirgendwo einen Zeitplan gefunden hatte - nur den Hinweis Beginn 21.00 h pünktlich - und auf gar keinen Fall das vermutlich kurze Konzert verpassen wollte, war ich um Punkt neun in Deutz. Vor dem Gebäude 9 standen Grills, Bierbänke und jede Menge Leute, nichts deute aber darauf hin, daß das erste Konzert jetzt beginnen sollte. Erst nach einem einstündigen DJ Set von Sven Swift & Mo. verlagerte sich das Geschehen langsam in den Konzertraum.
Das Publikum in der Halle konnte man in drei Kategorien einteilen: es gab professionelle Fotografen, die vorne standen (zehn vielleicht?), eine große Masse an Leuten, die das vordere Viertel das Saals mieden wie Morrissey eine Grillparty, und die alle als Berufsbezeichnung "was mit Musik" angeben, und mich.
Julia hatte einen Tisch neben sich stehen, auf dem sich allerlei Instrumente befanden. Das sah bereits sehr vielversprechend aus. Als sie dann das erste Stück damit begann, einige Töne und Geräusche zu loopen, war ich bereits hin und weg! Goodbye spielte die junge Kölnerin auf ihrer blauen Ukulele. Begleitet wurde sie dabei aber von den zahlreichen vorher aufgenommenen Tönen und Rhythmen. Julias Stimme ist ruhig, aber auch sehr einprägsam und fest.
Besonders begeisterte mich, wie professionell die junge Künstlerin ihre Lieder vor solch einem großen Publikum wiedergab. Es ist ja eine Sache, ein paar mit Gitarre begleitete Stücke zu spielen. Aber komplexe Titel, bei denen Stimme und Instrumente live aufgenommen und wieder zusammengesetzt abgespielt wurden, ohne daß irgendein Zeichen von Nervosität zu spüren war, beeindruckte mich! Aber dabei fehlte jede professionelle Abgezocktheit, es war also die perfekte Mischung aus fabelhaft vorgetragenen Liedern und einer großen Menge Charme!
Das erste Stück, das ich kannte, war Resolutions, das auf der Platte Hydrophobia auf ihrem Netlabel aaahh-Records erschienen ist. Zusätzlich zu ihrer akustischen Gitarre kam dabei eine Querflöte zum Einsatz. Ein ganz und gar wundervolles Lied! Flöten kamen häufiger vor. Beim nächsten Stück war es aber eine Blockflöte, vermutlich eine Altflöte, sie klang nämlich so anders als das Ding, das ich im Schulunterricht spielen durfte.
Hinter der Sängerin liefen auf einer Leinwand Animationen des britischen Künstlers VJ Ultra. Ich war während des Programms sicher, die Animationen wären auf Julias Lieder speziell abgestimmt, so gut passte die visuelle Unterstützung.
Ich kannte bei weitem nicht alle Lieder des Abends - das (Fach)publikum sicher auch nicht; die Reaktionen waren aber auf alle Stücke gleich, der Saal war begeistert! Schwer zu sagen, was mir am besten gefiel. A string, das Lied über die abgerissene A-Saite ihrer Gitarre, gehörte ganz sicher dazu! Ein extrem schönes und trauriges Lied, das hoffentlich auch irgendwann veröffentlicht wird!
What you get war auch ausgezeichnet, ebenso Mi corazón... Vermutlich mochte ich aber Will you miss me? und Maybe am meisten. Will you miss me? spielte Julia auf einer E-Gitarre, als einziges Stück des Abends, wenn ich mich recht erinnere. Maybe, wieder auf der blauen Ukulele vorgetragen, hatte dann mit einem mehrfach geloopten Glockenspiel (diesem roten mit den bunten Metallplatten) die wundervollste Instrumentierung.
Obwohl es mir höchstens wie eine halbe Stunde vorgekommen war, hatte das Programm von Entertainment For The Braindead eine knappe Stunde gedauert, bevor es mit Maybe endete. Da noch drei andere Livebands auftreten sollten, hatte ich vorher höchstens mit vierzig Minuten pro Künstler gerechnet. Trotz des sicher straffen Zeitplans, mußte Julia selbstverständlich eine Zugabe spielen, Animals von ihrer Tour EP Seven +1.
Von Entertainment For The Braindead werden wir noch viel hören, daran besteht überhaupt kein Zweifel! Und wir werden ganz sicher noch häufig über diese großartige Künstlerin schreiben!
Setlist Entertainment For The Braindead, Cologne Commons, Gebäude 9, Köln:
01: Goodbye
02: It flew away
03: Resolutions
04: Weightless & innocent
05: What you get
06: Coming home
07: Mi corazón
08: A string
09: Will you miss me?
10: Maybe
11: Animals (Z)*
Links:
- Oliver Peel Session mit Entertainment For The Braindead in Olivers Wohnzimmer in Paris
- (mehr) Fotos aus dem Gebäude 9
* vielen Dank an Julia für die Setlist!
Ort: Gebäude 9, Köln (Cologne Commons Festivals)
Datum: 12.06.2009
Zuschauer: gut 150
Dauer: 60 min
Was es alles gibt! Gestern sah ich einen Bericht über eine internationale Twitter-Konferenz; heute war ich beim Festival der Cologne Commons Konferenz, einer Tagung über Creative Commons-Lizenzen oder allgemein über freie Musikkultur. Allerdings wollte ich weniger über Formen der legalen Weitergabe von Musik diskutieren, auch wenn das sicher horizonterweiternd gewesen wäre (meine Fotos z.B. sind mit CC Lizenzen versehen - wenn ich nicht vergesse, das so einzustellen), als vielmehr Julia Kotowski bzw. Entertainment For The Braindead sehen.
Denn Teil der Cologne Commons war eben auch ein zweitägiges Festival im Gebäude 9. Die meisten der auftretenden Künstler sagten mir nichts, muß ich gestehen. Allerdings lag der gemeinsame Nenner der Festival-Acts auch in deren Vertriebsform; musikalisch spannte sich das Spektrum von Techno über "Chip- und 8-Bit-Musik" (was auch immer das sein mag) bis hin zu Folk-Pop.
Mich interessierte nur Entertainment For The Braindead. Die Musik der Kölner Sängerin Julia Kotowski, die sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, hatte ich kennengelernt, nachdem mir Oliver im letzten Herbst erzählt hatte, daß Entertainment For The Braindead in seinem Pariser Wohnzimmer spielen würde (Oliver Peel Session #3; die spektakuläre Vorgeschichte dazu findet sich hier).
Da ich nirgendwo einen Zeitplan gefunden hatte - nur den Hinweis Beginn 21.00 h pünktlich - und auf gar keinen Fall das vermutlich kurze Konzert verpassen wollte, war ich um Punkt neun in Deutz. Vor dem Gebäude 9 standen Grills, Bierbänke und jede Menge Leute, nichts deute aber darauf hin, daß das erste Konzert jetzt beginnen sollte. Erst nach einem einstündigen DJ Set von Sven Swift & Mo. verlagerte sich das Geschehen langsam in den Konzertraum.
Das Publikum in der Halle konnte man in drei Kategorien einteilen: es gab professionelle Fotografen, die vorne standen (zehn vielleicht?), eine große Masse an Leuten, die das vordere Viertel das Saals mieden wie Morrissey eine Grillparty, und die alle als Berufsbezeichnung "was mit Musik" angeben, und mich.
Julia hatte einen Tisch neben sich stehen, auf dem sich allerlei Instrumente befanden. Das sah bereits sehr vielversprechend aus. Als sie dann das erste Stück damit begann, einige Töne und Geräusche zu loopen, war ich bereits hin und weg! Goodbye spielte die junge Kölnerin auf ihrer blauen Ukulele. Begleitet wurde sie dabei aber von den zahlreichen vorher aufgenommenen Tönen und Rhythmen. Julias Stimme ist ruhig, aber auch sehr einprägsam und fest.
Besonders begeisterte mich, wie professionell die junge Künstlerin ihre Lieder vor solch einem großen Publikum wiedergab. Es ist ja eine Sache, ein paar mit Gitarre begleitete Stücke zu spielen. Aber komplexe Titel, bei denen Stimme und Instrumente live aufgenommen und wieder zusammengesetzt abgespielt wurden, ohne daß irgendein Zeichen von Nervosität zu spüren war, beeindruckte mich! Aber dabei fehlte jede professionelle Abgezocktheit, es war also die perfekte Mischung aus fabelhaft vorgetragenen Liedern und einer großen Menge Charme!
Das erste Stück, das ich kannte, war Resolutions, das auf der Platte Hydrophobia auf ihrem Netlabel aaahh-Records erschienen ist. Zusätzlich zu ihrer akustischen Gitarre kam dabei eine Querflöte zum Einsatz. Ein ganz und gar wundervolles Lied! Flöten kamen häufiger vor. Beim nächsten Stück war es aber eine Blockflöte, vermutlich eine Altflöte, sie klang nämlich so anders als das Ding, das ich im Schulunterricht spielen durfte.
Hinter der Sängerin liefen auf einer Leinwand Animationen des britischen Künstlers VJ Ultra. Ich war während des Programms sicher, die Animationen wären auf Julias Lieder speziell abgestimmt, so gut passte die visuelle Unterstützung.
Ich kannte bei weitem nicht alle Lieder des Abends - das (Fach)publikum sicher auch nicht; die Reaktionen waren aber auf alle Stücke gleich, der Saal war begeistert! Schwer zu sagen, was mir am besten gefiel. A string, das Lied über die abgerissene A-Saite ihrer Gitarre, gehörte ganz sicher dazu! Ein extrem schönes und trauriges Lied, das hoffentlich auch irgendwann veröffentlicht wird!
What you get war auch ausgezeichnet, ebenso Mi corazón... Vermutlich mochte ich aber Will you miss me? und Maybe am meisten. Will you miss me? spielte Julia auf einer E-Gitarre, als einziges Stück des Abends, wenn ich mich recht erinnere. Maybe, wieder auf der blauen Ukulele vorgetragen, hatte dann mit einem mehrfach geloopten Glockenspiel (diesem roten mit den bunten Metallplatten) die wundervollste Instrumentierung.
Obwohl es mir höchstens wie eine halbe Stunde vorgekommen war, hatte das Programm von Entertainment For The Braindead eine knappe Stunde gedauert, bevor es mit Maybe endete. Da noch drei andere Livebands auftreten sollten, hatte ich vorher höchstens mit vierzig Minuten pro Künstler gerechnet. Trotz des sicher straffen Zeitplans, mußte Julia selbstverständlich eine Zugabe spielen, Animals von ihrer Tour EP Seven +1.
Von Entertainment For The Braindead werden wir noch viel hören, daran besteht überhaupt kein Zweifel! Und wir werden ganz sicher noch häufig über diese großartige Künstlerin schreiben!
Setlist Entertainment For The Braindead, Cologne Commons, Gebäude 9, Köln:
01: Goodbye
02: It flew away
03: Resolutions
04: Weightless & innocent
05: What you get
06: Coming home
07: Mi corazón
08: A string
09: Will you miss me?
10: Maybe
11: Animals (Z)*
Links:
- Oliver Peel Session mit Entertainment For The Braindead in Olivers Wohnzimmer in Paris
- (mehr) Fotos aus dem Gebäude 9
* vielen Dank an Julia für die Setlist!
2 Kommentare :
Vielen lieben Dank für das Review und die Fotos! Es ist sehr schön, so positives und ausführliches Feedback zu bekommen... :)
Eine kleine Anmerkung noch: Das zweite Blasinstrument war keine Blockflöte, sondern ein Xaphoon (http://www.xaphoon.de/xaframeset.htm), daher der etwas fremde Klang.
Vielen Dank!
Xaphoon? Das habe ich noch nie gehört, muß ich gestehen. Aber es klang toll!
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