Konzert: Torres
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 13.11.2017
Dauer: gut 75 min
Zuschauer: vielleicht 150
Beim Primavera Sound Festival 2015 spielte Mackenzie Scott gleich zwei fantastische Konzerte. Die Amerikanerin, die als Torres firmiert, spielte alleine mit E-Gitarre wunderschöne Lieder, entschuldigte sich dafür, ohne Begleiter aufzutreten und erntete am Ende aus dem Publikum ein "you don't need a band!"
Im September 2015 hatte Mackenzie diese aber trotzdem dabei, als sie im Gebäude 9 spielte. "Mir machte des ein wenig angst, es sah aus, als käme jetzt eine große Inszenierung. Groß ja, gekünstelter Quatsch nein. Torres beschränkten sich auf die Musik. Daß das vollkommen ausreicht, wusste ich ja," schrieb ich danach. Das zweite Konzert von Torres im Gebäude 9 folgte konsequent dieser Entwicklung, die Musik stand zwar noch im Mittelpunkt, die stvincentschen Elemente spielen mittlerweile aber auch eine riesige Rolle, eine viel zu große für meinen Geschmack.
Vor Torres spielten The Dove & The Wolf eine in den USA ansässige französische Band, die ich aber schnell verlassen musste, weil es viel zu laut und dröhnend war.
Um 21:40 h trat Mackenzie mit ihren drei Begleitern auf. Leider habe ich die Namen der Keyboarderin, des Schlagzeugers und des Gitarristen nicht verstanden (die beiden Männer könnte ich damit beschreiben, daß sie während des ganzen Konzerts mit offenem Mund Kaugummi kauten).
Leider war auch der Hauptteil des Abends nicht perfekt ausgesteuert. Vielleicht kommen die Soundleute noch nicht mit der neuen Anlage im Gebäude 9 zurecht. Mackenzies Stimme war viel zu leise, das nahm den besten Liedern des Abends eine Menge Pfiff. Aber Stücke wie Sprinter sind auch schlecht ausgesteuert brillant. Für den großen Rest galt das heute nicht. Vielleicht gefielen mir die vielen Titel vom neuen Album Three futures richtig gut, wenn sie vom Bombast und den großen Gesten befreit würden.
Bei einem der letzten Lieder kletterte Mackenzie auf einer der Monitorboxen rum, davor gab es Roboter-Bewegungen, Schrei-Ausbrüche, viele Aktionen, die mich nicht in dem Maßen genervt hätten, wenn ich Torres zum ersten Mal gesehen hätte. Da ich aber eben schon zweieinhalb sehr sehr gute Auftritte erlebt hatte, berührte mich das Konzert überhaupt nicht.
Künstler sollten nie das machen, was das Publikum sehen will. Sie sollten immer selbst bestimmen, wie ihre Kunst aussieht. Ich kann mir bei Torres nicht vorstellen, daß sie sich Annie Clark zum Vorbild nimmt, um deren Erfolg zu kopieren. Ich denke, Ihr gefällt die dramatische Torres besser als die Frau mit E-Gitarre. Mir nicht, also war das wohl mein letztes Torres-Konzert. Spannend war das für mich nämlich gar nicht, eher egal.
Setlist Torres, Gebäude 9, Köln:
01: Tongue slap your brains out
02: Skim
03: Righteous woman
04: New skin
05: Honey
06: Sprinter
07: Cowboy guilt
08: Baby baby pie
09: Three futures
10: Helen in the woods
11: Marble focus
12: Concrete Ganesha
13: Strange hellos
Links:
- aus unserem Archiv:
- Torres, Köln, 09.09.15
- Torres, Barcelona, 31.05.15
- Torres, Barcelona, 30.05.15
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