Konzert: Inheaven
Ort: MTC, Köln
Datum: 27.10.17
Dauer: 60min
Zuschauer: ca.60
Inheaven wollen berühmt werden. Ein legitimer Wunsch, nur kann das den Weg zur neuen Lieblingsband etwas erschweren. Schließlich möchte man die Band selber entdecken und nicht an jeder Ecke auf das nächste, große Ding aus England gestoßen werden.
In Deutschland ist das aber natürlich noch kein Thema. Während der NME in England schon wieder vom "most dangerously excited debut album" fabuliert, versammelt sich im immer noch nach Klosteinen stinkenden MTC gerademal ein Publikum in doppelter Klassenstärke.
Wenig Glamour also, obwohl die Bühne mit viel Gedöns wie Plastikblumen und einer USA-Flagge ?! aufgehübscht wurde. Das Album der Band erschien auf Julian Casablanca`s Label CULT RECORDS und ist wirklich gelungen.
Auf der Bühne ist der Sound zunächst auch wenig anders als auf CD. Hier stehen allerdings zwei sehr extrovertierte Musiker (Bassistin Chloe und Sänger James Taylor) dem unscheinbaren Drummer und zweiten Gitarristen gegenüber.
Chloe bemüht alle Rockgesten der letzten 50 Jahre auf Stadionniveau, was auf Dauer etwas ermüdend wirkt. James Taylor hat das Mikro im Liam-Gedächnismodus aufgebaut und schaut daher ständig an die Decke. Aber kommen wir zur Musik, und die ist über weite Strecken wirklich gut.
Klar, hier gibt es nichts neues zu entdecken, das alles ist Retro im unterhaltsamsten Sinne. Viele Bassläufe erinnern an die Pixies, ebenso wie der oft zweistimmige Gesang. Dann wird es wieder etwas rockiger oder ruhiger, aber immer im klassischen Indie-Gewand.
Das besondere der Songs, sie sind unglaublich eingängig und voller runder Melodien. Daher ist die Hoffnung berechtigt, das sich Inheaven von den, auf Dauer langweiligen UK-Hypes der letzten Jahre, wie z.B. den Circa Waves schon bald absetzen können.
Ob aber heute mit tollen Songs wie "Regeneration" oder "Bitter Town" überhaupt noch eine Karriere außerhalb des geschlossenen Festivalzirkusses möglich ist, bleibt abzuwarten.
Vielleicht kommen Inheaven 15 Jahr zu spät, vielleicht sind sie aber doch die Band, die dem Genre einen neuen Impuls verleihen kann. Halten wir die Augen offen.
Fotos: Michael Graef
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