Freitag, 31. Oktober 2014

The Dø (+ Amatorski), Leipzig, 30.10.14


Konzert: The Dø (Support Amatorski)
Ort: Täubchenthal, Leipzig
Datum: 30. Oktober 2014
Dauer: 30 Min + 90 Min
Zuschauer: ca. 300


Das Täubchenthal liegt in Leipzig-Plagwitz und ist im einstigen Kontorgebäude der Kammgarnspinnerei Stöhr in der Wachsmuthstraße 1 untergekommen. Ich betrete das Gelände zum ersten Mal und gleich fühle ich mich um Jahre zurückversetzt, als ich die Leuchter im Saal erblicke. Die Formen sind über viele Jahre und Gebäude im Osten der Republik verteilt gewesen, die Lichtgestaltung inzwischen aber erneuert und ein Blickfang vor dem Konzert und in der Umbaupause.




Ich hatte mich schon länger auf diesen Abend gefreut und erst kurz vor der Fahrt nach Leipzig überhaupt realisiert, dass Amatorski "nur" Support für The Dø sein sollten. Im Netz hatte ich mir schnell noch einen Titel von The Dø angehört und mir vorgenommen, wenigstens wegen Amatorski dennoch zu fahren.


Amatorski begannen den Abend mit einem 30 minütigen Set und wurden vom Publikum sehr herzlich aufgenommen. Ich habe schon andere Empfänge von Vorbands erlebt. Hier und heute aber war der Support Act willkommen und der Applaus fiel generös aus. Inne Eysermans und Sebastiaan van den Branden spielten Songs ihrer letzten Veröffentlichung "From Figures to Clay". Die sympathische Art ihres Auftritts ließ für mich den Schluss zu, dass sie wohl noch nicht so oft vor größerem Publikum gespielt haben oder sich ihre Bodenständigkeit bewahrt haben. Zur Musik: Inne an den Keyboards und Electronics und Sebastiaan an der Gitarre spielten die Songs sehr nah an der Albumfassung. Gewöhnlich mag ich das nicht so sehr sondern habe mehr Freude an Interpretationen, hier aber überwog die Freude, Amatorski spielen zu sehen und zu hören - und das alles in der ersten Reihe zu genießen. Und so war die halbe Stunde viel zu schnell vorbei.


Wir sahen einen überaus professionellen und perfektionistischen Umbau. Alle Positionen beweglicher Teile wie Mikroständer, Percussionständer, Pedale und Keyboardfüße waren vorher markiert gewesen und jede solche Stelle wurde von den Technikern immer wieder akribisch überprüft und zurechtgerückt. Dieses Erleben allein verkürzte die Wartezeit auf The Dø und die Spannung stieg, was mich wohl erwarten würde. Aus dem Netz hatte ich mir den Satz gemerkt, in dem über "intelligente Popsongs" geschrieben wurde.



Als die Band auf die Bühne kam und der erste Titel anlief, war mir klar, dass hier ein Energiebündel auf der Bühne stand. Olivia Merilahti mit finnisch-französischen Wurzeln strahlte mit ihren höchstens 160 cm Körpergröße eine unglaubliche Präsenz aus. Sie wandelte von Thai-Chi zu wilden Box-Ausbrüchen getragen von der Musik. Ihre Stimme kann sehr stark, dann wieder leise und zart, in jedem Fall aber immer klar sein. Unterstützt wird sie auf der Bühne von ihrem The Dø - Partner Dan Lavy (keyboards und Percussion) sowie zwei weiteren Musikern an Gitarre, percussion und electronics. Die Kraft der Musik entlud sich vor der Bühne direkt in den Brustkorb, die Bässe drückten in den Saal zuerst ungewohnt stark, im Verlaufe des Konzerts jedoch angenehm wie eine Art manuelle Therapie mittels Resonanzwellen.



Die Musikbeschreibung aus dem Netz passte und mit zunehmender Dauer des Konzerts stieg meine Begeisterung über die Performance. Ganz anders als Amatorski spielten sich The Dø in einen Rausch angetrieben von einem verzückten Publikum. In den Zugaben zeigten sie sowohl Energieausbrüche als auch das ganz verhaltene fast-acapella Stück "Nature will remain" - nur begleitet von Dan Levy an den Tasten. Dieser Abend war mal wieder ein Beispiel für eine gelungene Überraschung. Im Nachhinein höre ich das aktuelle Album "Shake shook shaken" und wäre wohl nicht übermäßig an dem Konzert interessiert gewesen, wenn ich es bereits vor dem gestrigen Abend gekannt hätte. Die Produktion im Studio lässt nicht auf die Bühnenshow und Spielfreude schließen, die ich im Täubchenthal erleben durfte. So aber haben mich The Dø mit ihrem Auftritt völlig überzeugt. Musikalisch abwechslungsreiche Songs und einfach schöne Melodien prägten die Setlist, auf der sich bis auf einen Song ausschließlich Titel des aktuellen Albums fanden. Wer noch die Chance hat, eines der Konzerte in Frankreich oder in der Schweiz mitzunehmen, der sollte sich diese nicht entgehen lassen.





Setlist The Dø (unvollständig ohne Zugaben)
1. Omen
2. A Mess Like This
3. Keep Your Lips Sealed
4. Miracles
5. Sparks
6. Trustful Hands
7. Anita No!
8. Opposite Ways
9. Slippery Slope
10. Going Thru Walls
11. Dispair Hangover and Ecstasy

12. Lick My Wounds (Z)
13. Nature Will Remain (Z)

14. unbekannt (Z)


Website Amatorski
Website The Dø



 

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