Konzert: The Dodos
Ort: Valkhof Nijmegen (de affaire Festival)
Datum: 19.07.2009
Zuschauer: regenbedingt wechselhaft viele
Dauer: regenbedingt auf 55 min verkürzt
Obwohl nichts darauf hingewiesen hatte, vor allem die riesige Gewitterwolke am Mittag nicht, daß es den ganzen Tag sonnig und trocken sein würde, hielt sich das Wetter in Nijmegen wacker. Bis zum Auftritt der Dodos... Kurz bevor die Amerikaner auf die Bühne gehen wollten, ging ein heftiger Schauer über dem Festivalpark runter. Da die Hauptbühne ein halbkreisförmiges Vordach hatte, flüchteten alle Zuschauer in die ersten Reihen. Allerding regnete es schräg und genau in die falsche Richtung, und plötzlich knackte es überall über die Boxen. Die Crew wurde hektischer, um die Technik vor größeren Schäden zu schützen.
Währenddessen spielte die Band, die alles beobachtete, mit Handtüchern. Sänger Meric Long hatte seines noch als Schutz für seine Gitarreneffekte benutzt. Das von Schlagzeuger Logan Kroeber hatte ein großes Loch, das das Handtuch für ihn enorm spannend machte. Er probierte immer wieder aus, wie er sich den Lappen am besten um den Arm wickeln könnte und hatte mächtig viel Spaß damit. Irgendwann rangelten Logan und Vibraphon-Spieler Keaton Snyder mit ihren Handtüchern - großartig!
Während Keaton sich die Zeit auch damit verkürzte, spektakuläre Fingerübungen für sein Instrument zu machen, trommelte Logan auch schon mal auf den Scheinwerfern rum. Die Pause war trotz dieser lustigen kleinen Sachen ähnlich zäh wie meine Einleitung.
Nach einer Dreiviertelstunde endlich das Zeichen, daß es losgehen könnte. Und endlich Gelegenheit, die ungewöhnlichen Instrumente in Aktion zu erleben. Während Sänger Meric nur langweilig Gitarre spielt (er spielt sie schon spannend...), fallen der merkwürdige Schlagzeug Aufbau und das fabelhafte Vibraphon sofort auf.
Logans Schlagzeug kommt ohne Bassdrum aus. Dafür hatte er einige Trommelbecken um sich herum aufgebaut. Der Star war aber der große Glockspiel-Onkel in der Mitte der Bühne. Ein Vibraphon ist ein Schlaginstument, das neben seinen Metallplatten so etwas wie Orgelpfeifen an der Front hat. Und weil ein so aufwendiges und teures Instrument dann nicht einfach so wie ein Kinderglockenspiel bedient wird - das wäre ja Verschwendung - spielt man es meist mit mehr als einem Schlägel (mein Lieblingswort!) pro Hand. Keaton hatte schon seine Trockenübungen mit vier der Klöppel gemacht. Gleich zu Beginn packte der Vibraphonist aber auch noch einen Cellobogen aus und spielte damit die Metallplatten... Sagenhaft! Und als wäre das noch nicht genug, hatte er zusätzlich eine Trommel neben seinem Platz, die er parallel zum Vibraphon bediente, wenn er eine Hand frei hatte. Die Musik musste schon gar nicht mehr gut sein, um daraus ein klasse Konzert zu machen...
Aber sie war es natürlich! Die Kalifornier wurden in Europa mit ihrer Platte Visiter 2008 richtig bekannt. Das Nachfolgealbum A time to die erscheint (physisch) im September, ist allerdings diese Woche auf der Bandseite schon einmal zu testen, was für altbackene Musikhörer, die keine vorab geleakten Sachen anhören, sehr praktisch ist. Nach ihrer letzten Single Fools kam dann auch schon das erste der neuen Stücke namens The strums. Wie alle Lieder der Dodos klingt das Stück für mich, als hätten Beach Boys und Foals eine Supergroup gegründet; also nach schrammelig interpretierter Hippie-Musik - ein Kompliment übrigens!
Die Musik braucht (wie bei wenigen anderen Bands) jedes einzelne Element bzw. Instrument. Zum einen wäre vieles ohne Merics Stimme viel uncharmanter. Auch sein Gitarrenspiel, das herrliche Untermalen des Vibraphons und die speziell klingenden Trommeln (oft auch am Rand gespielt) sind alle unverzichtbar. Auch wenn ihre Sachen gerne mit Freak oder Psych Folk bezeichnet werden, haben sie nichts Anstrengendes, obwohl es immer wieder herrlich laut wird.
Mit dem dritten Lied (Men) setzte der Regen wieder ein. Glücklicherweise blieben die fiesen Knackgeräusche aus, die alle elektrischen Geräte in der Regenpause immer wieder gemacht hatten.
Beste Lieder im Set waren für mich Winter, das neue Fables und natürlich Jodi. Schade, schade, daß der Regen (und die Abhängigkeit der beiden Bühnen von einander) ein großes Überziehen nicht zuließ. Das letzte Stück widmeten Meric und der von ihr geblendete Logan der wiederkehrenden Sonne: The ball.
Ich hätte mir gerne mehr von dieser wundervollen Musik angehört! Aber sie kommen ja wieder - im November!
Setlist The Dodos, de affair, Nijmegen:
01: Fools
02: The strums (neu)
03: Men
04: Fables (neu)
05: Jodi
06: Winter
07: Troll Nacht (neu)
08: Paint the rust
09: The ball
Links:
- The Dodos in Paris im vergangenen November
- mehr Fotos von den Dodos in Nijmegen
Ort: Valkhof Nijmegen (de affaire Festival)
Datum: 19.07.2009
Zuschauer: regenbedingt wechselhaft viele
Dauer: regenbedingt auf 55 min verkürzt
Obwohl nichts darauf hingewiesen hatte, vor allem die riesige Gewitterwolke am Mittag nicht, daß es den ganzen Tag sonnig und trocken sein würde, hielt sich das Wetter in Nijmegen wacker. Bis zum Auftritt der Dodos... Kurz bevor die Amerikaner auf die Bühne gehen wollten, ging ein heftiger Schauer über dem Festivalpark runter. Da die Hauptbühne ein halbkreisförmiges Vordach hatte, flüchteten alle Zuschauer in die ersten Reihen. Allerding regnete es schräg und genau in die falsche Richtung, und plötzlich knackte es überall über die Boxen. Die Crew wurde hektischer, um die Technik vor größeren Schäden zu schützen.
Währenddessen spielte die Band, die alles beobachtete, mit Handtüchern. Sänger Meric Long hatte seines noch als Schutz für seine Gitarreneffekte benutzt. Das von Schlagzeuger Logan Kroeber hatte ein großes Loch, das das Handtuch für ihn enorm spannend machte. Er probierte immer wieder aus, wie er sich den Lappen am besten um den Arm wickeln könnte und hatte mächtig viel Spaß damit. Irgendwann rangelten Logan und Vibraphon-Spieler Keaton Snyder mit ihren Handtüchern - großartig!
Während Keaton sich die Zeit auch damit verkürzte, spektakuläre Fingerübungen für sein Instrument zu machen, trommelte Logan auch schon mal auf den Scheinwerfern rum. Die Pause war trotz dieser lustigen kleinen Sachen ähnlich zäh wie meine Einleitung.
Nach einer Dreiviertelstunde endlich das Zeichen, daß es losgehen könnte. Und endlich Gelegenheit, die ungewöhnlichen Instrumente in Aktion zu erleben. Während Sänger Meric nur langweilig Gitarre spielt (er spielt sie schon spannend...), fallen der merkwürdige Schlagzeug Aufbau und das fabelhafte Vibraphon sofort auf.
Logans Schlagzeug kommt ohne Bassdrum aus. Dafür hatte er einige Trommelbecken um sich herum aufgebaut. Der Star war aber der große Glockspiel-Onkel in der Mitte der Bühne. Ein Vibraphon ist ein Schlaginstument, das neben seinen Metallplatten so etwas wie Orgelpfeifen an der Front hat. Und weil ein so aufwendiges und teures Instrument dann nicht einfach so wie ein Kinderglockenspiel bedient wird - das wäre ja Verschwendung - spielt man es meist mit mehr als einem Schlägel (mein Lieblingswort!) pro Hand. Keaton hatte schon seine Trockenübungen mit vier der Klöppel gemacht. Gleich zu Beginn packte der Vibraphonist aber auch noch einen Cellobogen aus und spielte damit die Metallplatten... Sagenhaft! Und als wäre das noch nicht genug, hatte er zusätzlich eine Trommel neben seinem Platz, die er parallel zum Vibraphon bediente, wenn er eine Hand frei hatte. Die Musik musste schon gar nicht mehr gut sein, um daraus ein klasse Konzert zu machen...
Aber sie war es natürlich! Die Kalifornier wurden in Europa mit ihrer Platte Visiter 2008 richtig bekannt. Das Nachfolgealbum A time to die erscheint (physisch) im September, ist allerdings diese Woche auf der Bandseite schon einmal zu testen, was für altbackene Musikhörer, die keine vorab geleakten Sachen anhören, sehr praktisch ist. Nach ihrer letzten Single Fools kam dann auch schon das erste der neuen Stücke namens The strums. Wie alle Lieder der Dodos klingt das Stück für mich, als hätten Beach Boys und Foals eine Supergroup gegründet; also nach schrammelig interpretierter Hippie-Musik - ein Kompliment übrigens!
Die Musik braucht (wie bei wenigen anderen Bands) jedes einzelne Element bzw. Instrument. Zum einen wäre vieles ohne Merics Stimme viel uncharmanter. Auch sein Gitarrenspiel, das herrliche Untermalen des Vibraphons und die speziell klingenden Trommeln (oft auch am Rand gespielt) sind alle unverzichtbar. Auch wenn ihre Sachen gerne mit Freak oder Psych Folk bezeichnet werden, haben sie nichts Anstrengendes, obwohl es immer wieder herrlich laut wird.
Mit dem dritten Lied (Men) setzte der Regen wieder ein. Glücklicherweise blieben die fiesen Knackgeräusche aus, die alle elektrischen Geräte in der Regenpause immer wieder gemacht hatten.
Beste Lieder im Set waren für mich Winter, das neue Fables und natürlich Jodi. Schade, schade, daß der Regen (und die Abhängigkeit der beiden Bühnen von einander) ein großes Überziehen nicht zuließ. Das letzte Stück widmeten Meric und der von ihr geblendete Logan der wiederkehrenden Sonne: The ball.
Ich hätte mir gerne mehr von dieser wundervollen Musik angehört! Aber sie kommen ja wieder - im November!
Setlist The Dodos, de affair, Nijmegen:
01: Fools
02: The strums (neu)
03: Men
04: Fables (neu)
05: Jodi
06: Winter
07: Troll Nacht (neu)
08: Paint the rust
09: The ball
Links:
- The Dodos in Paris im vergangenen November
- mehr Fotos von den Dodos in Nijmegen
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