Konzert: Mono
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 12.07.2009
Zuschauer: etwa 300
Dauer: 82 min
Meine beiden ständigen Konzertbegleiter Müdigkeit und Neugierde buhlten den ganzen Samstag um meine Aufmerksamkeit. Erst am frühen Abend war der Hamburg-Ausflug beendet (hier jede Rechtfertigung dafür, für 24 Stunden in den Norden zu fahren), und ein erneutes Konzert schien wirklich keine gute Idee zu sein. Eine kurze Unachtsamkeit meiner Schlappheit bedeutete aber dann, daß ich mich plötzlich im Gebäude 9 wiederfand.
Immerhin hatten meine realen Begleiter und ich verabredet, die Vorgruppe gezielt auszulassen und pünktlich zu Mono da zu sein. Entgegen der üblichen Kölner Unsitte (die mir heute enorm recht gewesen wäre), Konzerte am Wochenende viel früher als an Werktagen starten zu lassen, kamen die japanischen Postrocker erst um zehn auf die Bühne. Als wir den Konzertraum betraten, begann es unwirklich zu werden. Die vier Mono-Bandmitglieder beendeten gerade das Einrichten ihrer Instrumente und waren dabei in herrlich kalt-blaues Licht getaucht. Die aufgebauten Musikstationen wirkten zunächst einmal nicht ungewöhnlich. Bis auf den großen Gong hinter dem Schlagzeug (zuletzt bei den Postrockern Morrissey und Coldplay gesehen...).
Viel weniger ungewöhnlich als gedacht war auch das Publikum. Erwartet hatten wir die üblichen Postrock Zuschauer, Ü30-Männer eben. Allerdings war die Menge viel weniger monothematisch (da ist er, der Wortwitz), erstaunlich viele junge Frauen hatten Instrumentalmusik den gleichzeitig stattfindenden Kölner Lichtern vorgezogen.
Zu klassischen Tönen* kamen die vier Japaner auf die Bühne. Auf Schnickschnack wie Mikros für Ansagen hatte man komplett verzichtet, also kam auch kein "Hello Cologne" oder irgendein anderer banaler Unterbrecher des Programms. Takaakira Goto und Yoda (nicht verwandt) bauten sich mit ihren Gitarren rechts und links auf, während Bassistin Tamaki mittig vor Schlagzeuger Yasunori stand.
Und dann begann um 22 Uhr anderthalb atemberaubende Stunden intrumentaler Klangwelten. Faszinierend waren dabei viele Aspekte. Die vier Musiker kommunizierten überhaupt nicht miteinander, auch nicht merklich nonverbal (nur einmal war mir aufgefallen, daß Tamaki auf Yasunori achtete). Trotzdem spielten sie ihre langen und enorm komplexen Stücke mit einer wahnsinnigen Präzision. Oft begannen die Lieder ruhig und leise - und vor allem mit einfachen Melodien. Doch plötzlich wurde daraus etwas Lautes, Schnelleres. In der Zeit, in der sich die Stücke so entwickelten, hätten The View schon ein Album durchgespielt. Als ich nach dem zweiten Lied auf die Uhr guckte, waren fast 30 Minuten vorbei!
Das dritte Stück brach ein wenig aus. Bassistin Tamaki setzte sich ans Keyboard und begleitete ihre männlichen Kollegen von dort. Das Lied war neben der anderen Instrumentierung vor allem auch extrem kurz, höchstens drei Minuten.
Zwei weitere Stücke und die erste Stunde war vorbei. Die beiden Gitarristen hatten in dieser Stunde kaum einmal (oder gar nicht) Richtung Publikum geguckt. Kein Wunder, sie haben vermutlich noch nicht einmal ihre Instrumente zwischen ihren vielen und langen Haaren sehen können. Umso faszinierender, wie wahnwitzig schnell und präzise die beiden, vor allem aber der von uns aus rechte Gitarrist, spielten (ich weiß leider nicht, wer wer war). Ich glaube nicht, daß ich schon einmal solch aufregendes Gitarrenspiel gesehen habe.
Die beiden hatten Quasi-Zwillinge im Publikum... Rechts vorne standen zwei Männer, die mit irrer Kondition ihre Arme im Takt nach vorne warfen. Sie machten das nicht zum gleichen Beat, allerdings vollkommen synchron!
Das sechste Stück barg wieder Überraschendes. Statt der Besetzung Bass, Gitarre, Gitarre, Schlagzeug kamen zwei Glockenspiele, Gitarre und Bass zum Einsatz. Es änderte aber nichts an Stil und Qualität des Lieds, es machte nur mehr "blink"...
Noch einmal elf Minuten, ein wenig Keyboard (dann wechselte Tamaki vollkommen teilnahmslos zum Bass) und die gewohnten Gitarrenwände und der Abend war vorbei - und der Saal fasziniert. Schweigen ist Gold, eindrucksvoll bestätigt!
Setlist Mono, Gebäude 9, Köln (bei DeadPassenger hier gefunden):
01: Ashes in the snow
02: Burial at sea
03: Follow the map
04: Pure as snow
05: Yearning
06: Halo
07: Everlasting light
Links:
- Mono beim Furia Sound Festival bei Paris
- mehr Fotos von Mono
* vielleicht Donizetti - aber ich bin zu sehr Banause - jedenfalls erinnerte es mich an den Italiener
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 12.07.2009
Zuschauer: etwa 300
Dauer: 82 min
Meine beiden ständigen Konzertbegleiter Müdigkeit und Neugierde buhlten den ganzen Samstag um meine Aufmerksamkeit. Erst am frühen Abend war der Hamburg-Ausflug beendet (hier jede Rechtfertigung dafür, für 24 Stunden in den Norden zu fahren), und ein erneutes Konzert schien wirklich keine gute Idee zu sein. Eine kurze Unachtsamkeit meiner Schlappheit bedeutete aber dann, daß ich mich plötzlich im Gebäude 9 wiederfand.
Immerhin hatten meine realen Begleiter und ich verabredet, die Vorgruppe gezielt auszulassen und pünktlich zu Mono da zu sein. Entgegen der üblichen Kölner Unsitte (die mir heute enorm recht gewesen wäre), Konzerte am Wochenende viel früher als an Werktagen starten zu lassen, kamen die japanischen Postrocker erst um zehn auf die Bühne. Als wir den Konzertraum betraten, begann es unwirklich zu werden. Die vier Mono-Bandmitglieder beendeten gerade das Einrichten ihrer Instrumente und waren dabei in herrlich kalt-blaues Licht getaucht. Die aufgebauten Musikstationen wirkten zunächst einmal nicht ungewöhnlich. Bis auf den großen Gong hinter dem Schlagzeug (zuletzt bei den Postrockern Morrissey und Coldplay gesehen...).
Viel weniger ungewöhnlich als gedacht war auch das Publikum. Erwartet hatten wir die üblichen Postrock Zuschauer, Ü30-Männer eben. Allerdings war die Menge viel weniger monothematisch (da ist er, der Wortwitz), erstaunlich viele junge Frauen hatten Instrumentalmusik den gleichzeitig stattfindenden Kölner Lichtern vorgezogen.
Zu klassischen Tönen* kamen die vier Japaner auf die Bühne. Auf Schnickschnack wie Mikros für Ansagen hatte man komplett verzichtet, also kam auch kein "Hello Cologne" oder irgendein anderer banaler Unterbrecher des Programms. Takaakira Goto und Yoda (nicht verwandt) bauten sich mit ihren Gitarren rechts und links auf, während Bassistin Tamaki mittig vor Schlagzeuger Yasunori stand.
Und dann begann um 22 Uhr anderthalb atemberaubende Stunden intrumentaler Klangwelten. Faszinierend waren dabei viele Aspekte. Die vier Musiker kommunizierten überhaupt nicht miteinander, auch nicht merklich nonverbal (nur einmal war mir aufgefallen, daß Tamaki auf Yasunori achtete). Trotzdem spielten sie ihre langen und enorm komplexen Stücke mit einer wahnsinnigen Präzision. Oft begannen die Lieder ruhig und leise - und vor allem mit einfachen Melodien. Doch plötzlich wurde daraus etwas Lautes, Schnelleres. In der Zeit, in der sich die Stücke so entwickelten, hätten The View schon ein Album durchgespielt. Als ich nach dem zweiten Lied auf die Uhr guckte, waren fast 30 Minuten vorbei!
Das dritte Stück brach ein wenig aus. Bassistin Tamaki setzte sich ans Keyboard und begleitete ihre männlichen Kollegen von dort. Das Lied war neben der anderen Instrumentierung vor allem auch extrem kurz, höchstens drei Minuten.
Zwei weitere Stücke und die erste Stunde war vorbei. Die beiden Gitarristen hatten in dieser Stunde kaum einmal (oder gar nicht) Richtung Publikum geguckt. Kein Wunder, sie haben vermutlich noch nicht einmal ihre Instrumente zwischen ihren vielen und langen Haaren sehen können. Umso faszinierender, wie wahnwitzig schnell und präzise die beiden, vor allem aber der von uns aus rechte Gitarrist, spielten (ich weiß leider nicht, wer wer war). Ich glaube nicht, daß ich schon einmal solch aufregendes Gitarrenspiel gesehen habe.
Die beiden hatten Quasi-Zwillinge im Publikum... Rechts vorne standen zwei Männer, die mit irrer Kondition ihre Arme im Takt nach vorne warfen. Sie machten das nicht zum gleichen Beat, allerdings vollkommen synchron!
Das sechste Stück barg wieder Überraschendes. Statt der Besetzung Bass, Gitarre, Gitarre, Schlagzeug kamen zwei Glockenspiele, Gitarre und Bass zum Einsatz. Es änderte aber nichts an Stil und Qualität des Lieds, es machte nur mehr "blink"...
Noch einmal elf Minuten, ein wenig Keyboard (dann wechselte Tamaki vollkommen teilnahmslos zum Bass) und die gewohnten Gitarrenwände und der Abend war vorbei - und der Saal fasziniert. Schweigen ist Gold, eindrucksvoll bestätigt!
Setlist Mono, Gebäude 9, Köln (bei DeadPassenger hier gefunden):
01: Ashes in the snow
02: Burial at sea
03: Follow the map
04: Pure as snow
05: Yearning
06: Halo
07: Everlasting light
Links:
- Mono beim Furia Sound Festival bei Paris
- mehr Fotos von Mono
* vielleicht Donizetti - aber ich bin zu sehr Banause - jedenfalls erinnerte es mich an den Italiener
5 Kommentare :
vom publikum aus links saß Yoda, rechts Takaakira.
Taka hat übrigens meist am anfang der lieder kurz zu Yoda rübergeschaut und mit einem kurzen zunicken o.ä. das lied angestimmt (sagt man das so?), ansonsten gabs aber wenig kontakt, stimmt.
klasse bericht und danke für die fotos!! :)
War es wirklich so laut wie Herr Bos heute im KSta berichtete? Und ich dachte, ich hätte bei Trail of Dead das lauteste Wochenende von der ganzen Welt....
Danke Sasa für die Informationen!
Frank, habe ich leider nicht gelesen. Aber das ist meiner Meinung nach großer Unsinn. Das war bei weitem nicht das lauteste Konzert des Jahres! Jedes im Luxor war deutlich lauter.
Der Bericht im Stadtanzeiger war großartig (Zitat: "Motörhead, Manowar, Metallica, Mogwai? Wirken wie Wandergitarren-Liedermacher gegen die Schallwand, die Mono im G9 errichten."), und ja, es war so laut! Fand ich zumindest.
Das Zitat ist gut!
Hatte ich meine Ohrstöpsel so tief drin oder stumpfe ich so sehr ab... Hmmm.
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