Konzert The Yolks (Louis De Lights)
Ort: Le Showcase, Paris
Datum: 06.12.2008
Zuschauer: habe die feschen Mädels nicht gezählt
Konzertdauer: ca. 45 Minuten
Glotz nicht so! Oliver, jetzt guck 'doch nicht ständig dahin!
Ich ermahne mich selbst, aber es ist zwecklos! Ich schaffe es nicht, meinen Blick von den höllisch erotischen Mädchenbeinen abzuwenden. "Die Weiber in dem Laden sind der Hammer, megageil!", würde Poet und Sprachästhet Dieter Bohlen vermutlich jetzt ausrufen. Damals in der Schulzeit in den späten 80ern hätten wir "oberaffentittengeil" oder etwas ähnlich romantisches gesagt.
Wir Deutschen sind schon Banausen, müssen ständig glotzen. Schon ein französischer Bekannter von mir hatte sich bei mir darüber beschwert: "Oliver, Berlin war wirklich schön, aber die Glotzerei der Leute kann irgendwann richtig nervig werden!"
Recht hat er, auch meine französische Frau war, als wir noch in Berlin lebten, immer fuchsteufelswild, wenn ihr Passanten dabei zuguckten, wie sie den Wagen einparkte! Manchmal war sie so wütend, daß sie die Fensterscheibe runterließ und schrie: "Ist irgendwas?", was seine Wirkung meistens nicht verfehlte und die Typen zum Abziehen bewegte.
Ja, ja, meine Frau, ein temperamentvolles Weibsbild! Erstaunlich, daß sie mich alleine ins Pariser Showcase, der In-Disco von Paris schlechthin, gehen lässt. Wenn sie jetzt auch noch sehen würde, daß ich die feschen Mädels nicht nur begaffe, sondern auch abfotografiere! Aber sie kennt mich ja, genau wie mein Konzertgängerfreund Philippe, der ein wenig mit dem Kopf schüttelt, als er sieht, daß ich gerade wieder ein Paparazzi-Foto mache.
Ich muss aufpassen, daß ich von Präsident Sarko nicht ausgewiesen werde für meinen Voyeurismus! Aber vermutlich würde er das Ganze noch gut finden und als Ehrpreisung an die französische Frau werten. Vielleicht bekäme ich dann eine Verdienstmedaille, wer weiß? Im besten Falle wird sie mir von der schönen Carla umgehangen, die zwar nicht aus Frankreich, sondern Italien stammt (während Sarko ungarisch-jüdische Wurzeln hat), aber anscheinend auf untersetzte Männer steht (oder gab es andere Gründe, sich Nicholas zu angeln? Kann ich mir nicht vorstellen, außer vielleicht, daß sie seine getönten Sonnenbrillen stark fand...).
Ich sehe mich gerade schon im Elysée-Palast, auf der Couch von Nico und Carla und schlürfe ein Tässchen Tee, den mir die Präsidentengattin persönlich zubereitet hat. "Oliver, ihr Engagement für die französische Frau und vor allem die französische Popmusik finde ich außerordentlich gut!", höre ich Sarko sagen und winke ab, um einen auf bescheiden zu machen. "Ach Nico, das ist doch selbstverständlich, jeder Mensch in der ganzen großen Welt soll schließlich erfahren, daß Frankreich in jeder Hinsicht den Spitzenplatz einnimmt!" Während ich so schleimerisch daherrede, kommt mir in den Sinn, das die Franzosen laut einer seriösen Studie die längsten Penisse in ganz Europa haben sollen und die Deutschen, wie schon bei Pisa, wieder mittelmäßig bis schlecht abschnitten. Ich erzähle dem Präsidenten aber nichts von dieser Studie, sonst bekommt er gleich schon wieder ein vulgäres Bild von den Deutschen. Es reicht ja schon, daß die Spanier uns wegen der Sangriabesäufnisse am Ballermann für Vollproleten halten!
Als Deutscher in Frankreich hat man ohnehin nicht immer einen leichten Stand, muss mit vielen Vorurteilen leben. Abgesehen davon, daß die Froschfresser permanent meinen Akzent bemängeln, werde ich auch damit konfrontiert, daß der Deutsche allgemeinhin als fett, verfressen, kulturlos und schlecht angezogen gilt. Die Birkenstocklatschen, die in Deutschland niemand mehr trägt, sich jedoch in Frankreich seit ein paar Jahren in allen Kreisen ungemeiner Beliebtheit erfreuen, werden "Les chaussures allemandes" - die deutschen Schuhe genannt. Wenigstens finden die kleinwüchsigen Frenchies lobende Worte für das deutsche Bier, die gepflegten großen Autos und die perfekt funktionierenden Klospülungen. Auch über "die deutsche Frau" hört man desöfteren Komplimente, allerdings mit einem unangenehmen Nebensatz. "Ihr habt wirklich hübsche Frauen! Schade nur, daß sie sich nicht die Haare unter den Achseln rasieren!" Peng!- schon wieder einen in die germanische Fresse gekriegt!
Sie haben ja auch recht, die eitlen Franzosen, an ihre Mädchen kommt nichts ran, die sind noch besser als die vorzüglichen Käse, Weine und Süßspeisen. Aber halt, stop! Reden wir doch lieber (auch wenn es schwer fällt) von der französischen Popmusik. Spätestens seit dem Aufkommen von Bands wie Air, Phoenix und Daft Punk auch international enorm erfolgreich. Wer hätte das geglaubt? Dabei dachten wir doch, daß die Franzosen wenigstens in dieser Hinsicht scheiße sind! Reicht es nicht, daß sie 1998 Fußballweltmeister wurden, den Tennis- Daviscup mehrfach gewonnen haben und auch bei der WM in Germany 2. wurden und somit einen Platz vor den Gastgebern lagen?
Wo soll das Hinführen? Plant Sarko die Welt zu übernehmen und blau-weiß-rot anzustreichen? Finden die Franzosen Obama deshalb so tolll, weil sie davon ausgehen, daß er ihnen bei ihren großen Plänen nicht so dumm kommt wie das texanische Sackgesicht George W. Bush (bei dessen Namen schon viele Franzosen ihre edle Foie-Gras oder den Kaninchenbraten wieder rauskotzen müssen)?
Aber was soll's, dann sind sie halt überall die Besten, auch bei der Musik! Und Bands wie die Yolks, die schon einmal in meinem heimischenWohnzimmer aufgetreten sind, haben ohnehin meinen Segen! Aber aufgepasst: Ich lobe die nicht nur, weil ihre Karriere bei mir begann (blablabla), sondern weil die richtig gut sind!
Gerade erst vor ein paar Tagen, nach dem Konzert von Herman Dune im Olympia, hatte ich Arnaud und Francois, die beiden Bandleader des Quartetts, getroffen und mit ihnen geplaudert. Francois warnte mich schon einmal vor, daß ihr Musikstil inzwischen anders geworden sei, sie seien eben jetzt älter und reifer. Also nichts mehr zu spüren von den stark an die Beatles erinnernden, wunderschönen Chorgesängen? "Mir machen jetzt eher Elektro-Pop", erklärte Arnaud.
Au weia!, würde ich das Ganze dann noch mögen? Egal, ich ließ mich von den Jungs auf die im Showcase obligatorische Gästeliste setzen und ließ mich überraschen...
Die Schlange vor dem Showcase, gleich unter der prunkvollen Brücke Pont Alexandre III gelegen, war bereits um 22 Uhr 30 riesig. Wohin das Auge auch blickte, junge und adrette Menschen! Und vor allem die ganzen Mädchen mit den Röckchen! ...
Als ich an der Reihe war und bei dem bulligen Einlasser vorsprechen musste, ließ ich mein Sätzchen fallen: "Bin auf der Gästeliste der Yolks!" und hätte, falls es Probleme gegeben hätte, auch noch gerne hinzugefügt: "Lassen sie mich jetzt schnell durch, die Yolks ist die Band, die schon in meinem privaten Wohnzimmer gespielt hat!" - War aber nicht nötig, da die Burschen eigentlich gar nicht auf die dämliche Liste schauten. Sie diente nur der Wichtigtuerei.
Ich blickte auf die Seine, auf der sich romantisch das Licht der Laternen spiegelte und trat in den Ämusiertempel ein, für dessen Inbetriebnahme die Pächter 13 (!) Jahre auf alle möglichen Genehmigungen gewartet hatten!
Wie immer zu dieser für Diskoverhältnisse frühen Uhrzeit (es war jetzt 22 Uhr 45) war es noch recht leer, was sich aber im Laufe des Abends gewaltig ändern würde. Ausnahmsweise gilt hier aber keineswegs der Spruch " Je später der Abend, desto besser die Gäste", denn die "besseren" Gäste, sprich die weniger versnobte Klientel, kommt früher, um die Livekonzerte zu sehen. Zu vorgerückter Stunde kreuzen dann immer tussigere Weiber und derbere Typen hier auf und der Konzertgänger weiß dann, das er jetzt besser geht und die Tanzfläche den halbseidenen Schickimickis überlässt...
Während ein DJ noch irgendeinen käsigen Kram da vorne mixte, gingen plötzlich alle Blicke von der Bühne weg, Richtung Flur. Die Elektromusik verstummte und es wehte ein beatlesker Wind durch das noble Showcase. Da kamen sie ja einmarschiert, meine Yolks! Genau wie bei der Oliver Peel Session erschienen sie durch irgendeinen Eingang, latschten an den verdutzten Gästen vorbei und sangen und spielten. Fast wie bei der Blogotèque, eine äußerst charmante A-Capella-Einlage! Gutgelaunt schoß Arnaud, der Sänger, mittels einer Plastikpistole auch noch Seifenblasen in die Luft, bevor die drei Jungs schließlich die recht hohe Bühne erkletterten. Ihr Drummer, den ich vorher nicht kannte und der an dem Einzug nicht teilgenommen hatte, hatte schon Platz genommen. Es konnte jetzt richtig, sprich angeschlossen an die Verstärker, losgehen!
Viele der nun gespielten Lieder kannte ich noch nicht, da sie vor einem Jahr entweder noch gar nicht existierten, oder aber mangels Tonträger zur Zeit noch nicht anhörbar sind. Opener Lazy On Sunday, der noch ganz im alten, d.h. stark beatlesken (allerdings auch an Herman Dune erinnernden) Stil gehalten war, kannte ich noch von damals. Game Over, das Bezug auf ein Videospiel nimmt, war mir aber neu und eine Ecke elektronischer als das alte Material. Zum Glück hielten sich die Elektro-Passagen aber in Grenzen und dienten eher der Ergänzung des Klangbildes. Ein Klangbild, zu dem jetzt auch eine Band wie Vampie Weekend als Einfluss hinzugekommen ist, wie man bei dem gelungenen Tempation hören konnte. Die zahlreichen Mädchen, die die vorderen Reihen bevölkerten, hatten deutlich sichtbar ihre helle Freude! Auch ich genoss das schwungvolle und Laune machende Konzert und wippte oft im Takt mit, bei dem funkigen Faster logischerweise auch etwas schneller. Die Zeit verging erneut wie im Fluge und im Handumdrehen war man schon wieder beim letzten Song angelangt. Stop Working, abschließender Titel und der Hit der Band, der bestimmt irgendwann einmal als Single ausgekoppelt wird. Stilistisch im weiten Feld zwischen ihren anderen Einflüssen Air, Phoenix und Blur angesiedelt, allerdings mit der Yolkschen Soße überzogen. Le french touch, so sagt man hier oft zu Franzosen, die englisch singen, aber ihre Herkunft- und sei es nur wegen des Akzentes- nicht verheimlichen können.
Toll war das und ich habe es sogar halbwegs geschafft, meistens auf die Bühne und nicht ins überwiegend weibliche Publikum zu schauen!
Hach, diese Franzosen! Käse, Penislänge, Wein, Weib und Gesang, überall nehmen sie Spitzenplätze ein. Zum neidisch werden! Viva la france!
Setlist The Yolks, Le Showcase:
01: Lazy On Sunday
02: Trampoline
03: Game Over
04: Rainbow
05: G.I.R.A.F.E.
06: Temptation
07: Twat
08: Alone In My Spaceship
09: Faster
10: Cyborg United
11: Stop Working
Links:
- Oliver Peel Session mit den Yolks hier
- The Yolks im Pariser Motel, Februar 2008 hier
- Noch viel mehr Fotos von diesem Abend mit den Yolks hier
Ich ermahne mich selbst, aber es ist zwecklos! Ich schaffe es nicht, meinen Blick von den höllisch erotischen Mädchenbeinen abzuwenden. "Die Weiber in dem Laden sind der Hammer, megageil!", würde Poet und Sprachästhet Dieter Bohlen vermutlich jetzt ausrufen. Damals in der Schulzeit in den späten 80ern hätten wir "oberaffentittengeil" oder etwas ähnlich romantisches gesagt.
Wir Deutschen sind schon Banausen, müssen ständig glotzen. Schon ein französischer Bekannter von mir hatte sich bei mir darüber beschwert: "Oliver, Berlin war wirklich schön, aber die Glotzerei der Leute kann irgendwann richtig nervig werden!"
Recht hat er, auch meine französische Frau war, als wir noch in Berlin lebten, immer fuchsteufelswild, wenn ihr Passanten dabei zuguckten, wie sie den Wagen einparkte! Manchmal war sie so wütend, daß sie die Fensterscheibe runterließ und schrie: "Ist irgendwas?", was seine Wirkung meistens nicht verfehlte und die Typen zum Abziehen bewegte.
Ja, ja, meine Frau, ein temperamentvolles Weibsbild! Erstaunlich, daß sie mich alleine ins Pariser Showcase, der In-Disco von Paris schlechthin, gehen lässt. Wenn sie jetzt auch noch sehen würde, daß ich die feschen Mädels nicht nur begaffe, sondern auch abfotografiere! Aber sie kennt mich ja, genau wie mein Konzertgängerfreund Philippe, der ein wenig mit dem Kopf schüttelt, als er sieht, daß ich gerade wieder ein Paparazzi-Foto mache.
Ich muss aufpassen, daß ich von Präsident Sarko nicht ausgewiesen werde für meinen Voyeurismus! Aber vermutlich würde er das Ganze noch gut finden und als Ehrpreisung an die französische Frau werten. Vielleicht bekäme ich dann eine Verdienstmedaille, wer weiß? Im besten Falle wird sie mir von der schönen Carla umgehangen, die zwar nicht aus Frankreich, sondern Italien stammt (während Sarko ungarisch-jüdische Wurzeln hat), aber anscheinend auf untersetzte Männer steht (oder gab es andere Gründe, sich Nicholas zu angeln? Kann ich mir nicht vorstellen, außer vielleicht, daß sie seine getönten Sonnenbrillen stark fand...).
Ich sehe mich gerade schon im Elysée-Palast, auf der Couch von Nico und Carla und schlürfe ein Tässchen Tee, den mir die Präsidentengattin persönlich zubereitet hat. "Oliver, ihr Engagement für die französische Frau und vor allem die französische Popmusik finde ich außerordentlich gut!", höre ich Sarko sagen und winke ab, um einen auf bescheiden zu machen. "Ach Nico, das ist doch selbstverständlich, jeder Mensch in der ganzen großen Welt soll schließlich erfahren, daß Frankreich in jeder Hinsicht den Spitzenplatz einnimmt!" Während ich so schleimerisch daherrede, kommt mir in den Sinn, das die Franzosen laut einer seriösen Studie die längsten Penisse in ganz Europa haben sollen und die Deutschen, wie schon bei Pisa, wieder mittelmäßig bis schlecht abschnitten. Ich erzähle dem Präsidenten aber nichts von dieser Studie, sonst bekommt er gleich schon wieder ein vulgäres Bild von den Deutschen. Es reicht ja schon, daß die Spanier uns wegen der Sangriabesäufnisse am Ballermann für Vollproleten halten!
Als Deutscher in Frankreich hat man ohnehin nicht immer einen leichten Stand, muss mit vielen Vorurteilen leben. Abgesehen davon, daß die Froschfresser permanent meinen Akzent bemängeln, werde ich auch damit konfrontiert, daß der Deutsche allgemeinhin als fett, verfressen, kulturlos und schlecht angezogen gilt. Die Birkenstocklatschen, die in Deutschland niemand mehr trägt, sich jedoch in Frankreich seit ein paar Jahren in allen Kreisen ungemeiner Beliebtheit erfreuen, werden "Les chaussures allemandes" - die deutschen Schuhe genannt. Wenigstens finden die kleinwüchsigen Frenchies lobende Worte für das deutsche Bier, die gepflegten großen Autos und die perfekt funktionierenden Klospülungen. Auch über "die deutsche Frau" hört man desöfteren Komplimente, allerdings mit einem unangenehmen Nebensatz. "Ihr habt wirklich hübsche Frauen! Schade nur, daß sie sich nicht die Haare unter den Achseln rasieren!" Peng!- schon wieder einen in die germanische Fresse gekriegt!
Sie haben ja auch recht, die eitlen Franzosen, an ihre Mädchen kommt nichts ran, die sind noch besser als die vorzüglichen Käse, Weine und Süßspeisen. Aber halt, stop! Reden wir doch lieber (auch wenn es schwer fällt) von der französischen Popmusik. Spätestens seit dem Aufkommen von Bands wie Air, Phoenix und Daft Punk auch international enorm erfolgreich. Wer hätte das geglaubt? Dabei dachten wir doch, daß die Franzosen wenigstens in dieser Hinsicht scheiße sind! Reicht es nicht, daß sie 1998 Fußballweltmeister wurden, den Tennis- Daviscup mehrfach gewonnen haben und auch bei der WM in Germany 2. wurden und somit einen Platz vor den Gastgebern lagen?
Wo soll das Hinführen? Plant Sarko die Welt zu übernehmen und blau-weiß-rot anzustreichen? Finden die Franzosen Obama deshalb so tolll, weil sie davon ausgehen, daß er ihnen bei ihren großen Plänen nicht so dumm kommt wie das texanische Sackgesicht George W. Bush (bei dessen Namen schon viele Franzosen ihre edle Foie-Gras oder den Kaninchenbraten wieder rauskotzen müssen)?
Aber was soll's, dann sind sie halt überall die Besten, auch bei der Musik! Und Bands wie die Yolks, die schon einmal in meinem heimischenWohnzimmer aufgetreten sind, haben ohnehin meinen Segen! Aber aufgepasst: Ich lobe die nicht nur, weil ihre Karriere bei mir begann (blablabla), sondern weil die richtig gut sind!
Gerade erst vor ein paar Tagen, nach dem Konzert von Herman Dune im Olympia, hatte ich Arnaud und Francois, die beiden Bandleader des Quartetts, getroffen und mit ihnen geplaudert. Francois warnte mich schon einmal vor, daß ihr Musikstil inzwischen anders geworden sei, sie seien eben jetzt älter und reifer. Also nichts mehr zu spüren von den stark an die Beatles erinnernden, wunderschönen Chorgesängen? "Mir machen jetzt eher Elektro-Pop", erklärte Arnaud.
Au weia!, würde ich das Ganze dann noch mögen? Egal, ich ließ mich von den Jungs auf die im Showcase obligatorische Gästeliste setzen und ließ mich überraschen...
Die Schlange vor dem Showcase, gleich unter der prunkvollen Brücke Pont Alexandre III gelegen, war bereits um 22 Uhr 30 riesig. Wohin das Auge auch blickte, junge und adrette Menschen! Und vor allem die ganzen Mädchen mit den Röckchen! ...
Als ich an der Reihe war und bei dem bulligen Einlasser vorsprechen musste, ließ ich mein Sätzchen fallen: "Bin auf der Gästeliste der Yolks!" und hätte, falls es Probleme gegeben hätte, auch noch gerne hinzugefügt: "Lassen sie mich jetzt schnell durch, die Yolks ist die Band, die schon in meinem privaten Wohnzimmer gespielt hat!" - War aber nicht nötig, da die Burschen eigentlich gar nicht auf die dämliche Liste schauten. Sie diente nur der Wichtigtuerei.
Ich blickte auf die Seine, auf der sich romantisch das Licht der Laternen spiegelte und trat in den Ämusiertempel ein, für dessen Inbetriebnahme die Pächter 13 (!) Jahre auf alle möglichen Genehmigungen gewartet hatten!
Wie immer zu dieser für Diskoverhältnisse frühen Uhrzeit (es war jetzt 22 Uhr 45) war es noch recht leer, was sich aber im Laufe des Abends gewaltig ändern würde. Ausnahmsweise gilt hier aber keineswegs der Spruch " Je später der Abend, desto besser die Gäste", denn die "besseren" Gäste, sprich die weniger versnobte Klientel, kommt früher, um die Livekonzerte zu sehen. Zu vorgerückter Stunde kreuzen dann immer tussigere Weiber und derbere Typen hier auf und der Konzertgänger weiß dann, das er jetzt besser geht und die Tanzfläche den halbseidenen Schickimickis überlässt...
Während ein DJ noch irgendeinen käsigen Kram da vorne mixte, gingen plötzlich alle Blicke von der Bühne weg, Richtung Flur. Die Elektromusik verstummte und es wehte ein beatlesker Wind durch das noble Showcase. Da kamen sie ja einmarschiert, meine Yolks! Genau wie bei der Oliver Peel Session erschienen sie durch irgendeinen Eingang, latschten an den verdutzten Gästen vorbei und sangen und spielten. Fast wie bei der Blogotèque, eine äußerst charmante A-Capella-Einlage! Gutgelaunt schoß Arnaud, der Sänger, mittels einer Plastikpistole auch noch Seifenblasen in die Luft, bevor die drei Jungs schließlich die recht hohe Bühne erkletterten. Ihr Drummer, den ich vorher nicht kannte und der an dem Einzug nicht teilgenommen hatte, hatte schon Platz genommen. Es konnte jetzt richtig, sprich angeschlossen an die Verstärker, losgehen!
Viele der nun gespielten Lieder kannte ich noch nicht, da sie vor einem Jahr entweder noch gar nicht existierten, oder aber mangels Tonträger zur Zeit noch nicht anhörbar sind. Opener Lazy On Sunday, der noch ganz im alten, d.h. stark beatlesken (allerdings auch an Herman Dune erinnernden) Stil gehalten war, kannte ich noch von damals. Game Over, das Bezug auf ein Videospiel nimmt, war mir aber neu und eine Ecke elektronischer als das alte Material. Zum Glück hielten sich die Elektro-Passagen aber in Grenzen und dienten eher der Ergänzung des Klangbildes. Ein Klangbild, zu dem jetzt auch eine Band wie Vampie Weekend als Einfluss hinzugekommen ist, wie man bei dem gelungenen Tempation hören konnte. Die zahlreichen Mädchen, die die vorderen Reihen bevölkerten, hatten deutlich sichtbar ihre helle Freude! Auch ich genoss das schwungvolle und Laune machende Konzert und wippte oft im Takt mit, bei dem funkigen Faster logischerweise auch etwas schneller. Die Zeit verging erneut wie im Fluge und im Handumdrehen war man schon wieder beim letzten Song angelangt. Stop Working, abschließender Titel und der Hit der Band, der bestimmt irgendwann einmal als Single ausgekoppelt wird. Stilistisch im weiten Feld zwischen ihren anderen Einflüssen Air, Phoenix und Blur angesiedelt, allerdings mit der Yolkschen Soße überzogen. Le french touch, so sagt man hier oft zu Franzosen, die englisch singen, aber ihre Herkunft- und sei es nur wegen des Akzentes- nicht verheimlichen können.
Toll war das und ich habe es sogar halbwegs geschafft, meistens auf die Bühne und nicht ins überwiegend weibliche Publikum zu schauen!
Hach, diese Franzosen! Käse, Penislänge, Wein, Weib und Gesang, überall nehmen sie Spitzenplätze ein. Zum neidisch werden! Viva la france!
Setlist The Yolks, Le Showcase:
01: Lazy On Sunday
02: Trampoline
03: Game Over
04: Rainbow
05: G.I.R.A.F.E.
06: Temptation
07: Twat
08: Alone In My Spaceship
09: Faster
10: Cyborg United
11: Stop Working
Links:
- Oliver Peel Session mit den Yolks hier
- The Yolks im Pariser Motel, Februar 2008 hier
- Noch viel mehr Fotos von diesem Abend mit den Yolks hier
2 Kommentare :
Dankeschön, aber wir habens nach dem 1000 Artikel endlich mal kapiert, dass es an Konzerten schöne Frauen hat...Zu wenig zuneigen der eigenen Frau, dass dies immer wieder erwähnt werden muss???
Sex, Drugs and Rock'n Roll, you know? Oder aber: That's Entertainment! (The Jam)
Meine Frau fand den Artikel toll, sie hat schallend gelacht, danke der Nachfrage!
"Es hat schöne Frauen?" - Kommt Herr Frau anonym aus dem süddeutschen Raum oder Österreich? Ich diskutiere gerne, aber mit anonymen Personen ist das immer a bisserl schwierig, gell...
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