Konzert: The Lemonheads
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 03.10.2008
Zuschauer: etwa 300
Dauer: Racoon ca. 30 min, The Lemonheads ca. 70 min
"Da bist du fünfzehn Jahre zu spät", war einer der Kommentare, als ich gestand, daß das Konzert der Lemonheads im Gebäude 9 mein erstes der amerikanischen Band sein würde, obwohl die Band mir irgendwann einmal viel bedeutet hatte. Vor fünfzehn Jahren eben...
Heute sind die Lemonheads für mich eine Band von vielen. In letzter Zeit habe ich die Musik der Bostoner nicht oft gehört. Trotzdem waren Neugierde und Vorfreude groß. Die Freude allerdings erhielt einige Tage vorher einen mächtigen Dämpfer, denn von der wundervollen KulturKirche wurde das Konzert ins Gebäude 9 verlegt. Da ich aber meine Karte schon hatte, änderte ich auch meine Pläne nicht.
Obwohl ich erst kurz vor dem Beginn des Vorgruppenparts ankam, war der Konzertsaal noch leer. Das traf sich sehr gut, denn die Ordner suchten alle Fotografen mit Spiegelreflexkameras (die im leeren Raum gut auszumachen waren), um ihnen zu sagen, daß es besser wäre, während der Lemonheads nicht zu fotografieren. Evan Dando sei am Morgen auf die Idee gekommen, daß er professionelle Fotoapparate nicht möge. Es könnte passieren, daß er handgreiflich würde, wenn er er ein Objektiv sehe. Bei mir wirkte das sofort, ich war eingeschüchtert.
Die Vorgruppe durfte man aber noch knipsen. Aber da mochte ich dann nicht. Zunächst war ich wirklich neugierig und gespannt und hatte keine Zeit zu fotografieren, weil Racoon aus den Niederlanden eine ungewöhnliche Aufstellung hatten. Neben einem Schlagzeuger und einem Gitarristen standen da zwei Mikros* für Sänger. So stellte die Band sich dann auch zunächst auf und begann ein ruhiges Stück - mehrstimmig - das in Golden Brown von den Strangles überging. Gar nicht schlecht, auch wenn die ruhige Musik und vor allem die vollkommen bodenständig wirkenden Bandmitglieder nicht richtig zur Hauptgruppe passten. Nach zwei, drei sehr schönen Liedern wurde es irgendwann eintönig, vielleicht auch (schlechter Wortwitz), weil der rechts stehende Sänger doch hauptberuflich Bassist war und seltener größere Teile sang. Die vier Niederländer hatten viel Spaß bei ihrer Musik und wirkten schrecklich nett! Schade, daß die Musik sich auch nur das Prädikat "nett" erspielte.
* Der Mikroständer des Sängers hatte einen integrierten Nordic Walking Stock Griff. Warum auch immer.
Setlist Racoon, Gebäude 9, Köln:
01: Walk away (?)
02: Run out
03: Good & ugly
04: Lose another day
05: Laugh about it
06: Clean again
07: Hero's in town (?)
08: Love you more
09: My town
10: Close your eyes
Um 21.40 Uhr kam dann jemand mit einer riesigen Setlist auf die Bühne, zeigte die wie ein Nummerngirl dem Saal und legte das handbemalte A0-Plakat auf den Boden zwischen Bass und Gitarre - die größte Setlist, die ich je gesehen habe. Daß sie so groß war, hatte seinen Grund, wie sich schnell zeigen sollte.
Evan Dando, der auch mittlerweile erschienen war und sich seine Gitarre umgeschnallt hatte, sah ziemlich fertig aus. Wenn er deshalb nicht professionell fotografiert werden wollte, hat er mein volles Verständnis. Auch sein Spiel und sein Gesang war merklich fahrig. Auf der hochgehaltenen Poster-Setlist hatte ich gesehen, daß die Lemonheads wie in Paris vor einigen Tagen mit Lieder von It's a shame about Ray in Albumreihenfolge beginnen würden. Trotzdem mußte Evan schon nach dem ersten Stück Rockin Stroll nachsehen, was als nächstes komme. Das "Nachsehen" spielte sich dabei (auch in der Folge immer wieder) so ab, daß sich Dando runterbeugte, um die hausgroßen Songtitel zu lesen. Da er aber offenbar schlechtsichtiger war als die Buchstaben groß, erklärte ihm sein Bassist, was jeweils komme. So habe ich mir immer abgehalfterte Schauspieler vorgestellt, die sich ihre Texte nicht mehr merken können. Das, dazu die offensichtliche Lustlosigkeit - oder eher Gleichgültigkeit - der Indierock-Legende Dando war nicht schön anzusehen...
Es wurde irgendwann im Verlauf des Konzerts besser, ich habe mich aber im Verdacht, daß auch meine Gleichgültigkeit einfach stieg und mich das Konzert als besser werden empfinden ließ.
Bis zum einschließlich des neunten Lieds (Alison's starting to happen) spielten die Lemonheads wirklich Ray in gleicher Reihenfolge, allerdings als Schatten der Albumversionen. Daß Juliana Hatfield, die bei einigen der Songs (auf Platte) mitgesungen hatte, fehlte, war das eine. Dieses herzlose Runterspielen hätte aber nicht sein müssen.
Heute sind die Lemonheads für mich eine Band von vielen. In letzter Zeit habe ich die Musik der Bostoner nicht oft gehört. Trotzdem waren Neugierde und Vorfreude groß. Die Freude allerdings erhielt einige Tage vorher einen mächtigen Dämpfer, denn von der wundervollen KulturKirche wurde das Konzert ins Gebäude 9 verlegt. Da ich aber meine Karte schon hatte, änderte ich auch meine Pläne nicht.
Obwohl ich erst kurz vor dem Beginn des Vorgruppenparts ankam, war der Konzertsaal noch leer. Das traf sich sehr gut, denn die Ordner suchten alle Fotografen mit Spiegelreflexkameras (die im leeren Raum gut auszumachen waren), um ihnen zu sagen, daß es besser wäre, während der Lemonheads nicht zu fotografieren. Evan Dando sei am Morgen auf die Idee gekommen, daß er professionelle Fotoapparate nicht möge. Es könnte passieren, daß er handgreiflich würde, wenn er er ein Objektiv sehe. Bei mir wirkte das sofort, ich war eingeschüchtert.
Die Vorgruppe durfte man aber noch knipsen. Aber da mochte ich dann nicht. Zunächst war ich wirklich neugierig und gespannt und hatte keine Zeit zu fotografieren, weil Racoon aus den Niederlanden eine ungewöhnliche Aufstellung hatten. Neben einem Schlagzeuger und einem Gitarristen standen da zwei Mikros* für Sänger. So stellte die Band sich dann auch zunächst auf und begann ein ruhiges Stück - mehrstimmig - das in Golden Brown von den Strangles überging. Gar nicht schlecht, auch wenn die ruhige Musik und vor allem die vollkommen bodenständig wirkenden Bandmitglieder nicht richtig zur Hauptgruppe passten. Nach zwei, drei sehr schönen Liedern wurde es irgendwann eintönig, vielleicht auch (schlechter Wortwitz), weil der rechts stehende Sänger doch hauptberuflich Bassist war und seltener größere Teile sang. Die vier Niederländer hatten viel Spaß bei ihrer Musik und wirkten schrecklich nett! Schade, daß die Musik sich auch nur das Prädikat "nett" erspielte.
* Der Mikroständer des Sängers hatte einen integrierten Nordic Walking Stock Griff. Warum auch immer.
Setlist Racoon, Gebäude 9, Köln:
01: Walk away (?)
02: Run out
03: Good & ugly
04: Lose another day
05: Laugh about it
06: Clean again
07: Hero's in town (?)
08: Love you more
09: My town
10: Close your eyes
Um 21.40 Uhr kam dann jemand mit einer riesigen Setlist auf die Bühne, zeigte die wie ein Nummerngirl dem Saal und legte das handbemalte A0-Plakat auf den Boden zwischen Bass und Gitarre - die größte Setlist, die ich je gesehen habe. Daß sie so groß war, hatte seinen Grund, wie sich schnell zeigen sollte.
Evan Dando, der auch mittlerweile erschienen war und sich seine Gitarre umgeschnallt hatte, sah ziemlich fertig aus. Wenn er deshalb nicht professionell fotografiert werden wollte, hat er mein volles Verständnis. Auch sein Spiel und sein Gesang war merklich fahrig. Auf der hochgehaltenen Poster-Setlist hatte ich gesehen, daß die Lemonheads wie in Paris vor einigen Tagen mit Lieder von It's a shame about Ray in Albumreihenfolge beginnen würden. Trotzdem mußte Evan schon nach dem ersten Stück Rockin Stroll nachsehen, was als nächstes komme. Das "Nachsehen" spielte sich dabei (auch in der Folge immer wieder) so ab, daß sich Dando runterbeugte, um die hausgroßen Songtitel zu lesen. Da er aber offenbar schlechtsichtiger war als die Buchstaben groß, erklärte ihm sein Bassist, was jeweils komme. So habe ich mir immer abgehalfterte Schauspieler vorgestellt, die sich ihre Texte nicht mehr merken können. Das, dazu die offensichtliche Lustlosigkeit - oder eher Gleichgültigkeit - der Indierock-Legende Dando war nicht schön anzusehen...
Es wurde irgendwann im Verlauf des Konzerts besser, ich habe mich aber im Verdacht, daß auch meine Gleichgültigkeit einfach stieg und mich das Konzert als besser werden empfinden ließ.
Bis zum einschließlich des neunten Lieds (Alison's starting to happen) spielten die Lemonheads wirklich Ray in gleicher Reihenfolge, allerdings als Schatten der Albumversionen. Daß Juliana Hatfield, die bei einigen der Songs (auf Platte) mitgesungen hatte, fehlte, war das eine. Dieses herzlose Runterspielen hätte aber nicht sein müssen.
Es folgten mit Hannah and Gabi (von der Deluxe remastered gedingsten Version) und Ceiling fan in my spoon zwei weitere Lieder von It's a shame about Ray, bevor die ersten Variationen kamen, Lieder von Car Button Cloth und mit No backbone sogar ein recht neues Stück.
Nach Tenderfoot verließen die beiden Begleiter Dandos die Bühne. Nicht allerdings, ohne Evan noch zu sagen, was er jetzt spielen sollte. Das Konzert-Äquivalent zu Essen auf Rädern.
Sechs Lieder, also eigentlich ein halbes Konzert spielte Evan Dando dann alleine. Wie erwähnt glaube ich nicht, daß das dramatisch besser war als der Anfang des Konzerts, es war mir aber eine Ecke egaler. "The disco's coming soon, don't you worry", war dann auch keine so schlimme Drohung des Sängers.
Nach drei Stücken wieder gemeinsam, endete der Auftritt nach etwa 70 Minuten mit punkigen Rückkopplungen. Die Stimmung im Saal war weit weniger schlecht, als das meine Schilderungen wahrscheinlich vermuten ließen. Ich war also wohl mit falschen Vorstellungen in dieses Konzert gegangen.
Falsch waren auch meine Phantasien, was wohl mit Fotografen passiere. Von Beginn an schoß einer mit seiner Spiegelreflex ganz offen Bilder des Sängers. Ohne Konsequenzen allerdings. Er stand am Rand und Evan Dando war offenbar nicht in der Lage, die Titel der riesigen Setlist zu lesen. Also trauten sich immer mehr Leute, Fotos zu machen. Bei mir kam dabei aber nur ein verwackelter Evan Dando raus. Sinnbildlich...
Nach Tenderfoot verließen die beiden Begleiter Dandos die Bühne. Nicht allerdings, ohne Evan noch zu sagen, was er jetzt spielen sollte. Das Konzert-Äquivalent zu Essen auf Rädern.
Sechs Lieder, also eigentlich ein halbes Konzert spielte Evan Dando dann alleine. Wie erwähnt glaube ich nicht, daß das dramatisch besser war als der Anfang des Konzerts, es war mir aber eine Ecke egaler. "The disco's coming soon, don't you worry", war dann auch keine so schlimme Drohung des Sängers.
Nach drei Stücken wieder gemeinsam, endete der Auftritt nach etwa 70 Minuten mit punkigen Rückkopplungen. Die Stimmung im Saal war weit weniger schlecht, als das meine Schilderungen wahrscheinlich vermuten ließen. Ich war also wohl mit falschen Vorstellungen in dieses Konzert gegangen.
Falsch waren auch meine Phantasien, was wohl mit Fotografen passiere. Von Beginn an schoß einer mit seiner Spiegelreflex ganz offen Bilder des Sängers. Ohne Konsequenzen allerdings. Er stand am Rand und Evan Dando war offenbar nicht in der Lage, die Titel der riesigen Setlist zu lesen. Also trauten sich immer mehr Leute, Fotos zu machen. Bei mir kam dabei aber nur ein verwackelter Evan Dando raus. Sinnbildlich...
Setlist The Lemonheads, Gebäude 9, Köln:
01: Rockin Stroll
02: Confetti
03: It's a shame about Ray
04: Rudderless
05: My drug buddy
06: The turnpike down
07: Bit part
08: Alison's starting to happen
09: Hannah and Gabi
10: Ceiling fan in my spoon
11: It's about time
12: No backbone
13: Hospital
14: Tenderfoot
15: The outdoor type (Evan Dando Solo)
16: Being around (Evan Dando Solo)
17: Why do you do this to yourself (Evan Dando Solo)
18: Frank Mills (Evan Dando Solo)
19: Skulls (Misfits Cover) (Evan Dando Solo)
20: All my life (Evan Dando Solo)
21: Style
22: Down about it
23: The great big no
Fotos 3, 4 und 5: stsch // www.smash-mag.com. Vielen Dank für die tollen Bilder, die mit viel Mut entstanden sind!
Links:
- The Lemonheads neulich in Paris
- die Fotos
13 Kommentare :
mut??? shiver and shake, um andere alte helden zu zitieren! dennoch: this voice... und diese version von style! ach, ich weiß es auch noch nicht... viele grüße, stsch
Nur Lieder von den dritten und vierten Racoon-Platte? Da war es ja die richtige Entscheidung sich für das Fucking Independent und gegen Racoon (obwohl schon seit Juli 2004 nicht mehr gesehen) zu entscheiden.
Was heißen die Fragezeichen? Dass du nicht weißt ob die Lieder so hießen oder ob du nicht weißt, dass sie gespielt wurden? Geben tut es beide Stücke.
Eigentlich war wohl geplant Herrn D. nach dem Auftritt noch im Stereo Wonderland im Rahmen des besagten Fucking Independent spielen zu lassen - dass das nicht geschah, überrascht nach dem Bericht noch weniger ;-)
Ich kannte Racoon vorher nicht. Die Titel habe ich also von der Setlist übernommen. Da standen aber nur so Sachen wie "Wok" drauf, das ich als Walk away deute. Es passte zu dem, was ich vom ersten Lied in Erinnerung habe.
Hero's in my town hieß "Held".
Der Rest stimmt aber sicher. Glaube ich. :-)
Starker Tobak :-D Aber nachvollziehbarer bericht ;-)
Mein Review zum Konzert ist nun auch online. Ist etwas besser ausgefallen als deiner, auch wenn wir uns über die gleichen Dinge Sorgen machen ;-)
Bericht ist hier zu finden: http://www.sparklingphotos.de/content/view/900/128/.
Liebe Grüße und bis ganz bald
Micha :-)
Die Setlist und das Verhalten scheinen nun schon seit eineinhalb Jahren nahezu identisch zu sein - ich habe Herrn Dando im Mai 2007 in der Batschkapp gesehen, da war er genauso drauf (wenn auch seine Augen anscheinend noch besser waren, Riesenposter gab es glaube ich nicht). Nur dass mein Konzert auch noch ziemlich kurz war. :-( Ich habe damals auch darüber geschrieben, bei Interesse: http://www.pflasterstrand.net/blog/?p=707
Bis auf die Pudelmütze hätte das auch ein Bericht von Freitag sein können!
Jetzt hört endlich auf, über Herrn Dando herzuziehen. Der ist selbst in angeschlagenem Zustand 100 mal besser, als ein topfiter Chris Martin.
Die Stimme von Evan ist nach wie vor eine Sensation!
Deswegen habe ich die CDs seit dem Konzert auch noch ein paarmal gehört.
Die Stimme war auch live noch sehr präsent, selbst wenn Evan gedanklich anderswo war!
Du hast ja auch offenbar ein besseres Konzert erlebt.
Glaube ich nicht, ich habe mich lediglich nicht so auf den lädierten Zustand von Evan konzentriert, sondern seine nach wie vor tollen Songs genossen.
Ohne das jetzt noch viel weiter vertiefen zu wollen...
Man kann eben großartige Lieder auch in einer verhunzten Version spielen. Damit bleiben es großartige Lieder, das Abgelieferte im Konzert ist aber Mist. A New England, um bei einem anderen Konzert neulich zu bleiben, wird ja auch kein schlechtes Stück dadurch, daß es Kate Äwwwwa Nash singt, nur ihre Version ist schlechter.
Die solo gespielten Songs von The outdoor type bis All my life waren gruselig runtergespielt, als gelte es, diese Pflichtübungen abzuhaken.
Vor Down about it oder The great big no wollte Evan wohl noch ein anderes Stück ansetzen, was aber nicht recht klappte.
Wie, Du findest "A New England" in der Version mit Kate Nash schlecht?? ;-)
Kommentar veröffentlichen